Die gestern angesetzte Evakuierung von Longyearbyens oberem Ortsteil Nybyen wegen Lawinengefahr ist mit sofortiger Wirkung aufgehoben. Auch die Straße zwischen Schule und Nybyen ist wieder geöffnet. Somit gibt es keine gesperrten Ortsteile oder Wege mehr.
Sysselmannen und Fachbehörden (NVE) hatten die Schneeverhältnisse auf den Hängen oberhalb von Nybyen und anderen Ortsteilen untersucht und sind zu dem Schluss gekommen, dass aktuell keine Gefahr für Lawinen besteht, die Gebäude treffen würden.
Größere Schäden durch den Sturm der letzten Nacht sind nicht bekannt geworden. Ein Briefkasten wurde vom Wind abgerissen und im Hundehof wurde ein Hund vom Treibschnee begraben, der aber wohlbehalten wieder ausgebuddelt werden konnte.
Der Sysselmannen macht darauf aufmerksam, dass die allgemeine Lawinengefahr in der Umgebung von Longyearbyen weiterhin als hoch angesehen wird.
Longyearbyens oberer Ortsteil Nybyen: Die aktuelle Evakuierung wegen Lawinengefahr ist wieder aufgehoben.
Die norwegischen Wetterfrösche von yr.no melden kräftigen Wind, der in der Nacht auf Donnerstag Sturmstärke erreichen soll. Verbunden mit kräftigem Schneefall führt das zu Lawinengefahr der Stufe 4 von 5, so dass der Sysselmannen beschlossen hat, Nybyen vorläufig zu evakuieren.
Es wird mit der Möglichkeit kleinerer Schneelawinen an den Hängen bei Longyearbyen gerechnet, aber zumindest vorläufig nicht mit größeren Ereignissen, die Gebäude beschädigen können. Da die Gefahr in Longyearbyens oberem Ortsteil Nybyen am größten ist, wird dort nun vorsorglich evakuiert. In Nybyen befinden sich vor allem Studentenwohnheime und Gästehäuser. Insbesondere die Studentenwohnheime dürften derzeit ohnehin weitgehend leer stehen. Behausungen von Einwohnern gibt es in Nybyen nur wenige. Die Straße nach Nybyen ist ab der Schule gesperrt. Von Touren ins Gelände wird dringend abgeraten.
Für andere Ortsteile wurden bislang keine Evakuierungen verhängt, auch nicht für die Wohnhäuser am Sukkertoppen, die am 19. Dezember 2015 von einer tödlichen Lawine getroffen wurden. Die Situation wird vom Sysselmannen und weiteren Fachbehörden aber fortlaufend beobachtet.
Longyearbyen in der Polarnacht. Die steilen Berghänge sind bei entsprechendem Wetter lawinengefährdet.
Falls der Weihnachtsmann am Samstag keine Geschenke bringt, könnte das auch an seinen Rentieren liegen. Ob sie den mit Geschenken schwer bepackten Schlitten noch ziehen können ist fraglich. Denn die Rentiere auf Spitzbergen werden immer dünner!
Die dort lebende Unterart – das Svalbard-Rentier – ist ohnehin schon etwas kleiner als ihre Verwandten auf dem Festland. 135 Tiere hat der Forscher Steve „Mister Reindeer“ Albon vom James Hutton Institut in Schottland seit 1994 jedes Jahr im April auf die Waage gestellt. Satte sieben Kilo hat Rudolf Normalrentier in diesem Zeitraum abgenommen. Grund ist wahrscheinlich, dass die Tiere im Winter weniger zu fressen finden.
Hungrige Svalbard Rentiere
Und wer ist schuld? Höchstwahrscheinlich mal wieder der Klimawandel. Denn durch die höheren Durchschnittstemperaturen regnet es auf Svalbard häufiger anstatt zu schneien. Der Regen gefriert und bildet eine Eisschicht auf dem am Boden liegenden Schnee. Damit wird es schwieriger für die Rentiere, an die Flechten heran zu kommen, von denen sie im Winter vor allem leben.
Immerhin scheint das die Population nicht zu beeinträchtigen: Seit den 90er Jahren ist die Zahl der Svalbard Rentiere im Adventdalen von 800 auf 1400 gestiegen. Was sich eigentlich nach einer guten Nachricht anhört, könnte aber langfristig auch zu einer Hungersnot unter den Rentieren führen, denn die Konkurrenz um Nahrung steigt.
Wir drücken dem Weihnachtsmann und seinen Rentieren die Daumen und wünschen in jedem Fall: Fröhliche Weihnachten!
25.000 Kronen Strafe (ca. 2750 €) soll ein französischer Skipper zahlen, dem vorgeworfen wird, gegen mehrere der strengen Auflagen zum Schutz der Umwelt auf Svalbard verstoßen zu haben.
Die beiden französischen Abenteurer Gilles und Alexia Elkaim waren im September und Oktober diesen Jahres eigentlich auf dem Weg zum Nordpol, mussten aber aufgrund schlechten Wetters umkehren. Dass sie ausgerechnet in einem der am strengsten geschützten Gebiete Svalbards mit ihrem Segler „Arktika“ Schutz vor einem Sturm suchten, könnte ihnen jetzt zum Verhängnis werden. Denn der 56jährige Skipper will die Strafe nicht zahlen. Nun wird der Fall am 23. und 24. Februar 2017 vor dem Amtsgericht (Tingrett) Nord-Troms verhandelt.
Den Abenteurern wird vorgeworfen, dass sie in dem Gebiet rund um Kong Karls Land im Osten Svalbards drei Tage lang innerhalb der Schutzzone geankert und mit ihren sieben Schlittenhunden die Insel Svenskøya betreten haben. Für die Svenskøya gelten strenge Schutzbestimmungen: Man darf sich der Insel nicht mehr als 500 Meter nähern und das Betreten ist ganzjährig verboten. Auch soll der Skipper seine Hunde unerlaubt nach Svalbard eingeführt und seine Expedition nicht vom Sysselmannen genehmigt lassen haben. In großen Teilen von Svalbard besteht eine Meldepflicht für Individualtouristen.
Eisbär im Duvefjorden, wo die französische Expedition ankerte. Der Duvefjord liegt im Nordaust-Svalbard Naturreservat und ist zudem als wissenschaftliches Referenzgebiet geschützt.
Wie so oft sind solche Streitfälle ja meist auch eine Frage des Standpunktes. Gilles Elkaim schildert den Fall am 23. November auf seiner Facebookseite aus seiner Perspektive: Er habe am 8. Oktober beim Sysselmannen um die Genehmigung für eine Überwinterung gebeten, jedoch tagelang keine Antwort bekommen. Auch die Erlaubnis für die Einfuhr der Hunde will Elkaim bereits im Juli beantragt haben – ohne Reaktion. Die „Arktika“ hatte Anfang Oktober erhebliche Probleme mit dem Motor und einer Wasserpumpe und konnte daher nicht weiterfahren. Er habe aus einer Notsituation heraus das Schiff in Sicherheit bringen wollen. Um das Boot aus dem Schutzgebiet herauszuholen, entschied der Sysselmannen am 13. Oktober, die „Arktika“ und die Mannschaft nach Longyearbyen abzuschleppen. Eine Aktion mit Folgen. Die Expedition ist jedenfalls vorläufig beendet.
Im Duvefjorden und auf der Svenskøya ankerte die Arktika, bevor sie nach Longyearbyen abgeschleppt wurde.
Hauke Trinks ist nicht nur unter Wissenschaftlern, sondern auch in Spitzbergen-Kreisen bekannt geworden, indem er ab 1999 insgesamt dreimal an abgelegenen Stellen überwinterte. Der am 19. Februar 1943 in Berlin geborene Physiker krönte seine wissenschaftliche Karriere mit der Position des Präsidenten der Technischen Universität Hamburg-Harburg und gab sich danach verstärkt seinen Leidenschaften hin, dem Segeln und dem Abenteuer.
Zunächst überwinterte Trinks 1999-2000 alleine auf der Yacht Mesuf in der Lagune von Mushamna im Woodfjord eingefroren. Als wissenschaftliches Ziel hatte er ausgegeben, den von ihm vermuteten Ursprung des Lebens im Eis durch Forschungen am Eis des Nordpolarmeeres zu belegen. Zwei weitere Überwinterungen folgten, 2003-2004 in der alten schwedischen Forschungsstation in Kinnvika auf dem Nordaustland und 2010-2011 noch einmal auf dem Segelboot in Mushamna. Bei diesen beiden Überwinterungen war er nicht mehr alleine, sondern in Begleitung der Engländerin Marie Tièche. Hauke Trinks hat durch Bücher und Fernsehfilme ein breites Publikum an seinen Polar-Abenteuern teilnehmen lassen und ist dadurch bekannt geworden. Es vergeht kaum ein Abstecher in den Woodfjord, ohne dass die Frage gestellt wird, ob denn nicht irgendwo hier der Hauke Trinks überwintert habe!
Seine wissenschaftlichen Arbeiten im Eis zu beurteilen, ist Sache der Fachleute. Von diesen ist diesbezüglich Vermischtes zu vernehmen, was aber hier und jetzt keine Rolle spielt. Als Mensch hat Hauke Trinks sich auf Spitzbergen sehr schnell eingelebt und wohlgefühlt, was auch bei mehreren Begegnungen deutlich wurde, die dieser Autor mit ihm in Mushamna, Kinnvika und Longyearbyen hatte. Unvergessen bleibt der herrliche Moment, als Hauke und Marie in Kinnvika schnell in ihr Zodiac sprangen und im Murchisonfjord verschwanden, als sie uns, damals noch mit der MV Professor Multanovskiy, in der Anfahrt sahen! Aber natürlich ließ der gute Erzähler Hauke Trinks es sich nicht nehmen, kurz vor unserer Abfahrt noch schnell aufzutauchen und uns an seinen Erlebnissen und Plänen teilhaben zu lassen.
Hauke Trinks blieb dem Norden in seinen letzten Jahren verbunden und schuf sich ein Zuhause auf Utsira in Norwegen. Er starb im Dezember 2016 im Alter von 73 Jahren in Spitzbergen beziehungsweise dem Hamburger Abendblatt zufolge auf Utsira. Als einem der wenigen echten Abenteurer Spitzbergens, die sich in jüngeren Jahren monatelang fast oder ganz alleine auf wissenschaftlicher Mission in die Polarnacht und ins Eis begaben, und als sympathischem Charakter mit unvergesslichen Zügen sei ihm ein ehrenvolles Andenken bewahrt.
Hauke Trinks und Marie Tièche 2003 in Kinnvika.
Der Bericht wurde federführend von NVE (Norges vassdrags- og energidirektorat, Verwaltungsbehörde für Gewässer und Energie im Ministerium für Öl und Energie) erstellt. Grundlage waren Karten und Luftfotos, Geländemodelle, Klimaanalysen, historische Erfahrungen, Begehungen vor Ort und Modellierungen.
Spannender als die methodischen Hintergründe sind für die Öffentlichkeit die Ergebnisse. Der Bericht enthält eine Karte, die gefährdete Gebiete mit drei Farben charakterisiert. Gelb bedeutet, dass die jährliche Wahrscheinlichkeit, dass eine Lawine hier Schaden anrichtet, 1:5000 beträgt. Anders ausgedrückt: Hier ist statistisch alle 5000 Jahre mit Schäden durch eine Lawine zu rechnen.
In orange gefärbten Gebieten beträgt die Eintrittswahrscheinlichkeit innerhalb eines Jahres 1:1000 (tausendjähriges Ereignis). Und dann gibt es noch die roten Gebiete, wo einmal innerhalb von 100 Jahren mit einer Lawine zu rechnen ist. Dort beträgt das Risiko eines zerstörerischen Ereignisses immerhin 1:100 oder 1 % innerhalb eines jeden Jahres.
In diese Gefährdungsabschätzungen gehen Schneelawinen, Schlamm- und Schmelzwasserlawinen, Steinschlägen und Rutschungen/Fließungen ein. Bestimmte Ortsteile sind teilweise von nur einer dieser Gefahren betroffen, was bedeuten kann, dass die Risiken zu jeweils unterschiedlichen Jahreszeiten beziehungsweise bei verschiedenen Wetterlagen besonders groß werden.
Der Blick auf die Gefahrenkarte lässt den Betrachter schon einmal tief durchatmen. Gebäude mit nicht weniger als 154 Wohnungen sowie zwei Gästehäuser liegen innerhalb der roten Zone, wo jedes Jahr mit einem Risiko von 1:100 mit möglicherweise erheblichen Schäden an Gebäuden und Gefährdung von Menschen zu rechnen ist.
Nun stellt sich natürlich die Frage, wie man in Longyearbyen damit umgehen wird. Klar ist, dass es keine Möglichkeit gibt, die betroffenen Wohngebiete mehr oder weniger kurzfristig umziehen zu lassen. Dazu gibt es im Ortsgebiet keine alternativen Unterbringungsmöglichkeiten und es ist fraglich, ob es ausreichend Platz gäbe, um diese zu schaffen. Dazu kommen die finanziellen Aspekte. Unterm Strich werden die Häuser zumindest absehbar bleiben, wo sie sind.
Sicher wird man die Ortsentwicklung in nicht gefährdeten Gebieten kräftig vorantreiben, damit längerfristig so viel sicherer Wohnraum wie möglich entsteht. Auch die technische Sicherung einzelner Hänge kann eine Möglichkeit sein.
Kurzfristig wird man sich damit begnügen müssen, das mittlerweile etablierte Lawinenwarnsystem aufrechtzuerhalten und bei Gefahrenlage betroffene Gebäude vorsorglich zu evakuieren.
Es wurde auch darauf hingewiesen, dass es in Norwegen eine größere Anzahl von Siedlungen gäbe, für die das ein normaler Zustand sei. Letztlich also Teil der Normalität im Gebirgs- und Winterland Norwegen, die die Gesellschaft ausgerechnet in Longyearbyen in jüngerer Vergangenheit aber kalt und teilweise brutal eingeholt hat.
Klar ist eines: Die Politik, von der Gemeindeverwaltung (Lokalstyre) in Longyearbyen bis hin zu den zuständigen Ministerien in Oslo, hat nun einiges zu tun. Und die Bewohner vieler Adressen in Longyearbyen werden wohl das eine oder andere Mal in den kommenden Jahren kurzfristig irgendwo unterschlüpfen müssen.
Lawinengefährdungskarte für Longyearbyen (NVE).
Am 09. August erschoss ein russischer Wissenschaftler auf dem Prins Karls Forland einen Eisbären (siehe Eisbär auf Prins Karls Forland erschossen). Die Umstände des Vorfalls erschienen dubios: Es war praktisch nicht versucht worden, den Eisbären mit harmlosen Methoden zu vertreiben, und der tödliche Schuss war aus einer sehr großen Entfernung (etwa 130 Meter!) abgeschossen worden. Zudem wurden die Behörden erst am nächsten Tag über den Vorfall informiert.
Es handelt sich um eine zwei Jahre alte Eisbärin mit 155 kg Gewicht, die bereits markiert worden war.
Der Fall wurde vom Sysselmannen in Longyearbyen umgehend an den Staatsanwalt in Tromsø übergeben. Dahinter steht möglicherweise die juristische Brisanz des Falles, der im Licht der kurz umrissenen Informationen eine kriminelle Handlung vermuten lassen kann.
Nun liegt das Urteil aus Tromsø vor: Der Wissenschaftler, der den tödlichen Schuss abgegeben hat, wurde zu einer Geldstrafe von 15000,00 Kronen (ca. 1670 Euro) verurteilt. Der Mann hat das Urteil angenommen, das somit rechtskräftig ist.
Zusammen mit dem Schützen befanden sich drei weitere Wissenschaftler in dem Zeltlager in der Bucht Selvågen auf der Ostseite des Prins Karls Forlands. Das Verfahren gegen diese Personen wurde eingestellt.
Die Bucht Selvågen wenige Tage vor dem Abschuss der Eisbärin am 09. August.