Wer derzeit in Longyearbyen die falsche Adresse hat, ist wirklich gebeutelt: Nach der Zerstörung von 11 Wohnhäusern (und zwei Menschenleben) durch eine Lawine kurz vor Weihnachten musste vor ein paar Tagen das alte Krankenhaus sehr kurzfristig evakuiert werden. Das alte Krankenhaus befindet sich in der Nähe des Spitsbergen-Hotels (ehemals Hotel Funken), etwas taleinwärts vom Zentrum. Das „gamle sykehuset“ wurde 1954 gebaut und 1997 zu einem Wohnhaus mit 16 Wohnungen umgebaut.
Nachdem bereits länger Anzeichen von Bewegung wie Risse und sich langsam verändernde Winkel sichtbar waren, wurde ein Gutachten angefordert. Dieses wurde am vergangenen Donnerstag (18.2.) vorgelegt und es war ziemlich eindeutig. Bereits am gleichen Tag um 16 Uhr wurde allen Bewohnern mitgeteilt, dass sie bis 22 Uhr am gleichen Tag Zeit haben, ihre Wohnungen zu räumen. In Worten: innerhalb von 6 Stunden mussten alle Bewohner ihre Wohnungen verlassen haben. Was bis dahin nicht mitgenommen werden konnte, war zunächst außer Reichweite, denn das Gebäude durfte fortan gar nicht mehr betreten werden.
Nun werden den Bewohnern unter Auflagen Termine zugeteilt, zu denen sie ihr Hab und Gut zumindest teilweise noch holen können, wobei einige ihre Habseligkeiten lokal bereits zum Verkauf oder auch zum Verschenken angeboten haben – für Selbstabholer. Vor Betreten des Gebäudes muss man sich registrieren und die Personenzahl, die zu bestimmten Zeiten in die Wohnungen darf, ist begrenzt.
Wie unmittelbar die Einsturzgefahr ist, lässt sich schwer einschätzen. Das Gebäude kann laut Gutachten jederzeit einstürzen oder noch ein Jahr oder länger stehen. Es ist aber wohl nicht damit zu rechnen, dass die Wohnungen jemals wieder bezogen werden können.
Für die Bewohner, die überwiegend die Eigentümer waren, wird das wohl in einigen Fällen eine wirtschaftliche Katastrophe sein.
Die Ortsverwaltung (lokalstyre) hat den Bewohnern kurzfristig Unterkünfte zur Verfügung gestellt, die aber nur für wenige Wochen als Zwischenlösung dienen. Bis dahin muss sich jeder selbst um eine neue Unterkunft kümmern.
Das alte Krankenhaus (gamle sykehuset) liegt etwas abseits des Zentrums in einer ruhigen Wohngegend von Longyearbyen. Gerade ist es da nicht ganz so ruhig: die Bewohner wurden völlig überraschend evakuiert.
Während Nordkorea mit Atomtests und Langstreckenraketen die Welt provoziert, hat das kommunistische Regime am 25. Januar relativ unbemerkt den Spitzbergenvertrag (oft Svalbardvertrag genannt) unterzeichnet. Der ursprünglich 1920 in Versailles unterzeichnete und 1925 in Kraft getretene Vertrag gibt Norwegen die Souveränität über Spitzbergen, lässt aber allen Unterzeichnerstaaten das Recht, vor Ort wirtschaftlich und wissenschaftlich aktiv zu sein und gibt ihren Bürgern uneingeschränktes Aufenthaltsrecht. Daher ist Spitzbergen im Gegensatz zum norwegischen Festland auch nicht Teil des Schengen-Vertragsgebietes.
Spitzbergen ist in Ostasien nicht unbekannt: Vor allem in Thailand hat es sich schon länger herumgesprochen, dass sich dort gute Verdienstmöglichkeiten bieten, ohne eine Aufenthalts- oder Arbeitsgenehmigung vorweisen zu müssen. Die drittgrößte Bevölkerungsgruppe in Longyearbyen sind Thailänder, die mittlerweile aus dem sozialen und wirtschaftlichen Gefüge des Ortes kaum wegzudenken sind.
Es ist nicht bekannt, ob Nordkorea der Unterzeichnung des Vertrages irgendwelche Aktivitäten vor Ort folgen lassen will. Nordkorea ist auch als Beobachterstaat ohne Stimmrecht im Antarktisvertrag dabei, in der Antarktis blieb es aber bei der Teilnahme einiger nordkoreanischer Wissenschaftler an einer sowjetischen Expedition 1989/90.
Was will Kim Jong Un in Spitzbergen? Gruseliges Duo in Pyramiden (Fotomontage).
In den nächsten Wochen laden wir zu Arktis-Vorträgen in Dresden und Würzburg ein. Freitag (05. Februar) um 20.30 Uhr erzähle ich in der Globetrotter-Filiale in Dresden aus und über Spitzbergen. Und am 20./21. Februar bieten wir im Kulturspeicher in Würzburg gleich eine ganze Reihe von Vorträgen, von Naturfotografie im hohen Norden (Daniel Zehrfeld) über Grönland (Sven Köhne, Rolf Stange), Island (Sven Köhne) und Spitzbergen (Rolf Stange, latürnich). Alle Referenten leben ihre Fachgebiete, kennen sich aus und wissen viel Interessantes und spannende Geschichten zu erzählen. Keine Frage, dass alle Vorträge reichlich mit faszinierenden Bildern unterlegt sind.
Zur Einstimmung gibt es hier eine kleine Auswahl Bilder aus meinem neuen Vortrag „Spitzbergen – das arktische Norwegen“, eine Reise durch die arktischen Jahreszeiten.