Das überraschende Auftauchen des russischen Vizepremiers Rogosin in Spitzbergen, der wegen des Ukraine-Konflikts auf einer Einreiseverbotsliste steht, sorgte in Norwegen für Aufregung. Zwar habe Rogosin mit der Einreise nicht gegen Gesetze verstoßen, aber er sei eine in Norwegen unerwünschte Person. Dies hat die norwegische Regierung der russischen Botschaft klar zur Kenntnis gebracht.
Rogosin provozierte die norwegische Regierung mit der Bemerkung, ihre Souveränität gelte auf Svalbard nicht uneingeschränkt (tatsächlich legt der Spitzbergen-Vertrag hierfür ein paar Begrenzungen fest). Jedermann könne frei nach Spitzbergen einreisen und dürfe nicht daran gehindert werden. Rogosin ist auch Vorsitzender des neuen Arktis-Ausschusses der russischen Regierung.
Wie Rogosin, der seine Einreise am letzten Samstag über Twitter bekannt gab, genau den Flughafen bei Longyearbyen erreichte, ist nicht öffentlich. Über Norwegen kann er aber nicht gereist sein. Nach kurzem Aufenthalt reiste der als Nationalist und Expansionist bekannte Rogosin weiter zur russischen Drifteisstation Barneo kurz vor dem Nordpol und provozierte dort in Interviews mit weiteren Äußerungen (eigene Übersetzung): „Letztes Jahr hatten wir die historische Wiedervereinigung mit Sevastopol und der Krim. Dieses Jahr präsentieren wir eine neue Sicht und neue, kräftige Energie in der Entwicklung in der Arktis. Im Grunde genommen ist das das Gleiche. … Russland wird sich seiner Territorien, Interessen und Grenzen jetzt stärker bewusst.“ (Interview mit dem russischen Staats-TV Channel One. Der englische Wortlaut steht in der englischen Version dieses Artikels).
Norwegens Außenminister Børge Brende reagierte umgehend mit klaren Worten (eigene Übersetzung): „Es darf kein Zweifel daran bestehen, dass Leute auf der Sanktionsliste, die zentral daran beteiligt waren, internationales Recht in der Ukraine zu brechen, nicht auf dem Festland oder in Svalbard willkommen sind“.
Den russischen Vizepremier Rogosin dürfte Brende damit kaum beeindrucken.
Der russische Vizepremier Dmitriy Rogosin auf der russischen Drifteisstation Barneo kurz vorm Nordpol (Twitterfoto).
Auf der Expedition Jan Mayen 2015 (15.-27. Juni) sind kurzfristig 2 Plätze verfügbar geworden! Die Nachfrage ist hoch, auch für 2016 ist die Jan Mayen Fahrt bereits ausgebucht.
Es gibt eine neue Pano-Tour aus der Antarktis, und zwar vom Kap Adare im Rossmeer. Kap Adare ist ein berühmter Ort in der Antarktis: 1895 Ort der ersten dokumentierten Anlandung auf dem letzten Kontinent überhaupt und 1899 Ort der ersten Überwinterung auf dem Kontinent, während der Expedition von Karsten Borchgrevink. Diese Geschichten sind im Lauf der virtuellen Tour kurz zusammengefasst, wie auch der spätere Besuch der Nordgruppe von Robert F. Scotts letzter Expedition. Die Pano-Tour dokumentiert die Hütten dieser ersten Überwinterung und zeigt die schöne Landschaft drumherum: Kap Adare liegt am nördlichen Ende von Victoria Land, dem Nordende des berühmten Transantarktischen Gebirges.
Zudem befindet sich am Kap Adare die größte Kolonie Adéliepinguine der Antarktis.
Anfang Februar hatte ich das Glück, einen seltenen Schönwettertag am Kap Adare verbringen zu können. Dabei entstanden die Panoramen, die jetzt zu einer schönen virtuellen Tour zusammengefügt sind. Viel Spaß beim Anschauen!
Panorama-Tour vom Kap Adare: Ort der ersten Landung und der ersten Überwinterung in der Antarktis, Heimat hunderttausender Adéliepinguine.
Der Arktis-Blog geht weiter! Seit Mitte März bin ich wieder in Spitzbergen und immer wieder auf Tour. Kamera, offenes Auge und Neugier auf die arktische Landschaft sind immer dabei, und daraus entstehen kleine Erzählungen und Fotogalerien, die ab jetzt im Arktis-Blog zu lesen und zu sehen sind. Bis in den Herbst wird dieser Blog regelmäßig aktualisiert werden. Den Anfang macht eine Tour in den Tempelfjord, gefolgt von dem großen Ereignis des Jahres in Spitzbergen, der Sonnenfinsternis. Viel Spaß beim Lesen!
Rettungsdienst und Krankenhaus in Longyearbyen haben in der laufenden Saison eine rekordverdächtige Anzahl an Unfällen mit Motorschlitten zu verzeichnen. Allein bis Ende März gab es 38 Patienten, die nach Bruchlandungen mit Scootern in medizinische Behandlung mussten. 2014 waren es im Vergleichszeitraum 21, so dass die Zahl sich von einem Jahr auf das nächste fast verdoppelt hat. Unter den Verletzungen sind viele Knochenbrüche.
Die Datengrundlage reicht nicht aus, um Gründe zu nennen, aber möglicherweise hat das instabile Wetter durch schlechte Sicht und vereiste Oberflächen im Gelände zum Anstieg beigetragen.
Unbekannt ist auch der jeweilige Anteil von Einwohnern und Zugereisten. Mehrere schwere Unglücke gehen auf Einheimische zurück, so der tödliche Lawinenunfall im Januar oder die lange Suchaktion an der Ostküste im März. Ende März stürzte ein einheimischer Motorschlittenfahrer in ein über 6 m tiefes, vom Wind geschaffenes Loch im Schnee und verletzte sich dabei schwer, er liegt mit Kopfverletzungen in Tromsø im Krankenhaus und wird in künstlichem Koma gehalten, ist aber außer Lebensgefahr.
Bei den organisierten Touren haben die Teilnehmerzahlen nicht mehr das Niveau der Rekordjahre 2007 und 2008 erreicht, dafür sind bei der individuellen Ausleihe die Zahlen gestiegen. Insbesondere die weniger erfahrenen Motorschlittenfahrer, die ohne Ortskenntnis auf eigene Faust im Gelände unterwegs sind, dürfen nicht vergessen, dass sie mit einem Fahrzeug unterwegs sind, das beschleunigt wie ein Motorrad und hohe Geschwindigkeiten erreichen kann, aber in Gelände, das alle Fallen der winterlichen Arktis bereithält. Unebenheiten bis hin zu abrupten Vertiefungen sind vor allem bei Schneetreiben und schlechter Sicht nur schwer rechtzeitig zu erkennen, was fatale Folgen haben kann.
Genusstour mit Motorschlitten in den Sonnenuntergang. Nur ist das Wetter leider nicht immer so schön.
Das Spitzbergen.de-Osterrätsel – was zeigt das Foto unten? – hat viele schöne Antworten bekommen. Zunächst eine Auswahl der eingeschickten Antworten:
Nahaufnahme der Haut eines Buckelwals
Nahaufnahme von der Haut eines Walrosses in SW
Ice surface. It looks like something has ground it (like the surface at a curling court (Sweden become world champs yesterday!)). So that has to be my guess. Not a curling court, but a ice covered surface that been grounded in some way. Maybe from dog sledge skids?
Eisstrukturen
Is it frozen water from below with trapped air bubbles?
Sauschweres Fotorätsel! Ich wage es mal-
Evtl. enstand das Foto durch folgenden Effekt:
einen wärmeren Gegenstand (z.b. warmen Topf) auf gefrorenes Wasser gestellt.
An aerial photo of frozen mud flats at low tide.
I thought frozen water at first, but I don’t think that’s right.
Not polished concrete?
Übereiste Stromatolithen, die glazialfrisörologisch überprägt wurden
Ein Abdruck von einem Farn – nich der positive, sondern der negative
think it is water over some frozen soil or something….
actually i have no clue even after staring for 30 minutes at the picture!
in any case: it is beautiful! 🙂
Ist das vielleicht eine kleine Flügelschnecke im flachen Wasser?
Vielleicht eine Schusohle
Eine eher selten zu findende eisenstruktur auf ner Geode (oder alternativ ein Anschnitt selbiger)
Profil vom Motorschlittenantrieb
Eis-Struktur als Makroaufnahme?
Ein Hund in einem Flussbett/Eisfläche
Ein Haufen interessanter und erstaunlich verschiedener Antworten! Es scheint schwieriger gewesen zu sein als gedacht, und das zeigt, wie sehr Kamera und Objektiv helfen können, Dinge zu sehen, die sonst verborgen bleiben oder die wir sonst, wenn überhaupt, ganz anders wahrnehmen, denn tatsächlich haben alle, die schon einmal Gletschereis gesehen haben, dieses Phänomen in der einen oder anderen Form vor sich gehabt (aber nicht unbedingt wahrgenommen).
So ist das Bild entstanden:
Was ist das? Gletschereis!
Ein Makrofoto von Gletschereis, in einer kleinen Gletscherhöhle mit Stativ und Makroobjektiv, um kleine Details sichtbar zu machen. Das Rätselfoto zeigt kleine Luftbläschen im Gletschereis. Die einzelnen Bläschen und Luftkammern sind kleiner als 1 mm groß. Der Ausschnitt auf dem Foto ist in der Realität geschätzt 4×6 mm groß. Dieses Netzwerk aus winzigen Hohlräumen war in einer Ebene angeordnet, parallel zur blanken Oberfläche, 2-3 cm tief in glasklarem Eis und daher halbwegs fotografierbar. Wie genau die Entstehung dieser Luftkämmerchen abläuft, weiß ich nicht. Wenn es jemand weiß – gerne mitteilen 🙂
Den ersten Preis gibt es für „Eis-Struktur als Makroaufnahme“ und der geht an Stephanie nach Schottland – herzlichen Glückwunsch! Stephanie, die Wahl ist Deine!
Der zweite Platz geht nach Leipzig und die Antwort auf dem dritten Platz kam aus Schweden. Allen Gewinnern herzlichen Glückwunsch! Und allen, die Antworten geschickt haben, vielen Dank! Es hat Spaß gemacht, und darum ging es.
Was ist das? Kleinste, luftgefüllte Blasen und Kanäle in Gletschereis.
Ergänzung: Eine Antwort, die es wirklich trifft, ist bisher noch nicht eingegangen. Die Frage bleibt zunächst offen und Antworten können eingeschickt werden, bis eine neue Spitzbergen.de-Nachricht das Rätsel auflöst. Also nur zu!
Ein Osterrätsel bei Spitzbergen.de? Ja, warum nicht mal. Das untenstehende Foto entstand vor nicht allzu langer Zeit hier auf Spitzbergen. Und wer mir als Erster (oder gerne auch als Erste) mitteilt, was zu sehen ist, hat freie Auswahl für ein Buch (oder Kalender oder Postkartensatz) aus dem Angebot hier bei Spitzbergen.de 🙂 (siehe rechte Spalte oder hier klicken). Die richtigen Antworten Nr. 2 und 3 dürfen ganz nach Wahl bei den Postkartensätzen oder dem Kalender zugreifen. Einsendungen per Email (Kontaktseite).
Eigentlich gar nicht so schwer … oder?
Die Antwort muss richtig und konkret sein. Was richtig ist, ist richtig, alles andere ist falsch. Was konkret ist, entscheide ich (= Rolf Stange. Irgendwer muss das ja machen). Es reicht nicht, zu schreiben, dass das ein Stückchen Spitzbergen ist, obwohl das richtig ist. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Der Linksweg auch.
Das moderne Leben in der Arktis ist ressourcenaufwändig. Lebensmittel werden von weither importiert, was viel Treibstoff verbraucht. Mitteleuropäer fallen bei den im hohen Norden üblichen Preisen schon mal aus den Stiefeln, und was frisch sein soll, ist es auch nicht unbedingt immer.
Lebensmittelreste werden dagegen geschreddert und gehen mit dem Abwasser direkt in den Fjord. Insgesamt ein gewaltige Verschwendung. Eine andere Lösung wäre sowohl ökologisch als auch ökonomisch hochgradig sinnvoll.
Bei Lebensmitteln aus lokaler Herkunft denkt man in der Arktis zunächst an Rentiersteaks, was offensichtlich nicht die Lösung ist. Pflanzliche Produktion? Fehlanzeige. Da waren die russischen Siedlungen Pyramiden und Barentsburg, in denen es Gewächshäuser und Ställe gab, früher schon weiter.
Aber kreative Köpfe arbeiten an innovativen Lösungen, um lokal Gemüse zu ziehen, frisch und umweltfreundlich. Ein start up project namens Polar Permaculture Solutions entwickelt in Longyearbyen Techniken, die es ermöglichen, in hocharktischen Permafrostgebieten in Gewächshäusern zu produzieren, ohne exorbitant Energie oder Wasser zu verbrauchen. Erste Versuche sind erfolgreich: Es wurden schon Petersilie, Kürbis, Babymais, Salat, Paprika und Tomaten gezüchtet. Dabei werden aus Essensresten mit biologischen Techniken (hört sich besser an als Würmer, aber darum geht es) Boden und Dünger produziert.
Frisch, lecker, lokal und umweltfreundlich produziert – man darf gespannt sein!
Frisches Gemüse aus lokalem Anbau in Longyearbyen: bislang Zukunftsmusik, künftig vielleicht umweltfreundliche und ökonomisch sinnvolle Realität.
In der laufenden Wintersaison 2014/2015 hat sich das Meereis in der Arktis weitaus weniger stark ausgedehnt, als dies bislang üblich war.
Wie das amerikanische National Snow and Ice Data Center an der Universität von Colorado berichtet, hatte das Eis seine maximale Ausdehnung in diesem Winter aller Wahrscheinlichkeit nach bereits am 25. Februar erreicht. Dies ist 15 Tage früher, als im Durchschnitt der Jahre 1981 bis 2010, die als Referenzzeitraum dienen.
Entscheidender ist allerdings, dass die Ausdehnung des Meereises bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht sehr weit fortgeschritten war. In der Tat war seit Beginn der Satellitenaufzeichnungen die maximale Ausdehnung des arktischen Meereises noch nie so gering wie in diesem Winter. Die gesamte Fläche betrug am 25. Februar 14,54 Mio. km². Das sind 1,1 Mio. km² weniger, als im langjährigen Durchschnitt und 130.000 km² weniger, als beim bisherigen Negativrekord von 2011. Betroffen waren alle Gebiete abgesehen von der Labradorsee und der Davisstraße zwischen Grönland und Kanada. Besonders wenig Eis gab es auf der Pazifikseite der Arktis und in der Barentssee westlich von Nowaja Semlja und südwestlich von Spitzbergen.
Nach dem niedrigen Maximum am 25. Februar ging das Meereis zunächst (mit regionalen Abweichungen) deutlich zurück und dehnte sich dann in der zweiten Märzhälfte wieder etwas aus. Ein neues Maximum konnte jedoch nicht mehr erreicht werden. Aktuell ist das Eis, der Jahreszeit entsprechend, wieder auf dem Rückmarsch.
Es steht zu befürchten, dass die geringe Ausdehnung des Meereises im Winter auch zu weniger Eis im Sommer führen wird. Verstärkend wirkt dabei der Effekt, dass offene Wasserflächen mehr Sonnenenergie absorbieren und sich dadurch stärker erwärmen, als Eisflächen, die das Sonnenlicht fast vollständig reflektieren (siehe auch Spitzbergen.de-Nachricht: Rückgang des arktischen Meereises beschleunigt die Erderwärmung vom Februar 2014).