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Monats-Archiv: Oktober 2013 − Nachrichten


Koh­le­berg­bau in Spitz­ber­gen wirt­schaft­lich auf schwa­chen Füßen

Der nor­we­gi­sche Koh­le­berg­bau in Spitz­ber­gen schwä­chelt wirt­schaft­lich. Ver­ant­wort­lich für die ver­blie­be­nen Gru­ben ist die Store Nor­ske, deren Akti­en zu über 99 % im Staats­be­sitz sind.

Der Berg­bau in Lon­gye­ar­by­en fin­det nur noch auf eher sym­bo­li­schem Niveau in der Gru­be 7 im Advent­da­len statt. Sveagru­va, genau­er die Gru­be Svea Nord, hat der Gesell­schaft eini­ge Jah­re lang schwar­ze Zah­len beschwert, aber die fet­ten Jah­re lie­gen mitt­ler­wei­le klar in der Ver­gan­gen­heit. Am nörd­lich von Svea gele­ge­nen Lun­ckef­jel­let ist mitt­ler­wei­le alles start­klar für den Berg­bau, aber dort rei­chen die Vor­rä­te nur weni­ge Jah­re – bei aktu­el­len Welt­markt-Koh­le­prei­sen ist die Wirt­schaft­lich­keit des Abbaus wohl zwei­fel­haft, und ob Nor­we­gen in Spitz­ber­gen nach Schlie­ßung der Lun­ckef­jel­let-Gru­be noch Koh­le abbau­en wird, weiß nie­mand. Wei­te­re Vor­kom­men wer­den zwar etwa am Bas­sen (Nord­sei­te Advent­da­len) und öst­lich von Sveagru­va erkun­det, aber eine neue Gru­be in Oslo poli­tisch durch­zu­set­zen, wäre mit Sicher­heit kein Selbst­läu­fer.

Aktu­ell schreibt die Store Nor­ske, Arbeit­ge­ber für immer­hin etwa 300 Ange­stell­te, tief­ro­te Zah­len. 2012 belief der Unter­schuss sich auf 234 Mil­lio­nen nor­we­gi­sche Kro­nen (knapp 29 Mil­lio­nen €), die­ses Jahr wird es nicht viel bes­ser wer­den. Das schafft Unsi­cher­heit unter den Ein­woh­nern Lon­gye­ar­by­ens, wo auch vie­le Ange­stell­te von Zulie­fer­be­trie­ben indi­rekt vom Berg­bau abhän­gig sind. Die­ses Jahr wur­den bereits 70 Store-Nor­ske-Ange­stell­te ent­las­sen, die Arbeits­platz­ver­lus­te bei den Zulie­fe­rern noch gar nicht ein­ge­rech­net. Für eine Sied­lung mit gera­de ein­mal gut 2000 Ein­woh­nern ist das sehr viel.

Der­zeit zehrt die Store Nor­ske am Eigen­ka­pi­tal und nimmt Kre­di­te auf, um Inves­ti­tio­nen etwa für die neue Lun­ckef­jel­let-Gru­be zu stem­men. Wei­te­re staat­li­che Zuschüs­se sind nicht zu erwar­ten. Mit dem Erwerb der Akti­en­mehr­heit in der Logis­tik­fir­ma Pole Posi­ti­on hat die Store Nor­ske bereits ihre Füh­ler in Rich­tung ande­rer Bran­chen aus­ge­streckt.

Svea Nord: Die Gru­be hat ihre bes­ten Tage hin­ter sich. Wei­ter nörd­lich ist die Lun­ckef­jel­let-Gru­be nun zum Abbau klar.

Svea Nord

Quel­le: NRK

Grön­land: Bann auf Uran-Abbau auf­ge­ho­ben

Grön­land ist eigent­lich nicht im Fokus der Spitzbergen.de-Nachrichten, aber die­se poli­ti­sche Ent­schei­dung ist im Sin­ne der Umwelt wich­tig genug, um den­noch erwähnt zu wer­den. Seit 1988 hat­te Grön­land den Abbau von Uran mit einem gene­rel­len Bann belegt. Hin­ter­grund war die Erkennt­nis, dass eine intak­te Umwelt lang­fris­ti­ge Lebens­grund­la­ge der Bevöl­ke­rung Grön­lands ist.

Der poten­zi­el­le Abbau von Uran spiel­te eine gro­ße Rol­le in den grön­län­di­schen Par­la­ments­wah­len vom 12. März 2013. Der neue Pre­mier Ale­qa Ham­mond befür­wor­tet den Abbau. For­de­run­gen nach einer brei­ten öffent­li­chen Dis­kus­si­on oder einer Volks­ab­stim­mung über den Uran­ab­bau konn­ten sich nicht durch­set­zen. Nach 5-stün­di­ger Debat­te hob das Par­la­ment in Nuuk am 24. Okto­ber den gene­rel­len Bann auf. Von nun an ist der Abbau von Uran in Grön­land nicht nur prin­zi­pi­ell denk­bar, son­dern auch kon­kret zu errei­chen. Etwa bei der Berg­bau­ge­sell­schaft Green­land Mine­rals and Ener­gy Ltd. aus Aus­tra­li­en dürf­ten schon die Kor­ken geknallt haben. Die Gesell­schaft sitzt auf dem Kva­nef­jeld-Cla­im in Süd­west­grön­land, der als einer unter den 10 welt­weit wich­tigs­ten Vor­kom­men für sel­te­ne Erden gilt. Die damit ver­bun­de­nen Uran­vor­kom­men waren wegen der pol­ti­schen Situa­ti­on bis­lang ein Abbau­hin­der­nis.

Pre­mier Ham­mond sag­te, „wir kön­nen nicht abwar­ten, wäh­rend die Arbeits­lo­sig­keit und Lebens­kos­ten stei­gen, wäh­rend die Wirt­schaft sta­gniert“. Kri­ti­ker befürch­ten, dass vor allem Berg­bau­fir­men außer­halb von Grön­land pro­fi­tie­ren, wäh­rend Arbeits­plät­ze an Berg­ar­bei­ter aus Bil­lig­lohn­län­dern ver­ge­ben wer­den und Grön­land lang­fris­tig vor allem mit Aus­beu­tung sei­ner Res­sour­cen und Umwelt­schä­den rech­nen muss.

Berg­bau gibt es in Grön­land schon lan­ge: Hier Res­te der Mar­mor- und Zink/Bleimine von Maar­moo­ri­lik nörd­lich von Uum­a­naaq, West­grön­land. Dem­nächst also auch Uran.

Maarmoorilik

Quel­le: Nunat­sia­qOn­line

Spitz­ber­gen-Fahrt mit der Anti­gua im Sep­tem­ber 2014: Schwer­punkt Foto­gra­fie

Für unse­re Spitz­ber­gen-Rei­se im Sep­tem­ber 2014 kön­nen wir einen wei­te­ren the­ma­ti­schen Schwer­punkt anbie­ten: Zur bes­ten Foto-Rei­se­zeit neh­men wir zusätz­lich Foto­gra­fie als Schwer­punkt ins inhalt­li­che Spek­trum die­ser Fahrt auf. Alex­an­der Lembke wird die­se Fahrt beglei­ten und eine Rei­he von Foto-Work­shops anbie­ten.

Alex ist mitt­ler­wei­le übri­gens Inha­ber einer Pro­fes­sur an der Hoch­schu­le für Gestal­tung (BTK) in Ham­burg. Herz­li­chen Glück­wunsch!

Wir wer­den auf der Sep­tem­ber-Rei­se mit einem auf 4 Leu­te ver­stärk­ten Gui­de-Team unter­wegs sein, um alle Schwer­punk­te voll abde­cken zu kön­nen: Wan­de­run­gen, Naturkunde/Geologie, Foto­gra­fie.

Die­ses fan­tas­ti­sche Abend­licht hat­ten wir im Sep­tem­ber 2012 im Bell­sund.

Abendlicht, Bellsund

Mari­nes Plank­ton doch resis­ten­ter gegen nied­ri­ge­ren pH-Wert?

Die Über­säue­rung der Ozea­ne gehört zu den bis­lang oft über­se­he­nen, von Fach­leu­ten aber gefürch­te­ten Kon­se­quen­zen der Kli­ma­än­de­rung: Die Welt­mee­re neh­men gro­ße Men­gen des in der Atmo­sphä­re ent­hal­te­nen Koh­len­di­oxids auf. Mit stei­gen­dem CO2-Gehalt der Atmo­sphä­re steigt auch die Men­ge des im Was­ser gelös­ten CO2: der pH-Wert fällt, das Was­ser wird „sau­rer“.

Als Fol­ge wird befürch­tet, dass dar­un­ter ins­be­son­de­re sol­che Orga­nis­men lei­den, die ein Endo­ske­lett (sprich: Scha­le) aus Kalk auf­bau­en. Dazu zäh­len ver­schie­de­ne Plank­ton­ar­ten von Ein­zellern bis hin zu mari­nen Schne­cken, die alle eines gemein­sam haben: sie sind wich­tig für die Nah­rungs­ket­te im Meer. Fällt der pH-Wert unter­halb von Schwel­len, die ein­zel­ne Arten tole­rie­ren kön­nen, wäre es mög­lich, dass gan­ze Glie­der aus der Nah­rungs­ket­te her­aus­bre­chen. Im Extrem­fall könn­te der Kol­laps regio­na­ler Öko­sys­te­me die Fol­ge sein. Auch See­vo­gel­ko­lo­nien und Tie­re wie Wale, Rob­ben und Eis­bä­ren sind völ­lig von der im Plank­ton bestehen­den Basis der mari­nen Nah­rungs­ket­te abhän­gig. Beob­ach­tun­gen meh­ren sich, dass sol­che Befürch­tun­gen nicht blan­ke Panik­ma­che sind, son­dern durch­aus real sein kön­nen.

Immer­hin gibt es jetzt auch eine fun­dier­te Beob­ach­tung, die andeu­tet, dass das mari­ne Öko­sys­tem in Spitz­ber­gen gegen eine Über­säue­rung mög­li­cher­wei­se wider­stands­fä­hi­ger ist als bis­lang befürch­tet. Im Kongsfjord haben Wis­sen­schaft­ler das Meer­was­ser an Beob­ach­tungs­sta­tio­nen mit Koh­len­di­oxid ange­rei­chert und die Ent­wick­lung beob­ach­tet. Ent­ge­gen der Erwar­tung konn­te kein Ein­fluss auf die Arten­zu­sam­men­set­zung und den Zustand des Zoo­plank­tons fest­ge­stellt wer­den. Dies gibt Anlass zur Hoff­nung, dass das öko­lo­gisch so bedeut­sa­me mari­ne Zoo­plank­ton in der Ark­tis doch resis­ten­ter gegen fal­len­de pH-Wer­te sein könn­te als ange­nom­men.

Gewiss­heit lässt sich dar­aus natür­lich noch nicht ablei­ten. Es han­delt sich bis­lang nur um eine zeit­lich und räum­lich eng begrenz­te Beob­ach­tung. Unter­su­chun­gen, wel­che die Emp­find­lich­keit des Zoo­plank­tons gegen einer Über­säue­rung fest­stel­len, sind nicht aus der Luft gegrif­fen. Wie heißt es so schön am Ende einer jeden wis­sen­schaft­li­chen Ver­öf­fent­li­chung: „wei­te­re Unter­su­chun­gen wer­den benö­tigt …“

Flü­gel­schne­cken im Kross­fjord: Wie emp­find­lich sind sie gegen eine Über­säue­rung des Meer­was­sers? Öko­lo­gisch ist das eine der 10000000-Euro-Fra­gen.

Flügelschnecke, Krossfjord

Quel­le: CO2 Sci­ence

Die Rei­se ins Licht: Film von, mit und über Kai Schu­bert

Kai Schu­bert ist Regis­seur und Fil­me­ma­cher und als sol­cher sicher man­chem Besu­cher die­ser Sei­te bekannt: Mit Rolf Stan­ge war Kai etwa 2010 in Spitz­ber­gen unter­wegs, wor­aus die Doku­men­ta­ti­on „Über­le­ben im Reich der Eis­bä­ren“ ent­stand. Auch 2011 saßen Kai und Rolf im wahrs­ten Sin­ne in einem Boot, nament­lich auf der Anti­gua, wobei erst­ma­lig auch Cathe­ri­na Kon­rad als Kame­ra­frau mit von der Par­tie war.

Dass die Film­auf­nah­men von der Anti­gua-Rei­se 2011 nach wie vor auf die (immer noch geplan­te) Ver­öf­fent­li­chung war­ten, hat einen Grund: Kai wur­de bald dar­auf schwer krank.

Mit einer schwe­ren Erkran­kung scheint die Ark­tis als Rei­se­ziel uner­reich­bar. Kai hat gezeigt, dass es mit viel Wil­lens­kraft und einer guten Por­ti­on Glück den­noch gehen kann. Sei­ne Rei­se nach Spitz­ber­gen und zurück ins Leben zeigt sein neu­er Film „Die Rei­se ins Licht“, der erst­ma­lig am 01. Novem­ber um 11 Uhr im Bay­ri­schen Fern­se­hen gezeigt wird. Auch bei „Die Rei­se ins Licht“ war Cathe­ri­na wie­der betei­ligt.

Kai Schu­bert 2010 in Spitz­ber­gen.

Kai Schubert, Spitzbergen 2010

Mehr zur Sen­dung: BR Stol­per­stein

Fat­Bike Spits­ber­gen: Rad­tou­ren in Spitz­ber­gen

Rad­tou­ren in Spitz­ber­gen waren bis­lang kein The­ma, da das Gelän­de abseits der weni­gen Stra­ßen ein­fach nicht für Rad­fah­rer geeig­net ist. Zumin­dest ein klein wenig scheint sich das jetzt zu ändern: Mit „Fat­Bikes“ kann man sich in eini­ger­ma­ßen ebe­nem Gelän­de auch abseits der Wege aufs Velo schwin­gen. Die­se Fahr­rä­der haben so dicke Rei­fen, dass sie zumin­dest auf har­tem Schnee und gefro­re­nem Boden ver­wend­bar sind.

Die gesetz­li­che Lage ist klar: Abseits der Wege dür­fen Fahr­zeu­ge nur auf gefro­re­nem, schnee­be­deck­tem Boden benutzt wer­den. Umwelt­schä­den wie Ero­si­on sind bei Ein­hal­tung die­ser Rege­lung nicht zu befürch­ten.

Seit August gibt es in Lon­gye­ar­by­en mit Fat­Bike Spits­ber­gen bereits einen Anbie­ter von Fat­Bike-Tou­ren. Das ist inso­fern eine inter­es­san­te Ergän­zung des bestehen­den, umfang­rei­chen Ange­bo­tes an orga­ni­sier­ten Tou­ren, als dass es Akti­vi­tä­ten im Gelän­de auch im frü­hen Win­ter ermög­licht, wenn die Mög­lich­kei­ten ansons­ten spär­lich sind. Die aktu­ell begin­nen­de Polar­nacht ist vom Licht her eigent­lich eine attrak­ti­ve Zeit, zu der Lon­gye­ar­by­en nicht gera­de über­lau­fen ist und die Hotels ver­gleichs­wei­se güns­ti­ge Tari­fe anbie­ten, nur Ange­bo­te für Tou­ren sind deut­lich dün­ner gesät als wäh­rend der Sai­son. Nun ist auf jeden Fall eine Mög­lich­keit hin­zu­ge­kom­men.

In der schnee­frei­en Zeit sind die Wege auch für nor­ma­le Fahr­rä­der zugäng­lich. Fahr­rä­der sind eine ange­neh­me Mög­lich­keit, die für Fuß­gän­ger lan­gen Stra­ßen­ki­lo­me­ter zurück­zu­le­gen und sich so eini­ge Nah­be­rei­che um Lon­gye­ar­by­en wie Advent­da­len und Bjørn­da­len zu erschlie­ßen.

Mit dem Fat­Bike unter­wegs auf der Stra­ße im Advent­da­len. © Foto: Fat­Bike Spits­ber­gen.

FatBike Spitsbergen

Mehr hier­zu: Fat­Bike Spits­ber­gen

Ölfund in der Barents­see im Feld Wis­ting Cen­tral

Das Bohr­loch 7324/8-1 im Gebiet Wis­ting Cen­tral hat einen Ölfund erge­ben. Die Bohr­in­sel Leiv Eiriks­son bohr­te auf 373 Metern Was­ser­tie­fe 542 Meter tief ins Gestein und erreich­te dabei die obe­re Tri­as. In den dar­über lie­gen­den Schich­ten aus dem unte­ren und mitt­le­ren Jura fan­den sich 50-60 Meter mäch­ti­ge Sedi­ment­schich­ten, in denen zwi­schen 10 und 26 Mil­lio­nen Stan­dard­ku­bik­me­ter gewinn­ba­res Öl ver­mu­tet wer­den. Es han­del­te sich um eine Explo­ra­ti­ons­boh­rung, die nun per­ma­nent ver­schlos­sen wird, aber es liegt auf der Hand, dass die För­de­rung fol­gen wird.

Die Bohr­in­sel Leiv Eiriks­son wird nach Abschluss der Arbei­ten wei­ter nörd­lich wei­te­re Pro­be­boh­run­gen vor­neh­men. Gro­ße Hoff­nun­gen rich­ten sich dabei auf das Hoop-Gebiet, das teil­wei­se nörd­lich von 74°N liegt und somit inner­halb des Gel­tungs­ge­bie­tes des Spitz­ber­gen­ver­tra­ges. Eine För­de­rung in die­sem Gebiet wäre nicht nur mit den ein­schlä­gi­gen Umwelt­ri­si­ken ver­bun­den, son­dern auch poli­tisch ein schwie­ri­ges Feld.

Der Ölfund war der ers­te in der Regi­on und liegt etwa 310 Kilo­me­ter nörd­lich von Ham­mer­fest, weni­ger als 200 Kilo­me­ter süd­öst­lich der Bären­in­sel (Bjørnøya). Die umlie­gen­de Barents­see ist bio­lo­gisch sehr pro­duk­tiv, dort ernäh­ren sich gewal­ti­ge Fisch­schwär­me, meh­re­re Arten Wale und Del­fi­ne und hun­dert­tau­sen­de von See­vö­geln, die auf der Bären­in­sel und an der Küs­te Nord­nor­we­gens brü­ten.

Die unge­fäh­re Lage des Ölfun­des im Gebiet Wis­ting Cen­tral (rot mar­kiert). © Kar­te: Goog­le Maps.

Lage des Ölfundes im Gebiet Wisting Central

Quel­le: Petro.no

Digi­ta­le Kar­te von Spitz­ber­gen ab 2015 frei ver­füg­bar

Es ist fast zu schön, um wahr zu sein: Das nor­we­gi­sche Kart­ver­ket, das für die Her­aus­ga­be topo­gra­phi­scher Kar­ten zustän­dig ist, hat ange­kün­digt, digi­ta­le Kar­ten schritt­wei­se kos­ten­los zugäng­lich zu machen. Am 27. Okto­ber sol­len gro­ße Tei­le der topo­gra­phi­schen Kar­te Nor­we­gens den Anfang machen. Spitz­ber­gen soll schließ­lich 2015 fol­gen.

Bis­lang war die restrik­ti­ve Ver­öf­fent­li­chungs­po­li­tik hin­sicht­lich digi­ta­ler Topo-Kar­ten für Spitz­ber­gen Ziel­schei­be kräf­ti­ger Kri­tik. Die aktu­ell für über 1000 NOK erhält­li­che digi­ta­le Spitz­ber­gen-Kar­te („Sval­bard Topo-Explo­rer“), die auf Gar­min-GPS läuft, ist für wei­te Tei­le der Insel­grup­pe bei wei­tem nicht so genau wie die Digi-Kar­te des nor­we­gi­schen Polar­in­sti­tuts im Inter­net. Zudem ist die Nut­zung etwa für gewerb­li­che Pro­duk­tio­nen, auch für sol­che mit klei­ner Auf­la­ge, astro­no­misch teu­er, was etwa zur Fol­ge hat, dass unser Rei­se­füh­rer Spitz­ber­gen-Sval­bard bis­lang nicht damit aus­ge­stat­tet wer­den konn­te. Die genaue­re Online-Ver­si­on funk­tio­niert aber eben nur online und ist im Gelän­de somit nicht nutz­bar. Es ist zu hof­fen, dass sich die Situa­ti­on ab 2015 ent­schie­den ver­bes­sert.

Mit der Frei­ga­be sol­len krea­ti­ve Anwen­dun­gen in der Wirt­schaft geför­dert wer­den. Da freu­en sich unter ande­rem Autoren und Ver­la­ge von Spitz­ber­gen-Rei­se­füh­rern!

Digi­ta­le topo­gra­phi­sche Kar­te von Spitz­ber­gen auf der Inter­net­sei­te des Nor­we­gi­schen Polar­in­sti­tuts: Die freie Nut­zung soll ab 2015 mög­lich sein, was sowohl im Gelän­de als auch in der krea­ti­ven Wirt­schaft sehr zu begrü­ßen wäre.

Digitale topographische Karte von Spitzbergen

Quel­le: Com­pu­ter­world

Hub­schrau­ber­ba­sis auf der Bären­in­sel?

Aus der nor­we­gi­schen Öl- und Gas­in­dus­trie wird der Ruf nach einer Hub­schrau­ber­ba­sis auf der Bären­in­sel (Bjørnøya) laut. Hin­ter­grund sind Akti­vi­tä­ten der Indus­trie in Gebie­ten in der Barents­see, die von Nord­nor­we­gen aus mit Hub­schrau­bern nicht bzw. nur mit zeit­rau­ben­dem Tank­stop auf der Bären­in­sel erreicht wer­den kön­nen.

Die Bären­in­sel ist seit 2002 Natur­re­ser­vat, hat also die strengs­te Schutz­stu­fe. Aus­ge­nom­men ist aktu­ell nur das Gebiet unmit­tel­bar um die Wet­ter­sta­ti­on in Her­wig­ham­na, um die dor­ti­gen Akti­vi­tä­ten nicht zu gefähr­den. Aller­dings hat die nor­we­gi­sche Regie­rung in einer Regie­rungs­er­klärung (Stortings­mel­ding Nr. 9, 1999-2000) bereits vor Eta­blie­rung des Natur­re­ser­va­tes klar­ge­stellt, dass die Schutz­be­stim­mun­gen für die Ein­rich­tung bestimm­ter Anla­gen für die Suche nach oder die För­de­rung von Öl und Gas außer Kraft gesetzt wer­den kön­nen. Ein pas­sen­des Gelän­de dazu ist bereits öst­lich der Sta­ti­on an der Nord­küs­te aus­ge­wählt, ganz in der Nähe eines beson­ders streng geschütz­ten Gebie­tes. Die Fra­ge der Bereit­schafts­diens­te für Unfäl­le, bei denen es zu Ver­letz­ten oder Ver­schmut­zung kommt, stellt sich mit zuneh­men­der Prä­senz der Öl- und Gas­in­dus­trie immer drin­gen­der.

Küs­ten­land­schaft im Nord­wes­ten der Bären­in­sel (Bjørnøya). Als Natur­re­ser­vat streng geschützt, aber den­noch mög­li­cher­wei­se künf­tig Stand­ort einer Hub­schrau­ber-Bereit­schafts­ba­sis.

Bäreninsel (Bjørnøya)

Quel­le: Radio Nord­kapp

Eis­bär tot auf Edgeøya nach wis­sen­schaft­li­cher Betäu­bung (II)

Im Sep­tem­ber wur­de auf der Edgeøya ein Eis­bär tot auf­ge­fun­den, der 2 Tage zuvor von Wis­sen­schaft­lern betäubt wor­den war. Wahr­schein­lich ist der Bär erstickt, nach­dem er sei­ne Posi­ti­on im noch betäub­ten Zustand selbst geän­dert hat­te (sie­he Spitzbergen.de-Nachrichten vom Sep­tem­ber). Das Nach­las­sen der Betäu­bung und die Auf­wach­pha­se wer­den nicht über­wacht, so dass betäub­te Eis­bä­ren immer dem Risi­ko aus­ge­setzt sind, zu Ersti­cken oder einem ande­ren Bären zum Opfer zu fal­len.

Der Fall des toten Bären auf der Edgeøya im Sep­tem­ber wur­de nun vom Sys­sel­man­nen als „nicht straf­ba­rer Sach­ver­halt“ zu den Akten gelegt.

Die für die Eis­bä­ren alles ande­re als scho­nen­de „Jagd“ zur wis­sen­schaft­li­chen Betäu­bung mit Hub­schrau­bern wird in Spitz­ber­gen regel­mä­ßig in gro­ßem Umfang durch­ge­führt, da die­se For­schung von Nor­we­gens poli­ti­scher Füh­rung gewollt ist. Die meis­ten Eis­bä­ren, die in Spitz­ber­gen beob­ach­tet wer­den, zei­gen mitt­ler­wei­le aus der Ent­fer­nung sicht­ba­re Zei­chen einer sol­chen „Behand­lung“ wie Hals­bän­der mit Sen­dern, Mar­ken im Ohr oder auch ver­än­der­te Ver­hal­tens­wei­sen (zumin­dest vor­über­ge­hend reagie­ren sol­che Bären deut­lich ver­ängs­tig­ter etwa auf Schif­fe, sie­he „Im Tief­flug hin­ter Eis­bä­ren her: Im Namen der For­schung. Spitzbergen.de-Nachrichten, Okto­ber 2012). Sowohl Umfang als auch Vor­ge­hens­wei­se wer­den immer wie­der kri­ti­siert.

Hat die Begeg­nung mit Wis­sen­schaft­lern nicht über­lebt: Eis­bär am Meodden, Edgeøya (© Foto: Sys­sel­man­nen på Sval­bard).

Eisbär, Meodden, Edgeøya

Quel­le: Sys­sel­man­nen

Muni­ti­on aus dem Zwei­ten Welt­krieg am Advent­top­pen

Der Zwei­te Welt­krieg hat selbst in der abge­le­ge­nen Ark­tis sei­ne Spu­ren hin­ter­las­sen. Vom Muni­ti­ons­fund am Advent­top­pen, im Advent­fjord gegen­über von Lon­gye­ar­by­en, wur­de im Juli in den Spitzbergen.de-Nachrichten berich­tet.

Nun ist klar, wie die Gra­na­ten dort­hin gekom­men sind. Die Infor­ma­ti­on stammt aus Inter­views, die Prof. E. Dege in den 1980er und 1990er Jah­ren mit Wer­ner Koehl führ­te. Koehl war Lei­ter des Späh­trupp­un­ter­neh­mens „Schnee­huhn“, das im August 1944 mit dem U-Boot U-307 West­spitz­ber­gen aus­ge­kund­schaf­tet hat.

Fol­gen­des teil­te Prof. Dege freund­li­cher­wei­se mit:

„Die­ser Späh­trupp stieg am 7.8.1944 vom mitt­le­ren Hanas­kog­dal zum Grat zwi­schen Advent­top­pen und Hiorth­fjell auf und ent­deck­te auf dem Grat eine aus­ge­bau­te (aber nicht besetz­te) Stel­lung der (Anm: nor­we­gi­schen) Gar­ni­son in Lon­gye­ar­by­en. Hier wur­den Schlaf­sä­cke, Pro­vi­ant, Medi­ka­men­te und eben die­se Wer­fer­mu­ni­ti­on ent­deckt. Da den Leu­ten von „Schnee­huhn“ die Wer­fer­mu­ni­ti­on zum Mit­neh­men zu schwer war, haben sie sie in der Nähe unter fla­chen Stein­plat­ten ver­steckt. Anschlie­ßend haben sie dann noch von einer Bara­cke der still­ge­leg­ten Hiorth­fjell­gru­va in 600 m Höhe am Süd­hang des Hiorth­fjells aus das Trei­ben in Lon­gye­ar­by­en und Mos­kus­hamn beob­ach­tet, bevor sie sich wie­der zum Dia­ba­sod­den zurück­zo­gen, wo sie am 11.8.1944 wie­der von U-307 auf­ge­nom­men wur­den.“

Anmer­kung: Der Späh­trupp „Schnee­huhn“ stand natür­lich unter deut­scher Lei­tung, bestand aber zumin­dest teil­wei­se aus nor­we­gi­schen SS-Ange­hö­ri­gen. Somit waren es letzt­lich Nor­we­ger, die in Spitz­ber­gen gegen ihre Lands­leu­te mit der Waf­fe in der Hand ope­rier­ten. Ein his­to­risch im über­tra­ge­nen Sin­ne stark ver­min­tes Gelän­de.

Sicht­ba­re Spu­ren des Zwei­ten Welt­krie­ges, in die­sem Fall harm­los: Flug­zeug­wrack in Hior­th­hamn, gegen­über von Lon­gye­ar­by­en.

Flugzeugwrack aus Zweitem Weltkrieg, Hiorthhamn (Adventfjord)

Quel­le: Freund­li­che Mit­tei­lung von Prof. E. Dege.

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