Bei einem Thema, bei dem es buchstäblich um Leib und Leben gehen kann, sei einleitend zunächst gesagt: Pfefferspray wird von den norwegischen Behörden als Verteidigungsmittel gegen Eisbären nicht empfohlen und es ist nach derzeit geltendem Recht in Norwegen einschließlich Spitzbergen für Privatpersonen gar nicht zugelassen.
Und noch eine vorwegnehmende Anmerkung: Niemand redet davon, Pfefferspray gegen einen aggressiven Eisbären im freien Gelände einzusetzen. Das wäre mit großer Wahrscheinlichkeit selbstmörderisch.
Dennoch gibt es die Diskussion um Pfefferspray auch in Spitzbergen schon lange, wenn auch bislang nur theoretisch und nicht auf behördlicher Ebene, soweit bekannt. Aber Fälle wie der im August, wo ein Eisbär im Krossfjord versuchte, in eine Hütte einzudringen und dabei von Personen erschossen wurden, die sich darin aufhielten, befeuern die Diskussion.
„Hallo, jemand zuhause?“ In so einer Situation könnte Pfefferspray auch ein Bärenleben retten. Hier verlief letztlich zum Glück alles harmlos.
Tatsächlich geht es ausschließlich um Szenarien dieser Art, wo Menschen sich in der relativen Sicherheit einer Hütte (oder eines Fahrzeugs etc.) aufhalten. Der Eisbär im August war nicht der erste, der beim Versuch, in eine Hütte zu gelangen, aus der betreffenden Hütte heraus erschossen wurde. Wobei keine ernsthaften Zweifel daran bestehen, dass die Menschen in der Hütte gute Gründe hatten für ihre Annahme, so handeln zu müssen, um sich selbst zu schützen. Ernsthafte Vorwürfe von leichtfertigen Abschüssen stehen nicht im Raum, auch das soll explizit festgehalten werden, da bei solchen Fällen die öffentliche Diskussion immer gleich groß und heiß ist.
Worum geht es aktuell? Nun hat sich auch der UNIS-Sicherheitsbeauftragte Fred Skancke Hansen gegenüber Svalbardposten der Diskussion um Pfefferspray gegenüber offen und wohlwollend geäußert. Hansen, der seit Jahren bei UNIS für Sicherheit zuständig ist und entsprechende Kurse für Studierende und Feldpersonal durchführt, redet von einem „zusätzlichen Werkzeug“, das tödliche Abschüsse in bestimmten Situationen verhindern kann. Es ist explizit nicht davon die Rede, sich ohne taugliche Waffe und nur mit Pfefferspray im Eisbärengebiet ins Gelände zu begeben.
Letztlich geht es dabei nicht nur darum, Menschenleben effektiv zu verteidigen, sondern auch den Bären zu schützen, indem man ihn ohne Verletzung vertreibt, und zwar so, dass er sich dabei merkt, dass die Nähe zu Hütten und Menschen keine gute Sache ist.
Grundlage für Hansens aktuelle Äußerung ist eine im Dezember 2022 im Wildlife Society Bulletin erschienene Studie, in der es heißt, dass Pfefferspray („bear spray“) gute Wirkung zeigt.
Behördlicherseits wird darauf verwiesen, dass Pfefferspray in Spitzbergen nicht legal ist und dass es einer Gesetzesänderung bedürfte, um es zuzulassen. Hierzu müsste die Regierung in Oslo tätig werden. Bis das eventuell passiert, bleibt die Diskussion zumindest für Spitzbergen ohnehin rein theoretisch.
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