Kleine Schiffe und Boote fahren normalerweise durch den besser geschützten Forlandsund und nicht entlang der exponierten Westseite von Prins Karls Forland, wo die See oft unangenehm hoch geht. Wer kann, fährt innen, und wer außen fährt, tut es, weil er muss. Das sind die größeren Schiffe, die zuviel Tiefgang haben für die Untiefe im nördlichen Forlandsund.
Wir sind ganz freiwillig und ziemlich spontan auf die Westseite des Prins Karls Forland gefahren. Das Wetter war gestern Abend so gut, die See so ruhig, dass wir die Chance wahrnehmen wollten, der Außenküste einen näheren Besuch abzustatten. Als der Anker gestern Nacht gefallen war, war es zunächst Zeit, etwas zu schlafen, bevor wir am Aitkenodden an Land gingen. Praktisch unberührte Natur, dort geht kaum ein Mensch je hin. Die meisten haben sowieso keine Zeit, sondern fahren direkt Richtung Kongsfjord. Und wer Zeit hat, schaut sich üblicherweise im Forlandsund um. Gute Gründe, es mal anders zu machen, wenn die Gelegenheit da ist. Und heute war sie da. Spitzbergen für Fortgeschrittene, abseits der ausgetretenen Pfade.
Am Aitkenodden steht eine ziemlich alte Trapperhütte, bei einem kleinen See namens Nesungen. Die Hütte stammt aus dem Jahr 1909 und ist ruinös, aber malerisch gelegen an einer flachen, weitläufigen Küste mit schönen Küstenfelsen und kleinen Buchten.
Foto Vestflya – 20. Juli 2015
Nach ausgiebigem Umschauen in dieser schönen Umgebung ging es über die flache Küstenebene ins Land hinein. Trockene Moos- und Flechtentundra überall, flache Felsrücken aus schiefrigem Gestein. Eine Rentiermutter mit Kalb umrundete uns in vorsichtigem Abstand. Nach einer Pause stiegen wir hinauf zum Persiskammen, ein langer Rücken, der sich bis 334 Meter Höhe erhebt. Bei einem Steinmann genossen wir die herrliche Aussicht auf den flachen, aber an Strukturen und Details sehr reichen mittleren Teil von Prins Karls Forland und den Blick über den Forlandsund auf Spitzbergen. Die Sonne brutzelte kräftig vom blauen Himmel herunter, aber eine leichte Brise kühlte angenehm, beste Bedingungen für eine ausgiebige Genusspause vor dem Abstieg zur Küstenebene auf der Ostseite der Insel. Inzwischen hatte Pål mit der Arctica II die Südspitze der Insel umrundet und war in der Sandbukta vor Anker gegangen, wo sich alle nach einer schönen, langen Tour wieder trafen. Eine sehr schöne Wanderung, mit der seltenen Gelegenheit, den südlichen Bergrücken vom Prins Karls Forland zu ersteigen und die Insel dabei auch noch zu queren!
Foto Persiskammen – 20. Juli 2015
Nach einem abkühlenden Sprung in den Forlandsund ging es weiter nach Norden. Bei der Passage von Poolepynten zeigte sich, dass dort etwa 10 Walrosse faul in der Sonne lagen. Nun dampfen wir Richtung Kongsfjord und genießen dabei die sonnige Aussicht auf die Berge und Gletscher beiderseits des Forlandundes.