Zum Lawinenunglück auf dem Fridtjovbreen am 20. Februar gibt es nun einen ersten Bericht. Dieser wurde von einer Gruppe erstellt, der das Arctic Safety Centre von UNIS, die Lawinengruppe des Roten Kreuzes in Longyearbyen und lokale Lawinenbeobachter des Lawinenwarndienstes varsom.no angehören; er wurde auf varsom.no veröffentlicht. Es handelt sich nicht um einen Bericht des Sysselmannen und nicht um eine rechtliche Bewertung, sondern es geht in dem Bericht darum, den Verlauf des Geschehens zu verstehen und sicherheitsrelevante Lehren daraus zu ziehen.
An dem Tag brach eine Gruppe von Arctic Travel Company Grumant in Barentsburg mit sieben Personen, darunter zwei Guides, zu einer Motorschlittenfahrt zum Fridtjovbreen auf. Ziel war die Abbruchkante des Fridtjovbreen im Van Mijenfjord, aber die Gruppe legte einen Zwischenstop am Südosthang des Marcussenfjellet ein, um einen höhlenartigen Schmelzwasserkanal zu besuchen. Als Haltepunkt diente eine Senke direkt am Fuß eines steilen, schneebedeckten Berghanges. Die ersten drei Motorschlitten hatten bereits angehalten, als die Lawine abging. Die Schneemassen begruben zwei Personen vollständig und zwei Personen teilweise, die übrigen drei Personen wurden nicht vom Schnee erfasst.
Das Volumen der Lawine wird auf rundt 10.000 Kubikmeter geschätzt; sie ging auf einer Hangfläche von 13.000 Quadratmetern ab.
Die beiden, die vollständig von der Lawine begraben wurden, starben. Es handelt sich laut offizieller Mitteilung (Sysselmannen) um die Deutschen Sascha Brandt (39) und Magdalena Katarina Zakrzewski (40).
Eines der beiden Opfer befand sich in 0,5 Meter Tiefe im Schnee und wurde nach 20 Minunten geborgen. Das andere Opfer befand sich in 2 Metern Tiefe und wurde nach einer Stunde geborgen. Die Guides und die übrigen Mitglieder suchten die Opfer mit Lawinensonden (Suchstangen) und gruben sie mit Schaufeln aus.
Keiner in der Gruppe war mit Lawinen-Ortungsgerät (Lawinenverschüttetensuchgerät, kurz LVS-Gerät) ausgestattet.
Das Alarmieren der Rettungskräfte erwies sich als schwierig, da das Satellitentelefon sich in einem der verschütteten Motorschlitten befand (Mobilfunknetz gibt es an der Stelle nicht). Schließlich konnte der zweite Guide mittels InReach eine Nachricht nach Barentsburg schicken, von wo aus der Sysselmannen benachrichtigt wurde. Schlechtes Wetter verzögerte das Eintreffen der Helfer, da der Hubschrauber nicht landen konnte. Nach Eintreffen der Helfer, etwa zwei Stunden nachdem der Notruf in Longyearbyen eingegangen war, konnte der Arzt schließlich nur noch den Tod der beiden Opfer feststellen.
Schön, aber leider auch gefährlich: Berghang am Fridtjovbreen
Schneefall, Wind und wechselnde Temperaturen in den Wochen vor dem Unglück hatten zur Lawinengefährdung beigetragen: An der Oberfläche befand sich eine Schicht lockeren, frischen Schnees, darunter mehrere bindungsschwache Schichten aus Firn – eine instabile, lawinengefährliche Kombination. Der Lawinenwarndienst hatte in den Tagen vor und am Unglückstag die Lawinenwarnstufe 2 („moderate Lawinengefahr“) ausgegeben (die Skala geht von 1 – niedrigste Stufe – bis 4).
Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass die Einwirkung der Motorschlitten auf den Schnee wahrscheinlich zur Auslösung der Lawine führte (Fernauslösung).
Als Lernpunkte weist der Bericht generell darauf hin, dass alle Teilnehmer einer Gruppe mit Lawinenausrüstung (Sender/Empfänger zur Ortung unter Schnee (LVS-Gerät), Schaufel, Lawinensonde) ausgerüstet und in der Handhabung geübt sein sollten. Dies sollte idealerweise auch für einfaches, kaum lawinengefährdetes Gelände wie breite Täler und weite Oberflächen von Gletschern gelten, wo es allerdings weniger kritisch ist; insbesondere gilt es aber für komplexes, stärker gefährdetes Gelände. Das Gelände der Route von Barentsburg zur Gletscherfront des Fridtjovbreen, dem Ziel der Tour, gilt insgesamt als einfach und wenig gefährdet, da man sich von gefährlichen Hängen fernhalten kann; davon wich die Gruppe mit ihrem Abstecher zur Gletscherhöhle direkt am Fuß des steilen Hangs am Marcussenfjellet allerdings ab.
Wie erwähnt, handelt es sich bei diesem Bericht um eine Untersuchung des Geschehens und nicht um eine rechtliche Bewertung. Diese wird von den norwegischen Behörden vorgenommen und steht derzeit noch aus.
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