Leute, ich sage euch, es ist schlimm. Seit Wochen versuchen wir, mal zu einer zivilisierten Zeit zu schlafen. Aber das klappt nie. Ständig dieses Nordlicht. Wirklich, zu unangenehm! Immer muss man raus und fotografieren, wenn man eigentlich gerade in die Federn wollte … ja, das Leben in der Arktis kann hart sein 🙂
Nordlicht-Aureole, fast senkrecht überm Betrachterstandpunkt.
Vorhin war es fast schon warm, gerade mal -6°C im Adventdalen. Das fühlt sich im Vergleich schon richtig mild an. Allerdings etwas zugig, das macht es wieder frisch, sobald man aus dem Windschatten tritt.
Nordlicht-Ring über dem Endalen.
Nicht auszuschließen, dass das nicht die letzten Nordlichtbilder in diesem Blog sind. So ist sie nun mal, die Polarnacht. Andererseits: Lady Aurora ist launisch, und wenn sie guter Laune ist, muss man die Gunst der Stunde nutzen. Vielleicht zieht sie sich dann zurück und bleibt für Wochen unsichtbar, oder sie tanzt nur für die Wolken.
Die Tage fliegen nur so dahin, oder besser, diese lange Nacht fliegt nur so dahin. Es dauert noch eine ganze Weile, bis man in Spitzbergen wieder von „Tag“ reden kann. Wobei das Licht deutlich zurückkommt. Die Dämmerung ist um die Mittagszeit im Süden deutlich erkennbar, die Sonne ist nicht mehr weit weg.
Erste Dämmerung mittags in Longyearbyen, gegen Ende Januar.
Trotzdem ist die Polarnacht natürlich eine gute Zeit, um sich drinnen sinnvoll zu beschäftigen. Da herrscht ja auch kein Mangel an sinnvollen Möglichkeiten. Neben der täglichen Arbeit läuft das bereits erwähnte Svalbardseminar weiter, und für das „Kulturdenkmal-Orakel“ Per Kyrre Reymert gilt genau dasselbe wie für Maarten Loonen (siehe letzter Blog-Eintrag): Da gibt es eine geballte Ladung Wissen, rhetorisch hevorragend herübergebracht. Eine unterhaltsame Stunde, wo man nur versuchen kann, so viel wie möglich im Kopf zu behalten. Thema war die französische Recherche-Expedition (1838, 1839). Ja, das war die mit Leonie D’Aunet, der ersten Frau, die Spitzbergen besucht hat. Soweit bekannt, jedenfalls.
Per Kyrre Reymert spricht im Svalbardseminar bei UNIS über die Recherche-Expedition (1838 und 1839 in Spitzbergen).
Gut zu wissen auch, was die Leute vom Syssselmann (Regierungsvertretung: Polizei und andere hoheitliche Aufgaben) alles so treiben. Drohnen steigen lassen zum Beispiel. Natürlich tun sie damit nur sinnvolle Dinge. Ein Schelm, wer anderes denkt! Polizeiliche Aufklärungsarbeit, Rettungsdienst, Dokumentation von Erosion und Schäden an Kulturdenkmälern … die Liste ist lang.
Das „Drohnen-Schwadron des Sysselmannen“ stellt im Svalbardseminar bei UNIS seine Arbeit vor.
Es ist und bleibt wunderschön draußen, der nun wieder abnehmende Mond verbreitet ein unglaubliches Licht. Nun ersetzt das „blaue Licht“ tagsüber für ein paar Stunden die Dunkelheit.
Das blaue Licht kommt zur Mittagszeit nach Spitzbergen zurück.
Ein kleiner Ausflug ins Adventdalen, weit genug weg von der „großen Stadt“, um deren Licht nicht mehr wahrzunehmen. Die Stille und das blaue Licht sind erschlagend schön. Der Blick ins Adventdalen macht Lust auf mehr. Dort geht der Weg ins Sassendalen, zum Tempelfjord, zur Ostküste, und und und … bald werden die Tage länger und die Touren dann auch!
Blick ins Adentdalen zur Stunde des blauen Lichts.
Bald weicht das blaue Licht der Dunkelheit, noch sind die „Tage“ kurz. Aber was diese Nacht nicht alles zu bieten hat! In den letzten Tagen war die Nordlichtaktivität ja recht überschaubar. Nicht, dass es gar nichts gegeben hätte, aber irgendwann muss man ja auch einfach mal schlafen. Man muss eben auch Glück haben und zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein!
Nordlicht über dem Adventdalen (I).
Rechts unten sieht man die Lichter der Grube 7 und einiger Hütten.
Das waren wir heute, keine Frage. Quasi auf dem Weg zum Einkaufen. Nie ohne Kamera aus dem Haus gehen 🙂
Nach der Sonnenfinsternis vom 20. März 2015 gab es heute früh wieder ein astronomisches Ereignis, für das sich auch in Spitzbergen das frühe Aufstehen lohnte: ab 6 Uhr früh konnte man am Montagmorgen eine totale Mondfinsternis beobachten.
Beginn der Mondfinsternis: der „Blutmond“ über Longyearbyen.
Nach einer ersten kurzen Beobachtung der einsetzenden Mondfinsternis über Longyearbyen ging es weiter hinaus ins Adventdalen, weiter weg von künstlichen Lichtquellen und hin zu einer natürlichen Einrahmung des schönen Ereignisses.
Mondfinsternis im Adventdalen: der „Blutmond“ über Spitzbergen (I).
Freundlicherweise hielt die „MoFi“ deutlich länger an als die „SoFi“ von 2015, deren totale Phase mit nur gut 2 Minuten die Astro-Fotografen trotz kräftiger Minusgrade doch kräftig ins Schwitzen bringen konnte.
Mondfinsternis im Adventdalen: der „Blutmond“ über Spitzbergen (II).
Bei der fast einstündigen Dauer der totalen Phase der heutigen Mondfinsternis konnte man es doch deutlich entspannter angehen und zwischendurch auch einfach die einmalige Stimmung genießen und mal zum heißen Kakao greifen. Der Sternenhimmel leuchtete durch das kräftig reduzierte Licht des verfinsterten Vollmondes natürlich besonders eindrücklich!
Sternenhimmel über dem Adventdalen während der Mondfinsternis.
Abschließend noch mein ceterum censeo: ich erlaube mir darauf hinzweisen, dass ich ein neues Fotobuch gemacht habe, mit fotografischen Blicken auf die Arktis aus einer ganz neuen, ungewohnten Perspektive. Norwegens arktischer Norden (2) – Aerial Arctic zeigt Jan Mayen und Spitzbergen aus der Luft.
Viel ist zu tun, was nicht weiter der Rede wert ist, die Tage hier aber ganz gut füllt. Alltag. Projekte. Arbeit.
Und überhaupt, das Leben. Freunde. Draußen sein.
Draußen sein ist natürlich ein Hauptgrund dafür, hier zu sein. Es geht auf Vollmond zu und der Himmel ist meistens klar. Die Stimmung ist magisch. Die Norweger haben ein schönes Wort dafür: trolsk. „Trollisch“ ist noch mal etwas anderes als „magisch“. Bei „trolsk“ denken wir weniger an Harry Potter, sondern an einen feenhaften Zauber, vielleicht mit einem etwas unheimlichen Unterton. So wie die Arktis: zauberhaft schön, aber manchmal auch mit einem Hauch von Gefahr, die im Hintergrund lauert. Trolsk.
Die meisten Touren gehen zu dieser Zeit nicht weit weg von Longyearbyen. Muss auch nicht. Die ganze Schönheit der Polarnacht findet man auch hier in der näheren Umgebung, wobei es sich natürlich lohnt, mal einen Abstecher irgendwo hin zu machen, wo das künstliche Licht sich nicht mehr bemerkbar macht.
Das Adventdalen in der Polarnacht.
Natürlich gibt es in und um Longyearbyen eine ganze Menge künstliches Licht. Wenn sich ein Nordlicht zeigt, muss man schon an günstige Plätze, damit das Licht nicht stört. Aber natürlich hat das künstliche Licht mancherorts auch seinen eigenen Reiz. Wie bei der Winkelstation im Endalen, die früher als Umlenkstation der Kohleseilbahn diente. Heute wird sie während der Polarnacht beleuchtet und ist dann ein schöner Blickfang in der dunklen Landschaft.
Die sogenannte Winkelstation im Endalen war früher Teil der Kohleseilbahn. Heute wird sie in der dunklen Zeit schön angeleuchtet.
Zu den praktischen Aspekten während der dunklen Zeit gehört, dass reflektierende Schutzwesten oder Reflektoren an der Kleidung unbedingt emppfehlenswert sind. Sonst ist das Risiko, als dunkler, unbeleuchteter Fußgänger irgendwann mal Opfer eines Verkehrsunfalls zu werden, doch recht hoch.
Das wissen nur die Rentiere leider nicht. Die stehen schon mal unmittelbar neben der Straße. Sie schauen auch nicht nach links und rechts, bevor sie diese überqueren.
Wenn man morgens aus dem Haus geht und vor dem Eingang steht ein Rentier im Dunkeln, kann man sich auch schon mal wundern. Sobald feststeht, dass das große, pelzgekleidete Tier ein pflanzenfressender Paarhufer ist, stellt sich dann wieder Erleichterung ein.
Rentier in Longyearbyen.
Longyearbyen hat in Sachen Kultur, Bildung und Wissenschaft ja eine Menge zu bieten. Im Januar findet beispielsweise das Svalbardseminar statt, bei dem Experten verschiedener Wissensgebiete zu informativen Vorträgen einladen. Da diese überwiegend auf norwegisch gehalten werden, sind sie eher keine Attraktion für Touristen, was sie aber nicht weniger spannend macht.
Diese Woche gab es im Svalbardseminar einen „Science Slam“, was in der Überschrift mit „Wissehschaftsschlamm“ natürlich recht frei übersetzt wurde. Mehrere Wissenschaftler hatten die Aufgabe, ihr Wissen in Kurzvorträgen zu präsentieren, die ebenso unterhaltsam wie informativ sein mussten. Erlaubt war quasi alles, was nicht verboten war, solange niemand zu Schaden kam. Das hat ganz gut funktioniert.
SIOS Svalbard präsentiert sich im Svalbardseminar bei UNIS.
Hier präsentieren Mitarbeiter von SIOS Svalbard („Svalbard integrated arctic earth observing system“) ihre Organisation, deren Zweck mit nur wenigen Worten schwer zu beschreiben ist. SIOS ist so etwas wie eine meta-wissenschaftliche Organisation und sorgt dafür, dass Daten effizient erhoben und ausgetauscht werden, auch über Projekt- und Ländergrenzen hinweg.
Dann gibt es natürlich noch Maarten Loonen, den niederländischen Spezialist für arktische Zugvögel und Stoffkreisläufe der Tundra, den wir im Sommer öfters in Ny-Ålesund antreffen. Maarten schafft es auf seine unnachahmliche Art, in wenigen Minuten viel Wissen über Gänse zu vermitteln, die dem Frühling hinterherziehen und die Stoffkreisläufe der Tundra entscheidend prägen. Eine ganz andere Verdauung, ein ganz anderes Nahrungsverwertungssystem als Rentiere. Was Gänse nach 1-2 Stunden von sich geben, davon profitieren Rentiere dann noch ganz erheblich. Aber ich kann das alles gar nicht wiedergeben. Wenn Ihr mal die Chance habt, Maarten zuzuhören, dann nutzt sie!
Maarten Loonen berichtet im Svalbardseminar bei UNIS über arktische Zugvögel, vor allem Gänse, und deren Bedeutung für die Tundra.
Abschließend noch mein ceterum censeo: ich erlaube mir darauf hinzweisen, dass ich ein neues Fotobuch gemacht habe, mit fotografischen Blicken auf die Arktis aus einer ganz neuen, ungewohnten Perspektive. Norwegens arktischer Norden (2) – Aerial Arctic zeigt Jan Mayen und Spitzbergen aus der Luft.
Nach einer winterweihnachtlichen Zeit im südlichen Zuhause geht es wieder ins nördliche Zuhause: auf nach Longyearbyen! Ein paar Tage verbringen wir noch in Norwegen, besuchen liebe Menschen und kümmern uns um ein paar wichtige Angelegenheiten, bevor wir in Oslo ins Flugzeug steigen.
Wir fliegen morgens los und kommen mittags an. Der Flug geht vom Licht in die Dunkelheit. Beim Einstiegen ins Flugzeug genießen wir für ein paar Augenblicke die letzten Sonnenstrahlen für ein paar Wochen.
Klicken Sie auf die Bilder, um eine vergrößerte Darstellung des Bildes zu erhalten.
Dafür wartet der Zauber der Polarnacht auf uns.
Wir haben zunehmenden Mond – das ist kein Geheimnis, das ist natürlich überall auf Erden gleichermaßen so. Hier aber hat das mehr Bedeutung als anderswo. Nicht nur, da wir jenseits (äh, diesseits … also: polseitig 🙂 ) des Polarkreises den Mond im Sommer kaum zu sehen bekommen, da steht er nämlich meistens unter dem Horizont, wenn nicht gerade Neumond ist, und dann sieht man ihn natürlich auch nicht. Im Winter hingegen ist er schön zu sehen. Und als Lichtquelle hat er hier natürlich eine ganz andere Bedeutung als in Breiten, wo auf die Sonne noch Verlass ist, zumindest tagsüber.
Das Adventdalen in der Polarnacht (I): Mondschein über dem Operafjellet.
Die Landschaft im Mondschein ist magisch. Silberblaues Licht ergießt sich über die von einer dünnen Schnee- und Eisschicht bedeckte Tundra. Auf Fotos sieht der Mond so hell aus, dass man meinen kann, es sei die Sonne.
Schwierig zu fotografieren. Die Bilder sind entweder übertrieben hell – natürlich kann man mit der Kamera auf einem Stativ belichten, bis die Bilder aussehen, als seien sie am hellen Tag aufgenommen worden. Dieser Eindruck ist schön, aber falsch. Die Realität ist auch schön, und vor allem echt und wirklich. Nur fotografisch eben schwer wiederzugeben. Die Schönheit, die sich dem an Dunkelheit gewöhnten Auge schließlich offenbart, wirkt auf realistischen Fotos wahrscheinlich einfach dunkel. Und das ist dann ja wiederum auch, nun, vielleicht die Realität, aber nicht die Wirklichkeit. Da gibt es ja einen kleinen, aber feinen Unterschied.
Das Adventdalen in der Polarnacht (II): etwas dunkler, etwas realistischer
(? je nach Gewöhnung des Auges an die Dunkelheit).
Ich habe versucht, hier einen realitätsnahen Kompromiss zu finden, der realistisch ist und die reelle Schönheit der Polarnacht gut wiedergibt.
Abschließend für diesen ersten Eintrag des Arktis-Blogs 2019 noch ein Eindruck vom polarnächtlichen Longyearbyen. Aufgenommen um die Mittagszeit. Der Anblick wird vielen Besucherinnen und Besuchern dieser Seite vertraut sein, aber wahrscheinlich doch in einem sehr, sehr anderen Licht.
Longyearbyen in der Polarnacht. Die Sonnenuhr hat derzeit technische Probleme 😉
Zuguterletzt erlaube ich mir, darauf hinzweisen, dass ich ein neues Fotobuch gemacht habe, das die Arktis aus einer ganz neuen, ungewohnten Perspektive zeigt. Norwegens arktischer Norden (2) – Aerial Arctic zeigt Jan Mayen und Spitzbergen aus der Luft.
Diese große Menge marinen Dieselöls in einem Schiff, dass mit beschädigtem Rumpf in einem streng geschützten Naturreservat auf Grund liegt, stellte eine große Bedrohung der Umwelt dar. Beim Austreten wären umfassende Umweltschäden zu befürchten gewesen.
Bergungsarbeiten auf dem Krabbentrawler Northguider auf Grund in der Hinlopenstraße. Foto: Kystverket/Küstenwache.
Die norwegische Küstenwache ist mit dem Schiff KV Svalbard vor Ort und hat die Bergung des Diesels ermöglicht, durchgeführt wurde die Sicherung des Treibstoffs von Spezialisten der niederländischen Bergungsfirma Ardent Global. Die Arbeiten gingen schneller voran als erwartet, wozu auch die übers Wochenende ruhigen Wetterverhältnisse vor Ort wesentlich beitrugen, neben der guten Arbeit der niederländischen Spezialisten und der Mannschaft der KV Svalbard und anderer involvierter Behörden (Sysselmannen, Kystverket).
Über 300 Tonnen Diesel wurden bis Sonntag früh vom Krabbentrawler Northguider, der in der Hinlopenstraße auf Grund gelaufen ist, geborgen. Foto: Kystverket/Küstenwache.
Nun werden noch kleinere Mengen Motoröl und andere Schmierstoffe, Chemikalien und sämtliche weiteren Gegenstände geborgen, die der Umwelt schädlich sein können.
Die Bergung des Schiffes selbst wird eine deutlich größere Operation sein. Wann und wie sie durchgeführt wird, ist derzeit offen.
Für die Kosten muss der Schiffseigner aufkommen, die Reederei Opilio AS.
Gegen Ende April 2017 ereignete sich im Tempelfjord ein schweres Unglück, als eine Gruppe Motorschlittenfahrer durch das dünne Eis brach. Sechs Motorschlitten brachen durchs Eis und die Fahrer landeten im Wasser, wo sie schnell auskühlten. Sechs Personen waren im Wasser, insgesamt wurden sieben verletzt. Vier Personen verbrachten die extrem lange Zeit von bis zu 48 Minuten im eisigen Wasser. Ein Mann starb ein paar Tage später im Krankenhaus in Tromsø.
Dabei handelte es sich um einen Guide der Gruppe, bei der es sich um russische Touristen handelte. Die Gruppe befand sich auf einer Tour, die von der Arctic Travel Company Grumant organisiert war. Bei der Arctic Travel Company Grumant handelt es sich um eine Tochtergesellschaft des Trust Arktikugol, der somit letztlich als Arbeitgeber und Veranstalter verantwortlich ist.
Der Trust Arktikugol ist Eigner und Betreiber von Barentsburg und den dortigen Kohlegruben, entwickelt seit einigen Jahren aber auch intensiver den Tourismus als zukunftsträchtigen Wirtschaftszweig.
Im Zusammenhang mit dem Unglück wird der Arctic Travel Company Grumant und damit dem Trust Arktikugol vorgeworfen, keine ausreichenden Sicherheitsroutinen für den Umgang mit Meereis etabliert zu haben. Vor der fatalen Tempelfjordpassage wurden keine Maßnahmen ergriffen, um die Dicke und Stabilität des Eises zu ermitteln.
Gletscherfront des Tunabreen im Tempelfjord: im Lichtwinter eine sehr beliebte Tagestour, aber das Eis kann gefährlich sein.
Der Tempelfjord ist mit der Gletscherfront des Tunabreen im späten Winter („Lichtwinter“) ein beliebtes Ausflugsziel, allerdings sind die Eisverhältnisse dort in jüngeren Jahren nicht mehr so zuverlässig und stabil wie früher. Die klassische Tempelfjord-Tour über das Eis hin zu den Gletschern funktioniert nicht mehr jedes Jahr. 2018 waren die Eisverhältnisse gut, aber in der Hauptsaison wurde das Fjordeis für den motorisierten Verkehr gesperrt, um Robben und Eisbären, die zu der Zeit im Tempelfjord häufig sind, nicht zu stören.
Der Wetterbericht für die nächsten 2 Tage verheißt für Longyearbyen Sturm und Schneefall. Die größten Windgeschwindigkeiten werden für die Nacht von Donnerstag auf Freitag erwartet – bis zu 26 Meter pro Sekunde (gut 90 km/h, Windstärke 10 = schwerer Sturm auf der Beaufortskala), Böen können noch darüber hinaus gehen.
Diese Bedingungen bedeuten zudem hohe Lawinengefahr.
Der Trawler Northguider liegt nach wie vor am Sparreneset in der Hinlopenstraße auf Grund. Auf Bildern des Kystverket ist erkennbar, dass der Havarist sehr nah vor der Küste des Nordaustland liegt. In dieser Gegend fallen die Tiefen in Ufernähe sehr steil auf bis unter 400 Meter ab. Bislang ist noch nicht bekannt, wie das Schiff in diese Position gelangen konnte. Technische Probleme soll es vor dem Unglück nicht gegeben haben.
Das Küstenwachenschiff KV Svalbard war vor Ort und hat die erste Phase der Arbeit abgeschlossen, wobei es sich zunächst nur um eine Aufnahme der Situation des Havaristen handelte. Nachdem das Wetter die Arbeiten zunächst behindert hatte, konnten Mitarbeiter der Küstenwache schließlich an Bord der Northguider kommen. Diese liegt bislang unverändert mit 15 Grad Schlagseite auf Grund. Von den 300 Tonnen Diesel ist soweit noch nichts ausgetreten, soweit bekannt. Viele kleinere Gegenstände wie Batterien, Farben, Fischereiausrüstung und andere Gegenstände wurden geborgen.
Der Fischtrawler Northguider auf Grund in der Hinlopenstraße, dicht vor der Küste des Nordaustland. Foto: Kystverket.
Die Untersuchung zeigte aber auch, dass das Schiff zu stark beschädigt ist, um ohne Weiteres vom Grund geschleppt werden zu können. Bevor das versucht werden kann, soll nun zunächst der Diesel abgepumpt werden.
Nun ist die KV Svalbard zunächst nach Longyearbyen zurückgekehrt, um dort weitere Ausrüstung zu holen. Das Kystervket nimmt an, dass die Bergungsarbeiten einige Zeit in Anspruch nehmen werden.
Unterdessen stellen viele kritische Fragen, was ein Fischereischiff in der Polarnacht in einem Naturreservat zu suchen hat, wo mitunter bereits die Präsenz von Touristen als Problem betrachtet wird, weil sie auf ein Blümchen treten oder ein Walross aufwecken könnten. Der Umweltschutzbeauftragte des Sysselmannen, Morten Wegede, bezeichnete die Situation als sehr unerfreulich und sagte, der Schutz der Natur durch Entfernung aller schädlichen Materialien habe nun erste Priorität. Hierzu arbeite der Sysselmannen eng zusammen mit der Küstenwache, der zuständigen Schifffahrtsbehörde (Kystverket), dem Norwegischen Polarinstitut und dem Eigner der Northguider.
Allen Besucherinnen und Besuchern dieser Seite zunächst ein frohes neues Jahr! In Longyearbyen verlief der Jahreswechsel weitgehend ruhig – natürlich auch mit einem kleinen Feuerwerk. Der Sysselmannen musste nur bei einer kleinen Rangelei im Huset einschreiten, sonst verlief Silvester in Spitzbergen friedlich.
Aber das Fischereischiff Northguider, das am Freitag in der Hinlopenstraße auf Grund lief – das wird wohl noch eine Weile für Spannung sorgen. Zwar konnten alle 14 Besatzungsmitglieder schnell mit Hubschraubern gerettet werden, aber das Schiff liegt weiterhin auf Grund. Immerhin scheint seine Position stabil zu sein und Diesel scheint auch nicht ausgetreten zu sein, zumindest soweit das vom Hubschrauber aus zu beurteilen ist – bislang ist noch kein Schiff eingetroffen. Die Küstenwache ist mit der KV Svalbard unterwegs; dieses Schiff ist am besten dafür geeignet, den Havaristen möglichst zu bergen. Dabei wird die Priorität zunächst darauf liegen, Diesel, Gas und andere mögliche Schadstoffe abzupumpen. Dann muss beurteilt werden, ob die Northguider weiter schwimmfähig ist, so dass sie abgeschleppt werden kann. Seetüchtig ist sie selbst nicht mehr, da Wasser in den Maschinenraum eingetreten ist.
Idealerweise kann die KV Svalbard die Northguider nach dem Leerpumpen der Dieseltank und Sicherung anderer Gefahrstoffe die Northguider in Schlepp nehmen und zunächst nach Longyearbyen bringen. Ob das so möglich sein wird, muss sich aber erst noch zeigen.
Dazu kommt, dass die Bergung nun wohl ein Wettrennen mit der Zeit wird: Neben einem jederzeit möglichen Abrutschen des Havaristen in tieferes Wasser kann das nahende Eis nun jederzeit erhebliche Schwierigkeiten schaffen. Trotz Negativrekorde der Eisentwicklung und erschreckend wenig Eis in der frühen Polarnacht beginnen die Ufergewässer in Spitzbergen nun zu gefrieren, und im Norden ist das Treibeis im Anmarsch, wie die aktuelle Eiskarte zeigt. Noch vor Wochen war die ganze Inselgruppe Svalbard fast völlig eisfrei, aber wie die Eiskarte zeigt, breitet das Eis sich derzeit zügig aus. Eine Abriegelung der Northguider vom Treibeis würde jegliche weitere Arbeit vor Ort weitgehend unmöglich machen. Viel wird nun von Wetter und Strömungen in den nächsten Tagen abhängen.
Unterdessen wird im politischen Oslo die Frage nach Konsequenzen gestellt. Krabbenfischerei ist in tieferen Gewässern auch in den Naturreservaten Spitzbergens erlaubt – die Northguider liegt im Nordaust Svalbard Naturreservat – und rund ums Jahr sind Krabbentrawler auch in abgelegenen Gebieten wie eben der Hinlopenstraße unterwegs. Nun wird die Frage nach der Sicherheit der Fischerei in diesen entfernten Regionen, weitab von Häfen und Rettungseinrichtungen, wohl neu diskutiert werden.