Die seit letztem Freitag geltende Testpflicht für alle, die nach Spitzbergen reisen, scheint mit heißer Nadel gestrickt zu sein und schafft praktische Probleme. Seit Freitag müssen alle Fluggäste nach Longyearbyen – andere, reguläre Reisewege nach Spitzbergen gibt es nicht – einen negativen Corona-Test vorweisen, der nicht älter sein darf als 24 Stunden.
Diese Regelung des norwegischen Gesundheitsministers wurde Donnerstag Nachmittag verkündet und trat nur wenige Stunden später in Kraft. Weder die Flughäfen noch die lokalen Behörden, etwa Sysselmannen und Verwaltung in Longyearbyen, waren vorab informiert.
Zudem wird laut Svalbardposten am Sonntag die Teststation am Flughafen in Tromsø eingestellt, wo Reisende zuvor Zugang zu Schnelltests hatten. Damit bleibt nur der PCR-Test. Dieser ist zuverlässiger, dauert aber länger: Ein Ergebnis liegt oft erst nach zwei bis drei Tagen vor – nicht ausreichend für Reisende, von denen ein maximal 24 Stunden alter Test verlangt wird.
Corona-Test auf der Reise nach Spitzbergen.
Von offiziellen Stellen ist wenig mehr zu hören als der Hinweis, dass jeder Reisende selbst dafür verantwortlich ist, sich um den Test zu kümmern. Die Kosten sind da wohl noch das geringste Problem.
Die Beschränkungen bei der Einreise nach Norwegen bleiben davon unabhängig für internationale Reisende weiterhin gültig.
Veranstalter in Longyearbyen schicken Mitarbeiter nach Hause
Der internationale Reiseverkehr nach Spitzbergen ist fast vollständig zum Erliegen gekommen. Derzeit sind es primär Einheimische und Besucher vom norwegischen Festland, die nach Longyearbyen reisen, und auch das nur in Zahlen, die im Vergleich zum bis 2019 gewohnten Reiseverkehr homöopathisch anmuten. Größere lokale Reiseveranstalter haben nun angekündigt, einen großen Teil ihrer Angestellten zunächst zu beurlauben: Hurtigruten Svalbard schickt nun etwa 40 von insgesamt 100 Angestellten zumindest in Teilzeit nach Hause. Bei Svalbard Adventures werden 20 von 70 Angestellten zu 50 % beurlaubt, wie die jeweiligen Chefs der Svalbardposten mitgeteilt haben. Ob das ausreicht und wann diese Angestellten an ihre Arbeitsplätze zurückkehren können, ist unklar. Normalerweise beginnt im Februar die wichtige winterliche Hauptsaison.
Corona-Hilfen erreichen die Betriebe nicht wie benötigt
John Einar Lockert, Chef von Svalbard Adventures in Longyearbyen, fühlt sich durch die Regelungen der norwegischen Regierung „zum Narren gehalten“. U.a. verlieren die Betriebe Ansprüche Hilfsgelder, solange sie beispielsweise Hotels geöffnet halten. Stattdessen gibt es Angebote für Hilfen zu Umstrukturierungen, für die die Betriebe derzeit aber ökonomisch keine Kraft haben. Regulatorische Hüftschüsse wie die mit sehr kurzer Ankündigungsfrist eingeführten Corona-Tests für Reisende werden dabei auch nicht als hilfreich empfunden.
Der Tourismus durch Corona in schwerer See,
und vor allem für kleine Selbstständige ist nichts Hilfreiches in Sicht.
Kleine Selbstständige stehen im Regen
Nicht nur in Longyearbyen sind Betriebe und Angestellte in Schwierigkeiten. Auch in Deutschland und anderen Ländern erreichen Überbrückungsgelder gerade die sogenannten Soloselbstständigen in vielen Fällen nicht, so dass die Betroffenen zu kreativen Lösungen greifen, soweit es solche gibt, um dann Reserven aufzubrauchen und auf Partner, Familie, private Kredite oder zuschlechterletzt ggf. auf Hartz IV angewiesen sind, sobald die übrigen, privaten Lösungen nicht mehr greifen. Das betrifft beispielsweise Selbstständige im Bereich Tourismus, deren Umsätze starken saisonalen Schwankungen unterliegen, so dass etwa die umsatzabhängigen staatlichen Hilfen im letzten Quartal 2020 nicht greifen, da der Hauptumsatz während des Sommers erwirtschaftet wird, in dem Überbrückungshilfen aber aus anderen, formalen Gründen nicht gewährt wurden. Der öffentliche Eindruck, dass alle Betroffenen durch staatliche Hilfen aufgefangen werden, trifft nur teilweise zu. Manche fallen einfach durch alle Raster, vor allem diejenigen, die sich berufliche Strukturen abseits konventioneller Wege aufgebaut haben. (Quelle: eigene Erfahrung/Berichte von KollegInnen aus der Branche.)