Spitzbergen kommt mit dem Corona-Impfprogramm schnell voran. Weiterhin wurde das SARS-CoV-2 Virus bislang vor Ort nicht nachgewiesen, was schon fast erstaunt, denn auf dem norwegischen Festland hat man durchaus Probleme mit zeitweise erheblichen Infektionsraten und von dort kommen regelmäßig Touristen, die es mit der Maskenpflicht etwa in Geschäften auch nicht immer so genau nehmen.
Aufgrund der absehbaren Probleme mit der medizinischen Versorgung Covid-19-Erkrankter vor Ort beziehungsweise des großen Aufwandes, den die Evakuierung dieser Patienten zum Festland mit sich bringen würde, versorgt Norwegen Spitzbergen prioritär mit Impfstoff. Das gilt nicht nur für Longyearbyen, sondern auch für die übrigen Siedlungen, darunter Barentsburg, Ny-Ålesund und die Forschungsstation im Hornsund.
„Du kannst nicht vorbei!“
Longyearbyens Strategie gegen das Corona-Virus, und die der ganzen Welt.
Nicht Spitzbergen, sondern eine andere fantastische Welt.
Eigenbau auf Basis einer künstlerischen Darstellung von Gonzalo Kenny.
(Bei der Originalszene im „Herrn der Ringe“ handelt es sich um eine andere, etwas größere Art von „Virus“, die unmittelbar starke Entzündungen verursacht 🙂 )
Mittlerweile sind schon über 1400 Personen auf Svalbard geimpft, davon etwa 90 vollständig, wie die Svalbardposten berichtet. Am heutigen Donnerstag sollen bis zu 500 weitere Impfungen erfolgen. Damit wird ein großer Teil der erwachsenen Bevölkerung zumindest einmal geimpft sein.
Wie überall auf der Welt, ist damit die Hoffnung auf mehr gesundheitliche Sicherheit und einer möglichen Rückkehr Richtung Normalität verbunden. Wann letzteres etwa für den internationalen Reiseverkehr wieder der Fall sein wird, ist aber nicht abzusehen. Die Regierung in Oslo hat angekündigt, sich dazu im Mai zu äußern. Norwegen nimmt an den europäischen Plänen, einen digitalen Impfpass zu erstellen, teil. Ein solches Dokument soll ab Ende Juni zur Verfügung stehen. Es ist allerdings jedem einzelnen Land selbst überlassen, zu entscheiden, welche Rechte Personen haben, die mit einem solchen Impfpass eine einzelne oder auch vollständige Corona-Impfung nachweisen können. Ob darunter Erleichterungen für die Einreise oder für die Teilnahme an Schiffsreisen fallen, ist noch offen. Möglich ist dies jedoch, und wer hofft, diesen Sommer nach Norwegen oder Spitzbergen zu reisen, sollte sich entsprechend kümmern, sobald die Gelegenheit da ist: mit der Frist, die zwischen den beiden Impfungen liegt, und danach weiteren zwei Wochen, die bis zur Anerkennung des vollen Impfschutzes wahrscheinlich abzuwarten sind, dauert der Vorgang eine ganze Weile.
„Der arktische Mittwoch“ ist vorerst vorbei – damit geht eine wirklich lange, intensive, außergewöhnliche und wichtige Zeit vorbei. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um ein großes „Danke“ zu sagen an Birgit Lutz, der zweite gute Geist hinter diesem Projekt, und an alle, die Beiträge geleistet haben: Udo Zoephel (Polarstern/MOSAiC-Expedition), Sandra Walser (Ans Ende der Welt – Vor 125 Jahren auf Spitzbergenreise), Kristina Hochauf-Stange (Rentiere), Henry Páll Wulff (Islands Vulkane) und Thomas Ulrich (Arctic Solo – wie aus Scheitern ein Weitergehen wurde)!
Und an alle, die zugeschaut haben! Ohne Euch hätte es keinen Spaß gemacht 🙂 große Klasse!
Als kleinen Nachtisch und damit wir heute Abend, dem ersten Mittwoch Abend ohne Arktis-Vortrag seit Monaten, nicht alle kaltschweißig und zitternd in der Ecke sitzen, haben Birgit und ich hier noch je eine kleine Geschichte – zwei kleine hintergründig-abgründig-schöne Ergänzungen, die in den Vorträgen aus Zeitgründen nicht Platz fanden. Praktisch vor jedem Vortrag mussten wir viel kürzen, sonst wären wir wohl kaum je vor Mitternacht fertig geworden … hier ist ein kleiner Auszug. Übrigens, wenn der „arktische Mittwoch“ dann mal als Buch erscheint, dann wird von diesen Geschichten, die im Vortrag hinten runter rutschten, natürlich vieles enthalten sein! „Der arktische Mittwoch“ als Buch ist also geplant 😉 dauert aber noch.
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Der „Arktische Mittwoch“ ist vorerst vorbei, und Arktis-Reisen sind für die allermeisten auch erst mal nicht in Sicht. Da kann man sich für den gedanklichen Ausflug in den hohen Norden mal hinter ein gutes Arktis-Buch klemmen oder eben vor die Glotze setzen.
Arktis Fernsehtipps: Der Fernseher in der Ritterhütte auf Gråhuken.
Der Empfang ist dort mitunter allerdings eher schlecht.
Dieser neue coronabedingte Einschlag ist ein harter Treffer: die Reise „Rund um Spitzbergen mit der Antigua, 23. Juni – 11. Juli 2021“ muss wegen der Coronasituation leider abgesagt werden. Die Teilnehmer werden von der Geographischen Reisegesellschaft kontaktiert.
Die aktuelle Entwicklung der Coronalage ist aus den Medien bekannt und macht zumindest kurzfristig wenig Mut. Die um den Jahreswechsel herrschende Hoffnung, dass ein schnelles Ausrollen des europäischen Impfprogramms zu einem hinreichend schnellen Beherrschen der Pandemie führen würde, um derartige Reisen im Hochsommer wieder zu ermöglichen, hat sich so leider nicht bestätigt; ein schnellerer Beginn hätte hier sicher hilfreich sein können, trat aber leider nicht ein. Nun waren wir gezwungen, zusammen mit dem Eigner der SV Antigua, der Tallship Company, eine Entscheidung zu treffen, und die konnte angesichts der aktuellen Entwicklung leider nur auf eine Absage der Fahrt herauslaufen.
Spitzbergen mit Antigua, 23.6.-11.7.2021: wegen Corona abgesagt.
Dennoch schauen wir vertrauensvoll in die hoffentlich nicht allzu ferne Zukunft.
Jetzt heißt es, die Daumen für den weiteren Verlauf des Sommers zu drücken. Noch haben wir Hoffnung, dass wir die Reisen mit der Arctica II im August/September und mit der Antigua im September durchführen können.
Es bedarf wohl kaum der Erwähnung: Wer diesen Sommer reisen will, sollte die früheste Gelegenheit wahrnehmen, sich impfen zu lassen. Nichts ist entschieden, aber die Annahme erscheint nicht unrealistisch, dass Norwegen die generelle Einreise und möglicherweise die Teilnahme an Schiffsreisen zunächst Geimpften ermöglichen wird.
Es gibt tatsächlich in diesem Corona-Frühjahr öffentliche Ereignisse, die stattfinden. Wo wäre die Frischluftzufuhr auch besser als bei einem Hundeschlittenrennen?
Der Longyearbyen Hundeklub – das sind die mit dem Hundehof im Adventdalen kurz vor dem Eisbärenwarnschild am See Isdammen – richtet das Hundeschlittenrennen „Trappers Trail“ seit Jahren aus. Es ist ein Rennen für einheimische Mitglieder des Hundeklubs, mehr ein soziales Ereignis als ein sportlicher Wettkampf – das natürlich auch, aber eben nicht nur.
Start des Trappers Trail: das traditionelle Mitglieder-Hundeschlittenrennen
des Longyearbyen Hundeklub.
Der Trappers Trail geht traditionell über zwei Tage, und die Strecke verlangt einiges von Vier- und Zweibeinern: Am ersten Tag geht es 40 Kilometer weit vom Startpunkt bei Longyearbyen durch das Adventdalen, Todalen, Bødalen und Colesdalen bis in die Colesbukta, wo der Hundeklub eine eigene Hütte hat. Die Teilnehmenden übernachten dort im Zelt, bevor es am nächsten Tag zurückgeht. Die zweite Etappe ist mit 30 Kilometern zwar kürzer, hat mit dem Fardalsbakken, also dem Anstieg vom Fardalen hoch zum Pass am Longyearbreen, aber eine ordentliche Schikane, die die meisten Teams in die Reserve bringen wird, bevor die Strecke entspannt über den Longyearbreen nach Longyearbyen ausläuft.
Etappenziel beim Trappers Trail ist die Colesbukta, wo der Longyearbyen Hundeklub eine Vereinshütte hat. Dort übernachten die Teilnehmer vor der zweiten Etappe im Zelt
(Archivbild).
Das Rennen ist Jahr für Jahr ein Höhepunkt für die Mitglieder des Vereins und Schaulustige. Da die Veranstaltung durchgehend im Freien stattfindet, war die Einhaltung der Corona-Regeln gut machbar und so konnte dieses schöne Ereignis glücklicherweise stattfinden.
Trappers Trail: Fotogalerie
Als Spitzbergen.de-Spion war Max Schweiger vor Ort und hat diese Bilder für uns geschossen. Tusen takk, Max!
Im November und Dezember fing es mit einzelnen Vorträgen an, und ab Januar haben Birgit Lutz und ich uns zusammengetan und die Online-Arktis-Vortragsreihe „Der arktische Mittwoch“ ins Leben gerufen. Am kommenden Mittwoch, dem 28. April, kommt die Reihe nun vorerst zu ihrem Abschluss: Der Schweizer Arktis-Abenteurer Thomas Ulrich nimmt uns mit auf das Eis des Arktischen Ozeans. „Arctic Solo – wie aus Scheitern ein Weitergehen wurde“ ist die dramatische Geschichte einer Nordpol-Expedition, die Thomas in Extremsituationen brachte. Es ist auch die Geschichte davon, wie man aus einer scheinbar ausweglosen Lage letztlich Kraft zum Weitergehen zieht.
Thomas Ulrich: „Arctic Solo – wie aus Scheitern ein Weitergehen wurde“. Dramatische Abenteuer in der Arktis als Abschluss der Reihe „Der arktische Mittwoch“.
Nachdem Birgit und ich, mit Beiträgen von Udo Zoephel (die MOSAiC-Expedition), Sandra Walser (Hans Beat Wieland/Wilhelm Bade) und Henry Páll Wulff (Island), verschiedene Arktis-Regionen eher landeskundlich und historisch vertiefend betrachtet haben, nimmt Thomas Ulrich uns nun noch einmal voll mit ins Abenteuer! Ein Höhepunkt zum Abschluss der Reihe, auf den wir uns freuen. Und wir würden uns freuen, wenn Ihr zahlreich dabei seid!
Im Vortrag „Arctic Solo“ ist neben Eis und eisigen Temperaturen auch mit dem einen oder anderen Eisbären zu rechnen.
Das Projekt „Der arktische Mittwoch“ hat viel Eigendynamik bekommen und uns mehrere Monate lang sowohl ausgelastet als auch durch die Zeit getragen. Für Menschen, die hauptamtlich in der Reisebranche unterwegs sind, ist diese Zeit nicht einfach, zumal wenn man nicht in einer Firma angestellt ist und Kurzarbeitergeld oder andere staatliche Hilfen beziehen kann. Kleinselbstständige sind nach wie vor in einer schwierigen Lage – umso wichtiger war es für uns, dass der „Arktische Mittwoch“ so gut funktioniert hat und wir bedanken uns bei allen, die zugeschaut haben! Heute ist nicht alle Tage, wir kommen wieder, keine Frage … aber nach dem Vortrag am Mittwoch kommt erst mal eine Sommerpause. Nicht zum faul-auf-dem-Sofa-liegen, sondern für andere Projekte, die Birgit und ich jeweils auf dem Zettel haben. Und hoffentlich auch noch für etwas frische Arktis-Luft im Laufe des Sommers. Daumen drücken! Und die Schulter hinhalten, sobald die Gelegenheit kommt!
Thomas Ulrich: Arctic Solo – wie aus Scheitern ein Weitergehen wurde (Vortrag)
Ein paar Eindrücke von Thomas Ulrichs Arktis-Abenteuern. Mehr Abenteuer pur und satt dann am Mittwoch!
Schon länger schwelt in der Barentssee ein „Kabeljaukrieg“ zwischen der EU und Norwegen. Nun droht er zu eskalieren. Hintergrund sind Streitigkeiten zwischen Oslo und Brüssel über Fangrechte in den zu Svalbard gehörenden Gewässern.
Streitobjekt: Fischereiquoten in der Barentssee nach dem Brexit
Vordergründig geht es darum, dass Norwegen nach dem Brexit die Fangmenge Großbritanniens von jener der EU-Fischereiflotte abgezogen hat, wie der norwegische Sender NRK berichtet. Damit bleiben den heutigen EU-Ländern noch 17.885 Tonnen, während die Briten 5.500 Tonnen aus dem Wasser holen dürfen. Das wurde von Brüssel allerdings abgelehnt. Dort teilte man sich selbst eine Quote von 28.431 Tonnen zu, was Norwegen wiederum nicht akzeptiert. Die EU hält die norwegische Regelung für willkürlich und diskriminierend.
Nun haben beide Seiten rhetorisch aufgerüstet. Von überall hört man, man sei vorbereitet, um die eigenen Rechte zu wahren. Brüssel will notfalls zu „allen notwendigen Maßnahmen greifen, um europäische Interessen gegenüber Norwegen zu sichern“. In Norwegen wiederum verweist man auf Küstenwache und Polizei, die gut vorbereitet seien und gegebenenfalls Fischereischiffe beschlagnahmen würden, die Fang ohne gesetzliche Quote an Bord haben. So äußerte sich aktuell Lars Fause, leitender Staatsanwalt in Nordnorwegen. Später in diesem Jahr wird Fause in Longyearbyen die Nachfolge von Sysselmann Kjerstin Askolt antreten – begrifflich neu gewandet als erster Sysselmester.
Lecker Dorsch (Kabeljau) aus dem Isfjord. Im Streit zwischen Norwegen und der EU geht es allerdings um andere Mengen.
Kern des Problems: der Spitzbergenvertrag
Im Kern liegt das Problem allerdings tiefer als ein paar Tonnen Fisch: Es geht um die Deutung des Spitzbergenvertrages, dessen zweiter Artikel allen Unterzeichnerstaaten – die allermeisten europäischen Länder gehören dazu – „gleiche Rechte der Fischerei und der Jagd in den in Artikel 1 definierten Territorien und den dazu gehörigen Territorialgewässern“ sichert. Die Krux liegt im Begriff „Territorialgewässer“. Dieser ist historisch nicht scharf definiert. In früheren Jahrhunderten beanspruchten Staaten die Gewässer drei Meilen vor der Küste (früher eine Kanonenschussweite). Ab 1921 – nach Unterzeichnung des Spitzbergenvertrages (1920) – begannen Staaten, ihre Hoheitsrechte auf bis zu zwölf Meilen auszudehnen. Ganz eindeutig und einheitlich ist das bis heute nicht global geregelt, aber soweit besteht Einigkeit: In der Zwölfmeilenzone um die Inselgruppe Spitzbergen (Svalbard) gilt der Spitzbergenvertrag und sichert allen Mitgliedsstaaten gleiche Rechte.
Problematisch wird es allerdings in der „Ausschließlichen Wirtschaftszone“, also der 200-Meilen-Zone außerhalb der Zwölfmeilenzone. Diese wurde erst 1982 im Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen völkerrechtlich festgelegt. Nun beansprucht Norwegen auf Basis des Artikels 1 des Spitzbergenvertrages die „volle und uneingeschränkte Souveränität“, wie es dort heißt, auch über die 200-Meilen-Zone um Svalbard, pocht jedoch darauf, dass das in Artikel 2 festgelegte gleiche Recht für alle (etwas technischer: das Nichtdiskriminierungsprinzip) dort nicht gelten soll, sondern dass Norwegen hier exklusive Rechte hat. Es überrascht nicht, dass hier nicht unbedingt allgemeines Einverständnis herrscht.
Die Küstenwache sichert die norwegische Souveränität in den Gewässern um Spitzbergen. Nun stehen unfreundliche Begegnungen mit EU-Fischereischiffen zu befürchten.
Der Spitzbergenvertrag und die „Ausschließliche Wirtschaftszone“
Unabhängig davon, ob innerhalb der Ausschließlichen Wirtschaftszone (200-Meilen-Zone) das Nichtdiskriminierungsprinzip des Spitzbergenvertrages nun gilt oder nicht, besteht allerdings kaum Zweifel daran, dass Fischereischiffe aus der EU oder aus Drittländern dort norwegische Wirtschaftsrechte anerkennen müssen. Die Frage ist aber, wie Norwegen die Rechte, die den Fischern anderer Länder eingeräumt werden, gegenüber den eigenen Quoten gewichtet: gleichberechtigt (wenn Artikel 2 des Spitzbergenvertrags dort anzuwenden wäre) oder exklusiv.
Eine komplizierte Materie. Was offenkundig bislang fehlt, ist eine von allen Seiten anerkannte Instanz, die offene Fragen bei der Interpretation des Spitzbergenvertrages verbindlich entscheiden kann. Hier besteht Norwegen darauf, selbst die ausschließliche Interpretationshoheit zu besitzen. Das sieht man in Brüssel offenkundig anders.
Während dieser Klärungsbedarf bestehen bleibt, rüsten die norwegische Küstenwache und die europäischen Fischereiflotten schon auf, und entsprechende Konflikte sind zu befürchten. Der unbeteiligte Beobachter schaut zu und staunt.
Das Krisesenteret Tromsø, eine Anlaufstelle für Opfer familiärer Gewalt, hat einem NRK-Beitrag zufolge eine besorgniserweckende Diskussion angestoßen: Opfer familiärer Gewalt stehen in Longyearbyen möglicherweise in einer deutlich hilfloseren Position als auf dem norwegischen Festland.
Hintergrund: der Spitzbergenvertrag
Die Hintergründe liegen im Spitzbergenvertrag begründet: Dieser regelt, seit er 1925 in Kraft trat, dass Bürger aller Unterzeichnerstaaten freien Zugang haben. Ein Visum, Aufenthalts- oder Arbeitsgenehmigung sind nicht erforderlich, um dort zu leben und zu arbeiten (die Anreise erfordert aber ggf. ein Schengen-Visum).
Daher gilt das „utlendingsloven“ (Ausländergesetz) auch nicht, das den Zugang und Aufenthalt von Ausländern in Norwegen regelt. Dieses Gesetz regelt allerdings auch etwa, dass nicht-norwegische Opfer von familiärer Gewalt unabhängig vom Partner eine Aufenthaltsgenehmigung beantragen können und dass sie Anspruch auf Hilfe haben, etwa durch spezialisierte Einrichtungen und Anwälte.
Diese Rechte bestehen in Spitzbergen nicht, da dieses Gesetz sowie das Sozialgesetz dort nicht gelten. Das kann insbesondere nicht-norwegische Frauen, die finanziell vom Partner abhängig sind, in eine starke Abhängigkeitssituation bringen, denn wenn sie nicht in der Lage sind, aus eigener Kraft materiell eigenständig dort weiter zu leben, bleibt nur die Rückreise ins Heimatland. Dabei handelt es sich aber mitunter um ärmere Länder mit einer politisch und sozial weniger stabilen Lage, wo Betroffene nicht unbedingt eine Zukunft für sich und ihre Kinder sehen. Das kann letztlich dazu führen, dass Opfer länger in Partnerschaften verbleiben, in denen sie Gewalt ausgesetzt sind.
Longyearbyen ist für die allermeisten ein Ort, an dem man gut und sicher leben kann. Aber es gibt Ausnahmen, und dann kann das Leben noch schwieriger sein als anderswo.
Eine Anwältin, die eine Betroffene juristisch betreut, kommentiert das so: „Es wirkt auch, als wäre Svalbard norwegisch, wenn es uns passt, und plötzlich ist es nicht norwegisch, wenn es nicht passt.“
Zwei polizeibekannte Fälle von familiärer Gewalt seit 2020
Seit Anfang 2020 sind in Longyearbyen zwei Fälle polizeibekannt geworden, die in diesem Zusammenhang von Bedeutung sind. Sysselmann Kjerstin Askholt weist darauf hin, dass derartige Fälle polizeilich genau so wie auf dem Festland verfolgt werden. Die politische Einschätzung darüber hinaus teilt sie nicht bzw. sie sieht Parallelen zu Fällen allgemein im Ausland, in denen etwa eine Norwegerin ohne geklärten Aufenthaltsstatus Opfer familiärer Gewalt wird. Auch hier müsse man akzeptieren, dass derartige Fälle für die Betroffenen andere Konsequenzen haben können als für eine Person mit festem Aufenthaltsstatus.
Bürgermeister Arild Olsen erkennt das Problem an und meint, man müsse es politisch aufgreifen und untersuchen.
Hanne Stenvaag from Krisenzentrum Tromsø geht von einer hohen Dunkelziffer aus.
Das Wetter zeigt sich in Spitzbergen mit viel Wind, Schneefall und eher milden Temperaturen derzeit recht nutzerunfreundlich. Auch das Osterwetter lud nicht zu längeren Touren ein, wie sie in Norwegen einschließlich Spitzbergen zu dieser Zeit eigentlich üblich sind. Eine Skiwandergruppe, die sich „Spitsbergen på langs“ vorgenommen hatte, also eine ambitionierte Ski-Expedition vom Südkap bis zur Nordspitze Spitzbergens, musste letzte Woche kurz nach dem Start per Hubschrauber abgeholt werden, nachdem ein Zelt verloren gegangen war und Teilnehmer unter Nässe und Kälte litten.
Das Gruvefjellet oberhalb von Nybyen (die sichtbaren Gebäude gehören zu Nybyen).
Am Gruvefjellet oberhalb von Nybyen, dem oberen Ortsteil von Longyearbyen, hängen große Schneewächten, die jederzeit abbrechen und dabei auch Gebäude gefährden können. Daher hat der Sysselmannen die Gebäude auf der Ostseite der Straße in Nybyen sowie den darüber liegenden Hang bis auf Weiteres gesperrt. Es gibt keinen Zeitplan für die Aufhebung der Evakuierung, mit schneller Entwarnung ist eher nicht zu rechnen.
Die Wettervorhersage für Longyearbyen verspricht viel Wind aus Südost, was an das schwere Lawinenunglück vom Dezember 2015 erinnert, bei dem zwei Menschen in ihren Häusern ums Leben kamen.
Der Sysselmannen hat reagiert und für potenziell gfährderte Ortsteile eine Evakuierung angeordnet. Betroffen sind die Häuser in Nybyen, die auf Ostseite der Straße liegen, also zum Berg hin, sowie die unteren Hänge des Sukkertoppen beim Ortsteil Lia (die schönen, bunten Holzhäuser mit den Spitzdächern). Dort standen auch die Häuser, die kurz vor Weihnachten 2015 durch die Lawine zerstört wurden.
Die betroffenen Bereiche müssen bis Samstag früh 8 Uhr verlassen sein und dürfen bis auf Weiteres nicht betreten werden. Wer nicht privat eine neue Unterkunft organisieren kann, kann sich an die Gemeindeverwaltung wenden. Da Longyearbyen coronabedingt einen gewissen, nicht genau quantifizierbaren Einwohnerschwund hat und es Platz in Hotels und Studentenunterkünften gibt, sollte es jedoch nicht zu akuten Schwierigkeiten bei der Unterbringung Betroffener kommen.
Der Sysselmannnen erinnert daran, dass auch im Gelände hohe Lawinengefahr herrscht. Die norwegische Lawinenwarnseite Varsom.no weist für das Nordenskiöld Land Stufe 3 („bedeutende Lawinengefahr“) aus.
Die norwegische Regierung hat angekündigt, Spitzbergen bei den Corona-Impfungen zu priorisieren. Hintergrund ist, dass ein lokaler Ausbruch aufgrund der Entfernung zum Festland die Bereitschafts- und Rettungsdienste stark belasten würde. Das Krankenhaus in Longyearbyen bietet nur eine medizinische Grundversorgung, Covid-19-Patienten müssten nach Tromsø geflogen werden.
Das Krankenhaus Longyearbyen bietet nur eine medizinische Basisversorgung und wäre bei einem Corona-Ausfall schnell überfordert.
Daher soll Spitzbergen nun prioritär geimpft werden.
Zunächst werden in Longyearbyen alle Bewohner ab 45 geimpft. Die Impfungen, die sich aus der Priorisierung Spitzbergens ergeben, sollen noch im März beginnen. Nach dem regulären, landesweiten Impfplan wurde bereits eine größere Zahl älterer Menschen geimpft.
Die lebensnahe Erzählung von einem, der auszog, um in Ostgrönland das Hundeschlittenfahren zu lernen und nicht nur das einigermaßen erfolgreich tat, sondern auch viel darüber hinaus über Grönland erfuhr, bringt Lesende zuverlässig hier zum Schmunzeln und dort vielleicht auch zu Nachdenken. Unterhaltsam-spannende Erzählungen von vielen Touren in Grönlands grandioser Natur mit dem schönsten Fortbewegungsmittel, das es dazu gibt! Informative Seiten über Hintergrundthemen wie „Grönland – vorgestern, gestern und heute“, „Der Grönlandhai“, das „Grönland-Kochbuch“ und „Jagd in Grönland“ fehlen genau so wenig wie viele eindrückliche Fotos, Comiczeichnungen von Sabine Formella und Kartenskizzen.
Was ist nun neu? Die Fotos sind viiieeel besser. Mehr, größer, besser. Handelte es sich bei der ersten Aussage überwiegend um kleine Schwarzweißfotos, mehr schwarz als weiß, sowie zu wenige und meist zu dunkel gedruckte Farbfotos, gibt es nun ingesamt mehr und größere und qualitativ deutlich verbesserte Farbbilder. Sämtliche Schwarzweißfotos wurden überarbeitet und in Farbe übernommen. In der Zeit seit 2006 habe ich ja doch ein klein wenig gelernt über Bildbearbeitung, irgendwo für muss das ja gut sein 😉
Im Hinterkopf hatte ich eine solche Überarbeitung schon lange. Der Vortrag am Mittwoch (17.3.), in dem ich die Geschichte der „Scoresbysund Hot Dogs“ in der Reihe „Der arktische Mittwoch“ aufgegriffen habe, war nun ein guter Anlass, das endlich mal anzugehen.
Das Corona-Jammertal scheint kein Ende nehmen zu wollen: Die frühe Spitzbergenfahrt mit der Antigua vom 30. Mai bis zum 7. Juni 2021 fällt coronabedingt aus. Die angemeldeten Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden zeitnah von der Geographischen Reisegesellschaft (Uwe Maaß) kontaktiert.
Damit fangen die Reiseausfälle nun an, ins zweite Jahr zu gehen. Es ist ein Trauerspiel – was soll man sagen, ich habe keine weiteren, passenden Worte.
Hoffen wir auf eine möglichst zeitnahe erfreuliche Entwicklung, damit wir bald wieder so können, wie wir wollen.
Unsere online-Vortragsreihe „Der arktische Mittwoch“ kam mitsamt Zugabe so gut an, dass wir gleich weitermachen! Am 17.3. geht es mit einer sechsteiligen Serie von Arktis-online-Vorträgen weiter. Wieder haben Birgit Lutz und ich, Rolf Stange, uns sechs spannende Themen ausgesucht, um Euch an sechs Abenden in die Arktis zu entführen.
Der arktische Mittwoch: 6 arktische Themenvorträge.
Und die zweite Halbzeit des Abends: Rolf Stange: „Scoresbysund Hot Dogs – Hundeschlittenabenteuer in Ostgrönland“: Viel schöne, große, arktische Wildnis. Dazu Schnee, Eis und Hunde.
Und das ist eigentlich alles, was man braucht. »Carpe canem – Nutze den Hund!«
Rolf Stange hat mehrere Monate in Ittoqqortoormiit (Scoresbysund) in Ostgrönland verbracht und lässt uns an seinen Erlebnissen aus dieser Zeit teilhaben. Der Beitrag ist eine Kombination aus Vortrag und Buchpräsentation/Lesung aus dem Buch „Scoresbysund Hot Dogs“.
24.3., Birgit Lutz: Sanfte Wildnis – Skitour durch die nordnorwegische Finnmark.
2015 hat Birgit die Finnmark mit vier Freunden durchquert, auf Skiern mit dem Zelt. Die 100 Kilometer lange Tour führte von Alta bis nach Karasjok, über gefrorene Seen durch das Land der Samen. Birgit gibt uns einen Einblick in ihre Vorbereitung und ihr Equipment, das sie auch am Nordpol verwendete, und nimmt uns dann mit, quer durch diesen wunderbaren Landstrich, zu feurigen Sonnenuntergängen und heulenden Stürmen. Nicht nur um die Natur wird es hier gehen, sondern auch um die Samen und einige Geschichten, die die Deutschen in diese Landschaft geschrieben haben.
31.3., Rolf Stange & Kristina Hochauf-Stange: Arktische Tierwelt – Rentier und Eisbär
Jeder Spitzbergenreisende begeistert sich für die Tierwelt der Arktis, und die Tierwelt stand unter den Themenwünschen hoch auf der Liste. Das Spitzbergenrentier ist eine ganz eigene Unterart, dem man nicht nur in der Wildnis begegnet, sondern regelmäßig auch in Longyearbyen auf dem Weg zum Supermarkt. Kristina Hochauf-Stange hat Spitzbergens Rentiere seit vielen Jahren besonders ins Herz geschlossen und weiß viel Hintergründiges zu ihnen zu erzählen.
Eisbären begegnet man lieber nicht überraschend im Ort, aber natürlich ist der König der Arktis eine Ikone des hohen Nordens, seiner Natur und heute leider auch des Klimawandels. Rolf Stange hat in über einem Vierteljahrhundert viele hundert Eisbären gesehen und weiß viel aus dem Leben dieser Tiere und von spannenden Begegnungen zu erzählen.
Der Winter in der Finnmark mit Ski und Zelt, die arktische Tierwelt und Island
stehen im Mittelpunkt bei den Vorträgen am 24.3. mit Birgit, am 31.3. mit Kristina und Rolf und am 7.4. mit Henry Páll Wulff. Der arktische Mittwoch: Eine Reihe von Rolf Stange und Birgit Lutz ab 17.3.
7.4., Henry Páll Wulff: Mystisch, bezaubernd und heiß: Island und seine Vulkane.
Wenn von Island die Rede ist, denkt man an Feuer und Eis. Tauchen Sie mit Henry Páll Wulff ein in die magische Welt brodelnder Schlammtöpfe, dampfender Fumarolen und schwefelgelber Solfataren. Vom Ausbruch des unaussprechlichen Eyjafjalljökull zum farbenfrohen Hochtemperaturgebiet von Landmannalaugar zeigt dieser Vortrag die zahlreichen und wunderschönen Facetten des Vulkanismus in Island und nimmt sie mit auf eine Reise durch atemberaubende Landschaften und die mystische Folklore des Landes.
14.4., Rolf Stange: Die Ostküste – Geschichte(n) einer legendären Spitzbergen-Route.
Als erster hat der britische Bergsteiger Martin Conway diese Route 1896 erschlossen und unterwegs so manche Überraschung erlebt. Und was seine Expedition mit dem damaligen Hotel am Hotellneset zu tun, ganz in der Nähe des heutigen Flughafens, und mit einem frühen Versuch, den Hornsundtind zu besteigen? Die Strecke zur Ostküste ist heute im Winter ein langer, aber beliebter Tagesausflug für schlittenmotorisierte Touristen. Zu Fuß im Sommer dauert die Tour rund zwei Wochen.
Rolf Stange kennt die Geschichten. Er ist Conways Spuren zur Ostküste zweimal zu Fuß gefolgt und viele Male im arktischen Winter. Machen wir uns auf den Weg!
21.4., Birgit Lutz: Franz Joseph Land – die vergessenen Inseln im Eis.
Birgit nimmt uns in diesem Vortrag mit in die verborgene Inselwelt Franz Joseph Lands. 1873 von Carl Weyprecht und Julius Payer entdeckt, sind die Inseln, die zum russischen Staatsgebiet gehören, heute nur schwer erreichbar. Birgit war mehr als zehn Mal in dem Archipel und wird uns mitnehmen in diese sehr besondere Inselwelt, die abseits vom Golfstrom auch heute noch oft von Eis umschlossen ist. Sie wird erzählen von der Entdeckung des Archipels und der weiteren Erforschung und einigen Versuchen, von Franz Joseph Land zum Nordpol zu gelangen. Wieder einmal viele Geschichten in einer!
Und am 28.4. die Zugabe mit Thomas Ulrich:
Arctic Solo – wie aus Scheitern ein Weitergehen wurde
Für unsere Zugabe freuen wir uns besonders, dass wir einen wirklich hochkarätigen Abenteurer und Redner für uns gewinnen konnten: Den Schweizer Thomas Ulrich! Hier klicken für weitere Informationen zu dieser Zugabe. Diese ist nur einzeln buchbar, nicht aber als Teil der Abos (3er oder 6er Abo).
Thomas Ulrich ist nicht nur ein packender und sehr authentischer Erzähler. Er ist gleichzeitig einer der besten Outdoor-Fotografen und Kameramänner der heutigen Zeit, arbeitete zum Beispiel als Kameramann für den Kinofilm „Nordwand“ und dokumentierte eine Everestbesteigung für das Schweizer Fernsehen – sein Einsatzgebiet beginnt dort, wo alle anderen aufhören. Ulrichs Erzählungen sind also auch immer von hervorragenden Bildern begleitet.
Sein Vortrag Arctic Solo ist ein echtes Juwel – Thomas erzählt darin von seinem Versuch aus dem Jahr 2006, von Russland aus über den Nordpol nach Kanada zu marschieren, 1800 Kilometer über den Arktischen Ozean. Der Versuch misslang spektakulär, tagelang kämpfte Ulrich auf einer zerbrechenden Scholle ums Überleben … und nach der Rückkehr in die Schweiz sah er sich vielen Vorwürfen ausgesetzt. Unbeirrt brach Ulrich aber schon ein Jahr danach zu einer neuen Expedition auf: Zusammen mit dem Norweger Børge Ousland lässt er sich am Nordpol aussetzen und marschiert dann „Auf Nansens Spuren“ nach Franz Joseph Land, durchquert die Inselgruppe und segelt vom südlichsten Kap nach Norwegen. Für diese Expedition wurden Ulrich und Ousland vom National Geographic Magazine zu den „Abenteurern des Jahres“ gewählt. In diesem Vortrag erzählt Ulrich mit packenden Fotos von diesen beiden Expeditionen, blickt darauf zurück, wie sie sein weiteres Leben geprägt haben und gibt auch einen Einblick in seine heutigen Projekte.
Am 8. März wird in Longyearbyen traditionell das Sonnenfest gefeiert. An diesem Tag ist die Sonne zum ersten Mal nach der mehrmonatigen Polarnacht im Ort wieder sichtbar, und zwar an der alten Krankenhaustreppe unterhalb der Kirche. Das Sonnenfest (Solfest) wird normalerweise über mehrere Tage hinweg mit einer Reihe kultureller Ereignisse gefeiert, deren Höhepunkt das eigentliche Solfest ist, wenn die Sonne mittags zum ersten Mal wieder über die Berge südlich des Ortes schaut.
Max Schweiger ist in Longyearbyen vor Ort und so nett, ein paar Bilder vom aktuellen Solfest zu teilen.
Tatsächlich ist die Sonne im unteren, küstennahen Ortsteil Sjøskrenten schon ein paar Tage früher sichtbar, aber dieser Ortsteil existierte nicht in jener Zeit, in der die Tradition mit dem Solfest entstand.
Der kulturelle Anteil litt natürlich dieses Jahr stark unter der Corona-Pandemie, was auch im diesjährigen Emblem des Sonnenfestes zum Ausdruck kam. Das wird jedes Jahr neu aus Zeichnungen ausgewählt, die in Longyearbyens Kindergärten entstehen 🙂 der aktuelle Entwurf ist doch sehr passend.
Damit ist in Longyearbyen die Polarnacht kulturell vorbei, der Lichtwinter und schließlich der Sommer stehen vor der Tür. Mit anderen Worten: Nach einer langen, finsteren Zeit wird es nun wieder hell. Möge es für den Rest der Welt auch so sein!