Während der brutale, völkerrechtswidrige russische Angriffskrieg gegen die Ukraine tobt, fragt man sich in Longyearbyen, wie man mit den Nachbarn in den russischen Siedlungen Barentsburg und Pyramiden umgehen soll. Ein Teil der Bevölkerung von Barentsburg ist ukrainisch.
Die wichtige Wintersaison ist angelaufen, und die Tourismusbranche hat sich nach den schweren Coronajahren eigentlich auf eine erfolgreiche Saison gefreut. Tagestouren nach Barentsburg, untergeordnet auch zum weiter entfernten Ort Pyramiden, gehören zu den wichtigsten und bislang beliebtesten Angeboten.
Nun fragt man sich innerhalb der Branche, wie mit den Besuchen in den russischen Siedlungen angesichts des russischen Krieges gegen die Ukraine und der internationalen Sanktionen und anderer Reaktionen. Der lokale Tourismus-Branchenverband Svalbard Reiselivsråd hat die Frage nun diskutiert und dazu auch Osloer Behörden um Rat gebeten.
Barentsburg: sonst auch im Winter ein beliebtes Tourenziel, nun umstritten.
Im Ergebnis soll es laut Svalbard Reiselivsråd keinen Boykott der russischen Siedlungen geben. Der Verband argumentiert, dass Sanktionen von staatlichen Akteuren verhängt werden sollen, und das lokale, private Aktionen nicht gewünscht sind. Zudem wird angeführt, dass ein Boykott die lokalen Angestellten viel stärker treffen würde als Putin und seine Regierung und die übrigen Verantwortlichen für die russischen Verbrechen in der Ukraine. Man habe zu verstehen bekommen, dass behördlicherseits ein möglichst normales Verhältnis auf lokaler Ebene zwischen den Siedlungen gewünscht sei, wie der Svalbard Reiselivsråd der Svalbardposten mitteilte. Daher gibt der Verband keine Empfehlung für einen Boykott.
Einzelne Mitglieder hatten dazu aufgefordert, es gab auch Stornierungen gebuchter Fahrten. Laut Svalbard Reiselivsråd ist es jedem einzelnen Betrieb überlassen, Touren nach Barentsburg oder Pyramiden anzubieten oder auch nicht, und der buchende Kunde hat natürlich ohnehin die Wahl, von der Buchung eines Ausfluges in diese Orte abzusehen.