Kaum einer wird überrascht sein: Wieder einmal sind Rekorde bei der Ausbreitung des Meereises zu melden, und natürlich handelt es sich wieder um Negativrekorde. Wie der norwegische Eisdienst via Twitter meldet, gab es seit Beginn der Messungen 1967 zu dieser Jahreszeit noch nie so wenig Eis wie derzeit. Wie die aktuelle Eiskarte zeigt, sind sowohl Spitzbergen als auch das benachbarte Franz Josef Land, das zu Russland gehört und ein kälteres, eisreicheres Klima hat, derzeit weiträumig eisfrei:
Am 22. August 2018 hatte das Meer um Spitzbergen laut norwegischem Eisdienst 123.065 Quadratkilometer Treibeis. Das sind 105.139 Quadratkilometer weniger als im längerfristigen Mittel (1981-2010), ein Verlust von beinahe der Hälfte!
Noch mehr Sorge bereitet den Wissenschaftlern aber, dass sogar das Eis vor Nordgrönland aufgebrochen ist, wie diese Eiskarte ebenfalls zeigt. Das Eis vor der Küste Nordgrönlands wird von den Strömungen zur Küste hin gedrückt und es bricht normalerweise auch im Sommer nicht auf. Der starke Warmlufteinbruch im Februar hatte aber in großen Teilen der Arktis zu einer Schwächung des Eises geführt, so dass das zerbrochene Eis im Sommer vom Wind viel leichter bewegt werden konnte. Selbst wenn die Wasserflächen bald wieder frieren, ist das Porzellan nun einmal zerbrochen: Das mehrjährige Eis ist auf großer Fläche in seiner strukturellen Integrität verloren. Wie der Name schon sagt, braucht es ohnehin mindestens mehrere Jahre, bis es sich neu bilden würde, womit unter gegenwärtigen Bedingungen aber ohnehin kaum zu rechnen ist.
Svalbards nördlichster Norden: Rossøya (links) und Vesle Tavleøya, völlig eisfrei um Mitte Juli 2018.