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Tages-Archiv: 5. März 2021 − News & Stories


Muf­fins und ein unbe­kann­ter Gast beim nörd­lichs­ten Hun­de­schlit­ten­ren­nen der Welt – Hil­mar Nøis Trail 2021

Auch in fie­ses­ten Coro­na-Zei­ten fin­den gele­gent­lich noch schö­ne Ereig­nis­se statt, so der Hil­mar Nøis Trail, ein Hun­de­schlit­ten­ren­nen auf Spitz­ber­gen – die­ses Mal natür­lich nur für die­je­ni­gen, die ohne­hin vor Ort waren. Max Schwei­ger war dabei und erzählt. Vie­len Dank, Max, für den lesens­wer­ten Bericht, sowie an Tho­mas Grant Olsen für wei­te­re Fotos.

Hil­mar Nøis Trail 2021: Ein Renn­be­richt von Max Schwei­ger

Das Finn­marks­lø­pet ist das längs­te Hun­de­schlit­ten­ren­nen Euro­pas mit einer Distanz von bis zu 1.200 km und mit sei­nem Aus­tra­gungs­ort in Alta, Nord­nor­we­gen, auch das Nörd­lichs­te der Welt. Das sagt zumin­dest Wiki­pe­dia.

Hilmar Nøis Trail 2021

Start des Hil­mar Nøis Trail 2021, des nörd­lichs­ten Hun­de­schlit­ten­ren­nens der Welt
(Foto © Tho­mas Grant Olsen).

Doch jedes Jahr orga­ni­sie­ren eine Hand­voll Ver­eins­mit­glie­der des „Lon­gye­ar­by­en Hun­de­klubb“ hier auf Spitz­ber­gen zwei wei­te­re Ren­nen und somit die bei­den eigent­lich Nörd­lichs­ten der Welt. Trap­pers Trail, ein mehr­tä­gi­ges Ren­nen im April, und den Hil­mar Nøis Trail.

Letz­te­rer fand ver­gan­ge­nes Wochen­en­de trotz der Pan­de­mie statt. Das „Finn­marks­lø­pet“ unter­des­sen muss­te coro­nabe­dingt bereits abge­sagt wer­den. Ins­ge­samt 19 Teams, in drei Klas­sen (Kin­der mit Hun­de­schlit­ten, Erwach­se­ne mit Gespann aus maxi­mal fünf, bzw. die offe­ne Klas­se mit mehr als fünf Hun­den) über zwei Kur­se (Jern­sen­ga und zurück, bzw. ein­mal um Jan­sonhau­gen und zurück) tra­ten an und ver­sam­mel­ten sich zum Mas­sen­start im Advent­da­len vor Lon­gye­ar­by­en.

Es gilt zu tun, was bei Ver­an­stal­tun­gen die­ser Grö­ße stets getan zu wer­den hat: ein Renn­be­richt muss her, und das mög­lichst kurz­fris­tig und kurz­wei­lig – los geht’s! (Anmer­kung: Max hat den Bei­trag auch tat­säch­lich sehr schnell geschrie­ben. Nur kam Rolf lei­der zunächst nicht zur wei­te­ren Bear­bei­tung – daher jetzt pas­send zum Wochen­en­de 🙂 )

Das Team

27. Febru­ar 2021. Es ist 7:00 Uhr. Unter Absin­gen schmut­zi­ger Lie­der, mit ver­schla­fe­nen Augen und ohne mei­ne ers­te Tas­se Kaf­fee ver­las­se ich das Haus. Es ist Renn­mor­gen. Am Abend zuvor hat­te ich mein gewohn­tes Vie­rer­ge­spann, bestehend aus Luna, Aaron, Ber­ta und Sput­nik, gering­fü­gig erwei­tert. Dazu spä­ter mehr.
Es gibt Sup­pe. Hun­de­sup­pe. Ein Rezept­ver­such: man mische Ren­tier­fleisch­res­te der Jagd des ver­gan­ge­nen Som­mers mit ein wenig Fett an und schme­cke es dann mit Fisch­öl ab. Dazu gibt es reich­lich Was­ser. Der­er­lei Deli­ka­tes­sen sind im Som­mer in Kom­bi­na­ti­on mit Plus­gra­den und ent­spre­chen­der Geruchs­ent­fal­tung nur etwas für ech­te Genie­ßer. Heu­te bei -14 Grad Cel­si­us ist das kein Pro­blem. Vor einer lan­gen Belas­tung – beim Hil­mar Nøis Trail von etwa 40 Kilo­me­tern durch das Advent­da­len und um eine Erhe­bung mit dem Namen Jans­sonhau­gen her­um – ist das Trin­ken beson­ders wich­tig. Die Tie­re müs­sen gut hydriert sein um eine sol­che Anstren­gung gut und gesund zu über­ste­hen. Mei­ne gelie­he­nen Neu­zu­gän­ge des „Team Res­ten“ wer­den eben­falls ver­sorgt. Statt der am Vor­abend ver­ein­bar­ten sechs Neu­zu­gän­ge, fin­den sich aber sie­ben Hun­de im Zwin­ger. Ein weiß, hell grau­er Hund, den ich noch nie zuvor gese­hen habe. Ein Männ­chen mit gesun­dem Appe­tit.

Hilmar Nøis Trail 2021

Rou­te des Hil­mar Nøis Trail 2021 im unte­ren Advent­da­len (Foto © Tho­mas Grant Olsen).

Wie­der zu Hau­se ein Anruf – ob wir noch Platz für einen Hund mehr im Gespann hät­ten. Tho­mas hät­te einen Hund zum Auf­pas­sen bekom­men, dem etwas Bewe­gung gut tun wür­de. Das erklärt zumin­dest den unbe­kann­ten Gast im Zwin­ger heu­te Mor­gen … Bewe­gung? Kann er haben! Somit sind wir jetzt elf Hun­de. Und zwei Men­schen. In der Auf­re­gung und ver­tieft ins Packen fra­ge ich nicht mal nach dem Namen des Tiers … Jetzt muss es aber schnell gehen, Kaf­fee hin­ter die Bir­ne, eine Schei­be Brot, die letz­ten Sachen im Ruck­sack ver­stau­en und zurück in den Hun­de­hof.

Start

Es ist mitt­ler­wei­le halb zehn Uhr, noch eine hal­be Stun­de bis zum Start. Am Stra­ßen­rand ste­hen Autos, Schnee­mo­bi­le und Trans­por­ter. Hun­de jau­len und bel­len in Vor­freu­de auf das Ren­nen. Taue wer­den an allem, was Halt bie­tet, fest­ge­kno­tet, Schlit­ten am ande­ren Ende fest­ge­bun­den und die ers­ten Hun­de bereits ange­leint. Anspan­nung ist in den Augen man­cher Mit­be­wer­ber zu sehen, ein Hauch von Wett­kampf­ge­fühl macht sich breit. Nicht bei uns. Wäh­rend sich kom­plet­te Gespan­ne bereits Rich­tung Start­li­nie machen, suchen wir ein Geschirr für unse­ren Neu­zu­gang. Mitt­ler­wei­le habe ich neben mei­ner Freun­din als Mit­fah­re­rin, noch drei Erwach­se­ne und drei Kin­der als Hel­fer dazu­ge­won­nen. Mit deren freund­li­cher Hil­fe geht es dann doch nur knap­pe zehn Minu­ten nach dem offi­zi­el­len Start raus ins Tal. Als vor­letz­ter Schlit­ten und mit wack­li­gem Start – aber wir sind unter­wegs.

Hilmar Nøis Trail 2021

Das Team „Res­ten +“ unter­wegs im Advent­da­len (Foto © Tho­mas Grant Olsen).

Durch das schnee­be­deck­te Advent­da­len geht es raus und in leich­ten Schlan­gen­li­ni­en bil­den wir das Ende des Tros­ses. Es ist ein herr­li­cher Win­ter­tag und die Vor­freu­de der Hun­de weicht bald einer ent­spann­te­ren Stim­mung. Wir kom­men lang­sam in unse­ren gewohn­ten Trott. Auch Ber­ta, unse­re kleins­te Mit­strei­te­rin, die beson­ders beim Start mit ihren halb so kur­zen Bein­chen erstaun­li­che Schritt­fre­quen­zen zu Tage bringt, beru­higt sich nun lang­sam.

Die Rou­te ins Advent­da­len

Die ers­ten bei­den Mei­len (eine nor­we­gi­sche Mei­le ent­spricht 10 Kilo­me­tern) ver­lau­fen unspek­ta­ku­lär und wir genie­ßen die Land­schaft und Stil­le, die nur durch den Trott und das Hecheln der Hun­de unter­bro­chen wird. So nähern wir uns lang­sam aber sicher dem Check­point Jan­sonhau­gen. Hun­de­schlit­ten­ren­nen lau­fen näm­lich ähn­lich wie Ori­en­tie­rungs­läu­fe ohne eine strikt vor­ge­ge­be­ne Rou­te ab. Dafür gilt es bestimm­te Punk­te zu pas­sie­ren. Dort wird dann die Zeit genom­men. In unse­rem Fall war das der Jans­sonhau­gen, also die gro­ße Erhe­bung im mitt­le­ren Advent­da­len. In dem Fall rächt sich mei­ne schlam­pi­ge Vor­be­rei­tung, als die Fra­ge auf­kommt, ob wir „denn jetzt eigent­lich rich­tig rum um das Ding fah­ren wür­den?“ … 🙂

Hilmar Nøis Trail 2021

Das Team „Res­ten +“ mit Voll­dampf auf der Stre­cke (Foto © Max Schwei­ger).

Es blieb mir also nichts ande­res übrig, als bei effek­ti­ven fast -20 Grad Cel­si­us ohne Hand­schu­he die Renn­be­schrei­bung zu goo­geln. Im Uhr­zei­ger­sinn. Also dann waren wir doch rich­tig.

Check­point am Jans­sonhau­gen

Der Check­point besteht aus einer Fah­ne mit einem klei­nen Käst­chen drun­ter. Hät­te ich mich recht­zei­tig für die rich­ti­ge Tour ange­mel­det, hät­te es hier Scho­ko­la­de für uns gege­ben. Gab es aber nicht. Zum Glück hat­ten wir zwi­schen Hun­de­sup­pe und Ein­span­nen mor­gens noch Zeit, Muf­fins zu backen. Die Sinn­haf­tig­keit, dafür einen spä­ten Start in Kauf zu neh­men und wäh­rend eines Ren­nens ste­hen zu blei­ben, sei dahin­ge­stellt (Anm. d. Red.: Dabei­sein ist alles!). Wäh­rend wir Pau­se ein­le­gen, wäl­zen sich die Tie­re im Schnee. Zumin­dest die Hun­de scheint es nicht zu stö­ren – nur Aaron und Nokas bel­len und wol­len direkt wei­ter­ren­nen.

Hilmar Nøis Trail 2021

Die Rou­te führt um den Jans­sonhau­gen (Foto © Max Schwei­ger).

Es geht durch kur­ven­rei­ches Ter­rain und und knie­tie­fen Schnee um den Berg her­um. Zum ers­ten Mal artet die Tour in kör­per­li­che Ertüch­ti­gung auch für die Zwei­bei­ner aus. Im schwe­ren Schnee blei­ben wir immer wie­der ste­cken. Sput­nik geht der­weil ein wenig die Moti­va­ti­on flö­ten. Als wir das Tal ver­las­sen, lässt er als Ein­zi­ger den Kopf hän­gen und trot­tet vor sich hin. Die Lei­ne ist nicht mehr gespannt. Also packen wir ihn mit auf den Schlit­ten. Die Bei­fah­rer­po­si­ti­on scheint ihm bekannt, mit vol­lem Gewicht schmeißt er sich auf mei­nen Schoß und ver­bringt die nächs­ten fünf Kilo­me­ter mit der Beob­ach­tung von Ren­tie­ren an den Hän­gen links und rechts von uns oder döst vor sich hin.

Kampf um den Ehren­platz

Ein Blick über die Schul­ter. Und dann ent­de­cken wir tat­säch­lich etwas, das wir nie für mög­lich gehal­ten hät­ten. Nach über drei Stun­den taucht hin­ter uns ein ande­rer Schlit­ten auf. Wir sind nicht die letz­ten! Jetzt brau­chen wir natür­lich alle Hun­de­stär­ken, die wir noch auf­bie­ten kön­nen. Sput­nik trot­tet wider­wil­lig zurück ins Gespann, fängt sich aber sofort beim Start wie­der und mit kom­plet­tem Team geht es auf die letz­ten Kilo­me­ter und den Ziel­sprint zurück Rich­tung Hun­de­hof. Immer wie­der sehen wir ner­vös zurück, aber es scheint als könn­ten wir unse­ren knap­pen Vor­sprung hal­ten. Mit dem kom­plet­ten Gespann geht es zurück in den Hun­de­hof und wir stop­pen die Uhr – 41 km in 4:01h. Und nicht letz­ter. Wir sind hoch zufrie­den. Die Tie­re wer­den durch­ge­kne­tet und gefüt­tert. Für die Men­schen gibt es Piz­za. Am Abend erfah­ren wir, dass das Team hin­ter uns nur mit fünf Hun­den in der eben klei­ne­ren Klas­se unter­wegs war. Damit sind wir in unse­rer Grup­pe das letz­te Team. Aber mit Neu­zu­gang, Muf­fins, Hun­de­pas­sa­gier und hoch zufrie­den.

Hilmar Nøis Trail 2021

Unter­wegs mit Hun­de­schlit­ten in der ark­ti­schen Land­schaft. Schö­ner wird der ark­ti­sche Win­ter nicht! Höchs­tens ein klein wenig, wenn die Son­ne noch scheint (Foto © Max Schwei­ger).

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