Der diesjährige Svalbard Skimarathon ist Samstag Vormittag über die Bühne gegangen. Kräftiger Wind hat den Teilnehmern das Rennen erschwert und drohte sogar, die Veranstaltung kurzfristig zu ändern oder gar platzen zu lassen: Der Wetterdienst hat eine Lawinenwarnung herausgegeben, und das Todalen, in dem die Strecke lief, ist bei Lawinengefährdung potenziell heikles Gelände.
Der Skimarathon lief im Todalen bei herausfordernden Bedingungen:
kräftiger Wind und -12 Grad.
Die Lawinensicherheit wurde vor Start durch Fachleute begutachtet und die Strecke daraufhin freigegeben, so dass die insgesamt 648 Teilnehmer mit kleiner Verspätung starten konnten. Darunter waren Profis wie der norwegische Olympiasieger Olaf Tufte, viele ambitionierte Amateure und Freizeitläufer, darunter Familien mit Kindern, die zwischen der vollen Marathonstrecke und dem Halbmarathon wählen konnten.
Sieger Petter Soleng Skinstad nach 2:19:11 Stunden im Ziel, knapp gefolgt von Eivind Vold.
In jedem Fall eine ernsthafte sportliche Herausforderung bei kräftigem Wind und mit gut 400 Höhenmetern.
Dieser Anblick hätte bei jedem anderen Marathon sicher sofort einen Großeinsatz der Polizei ausgelöst. Heute drehte sich niemand danach um 🙂
Hier noch ein paar Eindrücke vom diesjährigen Svalbard Skimarathon.
Ein Höhepunkt im wahrsten Sinne des Wortes, 925 Meter hoch. Das Lusitaniafjellet liegt zentral im nördlichen Nordenskiöld Land, gut 23 Kilometer östlich von Longyearbyen. Etwas nördlich vorgelagert ist der Isle de Francetoppen, 915 Meter hoch aber noch etwas besser gelegen für einen wahrhaft grandiosen Rundumblick. Im Norden „zeigt“ der lange Rücken genau auf den schönen Templet („Tempelfjell“), man sieht Sasssenfjord, Tempelfjord (beide zugefroren) und links davon den offenen Isfjord. Im Osten erstreckt sich das weite Sassendalen und im Süden (etwa unter der Sonne) der Rücken zum Lusitaniafjellet, umgeben von den zahllosen Bergen des Nordenskiöld Landes.
Vogelpano Lusitaniafjellet, Isle de Francetoppen
Was man im Bild nicht sieht: den starken Wind und die kräftigen Minusgrade. Wir haben uns nur kurz oben aufgehalten und die Bedingungen, um den Vogel fliegen zu lassen, damit er dieses Panorama aufnehmen konnte, waren schon grenzwertig. Aber es hat sich gelohnt, meine ich.
Viele weitere „Vogelpanoramen“ gibt es in der Abteilung „Vogelpanorama“, die im Gegensatz zu den „normalen“ Panoramen als besonderes Dankeschön für die reserviert ist, die den aufwändigen Betrieb von Spitzbergen.de unterstützen, auf welche Weise auch immer.
Schon lange machen wir uns Gedanken über die Spitzbergenreisen ab 2025. Diese planen wir unter anderen gesetzlichen Bedingungen als bislang. Natürlich freut sich niemand über Einschränkungen, zumal wenn diese im Sinne des Umweltschutzes wenig zielführend erscheinen. Aber nachdem wir uns die neuen Regeln genau angeschaut haben (ein paar letzte parlamentarische Entscheidungen stehen noch aus, aber wir wissen genug), ist es nun Zeit, nicht mehr alten Zeiten hinterherzutrauern, sondern sich darüber zu freuen, dass uns weiterhin Möglichkeiten und Platz bleiben werden. Und zwar genug, um auch längere Segelschiffreisen mit Leben und Sinn, Freude und schönen, abwechslungsreichen Erlebnissen zu füllen. Was das genauer bedeutet, darum soll es hier gehen.
Spitzbergen: Möglichkeiten ab 2025
Während derzeit die einzelnen Reisebeschreibungen für unsere geplanten Fahrten für 2025 entstehen (Terminübersicht unten), wollen wir hier den Rahmen skizzieren, in dem wir uns künftig bewegen werden. Kurz zusammengefasst: Weiterhin haben wir deutlich mehr Möglichkeiten, als man innerhalb einer einzelnen Reise nutzen kann.
Schwerpunktmäßig werden unsere Reisen „Spitzbergen unter Segeln“ ab 2025 in den grün umrahmten Gebieten stattfindet. Weitere Informationen im Text.
Fahrtgebiet „Spitzbergen West: Isfjord-Forlandsund-Kongsfjord“: über 820 Kilometer Küstenlinie
Alleine das Gebiet „Spitzbergen West, Isfjord-Kongsfjord“ umfasst überschlägig über 820 Kilometer Küstenlinie und eine große Anzahl guter Landestellen, die wir schon bislang immer wieder gerne angelaufen haben. Dazu kommen noch etliche Landestellen, wo wir immer schon dachten, da müsste man mal hin, aber es hat sich bislang nicht ergeben. Wie oft haben wir im kleinen Kreis abends auf der Brücke nicht schon gesagt: man müsste eigentlich mal mindestens eine Woche, besser zehn Tage, im Isfjord unterwegs sein. Das ist tatsächlich so, davon habe ich zusammen mit einigen Kapitänen der Antigua und Meander in den letzten 15 Jahren oft geträumt, auch als noch niemand von den Änderungen ab 2025 wusste. Privat würden wir das machen, haben wir uns dabei gesagt, weil es viel gefahrene Entfernung aus der Fahrt nimmt und damit mehr Zeit und Ruhe ins Gesamterlebnis bringt und weil der Isfjord einfach fast alles hat, was man von Spitzbergen will (abgesehen natürlich von bestimmten Orten, die anderswo liegen, logischerweise). Weniger Meilen, mehr Erlebnis.
Unsere Fahrten im Frühjahr, im Mai und Juni, werden schwerpunktmäßig im Fahrtgebiet „Spitzbergen West: Isfjord-Kongsfjord“ stattfinden, sowie an der Treibeiskante. Auch auf den Fahrten im Hochsommer und Spätsommer wird dieses Gebiet eine wichtige Rolle spielen – was ja auch oft schon bisher der Fall war.
In diesem Gebiet liegen auch alle Siedlungen Spitzbergens. Die russischen Siedlungen Barentsburg und Pyramiden werden wir gerne wieder anlaufen, sobald der russische Krieg gegen die Ukraine vorbei ist. Möge es bald sein. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.
Um die Vielfalt der Möglichkeiten im Fahrtgebiet „Spitzbergen West: Isfjord-Forlandsund-Kongsfjord“ zu illustrieren, habe ich einige Bilder zusammengestellt. Der Übersicht halber unterteilt in die Galerien „Isfjord“, „Forlandsund“ und „Kongsfjord“. Man sieht: die Vielfalt ist groß. Die Auswahl und Reihenfolge der Bilder ist im Einzelnen nicht systematisch, sondern einfach aus den jeweiligen Gebieten zusammengestellt, um die Vielfalt der weiterhin bestehenden Möglichkeiten zu zeigen.
Es sind viele Bilder – darunter geht der Beitrag auch mit Text weiter 🙂
Fotogalerie Isfjord
Der größte Fjord Spitzbergens, in dem die ganze Inselgruppe landschaftlich-ökologisch-geologisch-historisch beispielhaft repräsentiert ist, steht uns weiterhin offen.
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Fotogalerie Forlandsund
Die Westküste Spitzbergens zwischen Isfjord und Kongsfjord hat uns immer schon viel Freude gemacht und sie wird es auch weiterhin tun, mit weiter Tundra, schroffen Bergen und schönen Gletschern. Und dabei habe ich den St. Jonsfjord beim Zusammenstellen der Bilder völlig vergessen …
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Schutzgebiete: Landgänge an bestimmten Punkten
In den Nationalparks und Naturreservaten sind Landgänge ab 2025 nur noch an bestimmten Orten zugelassen. Diese sind in der Karte durch die kleineren grünen Punkte markiert. Einige davon umfassen größere Uferabschnitte, in denen sich mehrere Landemöglichkeiten befinden, so dass man hier wirklich auch gute Möglichkeiten hat. Realistischerweise ist davon auszugehen, dass größere Schiffe (50-200 Passagiere) sich einen Teil dieser Orte mittels eines Buchungssystems lange vor Saisonbeginn untereinander aufteilen werden. Das ist nachvollziehbar, damit auch diese Schiffe, die schwerpunktmäßig eine eher geringere Zahl von „Klassikern“ unter den Landestellen anfahren, ihren Passagieren ein Programm bieten können. Schon immer sind wir diesen Stellen tendenziell eher ausgewichen bzw. haben sie nur genutzt, wenn sie eben verfügbar waren. Das wird sicher auch so bleiben, die „grünen Punkte“ werden wir nach Gelegenheit natürlich nutzen, aber unsere Schwerpunkte werden in den drei Gebieten liegen, in denen weiterhin Flexibilität besteht.
Allerdings ist von den Regeländerungen die Möglichkeit der Fahrt auf dem Wasser, mit Schiff und Zodiac, unberührt. Wie schon früher, können wir schöne Landschaften vom Schiff aus genießen und mit dem Zodiac zu Gletschern und Vogelfelsen fahren, und zwar grundsätzlich überall, so wie bislang. Hier wird es keine Einschränkungen geben, sondern zahlreiche Möglichkeiten, die wir natürlich weiterhin oft und gerne nutzen werden.
Fahrtgebiet „Spitzbergen Nord“: über 250 Kilometer Küstenlinie
250 Kilometer Küstenlinie mag sich nach vergleichsweise wenig anhören und von der Zahl her stimmt das auch, verglichen etwa mit den über 1200 Kilometern Küste, die das Nordaustland hat. Allerdings liegen im Gebiet „Spitzbergen Nord“, das von der Ostseite des Woodfjord bis zur Westseite des Sorgfjord reicht und dazwischen den nördlichen Wijdefjord umfasst, zahlreiche gute, interessante Landestellen und damit reichlich Möglichkeiten für viele Landungen und spannende Touren.
Bei den Fahrten im Juli planen wir, neben dem Fahrtgebiet „Spitzbergen West: Isfjord-Kongsfjord“ auch dieses Gebiet im Norden anzufahren, wobei letztlich natürlich sowieso das Wetter den Kurs bestimmt.
Jetzt habe ich einmal damit angefangen, die Küstenkilometer zu „zählen“, mittels einer überschlägigen Längenmessung auf TopoSvalbard, der Online-Karte des norwegischen Polarinstituts 🤓 also bleibe ich nun auch dabei. Auch an der Ostküste Spitzbergens, im nördlichen Storfjord, haben wir über 300 Kilometer Küstenlinie zur „freien Verfügung“. Auch hier liegen schon früher gerne genutzte, schöne-spannende Landestellen sowie gutes Potenzial für „neue“ Stellen, die wir uns erschließen werden. Damit haben wir auch für längere Fahrten, die wir als Umrundung planen, im Osten Spitzbergens weiterhin gute Möglichkeiten, zusätzlich zu den Lokalitäten in den Schutzgebieten, die weiterhin offenstehen.
Tierbeobachtung: Eisbären, aber nicht nur
Ein abschließendes Wort noch (ok, es werden sicher mehrere) zu Möglichkeiten der Tierbeobachtung, die uns natürlich weiterhin wichtig sind. Die schlechte Nachricht vorweg: Wer vor allem durch den Wunsch auf Nahdistanzfotos von Eisbären zur Spitzbergenreise motiviert wird, wird nicht mehr glücklich werden. Die norwegische Regierung will einen verpflichtenden Mindestabstand von 300 Metern ab Juli und im Frühjahr sollen es sogar 500 m sein. Der Parlamentsbeschluss dazu steht derzeit noch aus, aber es ist damit zu rechnen, dass das ab 2025 so gilt. Das wird übrigens unabhängig vom Verkehrsmittel (Schiff, Boot, Motorschlitten, …) gelten. Die auf Eisbärensafari spezialisierten Veranstalter kotzen fleißig, aber zu diesen haben wir, die Geographische Reisegesellschaft, uns explizit nie gezählt.
Die unvergesslichen Erlebnisse, vom Zodiac oder Schiff aus Eisbären aus der Nahdistanz erleben zu können, werden damit weitgehend Geschichte sein (nicht zwingend komplett, dazu gleich mehr). Wo bleibt da der positive Aspekt? Den kann man hier sehen (muss aber nicht, je nach Wünschen und Einstellung): Die meisten Eisbärensichtungen finden ohnehin aus Entfernungen statt, die mit den künftigen Anforderungen ohnehin kompatibel waren, und auch diese Sichtungen empfanden die meisten, die das Glück hatten, dabei sein zu dürfen, als unvergessliches Erlebnis. Mit entsprechend guten Kameras sind dabei auch eindrückliche Bilder möglich. Aber das formatfüllende Eisbärenportrait wird es natürlich nicht mehr geben.
Die Eiskante außerhalb der Zwölfmeilenzone
Was war das gerade mit „nicht zwingend“? Hier sollte man nicht vergessen, dass das norwegische Gesetz innerhalb der Zwölfmeilenzone um Svalbard herum gilt. Die Arktis ist aber größer, und wenn die Treibeiskante in Reichweite ist, aber außerhalb der Zwölfmeilenzone liegt, dann bestimmt hier wieder die Natur das Erlebnis, und wenn der Eisbär neugierig ist und übers Eis zum Schiff spaziert, dann gibt es keinen Grund, ihn davon abzuhalten oder sich zurückzuziehen. Dann heißt es wie bisher: Alle still und leise sein, genießen, fotografieren.
Vor allem auf den frühen Fahrten, im Mai und Juni, ist das Treibeis mit größter Wahrscheinlichkeit in Reichweite, basierend auf der durchgehenden Erfahrung der letzten Jahrzehnte bis heute. Auch im Juli besteht die gute Chance, dass das Eis noch nicht zu weit weg ist, je nach genauen Entfernungen und Wetter. Natürlich sind bei einer Fahrt zum Treibeis keine Eisbärensichtungen garantiert, aber die Chance gibt es auf jeden Fall, und ansonsten ist das Treibeis auch ohne Eisbären ein unvergessliches Erlebnis.
Arktische Tierwelt: mehr als „nur“ Eisbären
Und andere Tiere? Hier ändert sich im Wesentlichen nichts. Stören durfte man Tiere noch nie, seit in Spitzbergen Recht und Gesetz herrschen. Das ist selbstverständlich gut und richtig so und daran ändert sich auch nichts. Vogelkolonien, Rentiere, Eisfüchse, Walrosse, Bartrobben, Seehunde … die dürfen wir uns alle weiterhin anschauen, und hier werden die Abstände weitgehend von der Natur diktiert und nicht vom Gesetzgeber.
Bei den allermeisten Tierbeobachtungen einer Spitzbergenreise geht es nicht um Eisbären, sondern eben um Vögel, Rentiere, Eisfüchse, … und da haben wir weiterhin alle Möglichkeiten und somit eine Menge, worauf wir uns auch weiterhin freuen können.
Spitzbergen unter Segeln 2025: unsere Pläne
Ich hoffe, es ist mir mit vielen Worten und Bildern gelungen darzulegen, dass Spitzbergen auch ab 2025 eine Reise wert sein wird, und auch mehr als „nur“ eine Reise. Natürlich passen wir uns an, natürlich hätten wir gerne die volle Freiheit der Zeit bis 2024 behalten, aber das ist nicht der Fall. Wer etwa eine der Fahrten mit der Arctica II mitgemacht hat, wo wir mehrfach mit viel Freude eine Woche im fernen Norden des Nordaustlands verbringen konnten, kann sich glücklich schätzen; das wird es so nicht mehr geben. Aber wem das Nordaustland nicht alles bedeutet, sondern wer arktische Natur erleben will, Landschaften, Tiere und Geschichte, hat dazu weiterhin in Spitzbergen reichlich Möglichkeiten – davon war ja lang und breit die Rede.
Was haben wir also vor? Wie bislang, werden die Fahrten je nach Jahreszeit verschiedene Schwerpunkte haben. Auf allen Fahrten sind wir mit der Meander unterwegs, einem wirklich schönen und für unsere Fahrten perfekt geeigneten Schiff, das maximal zwölf Passagieren Platz bietet. Hier klicken für mehr Informationen zur Meander.
Spitzbergen unter Segeln 2025: das Frühjahr
Bei den frühen Fahrten, im Mai und Juni, werden Schnee und Eis große Teile des Erlebnisses prägen. Lange Wanderungen bieten sich zu dieser Zeit, in der der Schnee nass und schwer ist und die Tundra sumpfig, nicht an. Je nach Bedingungen kommen dafür die Schneeschuhe mit an Land.
Vor allem aber wird es jede Menge Eis in allen Varianten geben: festliegend in den Buchten, treibend auf dem Meer. Fahrten zu den verschiedenen Eiskanten, von den Fjorden bis fernab der Küste (gerne außerhalb der Zwölfmeilenzone, siehe oben 😉), werden wir ganz bestimmt einige Male machen.
Landgänge werden im Fahrgebiet „Spitzbergen West: Isfjord, Forlandsund, Kongsfjord“ stattfinden.
26. Mai bis 03. Juni (acht Übernachtungen an Bord)
04. bis 13. Juni (9 Übernachtungen an Bord)
Spitzbergen unter Segeln 2025: der Sommer
Im Juli ist die Eiskante weiter zurückgewichen, oft aber noch in Reichweite. Das Land wird schneefrei und das Eis ist aus den Buchten getrieben, die damit zugänglich werden, und Tundra und der eine oder andere kleine Berg locken zu kleineren und bei passender Gelegenheit auch längeren Wanderungen. Wir werden mit Sicherheit einige Zeit im „Spitzbergen West: Isfjord, Forlandsund, Kongsfjord“ verbringen, aber je nach Wetter und was sonst so passiert fahren wir wahrscheinlich auch zum nördlichen Fahrtgebiet, das sich vom östlichen Woodfjord über den Wijdefjord bis zur Westseite des Sorgfjord erstreckt. Die Mitternachtssonne scheint, die Tundra steht in voller Blüte.
01. bis 09. Juli
10. bis 18. Juli
Spitzbergen unter Segeln 2025: der Herbst
Mit „Herbst“ ist es so eine Sache, Blätterrauschen wird es nicht geben. Dafür gibt es erst mal eine relativ lange Fahrt, wo wir je nach Wetter versuchen werden, Spitzbergen zu umrunden und auch das Fahrgebiet „Spitzbergen Ost“ anzusteuern sowie die eine oder andere interessante Stelle an der südlichen Westküste Spitzbergens. Die Umrundung führt uns ggf. durch die Hinlopenstraße, wo unvergessliche Plätze wie der Vogelfelsen Alkefjellet und der gewaltige Gletscher Bråsvellbreen zu finden sind – hier hat es ohnehin nie Landgänge gegeben (wie auch, auf einer senkrechten Fels- bzw. Eiswand), und das Erlebnis vom Schiff oder Zodiac aus bleibt ja weiterhin überall, wo es etwas Spannendes zu sehen gibt, uneingeschränkt möglich. Und die eine oder andere Landestelle wird es auch weiterhin noch in der Hinlopenstraße geben.
Die letzte Spitzbergen-Fahrt der Saison ist zuguterletzt etwas kürzer; nun ist wieder mit kälterem Wetter zu rechnen, möglicherweise auch schon mit Schnee. Die Nächte werden länger und dunkler (am 23. September ist Tagundnachtgleiche). Ab Mitte September können sich bei günstigen Bedingungen die ersten Nordlichter sehen lassen, ab ca. 20. September steigen die Chancen dann mit zunehmender Dunkelheit. Dazu kommen die tiefen Sonnenstände, die das Land auch tagsüber und vor allem natürlich morgens und abends oft in fantastisches Licht tauchen. All das wird diese letzte, abschließende Fahrt der Spitzbergen-Saison gegen Ende September prägen.
26. August bis 11. September. Das wird eine Umrundung, wenn das Wetter keinen Stress macht.
12. bis 22. September. Eine Reise ins Licht der untergehende Sonne nach dem Ende des Polartags.
Genauere Beschreibungen der einzelnen Fahrten werden derzeit erstellt. Wer Interesse hat, kann natürlich schon unverbindlich mit Uwe Maaß von der Geographischen Reisegesellschaft Kontakt aufnehmen und sich vormerken lassen.
Norwegen
Norwegen ..? Na klar, Norwegen! Machen wir auch, und zwar ebenfalls mit der Meander, zu der schönen Zeit, zu der man mit Schwertwalen und Nordlichtern rechnen kann.
30. Oktober bis 10. November, von Bodø nach Tromsø. Entlang der Lofoten nach Norden.
11. bis 18. November, von Tromsø bis Tromsø (ja, das Schiff wird den Hafen zwischendurch verlassen 😄. Die klassische Zeit und Region für Schwertwale.
Schon wieder ein „oder auch nicht“ Beitrag. Diesmal aber von praktischer Bedeutung für alle, die Reisen nach Spitzbergen planen. Das Thema Geld ist ja immer aktuell, ständig muss irgend etwas bezahlt werden, auch auf Reisen. Wenn man dabei auf ungewohnte Verhältnisse stößt, kann das schwierig werden.
Longyearbyens älteste Post (in der Nähe der Kirche): hier kann man schon lange kein Geld mehr ausgeben. In der heutigen Post im Zentrum werden nur norwegische Zahlungsmittel akzeptiert (bar oder Karte).
Der gute alte Bargeldumtausch vor der Reise mag für viele noch eine altbekannte Gewohnheit sein, ist mittlerweile aber mitunter oft mehr alt als gut, zumindest wenn Spitzbergen das Reiseziel ist. Seit nämlich vor einer Weile die Bank (SpareBank) ihre Präsenz in Longyearbyen beendet hat, gehen mehr und mehr Geschäfte dazu über, kein Bargeld mehr zu akzeptieren. Das ist mittlerweile sogar im einzigen Supermarkt Longyearbyens so, dem Svalbardbutikken. Dort werden diverse Kredit- und sonstige Karten akzeptiert, gleich ob norwegisch oder von anderswo. Allerdings eben kein Bargeld mehr. Ebenso verhält es sich etwa im Fruene, einem beliebten Café.
Longyearbyens einziger Supermarkt (Svalbardbutikken): hier kann man mit Bargeld (auch norwegischen Kronen) nichts mehr anfangen, aber diverse Karten, ob norwegisch oder nicht, werden akzeptiert.
Ein anderer wichtiger Anlaufpunkt für viele Touristen ist die Post. Dort gilt: nur norwegisches Bargeld oder norwegische Karten. Ein paar Kronen bar in der Tasche zu haben, lohnt sich also, wenn man dort etwas kaufen will. Ein paar Briefmarken bekommt man aber üblicherweise auch im Svalbardbutikken, und Postkarten gibt es sowieso quasi überall.
Auch in Spitzbergens anderen Siedlungen werden mittlerweile überall Karten verschiedener Herkunft akzeptiert. Für Schiffsreisende ist noch wichtig, wie die Bordrechnung (v.a. etwa für Getränke, evtl. Souvenirs) bezahlt werden kann. Größere Schiffe akzeptieren meist Kartenzahlung, kleine eher nicht. Auf der Antigua und der Meander ist Kartenzahlung nicht möglich, hier ist Bares (vorzugsweise Euro) tatsächlich noch Wahres.
Die Moral von der Geschicht: nicht mehr zuviel norwegisches Bargeld mitnehmen auf die Spitzbergen-Reise.
Es ist eines der Dauerbrennerthemen in Longyearbyen. Über die Energieversorgung des kleinen Ortes im Adventfjord könnte man ein Buch schreiben. Irgendann macht das bestimmt mal jemand (ich sicher nicht). Zu erzählen gäbe es genug.
Die Vorgeschichte: Bekanntermaßen (bei Bedarf hier kurz nachlesbar) wurde die über 100 Jahre lang auf Kohle basierende Energieversorgung im Oktober auf Diesel umgestellt. Natürlich nur vorübergehend, bis es ein Konzept für eine dauerhafte, möglichst CO2-neutrale Energieversorgung gibt. Ein solches Konzept wird schon eine gefühlte Ewigkeit diskutiert, eine Lösung ist bislang nicht wirklich in Sicht. Immmer wieder wird etwa in Diskussionsbeiträgen, die in der Svalbardposten veröffentlicht werden, gar von einem eigenen Atomkraftwerk für den Ort mit seinen 2500 Einwohnern geraunt.
Das Kraftwerk in Longyearbyen: in jeder Hinsicht ein Dauerbrenner.
Technische Probleme und Kapazitätssorgen
Der Betrieb des Dieselkraftwerks läuft allerdings alles andere als problemlos. Mehrfach gab es technische Probleme, darunter explosionsähnliche Havarien, die immerhin ohne Verletzungen verliefen. Großkunden, die über eine eigene Notstromversorgung verfügen, werden regelmäßig gebeten, diese zur Deckung ihres normalen Bedarfs in Betrieb zu nehmen.
Hilfe durch das norwegische Militär
Vor einigen Wochen äußerte Sysselmester Lars Fause sich mit dem bemerkenswerten Kommentar, dass er die gegenwärtige Energieversorgung Longyearbyens gerade in der kalten Zeit nicht für ausreichend gesichert halte und daher Hilfe beim norwegischen Militär angefordert habe. Dieses verfügt über mobile Dieselkraftwerke und konnte die Technik vor Ort kurzfristig entsprechend ergänzen. Eine Dauerlösung ist das natürlich nicht.
Die Luftwaffe äußerte sich freundlicherweise noch mit dem sicher von allen in Longyearbyen gerne zur Kenntnis genommenen Hinweis, dass man bei Bedarf jederzeit in der Lage sei, Longyearbyen kurzfristig zu evakuieren. Eine solche drastische Maßnahme käme in Betracht, wenn die Energieversorgung zusammenbrechen und nicht kurzfristig wieder zu sichern wäre. Insbesondere in der kalten Zeit würde daraufhin schnell eine gefährliche Situation entstehen: Im März lagen die Temperaturen oft unterhalb von -20 Grad, und kaum ein Haus in Longyearbyen verfügt über eine eigene Heizung, da fast alle Häuser an das Fernwärmenetz angeschlossen sind. Auch die Wasserversorgung würde ohne Wärme bei diesen Temperaturen schnell zusammenbrechen, es gab auch mit Strom und Wärme in den letzten Wochen genug frostbedingte Probleme mit den Wasserleitungen.
Preiserhöhungen zu erwarten
Wie genau die Energieversorgung Longyearbyens künftig aufgestellt wird, weiß niemand. Klar ist nur: Es wird teuer. Longyearbyen wird sicher nicht in der Lage sein, die Kosten aus eigener Kraft zu stemmen, und man setzt auf finanzielle Hilfe aus Oslo. Teuer wird es dennoch auch vor Ort, Geschäfts- und Privatkunden müssen absehbar mit wohl erheblichen Preissteigerungen rechnen, ausgehend von einem ohnehin bereits hohen Niveau.
Betrieb des Dieselkraftwerks ohne Genehmigung
Der Clou an der Sache? Wie kürzlich nebenbei auffiel, ist der Betrieb des Dieselkraftwerks derzeit nicht einmal legal. Der Betreiber, eine Zweckgesellschaft in kommunalem Besitz, ist davon ausgegangen, dass die für das alte Kraftwerk vorliegende Genehmigung weiter gültig ist, da das neue Kraftwerk weniger Emissionen hat als das alte. Ob das tatsächlich in jeder Hinsicht der Fall ist, scheint auch nicht ganz sicher zu sein; klar ist aber, dass der Betrieb eine Genehmigung erfordert, die derzeit nicht vorliegt. Daran wird nun gearbeitet. Immerhin haben die übergeordneten Behörden bereits verlauten lassen, dass man wisse, dass die lokale Stromversorgung wichtig sei, eine kurzfristige Zwangsabschaltung scheint immerhin nicht zu befürchten zu sein (wäre theoretisch aber denkbar).
Das Kraftwerk in Longyearbyen: „legalise it“ 😅
mit einem dezenten Hinweis auf eine ganz andere Debatte.
Ohne sachliches Eigeninteresse gestaltet von Wolfang Hübner-Zach.
Darf es noch ein Clou sein? In Sveagruva, dem Bergbauort im Van Mijenfjord, der in den letzten Jahren zurückgebaut wurde, gab es ein Dieselkraftwerk, das gut zu Longyearbyen gepasst hätte.
Das alte Svea-Kraftwerk wurde größtenteils verschrottet und als Altmetall abtransportiert. Ist gar nicht so lang her.
Immerhin sollen die Generatoren aus dem Lunckefjellet, der letzten Grube in Svea (die nie in den produktiven Betrieb ging) demnächst in Longyearbyen als Reservesystem installiert werden, damit die Generatoren des Militärs wieder abgebaut können.
Fische erwartet man wohl kaum in Spitzbergens Flüssen, die nur wenige Monate im Jahr überhaupt fließen. Bekannt sind die lachsähnlichen Seesaiblinge, die es in manchen größeren Flüssen gibt, vor allem solchen, die auf kürzeren Strecken größere Lagunen und Seen mit dem Ufer verbinden. Auch die eingewanderten Buckellachse sind in solchen Flüssen und Seen immer häufiger zu sehen.
Fische in Spitzbergens Flüssen: Seesaibling und Buckellachs.
Wenn man eine winterliche Tour durch das Adventdalen nach Osten macht, etwa Richtung Tempelfjord oder Ostküste, passiert man einen kleinen Wasserfall, den Eskerfossen. Ein kleiner Halt an diesem schönen Ort gehört traditionellerweise oft dazu.
Der Wasserfall Eskerfossen im Winter.
Wer aktuell dort vorbeikommt, kann dort etwas sehr Ungewöhnliches sehen: Eingefroren im Eis des winterlich erstarrten Wasserfalls erblickt das Auge des verwunderten Besuchers Fische.
Eskerfossen mit Fischen.
Nicht nur ist der Anblick der Fische im Eis ohnehin sehr ungewöhnlich, sondern es handelt sich um keine der wenigen aus Spitzbergens Süßwassern bekannten Arten.
Handelt es sich um eine neue Art? Eine zugewanderte, oder war hier gar die Evolution ungewöhnlich schnell? Hängt es mit dem Klimawandel zusammen? Die Russen? Außerirdische? ..?
Fisch im Eskerfossen, der besseren Darstellung halber um 90 Grad gedreht.
Des Rätsels Lösung dürfte natürlich deutlich profaner sein: Der bemerkenswerte Fund wurde am 2. April gemacht, und man weiß, welcher Tag davor war.
Die Art wird man vermutlich in Spitzbergen ansonsten nur noch in der Tiefkühltruhe des Svalbardbutikken (Supermarkt) finden 😄
Mit diesem leicht verspäteten Einstieg in den April (dessen eigentlicher Urheber mir nicht bekannt ist) wünsche ich allen einen heiteren weiteren Verlauf des Monats!
Zwölf Kilometer nördlich des Eskerfossen liegt Fredheim.
Dort kann man diesen Blick in den Tempelfjord genießen.
In Spitzbergen ist es derzeit, Ende März/Anfang April, richtig schön kalt, mit Temperaturen bis zu -30 Grad auf Meereshöhe. Draußen unterwegs zu sein und die Kälte, das Licht, das Eis und den Schnee zu genießen, ist herrlich. Aber dann ist es auch herrlich, es sich drinnen wieder gemütlich zu machen und dann kann man auch mal die Glotze anwerfen. Es kommt ja so einiges von arktischem Interesse.
Die Trapperhütte in Gåshamna hat schon bessere Zeiten gesehen,
aber der Fernseher geht noch.
Die Listen werden bei Bedarf aktualisiert. Sachdienliche Hinweise werden von jeder Spitzbergen.de-Dienststelle entgegengenommen.
Margas Arktis-Fernsehtipps auf Arte im April …
… lauten wie folgt.
Dienstag, 02.04., 16.00 Uhr: „Yukon – Ein Traum in Weiß“ (Fr 2021)
Sonntag, 07.04., 12.40 Uhr: „Skandinavien(1/2) Rückkehr des Lichts“ (D 2023)
Sonntag, 07.04., 13.25 Uhr: „Skandinavien(2/2) Rückkehr der Dunkelheit“ (D 2023)
Montag, 08.04., 11.40 Uhr: „Leben mit Vulkanen: Island, magische Lava auf Reykjanes“
Dienstag, 09.04., 17.50 Uhr: „Zauberhafte Natur: Geschichten vom Feuer,Eis und mystischen Figuren“ (ZA 2020)
In den letzten Tagen war es etwas ruhig hier auf dieser Seite, aber das hat auch seine Gründe, das Leben findet ja nicht nur am Rechner statt. Spitzbergen ist derzeit wunderbar, eisig kalt, so wie die Arktis im Winter eben sein soll. Gestern Abend waren es im Adventdalen auf Meereshöhe -30 Grad.
Blick über den zugefrorenen Sassenfjord.
Das ist schon seit einer Weile so, und es gibt derzeit mehr Eis in den Fjorden als man sonst in jüngerer Vergangenheit gewohnt ist. Der Sassenfjord ist, wie in diesen Bildern zu sehen, gefroren, und das war schon länger nicht mehr so. Die Eiskante zieht sich derzeit etwa vom Diabasodden bis zu den Gåsøyane.
Das Ufer am Elveneset, Blick Richtung Dickson Land (hinten rechts).
Da steht man also am Ufer des Sassenfjord und freut sich über das viele schöne Eis. Und kann die Welt mit Klimawandel und all dem globalen Ungemach für einen Moment wunderbar hinter sich lassen. Das tut gut.
In diesem Sinne wünsche ich allen, die hier vorbeikommen, und allen anderen auch, frohe, unbeschwerte, friedliche Osterfeiertage!
Und weil’s so schön ist: noch einmal der Blick vom Elveneset über den Sassenfjord.
Das Ufer am Elveneset, Blick Richtung Tempelfjord.
Jan Mayen 2015 … ist schon eine Weile her! Es gibt wirklich einmalige Erlebnisse, die man nicht ständig wiederholen kann (vor allem, wenn die zuständige Regierung die entsprechende Insel weitgehend unzugänglich macht, aber das ist eine andere Geschichte).
Damals haben wir den Beerenberg-Gipfel erreicht und noch eine ganze Menge mehr. Meine eigenen Eindrücke finden sich wie üblich im Reiseblog (Juni 2015), aber Pascal Prinz hat damals fleißig Videos gemacht und die nun zu einem schönen kleinen Film zusammengeschnitten:
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Der Tod der unter dem Namen „Frost“ bekannt gewordenen Eisbärin und ihrem Jungen am Karfreitag 2023 im Sassenfjord hatte viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen (siehe entsprechender Beitrag hier). Die beiden hatten sich in einem Hüttengebiet herumgetrieben und waren ins Wasser getrieben worden, wo Frost bald tot treibend gesehen wurde. Die Polizei (Sysselmester) wurde hinzugezogen, erschoss das aggressiv auftretende Jungtier und barg die beiden toten Bären für spätere Untersuchungen.
Bald wurde bekannt, dass Frost und ihr Jungbär gut zwei Tage zuvor von Wissenschaftlern des norwegischen Polarinstituts zu Forschungszwecken betäubt worden waren. Das führte zu Spekulationen, dass es einen Zusammenhang zwischen der Betäubung und Frosts zunächst unerklärlich erscheinendem Tod geben könnte. Eisbären sind gute Schwimmer und legen normalerweise problemlos auch längere Strecken im eisigen Wasser zurück.
Nun sorgte der Obduktionsbericht, den die Svalbardposten einsehen konnte, für Klarheit: Die Betäubung war nicht die Todesursache. Stattdessen wies Frost erhebliche innere Verletzungen auf, darunter Rippenbrüche, eine punktierte Lunge und innere Blutungen. Diese inneren Verletzungen wurden als Todesursache eingestuft.
Wie es zu diesen Verletzungen gekommen war, konnte nicht festgestellt werden. Möglich ist beispielsweise ein Sturz von einer Klippe.
Die Betäubung war gut zwei Tage zuvor im Tempelfjord vorgenommen worden, etwa sechs bis sieben Kilometer vom Vindodden entfernt, wo Frost und ihr Junges starben. Nach der Betäubung hatten die Wissenschaftler Frost und Nachwuchs noch eine Weile beobachtet, bis ihr Verhalten wieder normal erschien. Ein Zusammenhang zwischen der Betäubung und dem späteren Tod, auch indirekt etwa dadurch, dass die Betäubung zu einem letztlich tödlichen Sturz beigetragen haben könnte, wird daher amtlicherseits ausgeschlossen.
Eine Eisbärenfamilie im Isfjord-Gebiet.
Ob es sich hierbei tatsächlich um Frost handelte, ist nicht bekannt.
Jedes Jahr wird in Spitzbergen eine oft dreistellige Anzahl von Eisbären von Wissenschaftlern betäubt. Die Bären werden mit Markierungen und teilweise Sendern versehen, um Population und Wanderungsbewegungen nachvollziehen zu können, und es werden Maße, Gewicht und Proben genommen. Auch Frost, den Wissenschaftlern schon lange etwas nüchterner als N23992 bekannt, hatte diese Prozedur mehrfach durchlaufen. Eisbärenforscher Jon Aars, der die betreffenden Arbeiten des norwegischen Polarinstitus leitet, hat zusammen mit seinen Kollegen in 20 Jahren etwa 1000 Betäubungen durchgeführt. In drei Fällen führte die Betäubung nachgewiesenermaßen zum Tod eines Eisbären, in einem vierten Fall gibt es einen auffälligen zeitlichen Zusammenhang, ohne dass ein ursächlicher Zusammenhang nachgewiesen werden konnte. Da das Verfahren für die Tiere erheblichen Stress bedeutet, wird es von Tierschützern teilweise kritisiert.
Die Eisbärin Frost war vielfach beobachtet worden, auch da sie sich zunehmend gerne in der Nähe von Hütten und Siedlungen aufhielt. Sie hatte auch mehrfach mediale Aufmerksamkeit bekommen und war vor allem durch den sehenswerten Film „Dronning uten Land“ von Asgeir Helgeland bekannt geworden (englisch „Queen without land“; es gibt eine deutsche Version des Films mit dem Titel „Auf Wiedersehen Eisbär!“). Hier steht mehr zu Frosts abenteuerlicher Biographie.
Ihre Neigung, sich in der Nähe von Hütten und Siedlungen aufzuhalten und oft und gerne in Hütten einzubrechen, die sie zudem auch an ihren Nachwuchs weitergegeben hat, hat ihr vor allem lokal aber nicht nur Sympathien eingebracht; es gab in Longyearbyen nicht wenige, die die Nachricht ihres Todes mit Erleichterung aufgenommen hatten.
Radioaktive Quelle? Verschwunden? Da kann beim Lesen schnell mal der Blutdruck steigen.
Daher vorweg: Es ist keine Panik erforderlich, nichts und niemand ist radioaktiv belastet und das wird auch nicht passieren.
Parallele zu Vorfall in Australien
Die Geschichte erinnert an einen Vorfall in Australien im Januar 2023, wo eine kleine Kapsel mit radioaktivem Cäsium 137 beim Transport über 1400 Straßenkilometer verloren ging (siehe beispielsweise dieser Beitrag von ZEIT Online). In den falschen Händen ist dieses Material gefährlich, weswegen in Australien mit großen Aufwand eine Suche in Gang gesetzt wurde, die nach zwei Tagen auch zum Fund der Kapsel führte.
Cäsiumquelle ging schon 1984 verloren
Eine ähnliche Kapsel ist auf dem Berg Breinosa in der Umgebung der Grube 7 in Spitzbergen verloren gegangen. Der Vorfall liegt bereits Jahrzehnte zurück, er ereignete sich 1984. Nun rückte er in einem Beitrag der Svalbardposten aber wieder in die Aufmerksamkeit, da langsam Vorbereitungen getroffen werden, um die Grube 7 als letzte norwegische Kohlegrube Spitzbergens voraussichtlich 2025 zu schließen.
Der Unterschied zum Vorfall in Australien: Die Cäsium-Kapsel in Spitzbergen liegt immer noch da, wo sie verloren gegangen ist. Und dort wird sie auch bleiben.
Die Grube 7 und der Berg Breinosa: dort liegt in über 300 Metern Tiefe eine Cäsiumkapsel (Foto aus dem Linienflugzeug beim Landeanflug).
Radioaktives Cäsium 137 im Bergbau
Wie kam es dazu? Eine radioaktive Cäsium-Quelle wird beispielsweise bei der Rohstoffsuche für den Bergbau als Strahlenquelle benutzt, die dazu dienen kann, Informationen über die Gesteine zwischen der Strahlenquelle und einem Messgerät zu erhalten. Sind die Menge der von der Quelle abgegebenen Strahlung und der Abstand zwischen Sender (Quelle) und Empfänger (Messgerät) bekannt, lassen sich aus der vom Messgerät registrierten Strahlung Schlüsse auf die Dichte der dazwischen liegenden Gesteine und damit auf eventuelle Rohstoffvorkommen wie Kohleschichten ziehen.
Dumm nur, wenn die Cäsiumquelle in ein über 300 Meter tiefes Bohrloch fällt. Genau das geschah 1984 bei der Erkundung von Kohlevorkommen auf dem Berg Breinosa, in der Umgebung der Grube 7.
Das Cäsium bleibt, wo es ist
Es ist technisch nicht möglich, die Kapsel aus einem so tiefen Bohrloch zu bergen, ohne mit gewaltigem Aufwand einen neuen Zugang zum mutmaßlichen Fundort zu schaffen. Dem gegenüber steht, dass die Lagerung der Cäsiumquelle in einem völlig unzugänglichen Bohrloch in über 300 Metern Tiefe im Fels als langfristig sicher angenommen wird. Grundwasserdurchfluss ist Experten zufolge nicht zu befürchten, und die Erosion von über 300 Meter Fels würde mehrere Eiszeitzyklen in Anspruch nehmen, also mehrere Jahrhunderttausende, und bei Ausbleiben künftiger Vereisungen noch länger. Davor ist ein natürliches Auftauchen der Cäsiumkapsel nicht zu befürchten.
Cäsium 137 hat eine Halbwertzeit von 30,1 Jahren. Schon jetzt hat die Strahlungsaktivität der 1984 verloren gegangenen Cäsiumquelle sich also mehr als halbiert. Nach 10 Halbwertzeiten, also nach gut 300 Jahren, ist die verbleibende Radioaktivität praktisch unterhalb der Nachweisgrenze und weit abseits einer möglichen Gefährdung von Mensch und Umwelt. Letztlich haben Behörden und Bergbaugesellschaft in der Abwägung daher entschieden, die Kapsel zu lassen, wo sie ist. Als einzige Maßnahme wurde nun die Dokumentation beschlossen, die so angelegt ist, dass das Wissen um die Kapsel längerfristig erhalten bleibt. Falls doch noch mal jemand auf dem Berg Breinosa einen Tunnel graben will.
Man kann nicht ständig nur über die Politik aus Oslo (deprimierend), das Verhältnis zu den Russen in Barentsburg und Moskau (schwierig), den Klimawandel (siehe „Politik“) u.ä. schreiben. Man muss auch mal eine Pause von den schwierigen Themen machen. Hin zu einem sonntäglichen Gedankenausflug, zu etwas Schönem!
Spitzbergens großartige Landschaft hat sicher schon viele unter denen, die es bis auf diese Seite schaffen, beeindruckt. Mich sowieso, immer wieder. Und in den letzten Jahren habe ich ja den Blick aus der Vogelperspektive kennen und schätzen gelernt, mit Hilfe der Elektromöwe („Drohne“, ein Begriff, der mir aber mittlerweile zu stark militärisch konnotiert ist, deshalb mag ich ihn in diesem absolut friedlichen Kontext nicht, auch wenn er natürlich technisch der richtige ist).
Der mächtige Gletscher Bråsvellbreen im Süden des Nordaustlands. Immer wieder unglaublich, meine besondere Empfehlung! Fotos aus der eigenen Augenhöhe schaffen es doch nie so recht, die gewaltigen Dimensionen dieses Gletschers einzufangen. Da helfen ein paar Meter Höhe 😎
Die einzelnen Panos auf diesen Seiten muss man durch Anklicken öffnen, dann am besten mit Klick auf das Symbol ganz rechts in der Symbolreihe im Vollbildmodus darstellen und dann mittels Maus oder Pfeiltasten auf der Tastatur behutsam (!) drehen. Das mag initial einen kleinen Moment der Gewöhnung erfordern, aber es lohnt sich wirklich!
Im Gegensatz zu den klassischen Panos ist der Bereich mit den Vogelpanoramen ansonsten nicht frei zugänglich, sondern passwortgeschützt. Den Zugang bekommt, wer Spitzbergen.de besonders unterstützt hat, z.B. über Steady (siehe unten). Der Betrieb einer so großen Seite erfordert ständig erheblichen Aufwand, sowohl zeitlich als auch finanziell, selbst wenn vieles davon gar nicht unbedingt sichtbar wird. Denen, die helfen, das zu ermöglichen, möchte ich mit dem Zugang zu allen Vogelpanoramen herzlich danken. Hier gibt es schon eine zweistellige Anzahl an Seiten, die absehbar in den dreistelligen Bereich hinein anwachsen wird; Material ist schon vorhanden und wird nach und nach aufbereitet.
Die oben verlinkten 4 Seiten sind bis Ende März frei zugänglich.
Guten Flug und viel Spaß beim Blick auf Spitzbergen von oben!
In Longyearbyen kommt die Sonne wieder und bald darauf ist auch schon Tag- und Nachtgleiche. Der Lichtwinter geht der schönsten Zeit entgegen, und wer jetzt im hohen Norden ist, wird nicht viel Zeit für den Fernseher haben. Wenn sich dennoch die Gelegenheit bietet, dann gibt es in Sachen „hoher Norden“ auch Programm.
Die Trapperhütte in Gåshamna hat schon bessere Zeiten gesehen,
aber der Fernseher geht noch.
Die Listen werden bei Bedarf aktualisiert. Sachdienliche Hinweise werden von jeder Spitzbergen.de-Dienststelle entgegengenommen.
Margas Arktis-Fernsehtipps auf Arte im März …
… lauten wie folgt.
Freitag, 01.03., 09.00 Uhr: „GEO-Reportage: Island: Von strickenden Männern und Pullovern“ (D 2019)
Wie zu erwarten war, hat der Beschluss der norwegischen Regierung, ab 2025 neue Regeln in Kraft zu setzen, viele beschäftigt und auch schockiert. Es gab viele Rückmeldungen und Nachfragen.
Einige Nachfragen sollen hier beantwortet werden, und zwar vor allem im Bezug auf den Teil der Regeln, die den schiffsbasierten Tourismus betreffen. Es gibt weitere neue Regeln darüber hinaus, etwa für den Motorschlittenverkehr auf gefrorenen Fjorden, die aber weniger einschneidend sind, beziehungsweise die in den letzten Jahren per „Dekret“ des Sysselmesters jährlich angeordnete Rechtspraxis auf eine permanente gesetzliche Basis stellen, so dass sich hier in der Praxis nicht allzu viel ändert.
Fokus Touristenschiffe
Es geht also um das, was man mit Schiffen machen darf und was nicht. Wer noch gar nicht Bescheid weiß, sollte zunächst den Beitrag vom letzten Freitag lesen, da steht fast alles drin, was bislang bekannt ist.
Zunächst vorweg: Um geltendes Recht zu werden, müssen die Regeln noch durch den Storting (norwegisches Parlament). Wesentliche Änderungen sind hier nicht zu erwarten, aber zumindest theoretisch möglich. Aber man sollte hier sicher nicht allzu viel erwarten. Für die speziell Interessierten: nach dem Parlamentsbeschluss müssen norwegische Gesetze noch durch den Staatsrat, dem der König leitend angehört, in Form einer „königlichen Resolution“ verabschiedet werden, entsprechend etwa der Unterschrift des Bundespräsidenten in Deutschland, um vom Parlament beschlossene Gesetze in Kraft zu setzen, aber das ist Formalität.
Damit wir abschließend wissen, was wir genau zu erwarten haben, müssen wir also den vom Parlament verabschiedeten Gesetzestext samt Beilagen abwarten.
Einige Details sollen aber hier ergänzend zum Beitrag vom letzten Freitag genannt werden, beginnend mit einer detaillierteren Version der Karte, die illustriert, was Touristenschiffe noch machen können und was nicht.
Verbote und verbleibende Möglichkeiten: detailliertere Karte
Regeländerungen ab 2025. Details im Text. Eigene Darstellung, Änderungen sind noch möglich.
Die rot dargestellten Schutzgebiete werden in der Fläche ab Januar 2025 für Touristen prinzipiell gesperrt. Dazu gehört auch der Bellsund mitsamt Recherchefjord, Van Keulenfjord und Van Mijenfjord.
Landungen sollen für Touristen in den Schutzgebieten dann nur noch an ausgewählten Landestellen erlaubt sein. Diese sind durch die Punkte markiert. Die grünen Punkte sind Landestellen ohne Begrenzung der Personenzahl, wobei anzunehmen ist, dass die bislang geltende Regel, dass nicht mehr als 100 Touristen gleichzeitig an einer Stelle an Land sein dürfen, weiter Teil des Gesamtregelwerks ist. Bei den blauen Punkten dürfen maximal 39 Personen an Land sein. Hier ist mindestens ein Guide für jeweils zwölf Touristen erforderlich. Der Guide muss „Kenntnis der Natur und Geschichte“ haben, was auch immer das genau bedeuten wird (hier kommt wohl künftig eine eigentlich schon lange geplante Zertifizierung ins Spiel; auf die „Details“ dürfen wir weiterhin gespannt sein). Dies ist der einzige Teil des Pakets, in dem eine Unterscheidung zwischen kleineren und größeren Schiffen zumindest implizit sichtbar wird.
Gebiete außerhalb der Schutzgebiete bleiben zugänglich. Diese Küstenstreifen sind in der Karte grün markiert. Auch hier gilt: Änderungen vorbehalten. Sollte es dem Gesetzgeber noch einfallen, die Nationalparks im Isfjord mit einzubeziehen, würde ein großer Teil des verbleibenden Spielraums entfallen. Damit rechnen wir derzeit aber nicht. Mittelfristig ist auch eine Ausweitung der bestehenden Schutzgebiete etwa an der West- und Nordküste mit denselben Folgen denkbar. Auch damit ist nach aktuellem Stand aber erst mal nicht zu rechnen.
Für alle zugelassenen Landestellen wird es Detailkarten geben. Diese zeigen für eine kleinere Anzahl Landestellen schraffierte Flächen an Land, was bedeutet, dass Touristen sich nur innerhalb dieser recht kleinräumigen Bereiche bewegen dürfen (etwa Smeerenburg, Ahlstrandhalvøya im Van Keulenfjord und Asbestodden im Recherchefjord, Ostseite Gåshamna und Gnålodden im Hornsund). Bei den übrigen Landestellen kann man zumindest annehmen, dass ab der Landung im zugelassenen Bereich auch längere Wanderungen weiterhin möglich sind – vorbehaltlich des genauen Textes im rechtskräftigen Gesetz, sobald es vorliegt.
Ski- und Schneeschuhfahrten bleiben bis 25. Mai möglich
Freunde von Eis und Schnee können sich zudem im Frühjahr über weitere Freiheiten freuen: Die obenstehenden flächigen Verbote gelten nicht „auf schneebedecktem, gefrorenem Boden vom 1. Januar bis 25. Mai jedes Jahres“. Das betrifft also die „Ski (oder Schneeschuh) and sail“ Saison im Lichtwinter, die damit wohl weiterhin ohne größere Einschränkungen möglich sein wird.
Kulturdenkmäler
Die Zahl der Kulturdenkmäler mit Zugangsbeschränkung soll erheblich reduziert werden. Das wird in der Praxis aber wenig Bedeutung haben, da die allermeisten ohnehin an Stellen liegen, zu denen Touristen keinen Zugang haben werden.
Es ist die Nachricht, auf die man schon seit Jahren gewartet hat, in der Hoffnung, dass sie in dieser Form nicht kommt: zum 1. Januar 2025 sollen die neuen Regeln in Kraft treten, die festlegen, was in großen Teilen Spitzbergens noch erlaubt ist – und was nicht. Nun hat die norwegische Regierung ihren Beschluss veröffentlicht.
Es kommt weitestgehend so, wie es schon vor Jahren angekündigt wurde. Gerade unter denen, die im Tourismus tätig oder als Reisende interessiert sind, hatten viele gehofft, dass die Regierung einige der neuen Regeln nach der vielfachen, teilweise harschen Kritik noch mal überdenken würde, aber das ist nicht passiert.
Die rot dargestellten Schutzgebiete werden ab Januar 2025 weitgehend gesperrt.
Die wichtigste Änderung dürfte wohl sein, dass die großen Schutzgebiete, also die Nationalparks und Naturreservate, für Touristen im Grundsatz gesperrt sind. Diese Gebiete umfassen große Teile Spitzbergens, wie in der Karte dargestellt.
Die Änderungen
Die wichtigsten Änderungen im Überblick, soweit sie bislang bekannt sind. Manches wird von den bislang noch unbekannten genauen Formulierungen des neuen Gesetzes abhängen:
Die Schutzgebiete sind ab 2025 für Touristen weitgehend gesperrt. Zugänglich sein sollen dann nur noch 43 von der Regierung ausgewählte Lokalitäten. Ausgenommen ist, wer auf eigene Faust unterwegs ist sowie die Lokalbevölkerung.
Schiffe dürfen in den Schutzgebieten nicht mehr als 200 Passagiere an Bord haben.
Drohnen dürfen in den Schutzgebieten nicht mehr verwendet werden.
Geschwindigkeitsbeschränkung auf 5 Knoten innerhalb von 500 Metern um bestimmte Vogelkolonien.
Mindestabstände zu Walrossliegeplätzen: 150 Meter für motorisierte Boote, Maximalgeschwindigkeit von 5 Knoten innerhalb von 300 Meter um Walrossliegeplätze.
Mindestabstände zu Eisbären, wahrscheinlich werden 300 Meter vorgeschrieben.
Verbot, festes Eis zu brechen (Ausnahmen für Schifffahrtswege nach Longyearbyen, Barentsburg, Ny-Ålesund und für die Küstenwache).
Die Genehmigungspflicht für Zelten und Lager wird ausgeweitet.
Fahrverbote auf Fjordeis werden ausgeweitet.
Manche dieser Punkte entsprechen bereits der schon länger üblichen guten Praxis.
Die Konsequenzen
Für größere Schiffe, etwa zwischen 100 und 200 Passagieren Kapazität, die schon jetzt hauptsächlich bestimmte Standard-Landeplätze anlaufen, muss sich dadurch nicht unbedingt allzu viel ändern. Für private Yachten gilt wohl weiterhin „freie Fahrt“, auch an Land in den Schutzgebieten. Hart getroffen werden aber kleinere Schiffe mit längeren Fahrten, die ihre Landestellen bislang flexibel je nach Wind, Wetter und Eis ausgesucht haben.
Kommentar
Natürlich bin ich befangen. Wer schon mal mit mir in Spitzbergen unterwegs war, weiß, das der letzte Satz im vorhergehenden Abschnitt („Hart getroffen werden …“) genau das beschreibt, was ich über viele Jahre hinweg schwerpunktmäßig gemacht habe. Eine neutrale Beobachterposition kann ich daher für mich kaum in Anspruch nehmen.
Dennoch meine ich und ich erlaube mir, es hier zum wiederholten Male zu sagen, dass die neuen Regeln in die falsche Richtung gehen. Selbst in der Annahme, dass sie im Sinne der Umwelt gut gemeint sind – wo ich mir nicht einmal sicher bin, dafür sind sie teilweise zu absurd, auch im Blick darauf, dass Norwegen weiterhin Fischerei auch in den fraglichen Gebieten weiter zulassen wird (etwa die besonders umweltschädliche Fischerei mit Grundschleppnetzen in Tiefen größer als 100 Meter in der Hinlopenstraße), künftig weiter auf Öl und Gas auch in der Barentsee setzen will und gerade erst wesentliche Schritte getan hat, um große Teile des Meeresbodens im Nordatlantik für Tiefseebergbau zu öffnen. In diesem Gesamtbild wirkt es besonders absurd, so zu tun, als würde der Umweltschutz gerade an den Touristen hängen.
Was natürlich nicht heißt, dass es nicht Sinnvolles zu tun gäbe. Dazu gleich noch ein paar Worte.
Wanderung in kleiner Gruppe auf dem Nordaustland: wird es ab 2025 kaum noch geben.
Die wenigen verbleibenden Landestellen in den Schutzgebieten werden größere Schiffe wohl weitgehend unter sich aufteilen, wahrscheinlich lange vor der Saison mittels eines brancheninternen Buchungssystems. Und private Yachten, die mangels regionaler Erfahrung und Regelkenntnisse erfahrungsgemäß in Bezug auf Umweltverhalten oft problematischer sind als ein gut geführtes Schiff mit 50 oder auch 100 Passagieren, werden wohl auch nicht erfasst.
Es käme eben darauf an, eine gute Balance zwischen einer nach oben gedeckelten Quantität und einer nach unten gedeckelten Qualität herzustellen.
Natürlich hätte es Bedarf und Möglichkeiten gegeben, sinnvolle Regeln einzuführen. Auch wenn es nun hinfällig ist – wie schon so oft gesagt, gäbe es, um nur ein paar Beispiele zu nennen, etwa die Möglichkeit, Passagierzahlen weiter als bislang zu reduzieren, etwa auf eine maximale Zahl von beispielsweise 100 Passagieren für Schiffe, von denen aus Landgänge durchgeführt werden dürfen. Dazu wäre eine Deckelung der Zahl der Schiffe möglich, die mit Touristen in der Zwölfmeilenzone fahren dürfen. Wie in manchen US-amerikanischen Nationalparks könnte man hierzu eine gedeckelte Zahl von Permits vergeben. Das hätte man idealerweise bereits beispielsweise 2010 oder 2012 gemacht (als eine ähnliche Diskussion schon mal im Gang war) und den Verkehr damit im damaligen Umfang eingefroren. Es ist das seitdem erfolgte Wachstum, das viele mit Unbehagen beobachten (dazu zähle ich mich auch). Aber wenn die Menge das Problem ist, warum deckelt und reduziert man nicht die Menge, sondern stattdessen Qualität und Bewegungsfreiheit gerade der Schiffe, die im Gesamtbild eher unerhebliche Besucherzahlen bringen? Eine behutsame Reduzierung auf bestimmte Landeplätze hätte man für größere Schiffe einführen können, auf die etwa erheblich größere Vegetationsschäden zurückgehen, ohne auch den kleinen Schiffen unnötigerweise die Bewegungsfreiheit zu nehmen.
Hinsichtlich der schon erwähnten „nach unten gedeckelten Qualität“ läge in einem guten Zertifizierungsschema für Guides viel Potenzial. Ein amtlich gesichertes Mindestniveau in Bezug auf Regelkenntnis und gute Praxis in Bezug auf Umwelt und Sicherheit, verpflichtend für alle – ALLE! – beispielsweise außerhalb des Verwaltungsgebietes 10 (ein großes Gebiet um Longyearbyen herum, von der Westküste bis fast zur Ostküste) würde viele Probleme lösen.
Schade, hier wurde eine Chance verpasst, viele wichtige Dinge sinnvoll zu gestalten. Klima- und Umweltminister Andreas Bjelland Eriksen, seit Herbst 2023 im Amt, hinterlässt mit seinen Kommentaren gegenüber Svalbardposten auch nicht den Eindruck, sich intensiv und praxisnah mit der Sache beschäftigt zu haben. Bis 2023 war Eriksen übrigens Staatssekretär im Ministerium für Erdöl und Energie.
Und wie weiter?
Wie gesagt, ich stehe nicht auf neutralem Posten. Abschließend ein paar Worte in eigener Sache.
Wie wir ab 2025 weitermachen werden, wird sich noch zeigen. Erst mal muss, um es zu sagen, wie es ist, der Schock verarbeitet werden, und die Pläne für 2025 müssen nicht jetzt am Wochenende fertig werden.
Und wie ebenfalls schon öfter gesagt: Wer Spitzbergen noch einmal so erleben will, wie wir das nun etliche Jahre lang tun durften, hat also diesen Sommer (2024) die letzte Gelegenheit dazu. Was nicht heißt, dass es 2025 überhaupt nicht weitergeht, aber lange Fahrten in den abgelegenen Gebieten wird es nicht mehr geben, soviel steht fest. Wer will, sollte 2024 dabei sein. Was uns betrifft, haben wir auf der Arctica II im August noch Plätze frei, ansonsten sind die Fahrten bis auf ein paar wenige Restplätze weitgehend voll.
Und wer dabei ist: Glückwunsch! Alles richtig gemacht!
Norwegens arktischer Norden (1): Spitzbergen
vom Polarlicht bis zur Mitternachtssonne. Ein erzählend-informativer, üppig illustrierter Bildband, thematisch und geographisch rund um die schönen Inseln im Norden.