Man mag sich bei der Überschrift zu diesem Beitrag zunächst wundern: stimmt das, soll das ein Witz sein, und wenn nicht, wen interessiert es?
Leider ist es kein Witz, es stimmt, und für einige Menschen und Betriebe in Longyearbyen sind die Folgen mindestens unangenehm, möglicherweise auch dramatisch. Was auch davon abhängig wird, wie lange das nun so bleiben wird.
Aber der Reihe nach. Anfang Oktober hatte der Sysselmester in einer öffentlichen Mitteilung darauf hingewiesen, wie das Führerscheinwesen in Spitzbergen funktioniert. Demnach sind internationale Führerscheine dort nicht gültig, aber jeder im Heimatland – wo auch immer das ist, ist egal – gültige Führerschein berechtigt „während des gesamten Aufenthalts“ auch in Spitzbergen zum Fahren von Fahrzeugen der entsprechenden Klasse, für die der Lappen gilt.
So weit, so gut. Aber ein Haken ist natürlich dabei: die Führerscheine müssen den Regeln der „Wien-Konvention“ entsprechen, oder vollständig: „Wiener Übereinkommen über den Straßenverkehr“. Wie, Sie wussten gar nicht, dass es so etwas gibt? Ich bis gestern auch nicht. Darin wird vieles geregelt, unter anderem, wie Führerscheine aussehen sollen.
Auch in Longyearbyen sind viele aufs Auto angewiesen, nicht zuletzt aus beruflichen Gründen.
Nun fiel bei einer Verkehrskontrolle in Longyearbyen auf, dass thailändische Führerscheine diesen Anforderungen möglicherweise nicht in allen Details entsprechen, obwohl Thailand Mitglied der Wien-Konvention ist (die übrigens gar nicht auf Svalbard und Jan Mayen gilt, was auch immer das wieder bedeuten mag). Das Problem ist wohl, dass auf thailändischen Führerscheinen die Fahrzeugklassen nicht durch Buchstaben, sondern nur durch Piktogramme gekennzeichnet sind.
Lange Rede, kurzer Sinn: Nun hat der Sysselmester Inhaber thailändischer Führerscheine gebeten, vorerst nicht mehr Auto zu fahren. Wer nur privat fährt mag darauf in einem so kleinen Ort auch durchaus mal verzichten können. Nun sind aber dutzende von Thailändern, von denen aktuell 116 in Longyearbyen leben (dazu kommen 107 Philippinos), in Berufen, wo Autofahren ein Teil der Tätigkeit ist. Etwa ISS Facility Services, die sich in Longyearbyen bei vielen gewerblichen Objekten um Gebäudereinigung kümmert, einschließlich der Auslieferung sauberer Bettwäsche an die Hotels, wo die meisten Angestellten thailändische Pässe haben, oder Hurtigruten Svalbard, wo etwa 20 Menschen thailändischer Herkunft in verschiedenen Bereichen tätig sind, bis hin zur Taxi- und Busfirma. Diese und andere Betriebe haben plötzlich ein großes Problem, wenn ihr thailändisches oder philippinisches Personal nicht mehr Auto fahren darf. Im Svalbardposten-Artikel, der die Sache aufgreift, ist primär von Thailändern die Rede; ob auch philippinische Führerscheine betroffen sind, ist nicht ganz klar.
Die Regeln für Führerscheine gelten in Spitzbergen übrigens unverändert seit 1.3.2004. Es ist nur gerade zufällig mal aufgefallen, dass thailändische Führerscheine etwas anders aussehen.
Die zuständige norwegische Straßenverkehrsbehörde hat immerhin versprochen, sich zeitnah noch einmal zur Sache zu äußern.
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