Seit vielen Jahren ist die MS Langøysund ein beliebtes Boot für Tagestouren im Isfjordgebiet. Von Juni bis September fährt das Schiff mit bis zu etwa 70 Gästen nach Barentsburg oder Pyramiden, auch die Vorbeifahrt an landschaftlichen Schönheiten wie einer Gletscherfront oder einem Vogelfelsen steht auf dem Programm.
Dieses Jahr läuft es aber bislang nicht gut für die Langøysund. Zu Saisonbeginn lief das Schiff in der Borebukta auf Grund. Der Rumpf wurde beschädigt, die Gäste mussten die Fahrt nach Longyearbyen mit einem anderen Schiff fortsetzen. Immerhin dauerte es nicht lange, bis der Schaden repariert und das Schiff für die weitere Fahrt freigegeben war.
Nun steht der Eigner, die Firma Henningsen Transport og Guiding (HTG) aus Longyearbyen, wegen Sozialdumping im Verdacht. Bereits im April hatte die Seefahrtsgewerkschaft (Norsk Sjømannsforbund) eingreifen müssen, damit die teilweise aus Philippinern bestehende Mannschaft norwegische Verträge mit norwegischen Tarifen bekommt, wie es auf Schiffen vorgeschrieben ist, die unter norwegischer Flagge fahren.
Nun stellte sich bei einer Kontrolle in Longyearbyen heraus, dass die Mannschaft zwar norwegische Verträge bekommen hat, aber nach wie vor deutlich geringere Löhne erhält, als ihnen nach Vertrag und Gesetz zusteht.
Bei HTG beruft man sich darauf, dass der Vertragspartner der Mannschaft eine philippinische Agentur in Manila ist, der man vertraue und der man die Löhne überweise.
Die Zusammenarbeit mit den betroffenen Mannschaftsmitgliedern gestaltet sich für die Gewerkschaft schwierig, da diese Angst haben, bei der Vermittlungsagentur auf eine schwarze Liste zu kommen, selbst wenn ihnen nach norwegischem Recht deutlich höhere Löhne zustehen. Die Rede ist von 5000 US-$ Lohn zuzüglich bezahlter Überstunden, was im harten Tagestourengeschäft einen wesentlichen Anteil ausmachen dürfte. Tatsächlich sollen die Löhne bei etwa 1500 US-$ liegen, wovon die Vermittlungsagentur in Manila noch einmal 20 % einkassiert.
Der Eigner, HTG, äußerste gegenüber der Svalbardposten, dass Verträge und Löhne in Ordnung seien und man nicht daran denke, die Zahlungen nachzuweisen. Nachdem diesbezüglich am heutigen Donnerstag eine Frist abgelaufen war, wurde angekündigt, die Langøysund in „Arrest“ zu legen.
Ähnliche Vorwürfe wurden gegenüber der MS Billefjord laut, wo HTG ebenfalls das Management bestreitet, wenn auch nicht als Eigner. Auch hier wurde von der Gewerkschaft schon ein Eingreifen angekündigt.
MS Langøysund auf Tagestour in der Ymerbukta. Werden der Mannschaft illegale Dumpinglöhne gezahlt?
Das Norwegische Polarinstitut hat ein Video aus etwa 1000 Einzelbildern von Satelliten zusammengestellt und auf Youtube veröffentlicht. Es zeigt auf beeindruckende Weise, wie Teile der Gletscherfront von Austfonna über 4 Kilometer vorrücken. Die beschleunigte Bewegung hatte 2012 ihren Höhepunkt.
Mehr zum plötzlichen Vorstoßen von Gletschern (Surge) und zur Eiskappe Austfonna in Steine und Eis.
Das Vorstoßen einer so großen Eiskappe wie Austfonna hat Folgen: Einerseits trägt Austfonna derzeit mehr zum Meeresspiegelanstieg bei als alle anderen Gletscher Spitzbergens zusammen. Lokal führte der „Surge“, wie das beschleunigte Vorstoßen neudeutsch-wissenschaftlich heißt, schon zu Warnungen für die Schifffahrt: Es muss sowohl mit einer größeren Zahl von Eisbergen gerechnet werden als auch mit Veränderungen des Meeresbodens, der unter Wasser zu Stauchendmoränen aufgeschoben sein kann.
Norwegens arktischer Norden (1): Spitzbergen
vom Polarlicht bis zur Mitternachtssonne. Ein erzählend-informativer, üppig illustrierter Bildband, thematisch und geographisch rund um die schönen Inseln im Norden.