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Lon­gye­ar­by­ens Trink­was­ser: Legio­nel­len und Man­gan

Jahr­zehn­te­lang haben die meis­ten Ver­brau­cher in Lon­gye­ar­by­en sich wohl kaum vie­le Gedan­ken um ihr Trink­was­ser gemacht. Schließ­lich ist es Trink­was­ser aus der ark­ti­schen Natur in der Umge­bung, und damit soll­te es doch wohl sau­ber sein? Auch nach Zwi­schen­la­ge­rung – je nach Jah­res­zeit – im künst­li­chen See Isdam­men im Advent­da­len oder in einem Trink­was­ser­spei­cher am Orts­rand am Gru­ve­da­len. Natür­lich wird gefil­tert und über­wacht.

Trinkwassersee Isdammen

Der Trink­was­ser­see „Isdam­men“ im Advent­da­len.

Aber die sorg­lo­se Ruhe ums Trink­was­ser ist seit eini­gen Mona­ten vor­bei: In Trink­was­ser­pro­ben aus Lon­gye­ar­by­en wur­den Legio­nel­len nach­ge­wie­sen. Das ist zunächst kein Grund zur Panik, denn kom­plett legio­nell­afrei­es Lei­tungs­was­ser dürf­te welt­weit sehr sel­ten sein. Es kommt auf den genau­en Typ des Keims und auf des­sen Anzahl an. Vie­le Legio­nella-Typen sind für den Men­schen harm­los, und Keim­zah­len unter­halb der zuläs­si­gen Grenz­wer­te sind so gut wie immer vor­han­den, vor allem in älte­ren Lei­tungs­net­zen wie in Lon­gye­ar­by­en.

Auch auf­grund der eher tröp­feln­den Kom­mu­ni­ka­ti­ons­stra­te­gie der Gemein­de­ver­wal­tung, (Lon­gye­ar­by­en Lokals­ty­re) wur­de das The­ma aber eben doch, nun ja, ein The­ma. Es lief ein wenig nach dem Mot­to „wir haben Legio­nel­len im Trink­was­ser, aber macht euch kei­ne Gedan­ken, alles ist gut“. Genaue­re Anga­ben zu Typ und Keim­zahl wur­den nicht öffent­lich gemacht, nach offi­zi­el­len Anga­ben war (und ist, mit einer Ein­schrän­kung, sie­he unten) das Was­ser wei­ter­hin trink­bar und für die mensch­li­che Gesund­heit unbe­denk­lich. Ende Febru­ar lud Lokals­ty­re nun zu einer Anwoh­ner­ver­samm­lung ein, um über den Stand der Din­ge zu infor­mie­ren, zudem gibt es auf der Lokals­ty­re-Web­sei­te mitt­ler­wei­le eine Rei­he von Mit­tei­lun­gen und Pres­se­mel­dun­gen sowie Bei­trä­ge und Leser­brie­fe in der Sval­bard­pos­ten.

Gesund­heit­li­che Pro­ble­me auf­grund von Legio­nella sol­len bis­lang noch nicht auf­ge­tre­ten sein. Sol­che könn­ten durch Ein­at­men von keim­be­las­te­tem Was­ser­ne­bel (Aero­sol, feins­te „Tröpf­chen“) auf­tre­ten, etwa beim Duschen. Ein poten­zi­el­les Risi­ko soll vor allem für Risi­ko­grup­pen wie älte­re oder immun­ge­schwäch­te Per­so­nen bestehen.

Legionella-Hinweis, Hafen, Longyearbyen

Legio­nella-Hin­weis an der Trink­was­ser-Zapf­stel­le im Hafen von Lon­gye­ar­by­en.

Eine Quel­le für den Keim konn­te nicht loka­li­siert wer­den, wahr­schein­lich sind gro­ße Tei­le des alten Lei­tungs­netz und die dar­in befind­li­chen Bio­fil­me die dif­fu­se Quel­le. Mit­tels Chlor­bei­ga­be konn­ten die Wer­te (Keim­zah­len) zeit­wei­se redu­ziert wer­den und die Lei­tun­gen wur­den abschnitts­wei­se mehr­fach gespült, aber eine end­gül­ti­ge Lösung ist bei­des nicht, jeden­falls nicht in dem Sin­ne, dass Legio­nella län­ger­fris­tig ver­schwin­det. Zeit­wei­se wur­den den Kon­su­men­ten Vor­sichts­maß­nah­men emp­foh­len, etwa Duschen ohne Dusch­kopf, um ein Zer­stäu­ben des Was­sers in fei­ne Tröpf­chen, die ein­ge­at­met wer­den, zu ver­mei­den. Auch die Sval­bard­hal­le (Schwimm- und Sport­hal­le) war zeit­wei­se geschlos­sen. Ins­ge­samt also doch recht viel Wir­bel um ein nach offi­zi­el­len Anga­ben eigent­lich harm­lo­ses Pro­blem, was zu einer gewis­sen Beun­ru­hi­gung im Ort führ­te.

Es wird wohl dar­auf hin­aus­lau­fen, dass dem Trink­was­ser lang­fris­tig immer wie­der Chlor bei­gemischt wer­den muss, um die Keim­be­las­tung in akzep­ta­blen Gren­zen zu hal­ten. Die Neben­wir­kung ist, dass das Trink­was­ser nach Chlor schmeckt, wie im Schwimm­bad. Es sieht so aus, als wür­de man sich dar­an gewöh­nen müs­sen. Es gibt auch klei­ne, haus­halts­ge­eig­ne­te Was­ser­fil­ter auf Aktiv­koh­le­ba­sis, die dem Was­ser wie­der zum gewohnt fri­schen Geschmack ver­hel­fen. Ande­re kau­fen teil­wei­se schon län­ger Fla­schen­was­ser im Super­markt Sval­bard­bu­tik­ken. Dort wer­den die gro­ßen (fünf Liter) Fla­schen mitt­ler­wei­le ratio­niert: pro Tag und Haus­halt wer­den nur drei Fla­schen ver­kauft, damit es für alle reicht.

Wasserflaschen, Svalbardbutikken

Was­ser­fla­schen im Sval­bard­bu­tik­ken.

Aber es gibt noch eine wei­te­re Bau­stel­le: Man­gan, ein Metall (che­misch genau­er: Über­gangs­me­tall), das in der Natur häu­fig vor­kommt, so auch in den Sedi­ment­ge­stei­nen in der Umge­bung Lon­gye­ar­by­ens. Auch Man­gan ist grund­sätz­lich wohl in so ziem­lich jedem Schluck Trink­was­ser welt­weit vor­han­den, aber wie immer ist die Men­ge der Punkt.

Das hin­zu­ge­zo­ge­ne nor­we­gi­sche Gesund­heits­amt (FHI, Fol­ke­hels­e­insti­tutt) zog nun die Schluss­fol­ge­rung, dass die Man­gan­wer­te im Trink­was­ser seit Sep­tem­ber 2024 zu hoch waren, um damit Klein­kin­der (0-12 Mona­te) zu ver­sor­gen. Betrof­fe­ne Fami­li­en bekom­men im Sval­bard­bu­tik­ken kos­ten­los Fla­schen­was­ser. Für alle ande­ren soll mit dem Kon­sum des Lei­tungs­was­sers aber kei­ne Gesund­heits­ge­fahr ver­bun­den sein, eine gesund­heit­lich rele­van­te Belas­tung soll sich nur bei höhe­ren Kon­zen­tra­tio­nen über län­ge­re Zeit­räu­me (10 Jah­re und mehr) erge­ben. Nur bei extrem hoher Kon­zen­tra­ti­on sind theo­re­tisch auch aku­te Ver­gif­tun­gen mög­lich.

Das ist der offi­zi­el­le Stand. Für erwach­se­ne Men­schen (älter als 12 Mona­te 😄) gilt dem­nach wei­ter­hin: Tas­sen hoch und Prost, schmeckt nur mit­un­ter nicht ganz frisch, macht aber nichts.

Ich wei­se aus­drück­lich dar­auf­hin, dass ich kein Exper­te für Trink­was­ser und Legio­nella und Man­gan dar­in bin, ich gebe nach bes­tem Wis­sen und Gewis­sen zusam­men­fas­send amt­li­che Mit­tei­lun­gen wie­der, aber kei­ne eige­ne Ein­schät­zung oder Mei­nung.

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Letzte Änderung: 03. März 2025 · Copyright: Rolf Stange
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