Montag (27.5.) um 5 Uhr früh wurde ein Eisbär direkt bei Longyearbyen gesehen. Er war im Adventdalen unterwegs, ganz in der Nähe der Straße und nicht weit von den untersten Wohnhäusern. Der Sysselmannen (Polizei) war bald zur Stelle, mehrere Schreckschüsse wurden mit einer Signalpistole abgefeuert und der Hubschrauber war in der Luft, um den Eisbären vom Ort zu vertreiben. Der Bär zog daraufhin ab und ging Richtung Hiorthhamn, auf der anderen Seite des Adventfjord.
Eine eindrückliche Erinnerung, das Risiko einer Begegnung mit Eisbären auch in der unmittelbaren Umgebung von Longyearbyen ernst zu nehmen.
Hubschrauber und Eisbär (unten links) im Adventdalen bei Longyearbyen.
In Spitzbergen ist der Frühling eingezogen. Schon seit April hört man die Schneeammer überall in und um Longyearbyen singen, und an den steilen Berghängen sind die Krabbentaucher mit ihrem Ruf zu hören, der an ein wahnsinniges Lachen erinnert.
Auch wenn die Temperaturen schon seit Tagen mit leichtem Frost recht frisch sind, werden die schneefreien Flecken in der Tundra größer und größer, und in den Bächen fangen Rinnsale an zu fließen.
Im Adventdalen gibt der Schnee langsam die Tundra frei.
Nun sind auch die Zugvögel über die genannten Frühankömmlige hinaus wieder hier. Vor gut einer Woche saßen die ersten Kurzschnabelgänse gut getarnt neben den Wegen auf der Tundra, kurz darauf kamen die ersten Weißwangengänse hinzu.
Ringelgänse am Adventfjord (im Hintergrund eine Weißwangengans).
Der ersten Vorhut folgen dann in den nächsten Tagen schnell größere Mengen: Dutzende und hunderte von Gänsen sitzen nun auf schneefreien Tundraflächen im Adventdalen und sind auch in Longyearbyen direkt im Ort zu sehen. Um Longyearbyen setzt die Schneeschmelze regelmäßig mehrere Wochen früher ein als anderswo in Spitzbergen, und daher sind die hier früher verfügbaren Tundraflächen für die Tierwelt von großer Bedeutung. Viele Arten, die ihr Futter an Land finden, kommen nach dem Frühjahrszug zunächst ins untere Adventdalen, bevor sie sich auf die Brutgebiete verteilen.
Ringelgänse am Adventfjord (unscharf im Vordergrund Kurzschnabelgänse).
Derzeit kann man diese Gänsearten sowie Eiderenten, Prachteiderenten und viele andere Vögel direkt bei Longyearbyen sehr gut beobachten, aber sobald sie sich nach dem Frühjahrszug entsprechend gestärkt haben und weiter ins Gelände verteilen, werden gerade die Gänse sehr scheu sein. Dann gelingen auch mit guter Ausrüstung kaum noch gute Beobachtungen und Fotos, wie man sie jetzt einfach auch mit kleinerem Gerät machen kann.
Insbesondere die Ringelgans sieht man im Sommer nur selten und wenn, dann nur aus größerer Entfernung. Daher ist es eine besondere Freude, gerade diese Art am Ufer des Adventfjord direkt bei Longyearbyen relativ nahe beobachten zu können. Wenn man sich dabei diskret in Deckung hält oder im Auto sitzen bleibt und nicht aussteigt, ist die Gefahr von Störung auch gering.
Alle drei Gänsearten in einem Bild:
Kurzschnabel-, Weißwangen- und Ringelgänse am Adventfjord.
Dieses Foto macht mir besonders viel Freude, denn hier sind alle drei Gänsearten, die in Spitzbergen brüten, in einem Schnappschuss vereint: Weißwangengans (auch Nonnengans genannt, links unten), Ringelgans (rechts unten) und Kurzschnabelgans (links oben, hinter der Schärfeebene).
Vom äußerst schwierigen Wohnungsmarkt in Longyearbyen war an dieser Stelle in den letzten Jahren schon mehrfach die Rede. Seit Jahren ist es so gut wie unmöglich, zu bezahlbaren Preisen dauerhaft eine Unterkunft zu finden.
139 Wohnungen werden wegen Lawinengefährdung abgerissen
Nach der tragischen Lawine kurz vor Weihnachten 2015 hatte die Entwicklung sich deutlich verschärft. Die Lawine hatte mehrere Häuser am Berg Sukkertoppen zerstört, wobei zwei Menschen ums Leben gekommen waren. In der Folge war die Lawinengefahr für Longyearbyen neu fachlich bewertet worden, mit dem Ergebnis, dass Häuser künftig mit nicht weniger als 139 Wohnungen abgerissen werden. Bislang wurden schon technische Lawinensicherungen gebaut, um die noch verbleibenden Gebäude zu sichern.
Weitere 41 Wohnungen sind gefährdet
Nun sind Zweifel aufgekommen, ob weitere Lawinensicherungen sich wie geplant bauen lassen. Der Baugrund am steilen Hang des Sukkertoppen ist schwierig, so dass nicht sicher ist, ob die Fundamentierung wie erforderlich notwendig ist. Um auch den schlechtesten Szenarien der künftigen Klimaentwicklung angepasst zu sein – „business as usual“ bei den globalen Treibhausgasemissionen – wird mit 14 Meter tief in den Untergrung reichenden Fundamenten gerechnet.
Ob das in dem steilen Gelände technisch möglich ist, ist unsicher. Es ist möglich, dass sich das Projekt als durchführbar herausstellt, aber wenn nicht, ist nicht ausgeschlossen, dass weitere Gebäude mit bis zu 41 Wohnungen abgerissen werden müssen, wie Svalbardposten berichtet. Betroffen ist der bergnahe Teil im Weg 228 am Sukkertoppen, wo Wohngebäude stehen.
Auch wenn das Ergebnis – Abriss oder nicht – noch fraglich ist, steht eins schon fest: der Wohnungsmarkt in Longyearbyen wird dadurch nicht einfacher werden.
Wohnhäuser am Sukkertoppen und Lawinensicherungen.
Airbnb
Als weiteren Faktor bei dieser Entwicklung hat man schon länger die Kurzzeit-Vermietungsplattform Airbnb im Blick. Es gibt ohne Zweifel eine Reihe von Wohnungen in Longyearbyen, die von ihren Eignern via Airbnb als Kurzzeitmiete an Touristen vermietet werden, so dass Wohnungen zum längerfristigen Vermieten an Einwohner verloren gehen. Man vermutet, dass die Zahl der so vermieteten Wohnungen erheblich ist, genaue Zahlen liegen aber bislang nicht vor. Als ein Beitrag in der Svalbardposten zum Thema erschien, waren 36 Wohnungen in Longyearbyen auf Airbnb im Angebot.
Genauere Zahlen sind allerdings schwierig zu finden, und daher hat die Kommunalverwaltung (Lokalstyre) bei einer spezialisierten Firma einen Bericht in Auftrag gegeben, wie viele Wohnungen tatsächlich über diese Kurzzeitplattform laufen. Je nachdem, wie die Zahlen ausfallen, können dann Einschränkungen erwogen werden.
Das Thema beschäftigt in vielen Städten in der Welt, ist in Longyearbyen aber möglicherweise noch problematische als anderswo: erstens ist es ein kleiner Ort mit nicht allzu vielen Wohnhäusern, zweitens kommen viele zahlungskräftige Touristen hierher, die den Markt zu Ungunsten der Einheimischen verzerren, drittens kann man hier nicht einfach ins Umland ziehen und pendeln.
Eins ist sicher: Für kleinere Einkommen ist es derzeit in Longyearbyen praktisch unmöglich, einen längerfristigen Mietvertrag zu bekommen.
Zwei Personen sind bei einer Bergtour im Hornsund tödlich verunglückt. Es handelt sich um eine Frau und einen Mann, die beide zur polnischen Forschungsstation gehören. Sie waren seit Freitag privat auf einer Tour östlich der Station unterwegs, kehrten aber nicht zur verabredeten Zeit Sonntag früh wieder zurück. Darauf hatten andere Stationsangehörige eine Suche in Gang gesetzt.
Die beide hatten den Berg Kamkrona bestiegen, der zu einem langen, schroffen Bergrücken gehört; dieser ist unter dem Namen Sofiekammen bekannt, er liegt auf der Westseite der Burgerbukta. Die Kamkrona liegt Luftlinie gut 8 km östlich der Forschungsstation und ist 770 Meter hoch, zur Burgerbukta hin fällt der gesamte Kamm sehr steil ab.
Der schroffe Bergrücken Sofiekammen auf der Westseite der Burgerbukta im Hornsund. Die Kamkrona ist ein Gipfel ungefähr in der Mitte.
Ersten Informationen des Sysselmannen zufolge kamen die beiden bei einem Sturz über mehrere hundert Meter in einer Lawine ums Leben. Der genauere Hergang ist noch nicht bekannt. Die Verunglückten konnten nur noch tot durch Rettungskräfte des Sysselmannen geborgen werden, sie wurden zunächst nach Longyearbyen gebracht.
Ergänzung: Laut Svalbardposten hat der Sysselmannen-Polizeibeamte Anders Haugerud der norwegischen Nachrichtenagentur NTB mitgeteilt, dass die beiden vermutlich am Gipfel auf eine überhängende Wächte gegangen sind, die daraufhin abgebrochen ist. Diese Vermutung wurde zwischenzeitlich bestätigt. Die Verunglückten sind fast die ganze Höhe des Berges (770 m) abgestürzt.
Nachdem die Angehörigen informiert sind, wurden die Namen der Verunglückten offiziell bekanntgegeben. Es handelt sich Anna Górska und Michal Sawicki. Beide hatten auf der Station gearbeitet, Anna als Meteorologin und Michal als Geophysiker.
Die Seite ist die umfangreichste und vielseitigste Spitzbergen-Webseite im Netz. Auf den landeskundlichen Seiten sowie in der umfassenden Panorama-Abteilung wird die Inselgruppe Svalbard als Ganzes in den Blick genommen, und zwar mit einer geographischen Vollständigkeit, die ihresgleichen vielleicht sucht, aber nicht findet.
Tiere, Pflanzen, eine Nachrichtenseite mit dem Überblick über wichtige Ereignisse, die auch Spitzbergenfreunde außerhalb von Longyearbyen interessieren, zahlreiche Blogeinträge und Reiseberichte rund um Spitzbergen, aus allen Jahreszeiten, Einblicke in das Leben in Longyearbyen … alles ist dabei. Die Seite spitzbergen.de entsteht seit 2006 und erstreckt sich mittlerweile immerhin auf über 800 Seiten sowie mehr als 1100 Blog-Einträge alleine im deutschsprachigen Bereich.
Schon bald nach der deutschen Seite spitzbergen.de folgte die englische unter www.spitsbergen-svalbard.com.
Nach dem Erscheinen von Svalbard – Norge nærmest Nordpolen, der norwegischen Ausgabe des Spitzbergen-Reiseführers, war klar, dass auch die Webseite auf norwegisch folgen musste. Das ist nach mehrmonatiger, intensiver Arbeit nun geschehen! Seit kurzem ist spitsbergen-svalbard.no online. Hier und dort verstecken sich immer noch einzelne englische Seiten, deren Übersetzungen folgen werden.
Ich danke allen, die dabei mitgeholfen haben! Darunter sind
Ida Elisabeth Aarvaag
Cecilie Bergheim
Marie Brekkhus
Mari Buck
Jannicke Høyem
Jesper Kirkhus
Tina Ottenheym
Aina Rogstad
Elisabeth Schoch
Veronika Sund
Ida Elisabeth Veldman
Ivar Våge
Tusen takk skal dere ha!
Allen skandinavophonen BesucherInnen dieser Webseite wünsche ich viel digitales Lese- und Reisevergnügen auf www.spitsbergen-svalbard.no!
Der Schwanengesang des Winters? Rechtzeitig zu Beginn des „ornithologischen Frühjahrs“ ist neben den ersten Gänsen auch ein Zwergschwan (Cygnus bewickii) bei Longyearbyen aufgetaucht. Schwäne stehen nicht auf der Liste der Brutvögel Spitzbergens, sie kommen nur als Irrgäste vor.
Zwergschwan (Cygnus bewickii) im Adventdalen.
Vom Zwergschwan sind auf der Seite artsobservasjoner.no – eine Seite zur Registrierung von Artensichtungen – auf Spitzbergen nur 5 Beobachtungen registriert, einschließlich der aktuellen Sichtung. Die älteste dieser Beobachtungen stammt aus dem Jahr 1987.
Zwergschwan mit Kurzschnabelgänsen.
Auch vom Singschwan gibt es gelegentlich Beobachtungen auf Spitzbergen. Er gehört dort ebenfalls nicht zu den Brutvögeln, aber hier verzeichnet artsobservasjoner.no immerhin 24 Sichtungen seit 1992, 7 davon auf der Bäreninsel.
Zwergschwan mit Kurzschnabelgänsen.
In diesem Fall hat sich die lokale Orni-Szene aber nun auf einen Zwergschwan (Cygnus bewickii) geeinigt. Für nicht-Eingeweihte ist die Terminologie mitunter etwas verwirrend, denn laut Wikipedia „wird der Zwergschwan auch als Unterart Cygnus columbianus bewickii zum in Nordamerika vorkommenden Pfeifschwan gestellt.“
Der Zwergschwan hat sich zu einem Trupp von mehreren Dutzend Kurzschnabelgänsen gesellt, die auch in den letzten Tagen ihren Frühjahrszug nach Spitzbergen gekommen sind.
Zwergschwan mit Kurzschnabelgänsen.
Ich gebe zu, dass ich kein professioneller Schwanologe bin und erkläre mich nach dem Studium etlicher Bilder der verschiedenen Arten gerne mit der Diagnose Zwergschwan (Cygnus bewickii) zufrieden.
Auch die Rentiere freuen sich über die Tundra, die nun langsam fleckenweise durch den Schnee kommt. Die Motorschlitten sind nun für diese Saison endgültig unter Dach – der Sommer kann kommen!
Die Wintersaison geht nun, Anfang Mai, bald zu Ende, aber nach dem teilweise recht durchwachsenen April kommen nun noch mal schöne Tage – gute Gründe, sich noch einmal aufzumachen und sich die weiten Schnee- und Eislandschaften noch einmal im Wintermodus zu erschließen.
Der Frühling ist auch in Spitzbergen nicht mehr weit weg: Schneehuhn und Rentier freuen sich über schneefreie Tundraflecken.
Zügig geht es Kilometer um Kilometer durch die Täler nach Osten. Adventdalen, Eskerdalen und Sassendalen reihen sich aneinander. Wir lassen sie schnell zurück, wir wollen weit weg dieses Mal.
Am Rabotbreen geht es in die weiten Eislandschaften im Osten Spitzbergens hinein. Auch die gewaltige Moräne des Rabotbreen zeigt schon Anzeichen der nahenden Schneeschmelze, Eiszapfen hängen in kleinen Höhlen im Eis, die Sonne bringt das Gletschereis tagsüber auch bei leichtem Frost schon zum Schmelzen.
Kleine Eishöhle in der Moräne des Rabotbreen.
Eiszapfen in der Eishöhle am Rabotbreen.
Aber auch diese schöne Landschaft lassen wir bald hinter uns. Wir biegen auch bald ab von der schon so oft gefahrenen Strecke über die Nordmannsfonna zur Mohnbukta an der Ostküste. Dieses Mal wollen wir nach Norden.
Unterwegs nach Norden über das Fimbulisen.
Nur noch Schnee, Eis und Berge gibt es in dieser endlos weit erscheinenden Landschaft. Küste und Tundra liegen weit hinter und unter uns, stattdessen reiht sich ein Gletscher an den nächsten, eine kleine Eiskappe folgt auf die andere. Wobei, so klein sind sie auch wieder nicht, diese Eiskappen. Wir sind hier zwar nicht in Grönland oder der Antarktis, aber trotzdem geht es um hunderte von Quadratkilometern. Fimbulisen, Filchnerfonna, Lomonosovfonna … hier, auf der Lomonosovfonna, entspringt unter anderem der bekannte Nordenskiöldbreen. 600 Quadratkilometer ist diese Eiskappe groß!
Unendlich erscheinenden Weite: die Eiskappe Lomonosovfonna.
Unser Ziel: der Newtontoppen. Das ist Spitzbergens höchster Berg, 1713 Meter hoch. Nicht gerade beeindruckend hoch, verglichen mit den Hochgebirgen dieser Welt, aber weit weg … hinkommen muss man erst mal, und in dieser Höhe ist es auf 79 Grad Nord auch an einem Frühlingstag empfindlich kalt.
Dafür hatten wir damals noch einen Tick mehr Glück mit dem Wetter am Newtontoppen: der Gipfel versteckt sich heute trotz des ansonsten weitgehend klaren Wetters unter einer Wolkendecke, die sich eng an die Konturen des Berges anschmiegt.
Technisch ist der Newtontoppen nicht anspruchsvoll, er ist „nur“ weit weg – und kalt.
Der Newtontoppen-Gipfel mit Wolke und stürmischem Wind.
Ein eisiger Wind macht den Aufenthalt in 1713 Metern Höhe bei Temperaturen nicht weit von -20 Grad nicht gerade zu einem gemütlichen Picknick, aber trotzdem genießen wir die Gipfelpause in den Wolken oberhalb von Spitzbergen für ein Weilchen.
Und der Blick tut sich nur ein kleines Stück tiefer auf. Von einer Felsschulter in knapp 1500 Metern Höhe schauen wir über die eisigen Berg- und Gletscherlandschaften.
Blick vom Newtontoppen nach Süden.
Der Weg nach Hause ist weit … über 300 Kilometer sind es, von Longyearbyen bis zum Newtontoppen und zurück.
Am 21. Dezember letzten Jahres gab es in Longyearbyen den ersten Bankraub in der Geschichte Spitzbergens. Ein zum Zeitpunkt der Tat 29 Jahre alter, nicht ortsansässiger Mann russischer Nationalität richtete ein geladenes Gewehr auf 3 Angestellte und forderte mit den Worten „This is not a joke. This is a robbery“ Geld. Die Bankangestellten händigten dem Mann 70.000 norwegische Kronen (gut 7000 Euro) aus.
Der Mann wurde schnell von der Polizei gefasst und in Tromsø in Untersuchungshaft gebracht. Nun ist das Urteil gefallen, wie NRK berichtet: es lautet auf 14 Monate Gefängnis ohne Bewährung. Zusätzlich muss der Mann dem der drei während des Überfalls anwesenden Angestellten 20.000 Kronen Schadenersatz zahlen.
Bankraub in Longyearbyen: der Täter wurde nun zu einer Haftstrafe verurteilt.
Hintergrund der Tat sollen psychische Probleme des Täters gewesen sein, der zunächst Selbstmord geplant hatte, dann aber die Bank überfiel. Das Motiv soll nicht Geld gewesen sein, sondern der Versuch, auf seine verzweifelte Situation hinzuweisen. Mit der gewollten Verhaftung durch die norwegische Polizei wollte er wohl die Rückreise nach Russland verhindern.
Allerdings war die Waffe, die der Täter zeitweise gezielt auf die Bankangestellten gerichtet haben soll, mit scharfer Munition geladen. Es handelte sich um ein Repetiergewehr vom Typ Mauser; eine im kommerziellen Verleih übliche Waffe in Longyearbyen. Nach dem Überfall ging der Täter mit weiterhin geladener Waffe durch Longyearbyen und gab das Gewehr beim Verleiher im noch geladenen Zustand wieder ab. Anschließend versuchte er, das erbeutete Geld in der Bank zurückzugeben, wurde aber nicht eingelassen. Danach wurde er festgenommen. Er leistete keinen Widerstand und war sofort geständig.
Das Urteil ist milder als von der Staatsanwaltschaft gefordert, der Verteidiger hatte hingegen auf ein noch weniger strenges Urteil plädoyiert. Eine Revision ist noch möglich.
Heute (Samstag, 27.4.) früh um 9 Uhr fiel der Startschuss für die erste Startgruppe des Svalbard Skimarathon 2019.
Sysselmann Kjerstin Askholt steht bereit für den Startschuss zum Svalbard Skimarathon 2019.
Der Moment des Starts wird für die Organisatoren sicher eine große Erleichterung gewesen sein: das Tauwetter der vorösterlichen Woche, das sich etwas abgemildert auch nach Ostern zumindest zeitweise fortsetzte, hat die Veranstalter sicher einigen Schlaf gekostet. So musste die Strecke aufgrund der schlechten Schneeverhältnisse kurzfristig verlegt werden: Der Skimarathon führt nun zunächst über das Adventdalen und nach einem Abstecher ins Mälardalen über Hiorthhamn und Advent City ins Hanaskogdalen und dann auf der gleichen Route wieder zurück.
Start beim Svalbard Skimarathon 2019.
Bereits vor Wochen war die traditionelle Route durch das Todalen und Gangdalen verlegt worden. Geplant war für den Svalbard Skimarathon 2019 eine Runde vom Zentrum Longyearbyens durch das Adventdalen und dann über Mälardalen, Tellbreen und Helvetiadalen zurück ins Adventdalen und nach Longyearbyen. Das war aufgrund der schlechten Schneeverhältnisse im Gelände aber nun nicht mehr machbar. Die Veranstalter dürften erleichtert sein, dass wenigstens noch die vor wenigen Tagen bekannt gegebene Alternativstrecke funktioniert.
Dazu kommt der aktuelle Streik der Fluglinie SAS. Lange hatte man gehofft, dass Longyearbyen verschont bliebe, da der Ort im Gegensatz zu Städten auf dem skandinavischen Festland nicht per Bus, Bahn oder Auto erreichbar ist. Aber auch der Flug nach Longyearbyen fiel am Freitag Mittag aus, die weitere Entwicklung ist offen.
Wie viele Marathonläufer deswegen nicht teilnehmen konnten, ist noch nicht bekannt, es dürften aber einige gewesen sein. Auch sonst liegt die Teilnehmerzahl mit etwa 700 etwas unter dem Vorjahresniveau (um 800). Diese Zahlen sind nicht abschließend, bis Freitag Abend konnte man sich noch anmelden, was einige Teilnehmer aus Longyearbyen traditionell gerne kurzfristig tun, je nach Laune und Wettervorhersage.
Hier wird die Siegerehrung schon mal vorweggenommen 🙂
Der Svalbard Skimarathon findet heute zum beachtlichen 27. Mal statt. Er ist schon lange eines der großen, regelmäßigen Ereignisse im Kalender in Longyearbyen und zieht Jahr für Jahr Teilnehmer aus vielen Ländern an.
Allen TeilnehmerInnen und Beteiligten viel Freude und Erfolg und gutes Ankommen!
Nachdem in der Woche vor Ostern eine ebenso frühe wie heftige Schneeschmelze eingesetzt hatte, ist der Winter zu Ostern noch einmal mit Minusgraden zurückgekehrt. Nach ein paar sehr grauen und nassen Tagen, die für viele Touristen und tourenfreudige Einheimische frustrierend und für Veranstalter und Guides schwierig gewesen sein dürften, ist aus dem Nass wieder Eis geworden und die Sonne zeigt sich endlich wieder.
Der Campingplatz bei Longyearbyen: letzte Woche ein See, diese Woche eine Eisbahn.
Der Campingplatz, letzte Woche noch eine Seelandschaft, ist nun eine Eisbahn. Auch sonst hat sich aus dem Schmelzwasser eine glatte Eisfläche gebildet, was das Vorwärtskommen im Gelände und im Ort nicht gerade einfacher macht; Spikes (norwegisch: isbrodder) sind mitunter sehr hilfreich und helfen, manchen Sturz zu verhindern.
Das Adventdalen: letzte Woche ein Fluss, diese Woche eine Eisbahn.
So macht es gleich wieder Freude, draußen unterwegs zu sein.
Und, ja: auch in Spitzbergen war der Osterhase unterwegs! Frohe Ostern! 🙂
Genau, so fing der letzte Beitrag ebenfalls an. Es ist ziemlich bitter. Ja, Warmlufteinbrüche mit Tauwetter und Regen hat es immer schon gegeben, ja auch zu jeder Zeit im Winter in Spitzbergen. Das ist nun einmal maritim geprägt Arktis.
Aber gleich eine Woche lang? Mitten im als eher stabil geltenden April? Das ist schon heftig.
So sah am Mittwoch der Wetterbericht aus. Rote Plusgrade und Regen, so war es praktisch die ganze Woche lang, von Montag bis Freitag. Erst heute (Samstag) fallen die Temperaturen langsam wieder unter den Gefrierpunkt, wenigstens knapp.
Der Longyearelva (-fluss) musste freigebaggert werden,
um eine Überschwemmung der Straße zu verhindern.
Jeder Blick in die Landschaft: ein Trauerspiel. Es schmilz, es fließt überall. Teiche bilden sich, kleinere Flüsse fangen an zu fließen, Tundraflächen schauen aus dem löchrig werdenden Schnee hervor.
Die Tundra schaut durch den Schnee, hier im Bjørndalen zu Beginn der Schmelzwoche.
Im Longyearelva, der durch Longyearbyen fließt (eigentlich nur im Sommer, jetzt wirklich), musste am Donnerstag in einer nächtlichen Aktion der Schnee weggebaggert werden, damit die Straße nicht überschwemmt wird. So weit so normal – nur ein paar Wochen zu früh, vor allem in dieser Intensität.
Auch der Campingplatz steht unter Wasser. Anfang der Woche gab es tatsächlich einen einsamen Camper, der sein Lager aber fluchtartig aufgegeben hat:
Der Campingplatz bei Longyearbyen: eine Teichlandschaft.
Osterwochenende mit Fragezeichen
Nun hat das Osterwochenende begonnen, eine der Haupt-Tourenzeiten in Norwegen. Alle, die noch kriechen können, sind irgendwie auf Hütte, auf Tour, im Urlaub oder hier oder dort zu Besuch. Vorzugsweise irgend etwas, was mit Schnee, Hütte und Ski zu tun hat, alternativ irgendwas mit Boot.
Letzteres würde sich hier aktuell tatsächlich eher anbieten als die Art von Touren, an die man im April sonst selbstverständlich denkt, in Spitzbergen. Weiße, weite Schneelandschaften, Motorschlittentouren in die Ferne, Hundeschlittenfahrten oder Skiwanderungen in der Umgebung von Longyearbyen.
Stattdessen ist alles grau und fließt. Nun sind die Hotels voll, die Ostertouristen haben zu horrenden Preisen Zimmer und Touren gebucht und freuen sich auf die Arktis.
Fehlanzeige.
Stattdessen hat die Grube 3, die Museumsgrube oberhalb des Flughafens, derzeit sicher guten Zulauf. Da kann man weitestgehend wetterunabhängig – solange die Straße dorthin eben befahrbar ist – eine interessante Tour machen. Wenn auch nicht so, wie die meisten sich das derzeit hier vorgestellt haben dürften.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass einige Motorschlittentouren immer noch gefahren werden, offensichtlich bei recht marginalen Bedingungen.
Besuch im Museumsbergwerk in der Grube 3.
Heute (Ostersamstag) gibt es immerhin wieder leichten Frost, und ab morgen soll es wieder kälter werden. Ob es noch einmal richtig Winter gibt, oder ob die Saison vorbei ist? Die Frage stellen sich derzeit viele in Longyearbyen.
Mitternachtssonne: nächster Sonnenuntergang August
Von wegen nächtliche Aktion: „Nacht“ gibt es seit gestern nicht mehr. Karfreitag war der erste Tag mit Mitternachtssonne. Den nächsten Sonnenuntergang gibt es in Longyearbyen nun am 26. August um 00:05 Uhr früh, also astronomisch gesehen am 25. August (Sommerzeit – astronomische Mitternacht ist um 01 Uhr früh).
Derzeit – heute ist der 18. April – könnte man den Eindrück gewinnen, dass Spitzbergen schmilzt und wegfließt. Die Schneeschmelze hat eingesetzt, mehrere Wochen zu früh. Dieser April wird ohne jeden Zweifel der 101. Monat in Folge mit Temperaturen über dem langfristigen Monatsmittel, und zwar deutlich, in diesem Fall.
Aber demnächst mehr dazu. Aktuell bringt das mit sich, dass ich Zeit habe, hier wieder etwas zu schreiben. Es ist schon ein Weilchen her …
Gletscherhöhle – 4 Wochen zurück
… das wir in der Gletscherhöhle im Longyearbreen waren. Gletscherhöhlen gibt es hier ja so ziemlich auf allen Gletschern, und die in der Nähe von Longyearbyen kann man prima besuchen, das wird oft und gerne von Touristen als geführte Tour gemacht und natürlich auch gerne von Einheimischen. Man kann die Gletscherhöhle im Scott Turnerbreen im Bolterdalen mit einer Hundeschlittentour oder Skiwanderung erreichen, auf dem Larsbreen kann man hinwandern, zu Fuß, mit Schneeschuhen oder Ski und auf dem Longyearbreen hat man die freie Wahl, dort geht es auch gerne per Motorschlitten oder Schneeraupe (Schneekatze, beltevogn, wie auch immer man es nennen will) hin.
In der Gletscherhöhle im Longyearbreen (Mitte März.
Die Gletscherhöhlen entstehen durch Schmelzwasserabfluss und wenn es kein Schmelzwasser gibt, kann man sie besuchen, was im Einzelfall mehr oder weniger einfach sein kann, je nach „Gelände“ der Höhle (Vorsicht – auch im Winter kann es mal Schmelzwasser geben, und dann kann es feucht werden, beziehungsweise sehr gefährlich, um es klar zu sagen). Manche Höhlen sind zu eng oder zu steil, um begehbar zu sein, zumindest für normale Menschen. Andere Höhlen sind recht „besucherfreundlich“. In jedem Fall ein faszinierendes Erlebnis!
In der Gletscherhöhle im Longyearbreen. Ich stelle ja eher selten Bilder ein, auf denen ich selbst zu sehen bin, aber dieses Bild gefällt mir 🙂
Temperaturen in Longyearbyen seit 100 Monaten über dem langfristigen Mittel
Obwohl es im Februar und März 2019 viel kräftigen Frost mit Temperaturen um -20 Grad und mitunter darunter gab, hat es nicht gereicht, um die monatliche Mitteltemperatur zu erreichen oder gar zu unterschreiten. Auch im März lag das monatliche Temperaturmittel in Longyearbyen wieder oberhalb des langfristigen Mittelwerts. Das ist damit nun seit genau 100 Monaten so – seit über 8 Jahren, ohne Unterbrechnung am Stück, wie Klimaforscher Kjetil Isaksen in der Svalbardposten mitteilt.
Referenzzeitraum: 1960-1990
Als Referenzzeitraum für den „Normalwert“ wird die Periode 1960-1990 herangezogen. Die Mitteltemperaturen dieser Zeit werden so schnell wohl nicht wieder erreicht: Auf Spitzbergen erwärmt das Klima sich drei mal so schnell wie auf dem norwegischen Festland und sechs mal so schnell wie im globalen Mittel. Das liegt laut Isaksen zu einem großen Teil an Rückkopplungseffekten, die mit dem Meer verknüpft sind: die gestiegenen Wassertemperaturen führen zu einer kürzeren und kleinerflächigen Eisbedeckung des Wassers, was zu einer höheren Wärmeabgabe vom Meer an die Luft führt sowie zu weniger Reflektion des Sonnenlichts, das stattdessen in Wärme umgesetzt wird.
Lawinensicherung als Anpassungen an den Klimawandel in Longyearben
Mit einer baldigen Umkehr dieses Trends rechnet niemand, der auch nur halbwegs vom Fach ist. In Longyearbyen stellt man sich derzeit auf die neue klimatische Realität ein:
Lawinensicherungen am Sukkertoppen bei Longyearbyen.
Nachdem die tragische Lawine vom 19. Dezember 2015 zwei Menschenleben gekostet hat, leben hunderte Bewohner jeden Winter mit teilweise monatelangen Zwangsevakuierungen, wenn Witterung und Schnee eine Gefährdung möglich machen. Große Summen wurden und werden weiter für technische Lawinensicherungen ausgegeben, und derzeit laufen Planungen zum Abriss von Häusern mit 142 Wohnungen in lawinengefährdeten Gebieten. Wohnungsnot und ein überhitzter Wohnungsmarkt gehören zu den Problemen, mit denen viele in Longyearbyen derzeit zu kämpfen haben.
Barentsburg
Auch in Barentsburg wurde kürzlich erstmals eine Karte zur Lawinengefährdung erstellt. Einzelne Gebäude liegen ebenfalls in gefährdeten Gebiete, was bedeutet, das gefährliche Lawinen häufiger als einmal in 100 Jahren eintreten – soweit die Theorie. In der Praxis geht man in Barentsburg davon aus, dass die Situation mit Sicherungsmaßnahmen in den Griff zu bekommen ist; Verlegung oder Abriss von Gebäuden ist dort wohl nicht nötig.
So schön die Umgebung von Longyearbyen gerade zu dieser Jahreszeit ist – natürlich ist der Reiz immer groß, ein paar Kilometer oder auch ein paar mehr zwischen sich und die „Zivilisation“ zu legen. Wir nutzen das schöne Wetter, packen die Motorschlitten und setzen Kurs durchs Adventdalen Richtung Osten. Die Ostküste, vor allem die Mohnbukta, ist eines der klassischen, wirklich schönen Tourenziele im Lichtwinter!
Blick über das innere Adventdalen.
Es ist kalt, um minus 20 Grad wie so oft in den letzten Wochen, klar und windstill, die Blicke in die Weite machen Freude!
Totes Gletschereis in der Moräne des Rabotbreen.
Die große Moräne des Rabotbreen, am Ende des Sassendalen, ist für manche vielleicht vor allem ein kleines Hindernis, denn hier muss man schon die eine oder andere Kurve und ein paar kleine Hänge nehmen. Wer zum ersten Mal auf einem Motorschlitten sitzt, hat dabei vielleicht so seine Freude, je nachdem. Tun wir aber nicht. Dafür freuen wir uns über diese gewaltige Landschaft! Das Abtauen des toten Gletschereises in der Moräne hat ein paar schöne Eisformen aus blauem Eis hervorgebracht.
Auf der kleinen Eiskappe Nordmannsfonna.
Weiter geht es über die Nordmannsfonna, eine kleine Eiskappe, wo man in knapp 700 Metern Höhe einen Miniatur-Eindruck davon bekommt, wie es im Inneren der Antarktis so sein kann. Nur in Miniatur, aber das reicht völlig aus. Ganz ehrlich, ich wollte noch nie zu irgendwelchen Polen, möglichst unter Einsatz von Atomkraft (Nordpol) oder unendlichen Mengen Flugzeugtreibstoff, um zu einer Station zu kommen, wo Touristen wahrscheinlich eher unfreundlich empfangen werden (Südpol). Aber gut, das ist ein anderes Thema … ich bin mit der Nordmannsfonna und ihren Verwandten hier in Spitzbergen glücklich und zufrieden 🙂
Verwitterter Eisberg in der Mohnbukta.
Nach der Fahrt den Gletscher herab sind wir in der Mohnbukta, die schön solide zugefroren ist. Das Eis ist eine fantastische Welt! Hier und dort sind „kleine“ (alles relativ) Eisberge eingefroren und zu fantastischen Formen verwittert (ein paar Prachtexemplare solcher Eisberge hatten wir hier etwa 2013 und 2014 und im Panorama festgehalten – hier klicken).
Pause in der Mohnbukta.
Ein herrliches Plätzchen für eine kleine Pause 🙂
Dann ist die Gletscherkante des Hayesbreen erreicht. Einfach geil! Vor allem bei diesem fantastischen Wetter. Jetzt – es ist Ende März – steht die Sonne auch mittags noch tief, wenn sie genau aus der richtigen Richtung kommt. Ein tolles Schauspiel aus Formen, Farben und Größe!
Gletscherkante des Hayesbreen, Mohnbukta (I).
Gletscherkante des Hayesbreen, Mohnbukta (II).
Dann … Heimweg. Wir haben noch gut 90 Kilometer vor uns.
Rückfahrt über den Königsbergbreen.
Die Fahrt über den Königsbergbreen und durch das Sassendalen wird uns noch von einem wunderschönen Abendlicht versüßt. Das muss man genießen, in ein paar Wochen gibt es hier kein Abendlicht mehr!
Abendlicht über dem Sassendalen.
Abschließend noch mein ceterum censeo: ich erlaube mir darauf hinzweisen, dass ich ein neues Fotobuch gemacht habe, mit fotografischen Blicken auf die Arktis aus einer ganz neuen, ungewohnten Perspektive. Norwegens arktischer Norden (2) – Aerial Arctic zeigt Jan Mayen und Spitzbergen aus der Luft.
Die Store Norske Spitsbergen Kulkompani (SNSK), Betreiberin und Eignerin der norwegischen Kohlesiedlung Sveagruva, hat vom Sysselmannen die Genehmigung bekommen, das Fjordeis im Van Mijenfjord bis zum Hafen von Svea aufzubrechen.
Da der Fjord durch die lange, schmale und quer im Eingang liegende Akseløya vom offenen Meer abgetrennt ist, bildet sich das Fjordeis dort früher und weiter als in den anderen Fjorden an der Westküste. Dadurch ist der Van Mijenfjord heute der einzige Fjord in diesem Teil Spitzbergens, der noch recht verlässliche Eisverhältnisse bietet. Somit ist er im Frühjahr ein wichtiges Habitat für Ringelrobben, die auf dem Eis liege, ausruhen und dort ihren Nachwuchs bekommen, und Eisbären, die dort auf Jagd gehen.
Bei den Behörden hält man den Schutz dieser Tiere zu dieser für sie wichtigen Jahreszeit, die gerade jetzt beginnt, eigentlich hoch: so wurde kürzlich das Fjordeis im Tempelfjord für Motorschlitten gesperrt, um Störungen vorzubeugen, obwohl solche nur bei rowdyhaftem, auch vorher schon gesetzwidrigem Verhalten vorkommen und das Fjordeis durch den Motorschlittenverkehr nicht beschädigt wird. Ähnliche Sperrungen waren auch für die Rindersbukta im Van Mijenfjord im Gespräch, dort ist es aber – zumindest bislang – noch nicht zu einem Verbot gekommen.
Für das Aufbrechen des Eises mit Eisbrechern scheinen allerdings andere Regeln zu gelten, beziehungsweise werden die gleichen Regeln anders ausgelegt. Zwar betont der Sysselmannen in einer Pressemeldung, dass Verkehr in Spitzbergen grundsätzlich „auf eine Weise geschehen solle, die nicht die natürliche Umwelt oder denkmalgeschützte Artefakte beschädigt, verunreinigt oder sonstwie beeinträchtigt oder unnötig Menschen oder Tiere stört.“ Hier allerdings wurde den Interessen der Store Norske Spitsbergen Kulkompani mehr Gewicht gegeben als dem Schutz des in Spitzbergen selten gewordenen, großflächigen Fjordeises und der Tiere, die es als Habitat brauchen.
Der Hintergrund: aufgrund von Fehlberechnungen geht in Sveagruva der Diesel zur Neige, der nicht nur Fahrzeugen, sondern auch dem dortigen Kraftwerk als Brennstoff dient. Der vorhandene Vorrat würde „aufgrund des erhöhten Verbrauchs im Winter vermutlich noch bis etwa Mai“ (Sysselmannen, eigene Übersetzung) reichen, nicht aber, wie ursprünglich geplant, bis zum Sommer, wenn das Fjordeis ohnehin von alleine aufgebrochen sein wird.
Ohne Diesel für das Kraftwerk müsste Svea evakuiert werden. Die Folge wäre mindestens ein vorübergehender Stop der Aufräumarbeiten, die nun dort nach dem Ende des Kohlebergbaus folgen, möglicherweise aber auch Schäden an der Infrastruktur. Verbunden wäre dies mit „erheblichen wirtschaftlichen Folgen“ für die Store Norske. Daher bekommt die SNSK nun die Erlaubnis, mit einem Frachter den Hafen am Kapp Amsterdam bei Sveagruva anzulaufen. Ein Transport über Land von Longyearbyen wäre zwar technisch möglich, aufgrund der Menge des benötigten Kraftstoffs wird aber angenommen, dass die theoretischen benötigten etwa 60 Transportfahren insgesamt eine größere Umweltbelastung und ein höheres Risiko für Verunreinigungen bringen würden.
Als früher in Sveagruva noch Kohle abgebaut und verschifft wurde, war das Brechen des Eises im Frühjahr nicht ungewöhnlich. Aber die Zeiten haben sich geändert, heute wird dort keine Kohle mehr abgebaut, in anderen Fjorden gibt es viel weniger Eis und dieses darf anderswo nicht befahren werden, so wie viele sich das wünschen. Dass die Store Norske in dieser Situation die Erlaubnis bekommt, über 30 Kilometer solides Fjordeis aufzubrechen, stößt, wie man erwarten kann, auf Kritik.
Man darf auf den Witterungsverlauf nach dem Aufbrechen gespannt sein. Mit Glück friert die Eisbrecherspur schnell wieder zu. Ein Sturm könnte das vorgeschädigte Eis allerdings auch leichter komplett aufbrechen.