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Monats-Archiv: Juli 2014 − Reiseblog


Reykja­vik

Ein hal­ber Tag lang ech­te Zivi­li­sa­ti­on. Geo­ther­misch beheiz­tes Was­ser in öffent­li­chen Bädern, und, ja, ich habe mir das End­spiel ange­schaut. Zusam­men mit halb Reykja­vik und gefühlt 2000 deut­schen Tou­ris­ten, vor gro­ßer Lein­wand an der fri­schen Luft. Die Stim­mung, unbe­schreib­lich – vor allem, als das Bild streik­te. 🙂

Zurück nach Island

(10.-12. Juli 2014) − Die Rück­fahrt nach Island hat­te zunächst ja etwas rich­tig ver­söhn­li­ches. Ein fast enten­teich­ar­tig ruhi­ger Nord­at­lan­tik am 10. ließ die Auro­ra zu einem rich­tig leben­di­gen Ort wer­den: sowohl innen im Salong als auch außen im Cock­pit, also im eini­ger­ma­ßen geschütz­ten Bereich zwi­schen Auf­bau und Steu­er, saßen Leu­te bei mun­te­rer Unter­hal­tung und genos­sen das Leben, soweit sich dies bei den beeng­ten Ver­hält­nis­sen machen lässt. Sogar einen mit neu­en Fotos ange­rei­cher­ten Vor­trag über Jan May­en konn­te ich anbie­ten, sozu­sa­gen als Nach­be­rei­tung.

Klar, dass das nicht ewig so blei­ben konn­te. Immer­hin kam der Wind so, dass wir segeln konn­ten, bis wir Island erreich­ten. Aber er wur­de wie­der ein­mal ziem­lich kräf­tig, und die Auro­ra war bald wie­der der qua­si ver­las­se­ne Ort, wie wir sie schon auf der Fahrt nach Nor­den über wei­te Stre­cken erlebt hat­ten.

Harold und Gud­jon hat­ten hoch gepo­kert und ihre Rück­flü­ge schon für Sams­tag (12.) Abend gebucht, den Tag der geplan­ten Ankunft. Das ging auch so gera­de gut, indem Sig­gi die bei­den im ers­ten ver­füg­ba­ren Hafen an Land gelas­sen hat, von wo aus sie auf direk­tes­tem Wege zum Flug­ha­fen gefah­ren wur­den. No risk, no fun!

Wir ande­ren freu­ten uns, am Sams­tag Abend in Isaf­jör­dur wie­der fes­ten Boden unter die Füße zu bekom­men und die Vor­zü­ge und Frei­hei­ten des Land­le­bens genie­ßen zu kön­nen. Von dort aus zog jeder sei­ner Wege. Euch Mit­rei­sen­den alles Gute! Und noch ein­mal vie­len Dank an Sig­gi und Gud­jon für alles!

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Grup­pen­fo­to (Down­load der gro­ßen Ver­si­on)

Für mich geht die Rei­se jetzt wei­ter nach Spitz­ber­gen. Was ja bekann­ter­ma­ßen auch nicht gera­de ein Pony­hof ist. Aber im Ver­gleich zu Jan May­en drängt sich doch der Gedan­ke an die vie­len Vor­zü­ge Spitz­ber­gens auf! Ich freue mich auf ver­gleichs­wei­se geschütz­te Gewäs­ser, die im Ver­gleich äußerst kom­for­ta­ble Anti­gua, loh­nens­wer­te Wan­de­run­gen auch unter­halb von 20 km Stre­cke und die schö­nen, abwechs­lung­rei­chen, hoch­po­la­ren Land­schaf­ten zwi­schen Süd­kap und Sie­ben Inseln! Ich kom­me!

Kval­ross­lø­pet & Olon­kin­by­en

Zuge­ge­ben, der Tag begann nicht vor dem ers­ten Hah­nen­schrei. Mit einem für den Nach­mit­tag vor­ge­se­he­nen Sta­ti­ons­be­such war das Pro­gramm klar und eini­ger­ma­ßen ent­spannt. Dach­te ich.

Dafür ging es dann aber auf ein­mal rela­tiv schnell. Wie sich her­aus­stell­te, bot die Sta­ti­on uns die Mög­lich­keit zum „Kval­ross­lø­pet“, dem tra­di­tio­nel­len Lauf von der Kval­ross­buk­ta bis zur Sta­ti­on. Neun Kilo­me­ter, die je nach Geschlecht und Alter in 60-80 Minu­ten zurück­zu­le­gen waren, um hin­ter­her offi­zi­ell als Wal­ross­läu­fer diplo­miert zu wer­den. Kein The­ma! Wen inter­es­sie­ren schon die 70 Kilo­me­ter der ver­gan­ge­nen Tage, vor nicht ein­mal 12 Stun­den been­det …?

Zuge­ge­ben, es ging nicht ganz so leicht­fü­ßig zur Sache, als um 12 Uhr zum Start gepfif­fen wur­de. Mit 6 Leu­ten tra­ten wir immer­hin mit genau 50 % unse­rer Mann­schafts­stär­ke an. Erwar­tungs­ge­mäß ging Harold schnell in Füh­rung und hielt die­se auch, bis er sou­ve­rän knapp unter 45 Minu­ten ins Ziel ging. Alle übri­gen folg­ten inner­halb der zeit­li­chen Vor­ga­be und konn­ten aus der Hand des „Häupt­lings“, wie der Sta­ti­ons­chef umgangs­sprach­lich genannt wird, ihre Urkun­de ent­ge­gen­neh­men. Ange­sichts der vie­len Kilo­me­ter der letz­ten Tage, Stei­gung, leich­tem Wind und Nebel sowie der stark impro­vi­sier­ten Beklei­dung gar nicht schlecht. Das Bes­te war die Mög­lich­keit, anschlie­ßend unter die Dusche gehen zu kön­nen!

Bis zum offi­zi­el­len Besuch um 4 war noch Zeit für einen klei­nen Spa­zier­gang Rich­tung Kapp Traill süd­lich von der Sta­ti­on. Klei­ne Pfa­de führ­ten zwi­schen Lava­skulp­tu­ren hin­durch, die stark mit Flech­ten und Moos bewach­sen waren. In die­sem Nebel eine wahr­lich ver­wun­sche­ne Land­schaft! Am Kapp Traill stie­ßen Fel­sen­fin­ger ins Meer hin­aus, und oben an den Ber­gen lach­ten Krab­ben­tau­cher wie wahn­sin­nig. Ark­tis pur, aber so ganz anders als Spitz­ber­gen.

Pünkt­lich um 16 Uhr hieß der freund­li­che Sta­ti­ons­chef Roy uns will­kom­men. Einer klei­nen Anspra­che folg­te das übli­che Pro­ze­de­re eines Sta­ti­ons­be­su­ches. Sobald der Kauf­rausch im klei­nen Sou­ve­nir­la­den befrie­digt war, erfreu­ten wir uns an Tee, Kaf­fee und Kek­sen sowie rich­ti­gen Sitz­ge­le­gen­hei­ten und genos­sen ein wenig die nor­we­gi­sche Gemüt­lich­keit auf die­ser ansons­ten so unge­müt­li­chen Insel. Eben­so ist auch der anschlie­ßen­de moto­ri­sier­te Rück­trans­port in die Kval­ross­buk­ta als Höhe­punkt ein­zu­ord­nen – Dan­ke!

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Der Rest des Tages? Unfei­er­lich. Mehr Stop­fen als Packen. Haupt­sa­che, was­ser­dicht. Schlep­pen. Mit Wat­stie­feln in der Bran­dung ste­hen. Alles an Bord so ver­tei­len, dass es mög­lichst lüf­ten, viel­leicht sogar trock­nen kann. Lecker essen. Und dann zog Jan May­en an uns vor­bei. Noch ein­mal schö­nes Abend­licht auf roten Asche­klip­pen und bizarr gewun­de­nen Lava­strö­men, bewach­sen mit grü­nem Moos, und dann ver­schwan­den die letz­ten Kra­ter hin­ter uns im Nebel. So schnell und end­gül­tig, dass man kurz dar­auf schon gar nicht mehr sicher sein konn­te, ob es die Insel über­haupt wirk­lich gibt.

Der Weg zurück

Nach dem Abstieg vom Bee­ren­berg beschlos­sen meh­re­re, noch am sel­ben Abend nach kur­zer Pau­se zurück in die Kval­ross­buk­ta zu mar­schie­ren. Mei­ner­seits hat­te ich ers­tens defi­ni­tiv kei­ne Lust, an den Bee­ren­berg-Tag noch ein­mal 18 Kilo­me­ter anzu­hän­gen, und zwei­tens gibt es unter­wegs so viel zu sehen, dass ein paar Stun­den zunächst auf jeden Fall nötig waren.

Natür­lich wur­de es wie­der win­dig, sobald wir in unse­ren Schlaf­sä­cken im schwar­zen Sand lagen, und der Sand fand sei­nen Weg in alle Löcher. Die­je­ni­gen, die ver­ant­wort­lich sind dafür, dass man außer­halb der Kval­ross­buk­ta nir­gend­wo mehr zel­ten darf, sol­len bloß froh sein, dass sie uns an die­sem Abend im Eke­rold­da­len nicht über den Weg gelau­fen sind. Trotz­dem wur­de es für mich defi­ni­tiv der bes­te Schlaf, seit wir vor über einer Woche Island ver­las­sen hat­ten. Wahr­schein­lich war ich ein­fach müde genug.

Nach eini­gen Stun­den Ruhe und einem Früh­stück aus einer Art grü­nem Beton auf Grund­la­ge von Erb­sen stopf­ten wir vier im Eke­rold­da­len letzt­lich ver­blie­be­nen die Sachen in die Ruck­sä­cke und zogen los. Ein kur­zer Umweg hoch auf einen klei­nen Kra­ter brach­te einen Blick in eine fri­sche Vul­kan­land­schaft, die nach ca. 1820 noch aktiv gewe­sen sein muss (Besuch von Score­s­by).

Die meis­ten hat­ten nicht mehr die rich­ti­ge Kom­bi­na­ti­on aus Ener­gie und Moti­va­ti­on, um ver­meid­ba­re Umwe­ge in den Rück­marsch ein­zu­bau­en, so dass wir in Kleinst­be­set­zung durch die Lava­wüs­te zur Elds­te Met­ten stapf­ten. Über­bleib­sel aus längst ver­gan­ge­nen Zei­ten, als Jan May­en noch Nie­mands­land war, und auf ein­mal wie­der ein blau­er Him­mel über kar­gen Fel­sen und wil­der Bran­dung.

Eine zwei­te Exkur­si­on führ­te durch das kur­ze Jøs­sing­da­len zur Nord­la­gu­ne, wo Wet­ter­sta­ti­on und Gar­ni­son wäh­rend und nach dem Zwei­ten Welt­krieg unter­ge­bracht waren. Land­schaft­lich einer der freund­lichs­ten Tei­le Jan May­ens, man könn­te dort deut­lich mehr Zeit ver­brin­gen, zum Was­ser­fall im Desem­berda­len wan­dern oder auf den einen oder ande­ren der umge­ben­den Hügel … so vie­le land­schaft­lich schö­ne Ecken, so viel inter­es­san­te his­to­ri­sche Details. Luft­an­grif­fe im Wilc­z­ek­da­len, wo Sku­as irgend­wo ein Nest haben, das sie mei­nen, gegen uns ver­tei­di­gen zu müs­sen. In der Maria Musch­buk­ta die Res­te der öster­rei­chi­schen Sta­ti­on von 1882-83 mit dem Grab des Matro­sen Vis­co­vich-Stur­la (der Name hat doch wohl Rhyth­mus!). All die alten Geschich­ten.

Dann fiel der Vor­hang im wahrs­ten Sin­ne. Aber bes­ser hät­te das Timing kaum sein kön­nen, gera­de waren die Kame­ras weg­ge­packt, als der Wind kräf­ti­ger und der Nebel dich­ter wur­de. Vie­le schö­ne Erin­ne­run­gen an frü­he­re Besu­che kamen hoch an Zei­ten, wo das Wet­ter mit­un­ter ver­hin­der­te, aber nicht das Gesetz, und das Foto-Archiv ist auch deut­lich berei­chert mit vie­len Bil­dern, die garan­tiert bes­ser sind als das, was die alten Dias von damals noch so her­ge­ben.

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Auf den ver­blei­ben­den Teil hät­ten wir dann auch ver­zich­ten kön­nen. Hät­te ein Bus gehal­ten, wären wir ein­ge­stie­gen, davon kann man ruhig aus­ge­hen. Aber es gab kei­nen. Dafür gab es noch etli­che Kilo­me­ter die Pis­te ent­lang, durch Däm­me­rung und Nebel, durch die end­lo­se Sand- und Stein­wüs­te. Die Ruck­sä­cke wur­den schwe­rer und schwe­rer, die Füße brei­ter und brei­ter, aber was soll man sagen, irgend­wann war die Kval­ross­buk­ta tat­säch­lich erreicht. Eine Wohl­tat, den Ruck­sack nach 32 Kilo­me­tern end­gül­tig abzu­wer­fen! Und es gab tat­säch­lich noch Lamm-Ein­topf … so schön kann das Leben auf Jan May­en sein.

Bee­ren­berg

Heu­te ist also der span­nen­de Tag. Ich glau­be, bei allen ist sowohl Freu­de auf den Berg als auch eine gewis­se Anspan­nung vor­han­den, in unter­schied­li­chen Antei­len, und sicher eine Por­ti­on Müdig­keit vom Anmarsch ges­tern und den Stun­den im Schlaf­sack im Frei­en.

Hier im Eke­rold­da­len ist die aller­letz­te Chan­ce, ein­zeln umzu­keh­ren. Von nun an heißt es, alle oder kei­ner. Die­se Ansa­ge wird noch ein­mal deut­lich gemacht, dann geht es los, den fel­sig-san­di­gen Hang hin­auf in den Nebel, der immer noch erb­sen­sup­pen­dick hängt, aber mit­tels GPS ist die Rich­tung klar. Stein­hau­fen fol­gen auf Moos­bet­ten, Fels­blö­cke auf Schnee­fel­der.

Nach etwa 2 Stun­den lich­tet sich plötz­lich der Nebel. Um uns her­um wei­te Moos­flä­chen, und weit vor uns erhebt sich die ver­glet­scher­te Kup­pe des Bee­ren­berg! Ein majes­tä­ti­scher Anblick. Kaum zu glau­ben, dass es bis dort hin­auf noch etli­che Kilo­me­ter und über 1700 Höhen­me­ter sind, es sieht fast schon nahe aus. Ist es aber nicht.

Über ein Stein­feld rie­selt ein klei­nes Rinn­sal, die letz­te Mög­lich­keit, Was­ser nach­zu­fül­len, bevor es end­gül­tig auf die wei­ten Schnee­fel­der und Glet­scher geht.

Der Bee­ren­berg ist nun völ­lig wol­ken­frei und scheint zum Grei­fen nahe. Strah­lend weiß hebt sich der eis­be­deck­te Vul­kan­kra­ter vor einem tief­blau­en Him­mel ab. Gewal­tig! Eine wun­der­ba­re, beein­dru­cken­de Land­schaft, die nur so weni­ge aus der Nähe zu sehen bekom­men.

Die Kilo­me­ter zie­hen sich. Gud­jon, der in Island in ähn­li­chem Gelän­de Grup­pen führt und hier die Ver­ant­wor­tung trägt, holt schließ­lich das Seil her­aus. Eine kur­ze Ein­wei­sung – noch nicht jeder von uns ist auf Glet­schern im Seil gegan­gen – und dann geht es als Seil­schaft wei­ter. Bald zei­gen sich auch ers­te, harm­lo­se Ris­se im Eis, denen dann aber die ers­ten Spal­ten fol­gen. Direkt neben­an fließt der Sør­breen ab, ein stark zer­klüf­te­ter Glet­scher­arm mit gro­ßen Quer- und Längs­spal­ten, die nicht weit von uns deut­lich zu sehen sind.

Wir hal­ten auf eine klei­ne Fels­grup­pe zu, genannt Nunatak­ken. Lei­der zeich­net sich ab, dass wir den Gip­fel wohl kaum noch in die­sem Traum­wet­ter errei­chen wer­den. Aus dem Blau wird Grau, und trü­be Schlei­er kom­men und ver­schwin­den wie­der am Kra­ter­rand, nur um kurz dar­auf dicker wie­der zu erschei­nen. Auch der Wind hat deut­lich zuge­nom­men, und ein­zel­ne Böen brin­gen den einen oder ande­ren in der Seil­schaft schon für einen Augen­blick aus dem Gleich­ge­wicht. Bei mir sinkt die Zuver­sicht deut­lich, dass wir den Gip­fel heu­te errei­chen kön­nen.

Als Gud­jon kurz dar­auf die Grup­pe anhält, weiß ich schon, was er sagen will. Aller­dings ist der Grund ein ande­rer: Bei einem Teil­neh­mer macht sich die Erschöp­fung bemerk­bar, die Kon­di­ti­on reicht nicht für den lan­gen Auf­stieg, wei­ter wird es nicht gehen. Im Ergeb­nis läuft es auf das­sel­be hin­aus: hier, auf 1600 Metern Höhe, ist für uns der Umkehr­punkt. In Luft­li­nie mögen es nur noch gut 2 Kilo­me­ter zum Kra­ter­rand sein, über die­ses Gelän­de wären es 4-5 Stun­den, und die Natur hat das Fens­ter wie­der geschlos­sen.

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Natür­lich ist das ent­täu­schend, und kurz gibt es Unei­nig­keit und ein Gespräch in der Grup­pe, das mir nicht so recht an die­sen ein­ma­li­gen Ort pas­sen will. Es zer­stört den Ein­druck der ein­ma­li­gen land­schaft­li­chen Kulis­se. Nach all dem Auf­wand, den wir betrie­ben haben, um hier­her zu gelan­gen, wür­de ich den Aus­blick lie­ber für die weni­gen Minu­ten genie­ßen, die Wind und Käl­te gestat­ten, anstatt teil­wei­se ver­geb­lich dar­auf hin­zu­wei­sen, dass wir bei dem Wet­ter nicht noch 4-5 Stun­den durch Spal­ten­fel­der auf­stei­gen kön­nen.

So machen wir uns bald wie­der auf den Rück­weg. Nach zügi­gem Abstieg errei­chen wir nach ins­ge­samt gut 12 Stun­den wie­der unse­ren Bivacplatz im Eke­rold­da­len.

Anmarsch zum Bee­ren­berg

Mit dem Bee­ren­berg ist das ja so eine Sache. Es gibt nur weni­ge Tage im Jahr, an denen das Wet­ter eine Bestei­gung über­haupt zulässt. Zudem ist die Logis­tik auf­grund der seit 2010 gel­ten­den Bestim­mun­gen sehr schwie­rig: Man darf eben nur noch in der Kval­ross­buk­ta zel­ten. Ein Basis­la­ger am Fuß des Bee­ren­berg ist nicht mehr erlaubt. Ob das sinn­voll ist, dar­über kann man sicher strei­ten, aber das ver­schie­be ich auf spä­ter. Jeden­falls ist es so.

Daher beginnt eine Bestei­gung des Bee­ren­berg für nor­ma­le Men­schen (also alle, die nicht auf der Sta­ti­on arbei­ten oder staat­lich geförderte/beförderte Gäs­te sind) mit einem fast 20 Kilo­me­ter lan­gen Anmarsch. Und dann kommt noch ein lan­ger Auf­stieg mit allem Drum und Dran. Klar, dass das nicht für jeden und nicht bei jedem Wet­ter mach­bar ist.

Nun hat­ten wir mit dem Wet­ter sowohl auf der Über­fahrt als auch wäh­rend der ers­ten 24 Stun­den auf Jan May­en ja schon aller­hand erlebt, und all­zu ermu­ti­gend war das alles nicht, im Gegen­teil war es ziem­lich kräf­te­zeh­rend. Eigent­lich hat­ten wir uns also für heu­te mit der Sta­ti­on auf einen Besuch ver­ab­re­det, um hier lang­sam warm­zu­wer­den.

Nun hat­te Sig­gi (Sigur­dur, der Skip­per) sich aller­dings mit neu­en Wet­ter­be­rich­ten ver­sorgt, und die spra­chen eine kla­re Spra­che. Wenn es über­haupt mög­lich sein wür­de, auf den Bee­ren­berg zu kom­men, dann Mon­tag, also mor­gen. Wenn über­haupt.

Damit war der Fall klar. Einen Pau­sen­tag mit einer eigent­lich nöti­gen, über­schau­ba­ren Tour zum Ein­ge­hen konn­ten wir uns lei­der nicht erlau­ben, um über­haupt eine Chan­ce zu haben. Statt­des­sen wie­der packen. Aurüs­tung für Bivac und Glet­scher.

Wind­bö­en und Regen­schau­er peitsch­ten immer noch um die Zel­te, aber das soll­te zum Nach­mit­tag bes­ser wer­den, und da wir kei­nes­falls schon zu Beginn nass wer­den woll­ten, haben wir uns Zeit gelas­sen. Das ist ja immer­hin das Ange­neh­me hier, weit nörd­lich des Polar­krei­ses im Som­mer: man muss vor kei­ner Dun­kel­heit davon­lau­fen.

Schließ­lich ging es aber los. Über die Stra­ße zum Puk­kel­ryg­gen, der lang­ge­streck­ten Hügel­ket­te nach Nor­den, wo sich ein moos­be­wach­se­ner, alter Kra­ter an den ande­ren reiht. Land­schaft in sat­tem Grün, das aber heu­te droht, unter schwe­rem Grau zu ersti­cken. Pau­se an einem Bach, Roter Stein­brech und Alpen­säu­er­ling über­all, alte Bekann­te aus dem schö­nen Spitz­ber­gen, das mir aus der Fer­ne gera­de so unend­lich lieb­lich erscheint. Vor­bei an einem alten Flug­zeug­wrack aus üblen Kriegs­zei­ten, dar­über hin­weg ein neb­li­ger Blick auf die Nord­la­gu­ne. Scha­de, heu­te dar­an ein­fach vor­bei­zu­lau­fen, aber wir müs­sen noch weit, und die Kilo­me­ter machen sich bemerk­bar, und das Gewicht der Ruck­sä­cke eben­falls.

Auf der Höhe vom Jøs­sing­da­len teilt sich die Grup­pe dann. Die Bee­ren­berg-Aspi­ran­ten zie­hen wei­ter, nach Nord­os­ten in den Nebel. Die vier Übri­gen schla­gen die Gegen­rich­tung ein. Eine Chan­ce, es sich zu über­le­gen und dem Bee­ren­berg doch noch den Rücken zu keh­ren. Der eine oder ande­re denkt noch ein­mal kurz nach, dann kur­zer Abschied und wei­ter geht es. Eine unend­lich öde erschei­nen­de Mond­land­schaft mit fins­te­rer Sand­wüs­te und Lava­fel­dern, durch die sich der Fahr­weg schlän­gelt. Sogar ein paar schlich­te Weg­wei­ser aus Treib­holz hat man hier und dort auf­ge­stellt.

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Nach lan­gen 18 Kilo­me­tern haben wir das Eke­rold­da­len erreicht. Quot licet iovi, non licet bovi – wo Staats­die­ner Gelän­de­wa­gen fah­ren, dür­fen Tou­ris­ten noch lan­ge nicht zel­ten, und so rol­len wir die Schlaf­sä­cke auf vul­ka­ni­schem Sand aus. Ein Schnee­feld lässt sich müh­sam ein paar Liter Was­ser abrin­gen, und so wird aus mit­ge­brach­ten Tüten ein war­mes Essen. Hof­fent­lich brin­gen die neb­li­gen Stun­den in die­sem fins­te­ren Tal etwas Schlaf und aus­rei­chend Kraft für den nächs­ten Tag.

Jan May­en Wet­ter

Mit fro­her Erwar­tung auf Erho­lung und die kom­men­den Tage in den Schlaf­sack, aber von bei­dem soll­te erst mal nicht viel die Rede sein. Hef­ti­ge, plötz­li­che Böen erin­nern dar­an, wo wir sind, falls es jemand ver­ges­sen haben soll­te. Die Geräu­sche flat­tern­der Zelt­wän­de und die Sor­ge um die Zel­te hält wohl alle mehr oder weni­ger wach, jeden­falls mei­nen Zelt­nach­barn, Steu­er­mann und Glet­scher­gui­de Gud­jon und mich.

Die Zel­te machen mor­gens einen üblen Ein­druck. Näs­se über­all, auch dort, wo man sie wirk­lich nicht haben will. Ein Gestän­ge hat den Geist auf­ge­ge­ben. Um die übri­gen Zel­te zu sta­bi­li­sie­ren, schlep­pen wir noch mal Ton­nen von Stei­nen. Der Regen läuft in die Kla­mot­ten, der Sand schürft die Haut von den nas­sen Hän­den, aber immer­hin blei­ben die Zel­te, wo sie sind. Gal­gen­hu­mor im Küchen­zelt, wo wir uns die kal­ten Fin­ger an hei­ßen Tas­sen wär­men.

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Nach­mit­tags lässt es lang­sam nach. Klei­ne Spa­zier­gän­ge brin­gen drin­gend benö­tig­te Wär­me und Moti­va­ti­on zurück. Ich hof­fe sehr, dass so eine Wet­ter­front, zumal im Wet­ter­be­richt nicht ersicht­lich, uns nicht noch ein­mal zu schaf­fen macht. Das ist ziem­lich anstren­gend, und Schlaf­ent­zug hat­ten wir auf See eigent­lich schon genug.

Ers­te Ein­drü­cke

Vom ers­ten Gedan­ken an eine Expe­di­ti­on nach Jan May­en, die über einen kur­zen Besuch hin­aus­ge­hen soll­te, bis wir uns nun in der Kval­ross­buk­ta instal­liert hat­ten, waren über vier Jah­re ver­gan­gen … aber nun waren wir da! Und was für ein Emp­fang: blau­er Him­mel, nur von weni­gen Wol­ken deko­riert. Ers­te Streif­zü­ge zur Erkun­dung der nähe­ren Umge­bung wäh­rend des Nach­mit­tags und Abends. Fan­tas­ti­sche Fels­säu­len an der Küs­te. Ein gewal­ti­ger Strand mit unend­li­chen Treib­holz­men­gen. Dahin­ter thront majes­tä­tisch der Bee­ren­berg. Was für ein Gefühl, nun ein paar Tage rund­um in die­se Land­schaft ein­tau­chen zu kön­nen! End­lich hier!

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Jan May­en – Ankunft

03./04.07.2014 Natür­lich war es nach die­ser Über­fahrt eine Erlö­sung, end­lich anzu­kom­men. Der See­gang ging auf ein erträg­li­ches Maß zurück, und der Bee­ren­berg zeig­te sich in nahe­zu vol­ler Pracht, als wir uns der näher­ten, die tat­säch­lich erstaun­lich guten Schutz vor Wind und Wel­len bot.

Don­ners­tag Abend, so irgend­wann gegen Mit­ter­nacht, fiel der Anker. Wir waren alle viel zu müde, um noch an Land zu gehen. Nur noch ein wenig in die Land­schaft schau­en, etwas essen – das war in den letz­ten Tagen weit­ge­hend aus­ge­fal­len, und Sigur­dur hat­te schnell etwas Her­vor­ra­gen­des gezau­bert – und schla­fen, das war mehr als genug.

Eini­ge muss­ten her­aus­fin­den, dass vie­le Sachen wäh­rend der Über­fahrt nass gewor­den waren, was sich auf klei­nen Segel­boo­ten bei See­gang kaum ver­mei­den lässt. Mit nas­sen Sachen und feuch­ten Schlaf­sä­cken auf Jan May­en anzu­kom­men, war nicht gera­de ange­nehm. Nächs­tes Mal blei­ben die Sachen unter­wegs in was­ser­dich­ten Säcken, wovon man nie genug haben kann.

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Nas­se Sachen trock­nen, Gepäck und Aus­rüs­tung zum Ufer fah­ren und zum Lager­platz schlep­pen, auf­bau­en, ein­räu­men, jede Men­ge Stei­ne schlep­pen, um die Zel­te zu befes­ti­gen … ich glau­be nicht, dass ich je zuvor so vie­le Stei­ne geschleppt habe. Die Stun­den gin­gen schnell vor­bei.

Über­fahrt

Was für eine Über­fahrt! 470 See­mei­len von Ísaf­jörður nach Jan May­en. Auf einer 60 Fuß Yacht gegen den Wind.

Wochen­lang hät­ten wir schön ruhi­ges Wet­ter gehabt, aber pünkt­lich zu unse­rer Abrei­se am Mon­tag gab es in Island Sturm­war­nun­gen für Mitt­woch. Somit war der Fall eini­ger­ma­ßen klar. Der Anfang war wun­der­schön, die Aus­fahrt aus Ísaf­jörður, die Pas­sa­ge der äußers­ten Nord­vest­fjor­de Aðal­vik, Horn­vik, … schö­nes Abend­licht, nur ein wenig Dünung, gegen Mit­ter­nacht pas­sier­ten wir den Polar­kreis.

Diens­tag war auch völ­lig in Ord­nung, weit­ge­hend wind­still, nur etwas Dünung. Wobei von eini­gen schon nichts mehr zu sehen war, eher noch was zu hören, was ich aber gar nicht wei­ter beschrei­ben will. Gut, das bleibt auf einem Boot die­ser Grö­ße nicht aus.

Aber dann der Gegen­wind ab Mitt­woch früh, das wäre wirk­lich nicht nötig gewe­sen. Es war wirk­lich nicht schön. Ich spa­re mir wei­te­re Details.

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Dafür haben wir jetzt Jan May­en quer­ab. Die Pas­sa­ge von Sør-Jan, dem süd­li­chen Teil, im schöns­ten Abend­licht. Sturm­wol­ken flie­gen über die Insel, von der Abend­son­ne beleuch­tet, dar­un­ter bizar­re Lava­strö­me, gefro­re­ne Flüs­se aus Stein, mit leuch­ten­den Moo­sen und Flech­ten bewach­sen. Ein irrer Anblick!

Noch fegt hef­ti­ger Wind über die Insel, die Schaum­kro­nen sind hier noch viel häu­fi­ger als auf dem offe­nen Meer. Aber es soll bes­ser wer­den in den nächs­ten Tagen. Dau­men drü­cken!

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News-Auflistung generiert am 29. März 2024 um 10:10:10 Uhr (GMT+1)
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