Eisbärin und Junges – wie viele haben noch Schrot im Körper?
Der Schrot war bei beiden Tieren stark im Fett und Fleisch der Bären eingekapselt, was bedeutet, dass beide Eisbären ihn längere Zeit im Körper getragen haben müssen. Er wurde außerdem an mehreren Stellen im Körper gefunden. Knut Fossum, Naturschutzbeauftragter des Sysselmannen, geht davon aus, dass die Schüsse aus relativ kurzer Distanz abgefeuert wurden. Vermutlich wollte jemand die Eisbären mit der Schrotflinte verjagen und hat sie dabei getroffen. Schwere Verletzungen bei großen Tieren durch Schrot sind eher unwahrscheinlich, aber nicht auszuschließen, etwa wenn Gelenke oder Augen getroffen werden. Tierärzte verweisen auf den Fall eines Rentiers, das nach einem Treffer mit einem Luftgewehr starb. In jedem Fall kann Schrot zu Schmerz und Infektionen führen.
Eisbären sind auf Spitzbergen streng geschützt, sie zu verletzen oder zu töten steht unter Strafe. Der Einsatz von Schrotflinten zur Abschreckung von Eisbären ist sowohl ungeeignet als auch verboten. Auch wenn Schüsse nur zur Abschreckung abgegeben werden, muss dem Sysselmannen Meldung gemacht werden.
Wie lange die Eisbären die Schrotkörner schon in sich trugen und ob sie dabei Schmerzen hatten, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen.
Das Thema Fake-News macht nun auch vor Spitzbergen nicht halt. Mehrere Wochen lang berichteten internationale Medien über eine Leckage im Samenlager Global Seed Vault, in dem Saatgut aller Länder über tausende von Jahren gelagert werden soll, wozu es letztlich zu nichts weniger beitragen soll als zum Überleben der Menschheit. (>hier geht’s zu früheren Meldungen über das Global Seed Vault).
Global Seed Vault – Saatgut für Generationen?
Wahr ist: Die Leckage hat es tatsächlich gegeben – allerdings schon im Oktober 2016! In einem Artikel im Dagbladet wird die Leckage noch mit korrektem Datum erwähnt. Doch ein unaufmerksamer Journalist der Onlineausgabe des britischen „The Guardian“ machte daraus am 19. Mai eine aktuelle Meldung. Die Rede war von hohen Temperaturen in Verbindung mit wochenlangem Regenwetter, das schließlich zu einem Wassereinbruch im Eingangsbereich des Samenlagers geführt habe. Alles korrekt, nur eben schon über ein halbes Jahr her.
Eine Nachricht, aber keine Neuigkeit
Die großen Medienhäuser Reuters und Vox sprangen auf den Zug auf, offenbar, ohne die Quelle genauer zu überprüfen. Dabei hätte ein Anruf bei Hege Njaa Aschim genügt, um das Missverständnis aufzuklären. Aschim ist Pressesprecherin von Statsbygg, die das Global Seed Vault in staatlichem Auftrag verwalten und instand halten. Zahlreiche andere Zeitungen, Radio- und Fernsehsender wollten es aber genauer wissen: Hunderte Presseanfragen erreichten Aschim in einer Woche! So konnte sie immerhin korrigieren, dass es sich zwar um eine richtige Nachricht, keinesfalls jedoch um eine Neuigkeit handelte.
Trügerische Sicherheit?
Die Tatsache, dass das eigentlich für die Ewigkeit konstruierte Samenlager nach nicht mal zehn Jahren bereits repariert werden muss, ist dabei fast ein wenig in den Hintergrund gerückt. Das eigentliche Lager, in dem inzwischen fast eine Million Saatgutpäckchen aus 73 Instituten und Genbanken liegen, war von dem Wassereinbruch zum Glück nicht betroffen. Ein Transformator wurde jedoch zerstört und die Feuerwehr musste den Tunnnel freipumpen, der 100 Meter tief bis zum eigentlichen Lager führt.
Tief im Permafrost verankert wähnte man das Samenlager sicher vor Überschwemmungen. Nun sollen Untersuchungen klären, wie das Lager in Zukunft gegen von Wärmeperioden ausgelöste Unwetter gesichert werden kann. 37 Millionen Kronen (rund 3,8 Millionen Euro) werden dafür zur Verfügung gestellt.