Das Eindringen neuer Arten in bestehende Ökosysteme kann diese ordentlich aus dem Gleichgewicht bringen. Gleich ob dies als natürlicher Prozess infolge normaler Einwanderung geschieht, ob der Mensch beim Umzug wissentlich oder unwissentlich mitgeholfen hat oder ob der Klimawandel den Wohnortwechsel begünstigte: alteingesessene Arten leiden meist unter ihren neuen Nachbarn. Dies ist insbesondere in abgelegenen, relativ artenarmen Ökosystemen der Fall, etwa in Polargebieten oder auf fernen Ozeaninseln.
Mittlerweile hat sich die Schneekrabbe (Chionoecetes opilio) in der Barentssee etabliert, die bis zu 90 cm Größe (Spannweite der Beine) und 2 kg Gewicht erreichen kann. Auch früher war die Schneekrabbe weit verbreitet, ihre Heimat liegt vor allem in der Beringstraße und nördlich davon sowie bei Neufundland. Möglicherweise ist die Krabbe entlang der sibirischen Küste Richtung Barentssee gekrabbelt.
Bei der an der norwegischen Küste eingewanderten Königskrabbe hat man die Erfahrung gemacht, dass die marine Bodenfauna unter den gefräßigen Neuankömmlingen kräftig leiden kann. Es steht zu befürchten, dass die Schneekrabbe kaum weniger Rücksicht nehmen wird als die Königskrabbe. Zudem ist es wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, bis letztere ebenfalls von der nordnorwegischen Küste aus nach Norden weiterwandert.
Exemplare der Schneekrabbe wurden bereits östlich von Spitzbergen gefunden. Die Art wird dort seit Mitte der 90er Jahre angetroffen und ist dabei, sich nicht nur zu einem ökologischen Störenfried, sondern auch zu einer wertvollen Ressource für die Fischerei zu entwickeln.