Es war möglicherweise das extrem warme Wetter des Wochenendes, das der Grube 7 bei Longyearbyen, der letzten, noch aktiven, norwegischen Kohlegrube Spitzbergens, nun nasse Füße beschert: Ein kräftiger Wassereinbruch hat Teile der Grube unter Wasser gesetzt.
Wassereinbrüche sind in Spitzbergens Kohlegruben, die teilweise unter Gletschern liegen, nicht ungewöhnlich. Auch die Grube 7 wird im Sommer vom Gletscher Foxfonna regelmäßig mit Schmelzwasser „versorgt“, das routinemäßig abgepumpt werden muss. Allerdings hat der jüngste Wassereinbruch die Kapazität der Pumpen deutlich überschritten.
Wassereinbrüche sind in Spitzbergens Kohlegruben nicht ungewöhnlich. Hier wird sogar ein Boot unter Tage bereitgehalten (das Foto zeigt die Grube Svea Nord).
Derzeit sind in der Grube 7 Betriebsferien. Die Überschwemmung wurde am Sonntag Vormittag während einer Routinekontrolle entdeckt. Ausrüstung und Personal aus Sveagruva und vom Festland sollen nun helfen, die Schäden wieder zu beheben, damit der produktive Betrieb in ein paar Wochen wieder aufgenommen werden kann. Mit der Produktion wird das Kohlekraftwerk in Longyearbyen versorgt, ein Teil geht auch in den Export. Laut Bergbaugesellschaft Store Norske Spitsbergen Kulkompani liegt in Longyearbyen aber mehr als genug Kohle auf Halde, um den Betrieb des Kraftwerkes für 5-6 Monate zu sichern.
23 Grad zeigte die Temperaturanzeige an der Tankstelle in Longyearbyen am Samstag Nachmittag. Das stimmt nicht ganz, offiziell gemessen wurden 21,7°C.
Über 21 Grad Sommerhitze – das hatte es in Longyearbyen bislang erst einmal gegeben, und zwar am 16. Juli 1979, als 21,3°C gemessen wurden. Diese Höchstmarke wurde nun am Samstag gegen Abend übertroffen: da stieg die Temperatur auf hochsommerliche 21,7°C.
Temperaturrekord in Longyearbyen: 21,7°C wurden am Samstag gemessen. Viele Tonnen Longyeargletscher flossen pro Minute durch den Fluss im Ort.
Eine leichte Brise ließ die Hitzewelle erträglich erscheinen, und die Außenbereiche der Restaurants waren gut belegt. Ein weiterer Rekord wurde wahrscheinlich bei der Anzahl der gleichzeitig laufenden Grills aufgestellt.
Bei der Sommerhitze von 21,7°C gab es vermutlich auch einen Grillrekord
in und um Longyearbyen.
Trotz aller Einschränkungen sind nun zwei Reedereien mit kleineren/mittelgroßen (je nach Perspektive) Expeditions-Kreuzfahrtschiffen in Spitzbergen unterwegs: gestern (Freitag, 17. Juli) legte die MS Spitsbergen von Hurtigruten als erstes Schiff dieser Saison in Longyearbyen ab. Das ist nicht allzu überraschend, denn für Skandinavier (Schweden bislang ausgenommen) gilt seitens Norwegen schon seit Mitte Juni wieder Reisefreiheit und die etwa gleichzeitig erfolgte, erste Öffnung – unter Bedingungen – für Schiffe bis zu einer Kapazität von 500 Passagieren gilt zwar grundsätzlich für alle Beteiligten, konnte im Zusammenhang mit der Öffnung für skandinavische Touristen aber durchaus als „Lex Hurtigruten“ verstanden werden.
Das Ponant-Schiff Le Boreal am 18. Juli als erstes nicht-norwegisches Kreuzfahrtschiff im Hafen von Longyearbyen.
Zudem soll es bei der amtlichen Bestätigung des Seuchenschutzplans für die Le Boreal nicht stolperfrei zugegangen sein: Laut Svalbardposten gibt es vom für Seuchenschutz zuständigen Amtsarzt noch vom 08. Juli ein kritisches Schreiben, das die bis dahin vorliegenden Pläne von Ponant mit deutlichen Worten als unzureichend beschreibt. Anscheinend wurde nachgebessert; der Sysselmannen hat jedenfalls den Daumen nach oben gedreht. So darf Ponant nun für die Le Boreal über mehrere Wochen eine Reihe von Spitzbergen-Reisen ansetzen, wobei die Passagiere mit Linienflügen nach Longyearbyen bzw. von dort weg fliegen. Die sonst üblichen Charterflüge werden derzeit nicht zugelassen.
Zu den Bedingungen gehört unter anderem, dass von der Kapazität von 264 Passagierbetten maximal die Hälfte genutzt wird.
Die Passagiere der gestern beendeten Reise, die von Island nach Longyearbyen führte, mussten vor Abreise zu Hause einen negativen Corona-Test vorlegen und in Reykjavik wurde ein erneuter Test durchgeführt. Im Fall von Covid-19-Verdachtsfällen muss das Schiff mit den Patienten an Bord nach Tromsø fahren. Man darf auf die weitere Entwicklung und auf die Reaktionen anderer Schiffseigner gespannt sein, aber vor allem kleinere Schiffe werden nicht unbedingt in der Lage sein, diese Bedingungen zu erfüllen beziehungsweise damit wirtschaftlich zu fahren.
Auch hier bestätigen Ausnahmen die Regel: so hat auch die kleine Origo schon wieder erste Fahrten gemacht. Die hatte allerdings schon monatelang bei Longyearbyen vor Anker gelegen und auf eventuelle Passagiere gewartet.
Leider, aber auch wenig überraschend, müssen wir auch die Spitzbergenreise mit der Antigua im September (08.-18.09.2020) aus. Auch wenn Norwegen ab Mittwoch wieder die Grenzen für Touristen aus den meisten Ländern Europas öffnet, gelten wegen der Gefahr durch das Corona-Virus für Schiffsreisen doch besondere Regeln, die die Durchführung der Reisen auf absehbare Zeit unmöglich machen. Die geforderten Hygieneregeln, Abstände, Obergrenzen für Nutzung der Kapazitäten etc. sind insbesondere auf kleinen Schiffen nicht umsetzbar. Die Kombination „Schiff“, „klein“ und „Ende der Welt“ ist eine der ungünstigsten Voraussetzungen derzeit, die man sich vorstellen kann.
Mit der Antigua in Spitzbergen: dieses Jahr wegen Corona nicht mehr möglich.
Dies gilt auch die vor der Antiguafahrt geplante Pyramidenreise (31.08.-07.09.2020). Auch diese wird leider nicht stattfinden, auch hier werden die Teilnehmerinnen nun kontaktiert.
Das norwegische Wirtschafts- und Fischereiministerium teilt mit, dass Touristen aus den meisten EU-Ländern ab dem 15. Juli wieder ohne Quarantäne nach Norwegen reisen dürfen. Heute (10. Juli) Mittag wurde vom Folkehelseinstitutt eine Karte veröffentlicht, die Europa in grüne und rote Länder und Regionen aufteilt. Aus grün dargestellten Ländern dürfen auch Touristen ab dem 15. Juli wieder eingereisen. Bislang müssen für eine Einreise besondere Gründe vorliegen.
Die Karte soll mindestens alle 14 Tage aktualisiert werden, bei Bedarf auch schneller. Touristen aus Ländern mit zu hohen oder intransparenten Infektionszahlen können jederzeit wieder Reisebeschränkungen wie einer Quarantänepflicht unterliegen. Nicht alle EU-Länder haben es bisher auf die Liste geschafft: Bislang sind Portugal, Luxemburg, Schweden und mehrere osteuropäische Länder im roten Bereich. Allerdings kann auch innerhalb einzelner Länder regional differenziert werden, wie der genaue Blick auf Schweden zeigt, wo mehrere südschwedische Provinzen (Blekinge, Kronoberg und Skåne) ebenfalls ab dem 15. Juli ohne Quarantäne nach Norwegen reisen dürfen.
Reisende aus Ländern außerhalb Europas (EU, Schengenraum, Europäischer Wirtschaftsraum) dürfen einer Pressemitteilung der Regierung zufolge nach wie vor nur nach Norwegen einreisen, wenn sie dort beispielsweise nahe Verwandte oder Partner haben.
Meist geht es in den Beiträgen an dieser Stelle ja eher nüchtern um Dinge, die tatsächlich passiert sind.
Im Gegensatz dazu geht es hier latent emotional um das, was gerade nicht passiert.
Gestern, am 09. Juli, hätten wir uns in Longyearbyen auf der guten, alten Antigua eingeschifft. Etwa 30 Passagiere, etwas aufgeregt, gut gelaunt und mit viel Spannung und Erwartung. Zehn Leute Mannschaft, Kapitän (wahrscheinlich Robert), Steuerleute, Deckhand, Küche & Service, drei Guides – Alex, Kristina und ich. Alle hatten sich lange auf die Fahrt gefreut, bis sie dann vor ein paar Wochen vom Corona-Virus gefressen wurde, wie so vieles in diesem schrägen Jahr. 19 Tage Spitzbergen futsch. Nicht einfach irgendwelche Tage. Spitzbergen unter Segeln, das ist immer intensiv und erlebnisreich. Auf jeder Fahrt erleben wir Dinge, von denen ich nach einem Vierteljahrhundert Spitzbergenfahrten denke: „das gibt’s doch nicht“.
Spitzbergen mit der Antigua: wäre gestern (9. Juli) losgegangen.
Was uns diesen Sommer entgeht, nicht nur auf der theoretisch gerade beginnenden, tatsächlich ausfallenden Fahrt, sondern auch auf den anderen Fahrten und Reisen, die nun nicht stattfinden – niemand wird es je wissen. Aber natürlich kann man etwas herumträumen und sich ein paar Gedanken machen. Spannend ist, wie immer, ein Blick auf Wettervorhersage und Eiskarte:
Seewetterbericht für Samstag (11. Juli).
Der heute (Freitag) zunächst noch kräftig an der Westküste pustende Wind soll absehbar abnehmen, aber im Isfjord ist es ruhig, still und schön, in der Nacht auf Samstag wohl auch feucht. Wahrscheinlich hätten wir den heutigen, ersten Tag eher im Isfjord verbracht. Tempelfjord, Billefjord, Nordfjord mit Ekmanfjord, Coraholmen, Bohemanflya und so weiter … was gibt es da nicht alles für schöne Ecken! (Durch Klicken auf die Links kann man diese Orte zumindest online jederzeit besuchen.)
Am Samstag soll der Wind vor der Küste auf Süd drehen. Ich denke, dann hätten wir uns vor die Küste „gewagt“ und Segel gesetzt, Kurs Nord, mit feinstem Segelwind! Im Norden soll es in den nächsten Tage laut Wetterbericht von heute ruhig werden und auch ruhig bleiben, und dann steht einem ja diese Welt dort offen.
Seewetterbericht für Sonntag (12. Juli).
Und nun noch ein Blick auf die Eiskarte. Das ist jetzt wirklich interessant. Im Osten und Nordosten gibt es nämlich immer noch sehr viel Treibeis und sogar noch festes Fjordeis in manchen Fjorden, vor allem um das Nordaustland. So wie es jetzt aussieht, wären uns diese fernen Regionen also gar nicht zugänglich, und das kann durchaus noch für ein paar Wochen so bleiben. Es wäre also wahrscheinlich eine „Umrundung ohne Umrundung“ geworden. Was bei Fahrtbeginn gegen Mitte Juli eher unwahrscheinlich, aber absolut nicht unmöglich ist, wie man sieht. Natürlich wäre es spannend gewesen, sich das vor Ort anzusehen, aber es ist immerhin auch interessant, vielleicht in den nächsten 2-3 Wochen ab und zu mal einen Blick auf die Eiskarte zu werfen und sich ein paar Gedanken zu machen.
Aber nun schaut Euch den Liefdefjord und Woodfjord an! Offenes, also wahrscheinlich navigierbares Treibeis, wohl mit ein paar größeren Eisfeldern, etwa der gelbe Fleck vor der Reinsdyrflya, und festes Eis (grau) im inneren Woodfjord! Da hätten wir bei brauchbarem Wetter – und das soll dort nächste Woche herrschen – sicher mehrere unvergessliche Tage vebracht. Um dann Richtung Nordaustland und Hinlopenstraße weiterzuschauen. Auch dort hätte die Kombination aus Treibeis, zum Heulen schönen Landschaften und sicher vielen Tieren, von Lummen bis hin zu Walrossen, Eisbären und wahrscheinlich Walen, bestimmt einmalige Tage beschwert.
Isfjord
Was uns wohl im Isfjord so begegnet wäre? Hier ein paar Bilder von den Reisen der letzte Jahren. So oder anders hätte es sein können.
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Forlandsund
Hier im Forlandsund haben wir ja etwa letztes Jahr viel Zeit verbracht 😉 wie diejenigen, die dabei waren, sich bestimmt nicht ungerne erinnern werden. Alle dieser Bilder sind von 2019.
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Woodfjord und Liefdefjord
Nur ein paar Möglichkeiten von den Eindrücken, die sich im Woodfjord und Liefdefjord an der Nordküste hätten ergeben können. Es gibt ja auch noch den Raudfjord, den Wijdefjord, den Sorgfjord, … ach ja.
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Hätte, könnte, wäre, sollte. Viel Fahrradkette. Das alles bleibt reine Vorstellung, ungesehen, nicht erlebt. Die etwa 40 arktisbegeisterten Menschen, die 2 1/2 Wochen zusammen auf einem kleinen Schiff im Norden verbringen und sich gemeinsam begeistern und faszinieren lassen wollen, werden sich nun in dieser Kombination nie treffen. Schade.
Es bleibt zu hoffen, dass wir uns nächstes oder vielleicht übernächstes Jahr in Spitzbergen treffen, oder irgendwo sonst zwischen Nord- und Südpol. Bleibt gesund und munter!
Wie allgemein bekannt, ist in Deutschland zum 1. Juli eine Senkung der Mehrwertsteuer in Kraft getreten: aus 19 % werden 16 % und aus dem ermäßigten Satz von 7 %, der beispielsweise für Bücher gilt, werden 5 %.
Wie gehe ich damit um?
Klar, in der Theorie ist es naheliegend: Für den Handel ist die Mehrwertsteuer ein durchlaufender Posten, eventuelle Änderungen reicht man an den Kunden weiter. Aaaaber: Die Praxis sieht für den Buchhandel, der der gesetzlichen Preisbindung unterliegt, anders aus. Änderungen des Bruttopreises müssen gemeldet und kommuniziert werden, was viel Verwaltungsaufwand mit sich bringt und auch die Händler ärgert, die ja Preisetiketten auf den Büchern haben etc. Und das Ganze in ein paar Monaten wieder zurück. Wer mehr zu den Technikalitäten und zum Aufwand wissen möchte, der ggf. im Buchhandel anfällt, liest auf Branchenseiten wie dem Börsenblatt oder Buchreport weiter.
Unterm Strich würde die Ersparnis bei den Büchern, die es im Spitzbergen.de-Shop gibt, jeweils weit unter einem Euro liegen.
Lohnen tut sich das schon eher in der Abteilung Kunsthandwerk, denn dieses ist erstens eher teurer als Bücher, und zweitens liegt die Mehrwertsteuer höher (Senkung von 19 auf 16 %). Da kann man als Kunde also schnell einen Betrag sparen, mit dem man dann ein Eis essen gehen kann. Und hier entfällt der administrative Aufwand, da es keine Preisbindung und keinen Vertrieb über zwischengeschalteten Handel gibt. Somit lohnt sich jetzt der Einkauf im Spitzbergen.de-Shop vor allem im Bereich Kunsthandwerk! Es gibt noch ein paar wenige Spitzbergen-Treibholz-Bilderrahmen, sowohl größere von 2018 als auch kleinere von 2019, und natürlich die Frühstücksbrettchen in Form arktischer Tiere aus Longyearbyen!