Die Tage fliegen nur so dahin, oder besser, diese lange Nacht fliegt nur so dahin. Es dauert noch eine ganze Weile, bis man in Spitzbergen wieder von „Tag“ reden kann. Wobei das Licht deutlich zurückkommt. Die Dämmerung ist um die Mittagszeit im Süden deutlich erkennbar, die Sonne ist nicht mehr weit weg.
Erste Dämmerung mittags in Longyearbyen, gegen Ende Januar.
Trotzdem ist die Polarnacht natürlich eine gute Zeit, um sich drinnen sinnvoll zu beschäftigen. Da herrscht ja auch kein Mangel an sinnvollen Möglichkeiten. Neben der täglichen Arbeit läuft das bereits erwähnte Svalbardseminar weiter, und für das „Kulturdenkmal-Orakel“ Per Kyrre Reymert gilt genau dasselbe wie für Maarten Loonen (siehe letzter Blog-Eintrag): Da gibt es eine geballte Ladung Wissen, rhetorisch hevorragend herübergebracht. Eine unterhaltsame Stunde, wo man nur versuchen kann, so viel wie möglich im Kopf zu behalten. Thema war die französische Recherche-Expedition (1838, 1839). Ja, das war die mit Leonie D’Aunet, der ersten Frau, die Spitzbergen besucht hat. Soweit bekannt, jedenfalls.
Per Kyrre Reymert spricht im Svalbardseminar bei UNIS über die Recherche-Expedition (1838 und 1839 in Spitzbergen).
Gut zu wissen auch, was die Leute vom Syssselmann (Regierungsvertretung: Polizei und andere hoheitliche Aufgaben) alles so treiben. Drohnen steigen lassen zum Beispiel. Natürlich tun sie damit nur sinnvolle Dinge. Ein Schelm, wer anderes denkt! Polizeiliche Aufklärungsarbeit, Rettungsdienst, Dokumentation von Erosion und Schäden an Kulturdenkmälern … die Liste ist lang.
Das „Drohnen-Schwadron des Sysselmannen“ stellt im Svalbardseminar bei UNIS seine Arbeit vor.
Es ist und bleibt wunderschön draußen, der nun wieder abnehmende Mond verbreitet ein unglaubliches Licht. Nun ersetzt das „blaue Licht“ tagsüber für ein paar Stunden die Dunkelheit.
Das blaue Licht kommt zur Mittagszeit nach Spitzbergen zurück.
Ein kleiner Ausflug ins Adventdalen, weit genug weg von der „großen Stadt“, um deren Licht nicht mehr wahrzunehmen. Die Stille und das blaue Licht sind erschlagend schön. Der Blick ins Adventdalen macht Lust auf mehr. Dort geht der Weg ins Sassendalen, zum Tempelfjord, zur Ostküste, und und und … bald werden die Tage länger und die Touren dann auch!
Blick ins Adentdalen zur Stunde des blauen Lichts.
Bald weicht das blaue Licht der Dunkelheit, noch sind die „Tage“ kurz. Aber was diese Nacht nicht alles zu bieten hat! In den letzten Tagen war die Nordlichtaktivität ja recht überschaubar. Nicht, dass es gar nichts gegeben hätte, aber irgendwann muss man ja auch einfach mal schlafen. Man muss eben auch Glück haben und zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein!
Nordlicht über dem Adventdalen (I).
Rechts unten sieht man die Lichter der Grube 7 und einiger Hütten.
Das waren wir heute, keine Frage. Quasi auf dem Weg zum Einkaufen. Nie ohne Kamera aus dem Haus gehen 🙂