Die Arktis-Saison 2014 ist vorbei, das ist nicht zu leugnen. Der letzte Blog-Beitrag liegt nun schon etwa 3 Wochen zurück, und in 2 Wochen beginnt in Spitzbergen so langsam die Polarnacht. Schon jetzt ist es dort ziemlich ungemütlich, schon die Touren im September waren ja von so einigen Minusgraden, Schneefall und mitunter viel Wind gesegnet. Nun ja. Aber die Tourensaison ist im hohen Norden für dieses Jahr vorbei. Punkt.
Aktuell findet das Arktis-Erlebnis also vor allem am Rechner statt. Und das ist gar nicht schlecht. Einerseits ist es mit deutlich weniger Anstrengung und kalten Fingern verbunden, wobei beides natürlich, live vor Ort und in Farbe, zum Reiz des Erlebens beiträgt. Und auch während meines 18. Spitzbergen-Sommers ging es mir auch nicht besser als vermutlich so ziemlich allen, die Spitzbergen zum ersten Mal erleben: Die Flut der Eindrücke ist gewaltig, sie droht mitunter, das einzelne Erlebnis ein wenig untergehen zu lassen. Ich kann jeden Tour des Sommers aus dem Kopf Tag für Tag nachvollziehen, weiß, wo wir waren, was wir gemacht, gesehen, erlebt haben und wie das Wetter war. Aber nachdem monatelang Tag für Tag die Eindrücke von Wanderungen über Tierbeobachtungen auf mich eingeprasselt sind, nicht zu reden vom Zusammenleben und -arbeiten mit Reisenden, Kollegen und Mannschaft, das ja ebenfalls am laufenden Band Eindrücke hinterlässt – da ist es schon gut, alles noch einmal Revue passieren zu lassen.
Das macht aus der „Not“ ganz einfach eine Tugend. Da ich unterwegs auch ab und an mal schlafen muss, verschiebe ich die Fertigstellung von Reisetagebüchern und Videos der einzelnen Fahrten auf die Zeit nach der Saison. Also jetzt. Somit habe ich derzeit das Vergnügen, die Reisen alle in Bild und Text noch einmal gedanklich durchzugehen. Was für Zeiten … unglaublich, was die vergangenen Monate hergegeben haben. Hunderte von Kilometern Wanderungen über die Tundra und auf Berge, über Schnee und Steine, Strand und Gletscher, sumpfige Fließerde und sandige Vulkanasche, von der Bäreninsel und Jan Mayen bis zu den Sjuøyane im höchsten Norden Spitzbergens. Und sehr viel von dem, was dazwischen liegt.
Wer Lust hat, das im Nachhinein ganz bequem mitzuerleben, sollte sich die Fotos und Reiseberichte der Arktis-Saison 2014 zu Gemüte führen. Die meisten Reiseberichte sind nun dort eingestellt, das eine oder andere Video folgt demnächst noch. Und mein Tip: Die Polar-Panorama-Seite mit 360-Grad-Panoramen aus allen Teilen der Arktis, die in dieser Zeit auf meinen Routen lagen, und vielen darüber hinaus. Das ist fast wie selbst dort zu stehen. Jeden Tag einen kleinen, virtuellen Abstecher in die Arktis machen, visuell für einen Moment an einem dieser wunderschönen Orte stehen … das ist nur einen Mausklick weit entfernt. Das Erstellen der Panoramen bietet mir genau dies nun, nach den Touren, und jeder kann online dabei sein. Mein Tip sind insbesondere die Pano-Touren, die sich wie ein Film von selbst abspielen und kleine Geschichten erzählen. Empfehlenswert: Fredheim, die berühmte Trapperhütte im Tempelfjord, die abgelegenen Ryke Yseøyane oder die Vulkaninsel Jan Mayen.
Reise-Blogeinträge wird es nun für eine Weile nicht geben, vielleicht habe ich für diese Seite noch den einen oder anderen Beitrag, aber dafür werden die Spitzbergen-Nachrichten nun wieder etwas regelmäßiger bedient werden.
Blick über den Lilliehöökbreen im August. Einer von ungezählten Eindrücken des vergangenen Sommers.
Gerade rechtzeitig sind wir nachts in den Isfjord eingelaufen. Nicht viel später haben andere, die hinter uns kamen, fleißig die Fische gefüttert.
Erfolgreiche Suche nach neuentdeckten Motiven an altbekannten Orten. Schiff auf dem Trockenen, Schienen ins Nichts, Sinnbild für den gescheiterten Versuch, der Arktis ihre Schätze zu entreißen. Man sollte es lassen.
Zugegeben, eine ganz bestimmte Erinnerung wollten wir der Arktis, nun ja, nicht entreißen, aber uns doch gerne schenken lassen. Der friedliche Weg, die Schätze der arktischen Natur zu „nutzen“. Das gelang auch.
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Letzter Höhepunkt einer Fahrt, die weitgehend anders verlaufen ist, als ich mir das vorgestellt hatte. Das Wetter hat über Tage den Ablauf diktiert. Was sehr eindrücklich war und sich im Nachhinein, im sonnigen Licht der schönen Tage, die folgen sollten, zu einem sehr schönen Gesamtbild vervollständigte. Abends lief eine zufriedene Antigua wieder in den Adventfjord ein.
Manchmal reicht ein Gänserücken für höchste arktische Glücksgefühle. Jedenfalls wenn der Gänserücken der Gåskilen ist, der westliche Ausläufer des Midterhuken, dieser wunderbare Berg zwischen Van Mijenfjord und Van Keulenfjord, 300 Meter hoch und mit einer Aussicht über den gesamten Bellsund.
Zum Nachtisch ein Gletscher in der Sonne dann noch ein Rücken. Acht Kilometer lang und nur wenige hundert Meter breit, aus hartem Kalkstein, mit paläozoischen Meeresfrüchten. In diesem Fall reichen 50 Meter für beste Aussichten.
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Dann wurde es auch schon Zeit, die trotz wettertechnisch heftigem Start doch sehr schöne Reise zu feiern. Unglaublich, wie die Zeit verfliegt. Aber wir haben ja noch einen Tag.
Hat es jemals auf dieser Reise geschneit? Man muss sich schon bewusst daran erinnern. Es ist so makellos schön, dass man sich kaum vorstellen kann, wie sehr es vor wenigen Tagen noch gestürmt und geschneit hat.
Einwandfreie Landgänge ohne jede Schwierigkeit in prächtiger arktischer Landschaft, Fossilien aus fernen Zeiten, Serien gehobener Strandwälle aus erdgeschichtlich vergleichsweise jüngerer Vergangenheit, vom Neuschnee deutlich nachgezeichnet. Schmelzwasserbäche stürzen in Wasserfällen über erdaltertümlichen Kalkstein, aus Wasserfällen werden nun langsam Eissäulen.
Eine kleine Kreuzfahrt im Van Keulenfjord bietet landschaftliche Schönheit, aber nicht, wie heimlich erhofft, tierische Erlebnisse. Die gibt es später bei einer kleinen Tour zu einer Gletscherlagune, so dass die Tour noch kleiner wird als zunächst geplant. Gleichzeitig arbeitet sich eine kleine Gruppe durch den Schnee in die Höhe. Rundumblick über Fjorde, Täler und Gletscher. Die Anstrengung gegen Zeit, Steigung und Schnee hat sich gelohnt: Die Sonne steht noch einen Finger breit über den Bergen im Westen. Die Tage der Mitternachtssonne sind lange vorbei, langsam muss man auch in der hohen Arktis wieder auf die Uhr schauen.
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Wenn die Mitternachtssonne weicht, macht sie dem Polarlicht Platz. Es hat sich gelohnt, bei klarem Himmel die Nacht vor Anker liegen zu bleiben. Arktischer Lichtzauber über dem südlichen Horizont.
Ein kleiner Druck auf den Schönwetterknopf, irgendwo in der höheren Abteilung, und schon sind wir in einer anderen Welt. Blauer Himmel und Sonne. Die tiefstehende Septembersonne, auf die wir uns so gefreut haben, hier ist sie auf einmal und lässt alles in einem einmaligen Glanz erstrahlen, den ganzen Tag lang, wie man es andernorts nur kurz vor Sonnenuntergang hat. Berge, Gletscher, Eisberge, alles sieht auf einmal überirdisch schön aus.
Es gibt sie noch, die raue, wilde Arktis. Mit scheinbar nicht endenden Schneestürmen. Schneewirbel, die jede Sicht nehmen, und Wind, der die Gischt von den Wellen reißt und jeden Aufenthalt am verschneiten Deck zu einer kleinen Expedition macht. Selbst der gegen Westwind gut geschützte Krossfjord wollte uns nicht mehr an Land lassen. Ein Nachmittag an Bord, vor Anker, gut geschützt vor Seegang, der Wind heult durch die Masten: gefühlt beinahe eine Überwinterung. Wenn der Sturm nun nie mehr aufhört ..?
Tat er aber. Dieses Oktoberwetter, das wir nun Mitte September haben, ist zwar einige Wochen zu früh dran, hält aber auch nicht ewig. Die Blomstrandhalvøya bot kalte Füße, gefrorene Wasserfälle, Wind und Schnee, ein paar einsame Rentiere, und natürlich das berühmte London, im Schneetreiben, mit Schneekrusten überzogen, so noch nicht gekannt, prächtig!
Der Kongsbreen produziert die blauesten Eisberge Spitzbergens, zumindest heute. Es gibt doch dieses berühmte Foto von einem sehr blauen, stark verwitterten Eisberg aus der Antarktis, mit Pinguinen. Die Farbe war die gleiche, nur keine Pinguine.
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Die Brandung an der Pier in Ny Ålesund hatte dann zum späteren Nachmittag hin soweit nachgelassen, dass auch das kein Problem mehr war. So konnten wir dem Kongsfjordbutikken am Saisonende noch zu einem Umsatzhoch verhelfen und auf Amundsens Spuren wandeln. Ny Ålesund im Winterkleid, beinahe weihnachtlich gestimmt.
(Dienstag-Donnerstag, 16.-18. September 2014) – Nachdem wir den Adventfjord am Dienstag endgültig verlassen hatten, brach die Sonne durch die Wolken – einer dieser grandiosen September-Momente, in denen das Licht alles überstrahlt. Wie oft sind wir schon am Fuglefjellet vorbeigefahren, und jedes Mal ist es schön und beeindruckend, aber die goldene Septembersonne an diesem Spätnachmittag war außergewöhnlich schön. Siehe das erste Foto, wobei es natürlich immer nur einen Bruchteil der Stimmung einzufangen vermag.
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Allerdings its das Wetter seitdem auch außergewöhnlich beschissen. Zwei durchziehende Schlechtwetterfronten hintereinander, die beide jeweils mehrere Tage Wind und Schnee bringen, fast ohne Pause dazwischen, das ist, nun ja, nicht das, was wir uns vom September in Spitzbergen erhofft hatten. Aber wir haben dennoch mehrere Landungen im Krossfjord gemacht, und nun verstecken wir uns im Kongsfjord hinter der Blomstrandhalvøya und warten auf bessere Zeiten. Und die werden kommen, keine Frage.
Ein Besuch in Pyramiden, der alten russischen Grubensiedlung, seit 16 aufgegeben, lohnt sich immer. Das Klavier lässt sich noch spielen, der Ball liegt noch im Feld … die alten Gebäude sind bei dem Wetter, das wir derzeit haben, auch von innen reizvoller als von außen. Schlittenhundewetter!
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Auf nach Norden. Wir rechnen mit viel Wind in den nächsten Tagen und hoffen, Kongsfjord und Krossfjord noch zu erreichen, bevor es damit richtig losgeht. Der Herbst zeigt sich in diesen Tagen nicht gerade von seiner goldenen Seite. Hey-ho, und ’ne Buddel Rum … nein, bringt auch nix.
(13.-15. September 2014) – Früher Wintereinbruch statt goldener Herbsttage – eindrücklich auf seine Art, die arktische Natur zeigt ihre Kraft mit Kälte und teilweise ziemlich kräftigem Wind. Und wenn es dazu noch regnet, ist das genau die Gelegenheit, die beiden Museen in Longyearbyen zu besuchen. Vor allem das Airshipmuseum begeistert immer wieder. Einfach unglaublich, was die privaten Betreiber, Stefano Poli und Ingunn Løyning, dort alles aus eigener Initiative und mit kaum vorstellbarem Aufwand über Jahre zusammengestellt haben. Man sollte die Geschichten von Andrée und Wellman, Amundsen und Nobile schon zumindest grob im Überblick kennen, sonst verliert man sich in den Details.
Bei dem Wetter fast erstaunlich, haben wir doch eine ganze Menge in der Umgebung von Longyearbyen gemacht. Nach der ersten, ausgiebigen Tour über den schon von Schnee bedeckten Platåberg am Donnerstag ging es am Freitag gleich wieder in die Höhe, mit Aussichten über die weitläufigen Plateaus um Longyearbyen, dem Blick hinab ins Tal und kleiner Gletscherwanderung über den Larsbreen. Und die steile Moräne hinab, gerade rechtzeitig, bevor alles im Schneetreiben verschwand.
Unterdessen waren die Fossiliensammler auf der Nachbarmoräne am Longyearbreen auch ziemlich erfolgreich.
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Erfolg auch am Sonntag im Endalen auf der Suche nach der Zwergbirke. Ein Novum, diese seltene Baumart (ja, es ist ein Baum, auch wenn das beim Hinschauen nicht direkt auffällt) auf einer unserer Reisen zu sehen; sie wächst nur an wenigen Orten und immer zu weit vom Ufer entfernt, um sie auf einer Wanderung während einer Schiffsreise, die natürlich immer am Ufer beginnen, sehen zu können. Für den Blick übers Adventdalen von der Grube 7 hat es gerade noch gereicht, bevor das eisige Schneetreiben die Sicht verdeckte, und eine erstaunlich große Zahl wetterfester Wanderer hat sich noch ins Bolterdalen aufgemacht.
Nun ist der Himmel tatsächlich wieder blau, und heute (Montag) geht es auf die Antigua.
In Kürze geht es mit dem Reiseblog aktiv weiter, die nächste Tour beginnt am 15. September und dann erscheinen hier wieder tägliche Reiseberichte, sofern das Satelliten-Telefon zur Übertragung von Text und Bild mitspielt. Fürs erste hat Rolf eine Bildergalerie von einem Platåberg geschickt. Webmaster Spitzbergen.de
Eigentlich war faul sein mein Begehr. Zeitung lesen, Leute treffen, im Fruene – das angesagteste Café in Longyearbyen, auch so ziemlich das einzige – rumhängen und so. So schön so eine Fahrt rund um Spitzbergen ist, anstrengend ist es auch. Vor allem auf so einem kleinen Boot, wo kein anderer Guide mit dabei ist, den man mal vorschicken kann. Keinerlei Klagen, aber ein fauler Tag, das hörte sich gut an.
Aber die Zeit der Mitternachtssonne geht gerade so grandios schön zu Ende, dass das einfach nicht geht.
Zunächst ist das Campingplatz-Panoramafoto-Projekt dran, das war schon lange fällig. Dasselbe gilt für das Hiorthfjellet. Das ist nicht ganz trivial, weil man dazu ein Boot braucht, aber das ist gerade kein Problem. Ein guter Grund mehr, diesen schönen Berg mal von oben zu sehen. Vom Gipfelplateau über den Adventfjord nach Longyearbyen schauen. Umgekehrt macht man das ja ständig. 900 Höhenmeter rutschender Frostschutt, hurra! Zwei Schritte vor, einer zurück. Aber die Aussicht ist jeden einzelnen Stein wert. Man schaut über den gesamten Adventfjord, vom Adventdalen im Osten über Longyearbyen mit den so gut bekannten Bergen und Gletschern drumherum über das Hotellneset mit Flug- und Campingplatz bis über den äußeren Isfjord hinweg. Und ein guter Teil des Nordenskiöld Landes liegt einem dort zu Füßen, der Blick gleitet über unzählige braune Berge, tafelförmige und spitze, dazu vielzählige kleinere Gletscher und eisfreie Täler, so wie es für diese Gegend typisch ist. Das Spitzbergen, das ich als erstes kennengelernt habe, zu Zeiten, als die Edgeøya noch ein ferner Traum war, unerreichbares Land.
Als Zugabe gibt es auf dem Rückweg noch die alte Kohlemine von Hiorthhamn mitsamt ehemaliger Arbeiterunterkunft Ørneredet (das Adlernest) in über 600 Metern Höhe. Steil haben die gelebt, und in der Polarnacht durften die nicht den Berg runter. Immer nur wechseln von der Dunkelheit im Berg in die Dunkelheit außerhalb.
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Die Dunkelheit kündigt sich hier auch langsam an: Heute gibt es den ersten Sonnenuntergang dieses Sommers. Ein vier Monate langer Tag neigt sich dem Ende entgegen.
Freitag, 22. August (immer noch) – Highlights bis auf die letzten Meter. Nachdem es heute Mittag ziemlich windig war, hat der Isfjord uns mit spiegelglattem Wasser und Sonne empfangen. Im Adventfjord kam uns ein Wal entgegen, wenn er sich auch nur kurz blicken ließ. Und am Ufer unterm Hiorthfjellet, direkt gegenüber von Longyearbyen, ein Eisbär – glaubt man es? Das kommt nun wirklich nicht alle Tage vor. Wieder einmal zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Nur Heinrich war nicht gerade begeistert, er hat nämlich auch eine Hütte in der Gegend, und dem Zustand des Fensters nach zu schließen, war der Bär drin … dann reicht einmal Fegen wohl kaum aus, damit es dort wieder gemütlich wird.
Mit einem gemütlichen Abschlussabend geht die Reise zu Ende. Über 1100 Seemeilen rund um Spitzbergen, mit allen möglichen Landestellen und noch so einigen mehr. Etwa 26 Landgänge, von kleinen Spaziergängen bis zu Wanderungen über 20 Kilometern, und dazu die vielen Landschaften und Tiere, die wir vom Boot aus gesehen haben. Die Bilder werden für sich sprechen, bald wird bei den Reiseberichten eine ausführliche Bildergalerie erscheinen.
In Spitzbergen gibt es ja nicht nur Eisbären und wilde Landschaften, sondern auch alte Bekannte. Ein paar davon zu sehen, steht als nächstes auf dem Programm. Der Teil des Lebens, der sich an Land abspielt, muss nun erst mal wieder zu seinem Recht kommen.
Nach einer kleinen Irrfahrt sind wir schließlich in der Eidembukta gelandet, nördlich vom Isfjord. Im Vergleich zum Nordaustland sind wir damit sozusagen im Stadtpark von Longyearbyen. Gut, das ist sicher übertrieben.
Ursprünglich wollten wir zum Prins Karls Forland, aber der Wind im offenen Forlandsund war so heftig, dass der Anker dort nicht halten wollte und wir uns etwas anderes überlegen mussten. So war ich letztlich nach 5 Uhr in der Früh erst in den Federn. Auch damit könnte es zu tun haben, dass heute ein wenig „Katerstimmung“ ist. West Coast Blues … die Reise geht zu Ende, man kann das schlecht aufhalten. Alle sind nun gut drauf, alle Routinen laufen, man kennt einander, man könnte prima noch eine Woche weitermachen oder zwei, aber plötzlich greifen all die Zwänge der Zivilisation wieder. Termine, Flüge, Beruf, sonstwas.
Aber so weit sind wir noch nicht. Noch sind wir für einige Stunden in der Tundra der Westküste unterwegs. Nach all dem Eis und der Kälte des hohen Nordens, den Felslandschaften des Nordwestens und den riesigen Gletschern im Krossfjord kann man sich hier nahezu wie zuhause fühlen. Diese Landschaft ist nicht so schroff, nicht so abweisend, fast schon einladend. Zumindest im Vergleich.
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In der Eidembukta war ich doch vor einigen Wochen schon einmal, Anfang Juni war das. Eine gefühlte Ewigkeit her! Da lag noch Schnee bis in Meereshöhe, fast das gesamte, weite Land war weiß. Nun machen sich schon Herbstfarben in der Tundra breit, von Schnee nirgends mehr eine Spur. „Damals“ waren auf jedem schneefreien Flecken in der Tundra Gänse unterwegs, heute paddelt nur noch ein Trupp Eiderenten in der Bucht, die den Stress des Brütens schon lange hinter sich haben. Die Welt hier hat sich komplett verändert. Keine 7 Wochen später! Der arktische Sommer geht so unglaublich schnell vorbei.
Ich wiederhole mich nur zu gerne: Ein Tag aus dem arktischen Märchenbuch. Die Sonne ist uns treu geblieben, und bei diesem Wetter ist der Krossfjord wirklich ein Märchenland, unschlagbar schön. Blaues Wasser, große Gletscher, dunkler Fels, grüne Hänge. Ich weiß, ich habe so etwas schon mal geschrieben. Mir fallen nicht genügend Varianten ein, um diese Vielfalt der Natur zu beschreiben, was mir aber nicht peinlich ist, denn daran sind schon ganz andere gescheitert. Schon in der Schule waren meine Aufsätze schlecht. Aber die Natur hier kann dafür alles, und darauf kommt es an.
Die Gletscherwanderung steht ohne Zweifel ganz weit oben auf der Liste der schönsten Touren dieses Sommers. Die Bilder sollen für sich sprechen, wie gesagt, ich kann das nicht.
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Um dem Kuchen noch ein Sahnehäubchen aufzusetzen, stand der Empfang am 5-Sterne-Hotel schon mit Würstchen auf dem Grill startklar. Das mit dem Hotel und den Sternen ist kein Spaß, das gibt es wirklich dort im Krossfjord. Allerdings vielleicht etwas anders, als man nun befürchten könnte …
Wir hätten den Tag dann beenden und als grandios in Erinnerung behalten können, aber wenn diese Gegend gut drauf ist, dann geht es immer irgendwo noch weiter, bis die Augen zufallen. Gletscherkreuzfahrt, perfekte Spiegelbilder der Berge auf dem Fjord. Angereichert mit Eisbär, wunderbar im Gegenlicht, eingerahmt von funkelndem Eis. Die Arktis, ein Märchenland.
Ein Tag aus dem arktischen Märchenbuch. So langsam war aber auch mal wieder etwas Sonnenschein fällig, und heute haben wir ihn satt bekommen. Wen würde da noch das steinige Gelände bei der Querung der Danskøya stören, wenn es gleichzeitig diesen Wahnsinns-Blick über Berge und Gletscher gibt? Die Dramen aus alter Zeit von der Däneninsel, bekannte und unbekannte, können den grandiosen Eindruck nicht trüben, höchstens ein klein wenig färben.
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Und dass die Walfänger vor Jahrhunderten so einen Respekt vor dieser wilden Küste hatten, die sie „Die Sieben Eisberge“ nannten, ist an so einem Tag auch nur ein Hauch von ferner Vergangenheit. Wobei die Küste es nach wie vor in sich haben kann. Heute aber ist sie gut gelaunt, beinahe eine arktische Riviera. Unglaubliche Farben, tiefgrüne Hänge unter Vogelfelsen, links und rechts leuchtend weiße Gletscher mit blauen Spalten, über all dem spannt sich ein tiefblauer Himmel. Genuss pur, ganz ohne Anstrengung. Darf ja auch mal sein.