Vom Südkap Spitzbergens erwartet man ja so einiges, aber selten etwas Gutes. Umso schöner, wenn man es unerwartet sanft umrundet und die See am nächsten Morgen so ruhig ist, dass sich die seltene Gelegenheit zu einer Landung beim Südkap bietet! Etwas östlich der südlichsten Spitze Spitzbergens kommt die Antigua soweit „dicht“ ans Ufer, dass wir an Land gehen können. Immer noch weit über einen Kilometer Fahrt. Aber eine tolle Landschaft, hocharktisch karg, mit einem schroff-schönen Berg im Hintergrund, spannend strukturierte Uferfelsen, alten Walknochen … das volle Programm. Eine selten gesehene Landschaft. Hier kommt kaum mal jemand hin!
Klicken Sie auf die Bilder, um eine vergrößerte Darstellung des Bildes zu erhalten.
Zum Nachmittag hin reißt es vollends auf. Die Isbukta präsentiert sich mit ihrer grandiosen Landschaft unter strahlender Sonne. Unvergesslich schön!
Normalerweise mag sie keine Selfies, aber als Katja Baum am 19. Mai ihr Ziel, den nördlichsten Punkt Spitzbergens (Verlegenhuken), ereicht, lächelt sie doch in ihre eigene Kamera. Die 29jährige hat an diesem Tag rund 1000 Kilometer in 49 Tagen alleine auf Skiern in der Einsamkeit Spitzbergens zurückgelegt. Für Abenteurer ist eine Spitzbergen Durchquerung eine echte Traumtour und eine riesige Herausforderung.
Symbolfoto von einer ähnlichen Tour von Rolf Stange
Sechs Monate Planung gingen diesem Traum voraus. Am 1. April startete Katja Baum ihre Spitzbergen Durchquerung in Longyearbyen. Im Gepäck: 45 Kilo Ausrüstung und noch einmal so viel Essen für sich und ihre Hunde. Die erste Etappe von Longyearbyen zum südlichsten Punkt Spitzbergens Sørneset und weiter bis Svea wurde sie von ihrer Freundin Nanna Gajic begleitet. Von da an ging es alleine weiter, nur in Begleitung der drei Huskies Hjalmar Johnsen, R2-D2 und Myrull.
Katja Baum kommt ursprünglich aus Deutschland und arbeitet seit 2012 als Tourguide für einen Reiseveranstalter auf Spitzbergen, der Wander-, Ski und Kajaktouren mit Expeditonscharakter anbietet. Daher hat sie auch die nötige Erfahrung, um eine Durchquerung von Spitzbergen vorzubereiten und durchzuführen.
„So weit bin ich vorher noch nie gelaufen, aber ich war schon öfters in den Alpen alleine unterwegs und wusste, dass das mein Ding ist. Ich bin einfach gerne draußen und mag es, Verantwortung zu übernehmen. Du musst dich um alles selber kümmern, kannst nach niemanden rufen, wenn etwas schief geht. Du folgst deinem eigenen Rhythmus: Bist du müde, machst du eine Pause. Willst du lange schlafen, bleibst du einfach liegen.“
Symbolfoto von Rolf Stange
Viel Gelegenheit zum Ausruhen wird Katja Baum aber nicht gehabt haben. An machen Tagen legte sie bis zu 52 Kilometer zurück! Gletscherquerungen, das Überfahren von Seeeis und schlechtes Wetter machen eine Spitzbergen Durchquerung zu einer nicht ungefährlichen Expedition. Viel Vorsicht ist nötig und alle möglichen Unvorhersehbarkeiten müssen in Gedanken durchgespielt werden. Besonders das Wetter hat ihr manchmal zu schaffen gemacht.
„Wenn man stundenlang bei starkem Wind und strömendem Regen auf Skiern steht, dann fragt man sich schon manchmal: „Warum mache ich das hier eigentlich?“ Andererseits sind es in solchen Situationen grade die kleinen Dinge, über die man sich plötzlich unglaublich freuen kann: Wenn sich der Nebel verzieht oder die Sonne kurz rauskommt.“
Nach der Ankunft in Longyearbyen ging es erst einmal mit Freunden in die Kneipe, um auf die erfolgreiche Tour anzustoßen. „Ein bisschen stolz bin ich schon, dass alles so gut gelaufen ist und ich so gut vorbereitet war. Es war wirlich eine fantastische Tour!“
Auch die drei Hunde scheinen die Tour genossen zu haben: Hündin Myrull ist jedenfalls trächtig und wird bald Welpen bekommen.