Allgemein: Direkt unterhalb von 80°N an der Nordostecke Spitzbergens im Eingangsbereich der Hinlopenstraße gelegen, ist der Sorgfjord ein landschaftlich schöner Fjord mit einer vielfältigen Geschichte. Der Sorgfjord wurde zeitweise als »Treurenburg Bai« o.ä. bezeichnet. Er ist gut vermessen und daher für Schiffe zugänglich, interessante Landemöglichkeiten bestehen auf beiden Fjordseiten beim Aeolusneset und beim Crozierpynten. Vor allem vom Aeolusneset aus bieten sich verschiedene Möglichkeiten für kürzere Wanderungen über die flache Tundra und ausgedehntere Bergtouren.
Geologie: Jungpräkambrische, nicht-metamorphe Sedimente (Quarzite etc.) und Dolomite, verstellt. Stellenweise Dolerit-Intrusionen aus Oberjura/Kreide. Der Heclahuken östlich des Sorgfjord diente als Typuslokalität und somit als Namensgeber für das mehr oder weniger stark metamorphe Grundgebirge von Svalbard, das sogenannte Hecla Hoek (der Name gerät heutzutage etwas aus der Mode).
Der Berg Heclahuken auf der Ostseite des Sorgfjord.
Steilstehende jungpräkambrische Sedimente (helle, quarzitische Sandsteine und dunkle Silt- und Tonsteine) auf der Ostseite des Sorgfjord (Crozierpynten).
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Landschaft: Niedrige Plateauberge mit weiten, vorgelagerten Küstenebenen, auf denen gut ausgeprägte Strandwallserien sichtbar sind. Das südlich des Sorgfjord gelegene Inland ist stark vergletschert.
Sorgfjord: Panorama-Blick vom Magdalenafjellet
Der Sorgfjord ist eine schöne Gegend zum Wandern. Der nördliche Ausläufer des Magdalenafjellet ist mit etwas Ausdauer und ein wenig Trittsicherheit gut zu erreichen.
Flora und Fauna: Karg. Keine besonderen, regelmäßigen Vorkommen. In jüngeren Jahren häufen sich Sichtungen von Walrossen im Sorgfjord, was sicherlich dem Zunehmen der Art nach der beinahe-Ausrottung bis in die 1950er Jahre zu verdanken ist.
Geschichte: Vielfältig. Der Name »Sorgfjord« geht auf die Walfänger zurück und bezieht sich möglicherweise auf Schwierigkeiten mit dem Eis in dieser abgelegenen Ecke Spitzbergens, in welcher der Golfstromeinfluss kaum noch spürbar ist. Vielleicht nimmt er aber auch Bezug auf kriegerische Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen, konkurrierenden Walfangnationen des 17. Jahrhunderts. 1693 fand im Sorgfjord die nördlichste Seeschlacht aller Zeiten statt, als 40 holländische Walfängschiffe von drei französischen Kriegsschiffen aufgebracht wurden. Dabei erbeuteten die Franzosen 13 holländische Schiffe, die übrigen entkamen. Ein kleines Gräberfeld beim Eolusneset auf der Westseite des Sorgfjord erinnert noch an die alten Walfängerzeiten. Dort finden sich Gräber aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Auf jeden Fall sind dort holländische Walfänger begraben; ob auch die Walfänger anderer Nationen diesen Friedhof aufsuchten und dort ihre Toten bestatteten, ist unbekannt.
1827 ankerte der Engländer William Edward Parry an Bord der Hecla auf der Ostseite des Sorgfjord, die Bucht heißt nun Heclahamna (Hecla Hafen) und liegt direkt südlich der kleinen Halbinsel Crozierpynten.
Panorama Crozierpynten
Der Hügel Flaggstanghaugen am Crozierpynten ist nur 31 Meter hoch. Manchmal reicht das völlig aus für eine schöne Aussicht. Heclahamna liegt auf der Südseite von Crozierpynten, also Richtung Sonne auf diesem mittags entstandenen Panorama.
Mit Booten, die teilweise übers Eis gezogen wurde, unternahm Parry einen Versuch, zum Pol vorzustoßen. Er musste aber auf 82°40’N umkehren, da das Eis sehr unwegsam war und zudem, wie er entdeckte, von den Strömungen in die falsche Richtungen getrieben wurde. Immerhin war diese Erkenntnis über die Strömungsverhältnisse eine bedeutsame Entdeckung, die dazu führte, dass Nordpol-Expeditionen sich in den Folgejahren zunächst eher auf Grönland und die kanadische Arktis konzentrierten und Spitzbergen überwiegend ignorierten.
Ein sichtbares Symbol für die früher oft schwierigen Eisverhältnisse im Sorgfjord ist das Eoluskreuz.
Das Eoluskreuz am Eolusneset
Das Kreuz, nach dem die Landspitze Eolusneset benannt ist. Gebaut wurde es am 06. Juni 1855 von Skipper J. Holmgren, Kapitän auf dem Schoner Æolus aus Bergen. Das Schiff war an dieser Stelle für eine Weile vom Eis eingeschlossen. Da hilft es natürlich immer, sicherheitshalber mal ein Kreuz zu bauen. 1861 war die gleiche Æolus mit dem berühmten schwedischen Forscher Otto Torell noch einmal dort.
Auf der Ostseite des Sorgfjord liegt die kleine Halbinsel Crozierpynten. Wer da nicht alles vorbeigekommen ist in den letzten Jahrhunderten … Edward Parry (1827), die schwedische Abteilung der Gradmessungsexpedition (Überwinterung am Crozierpynten 1899-1900), die Schröder-Stranz-Expedition (1912-13) ohne Schröder-Stranz, der zu dieser Zeit auf dem Nordaustland verschollen und sicherlich schon tot war. Dazu kamen Trapper, die mehrfach in dem schwedischen Haus von 1899 überwinterten.
Verschiedene Ansichten des Geländes auf der Südseite des Crozierpynten, wo die schwedische Abteilung der Gradmessungsexpedition 1899 Überwinterungshaus und Observatorium baute. Eine eher unbekannte, aber sehr erfolgreiche Expedition, die reiche wissenschaftliche und topographische Ausbeute nach Hause brachte.
Trapper haben nicht oft im Sorgfjord überwintert, der westlich benachbarte Wijdefjord war sowohl als Jagdrevier ertragreicher als auch leichter zu erreichen, da auf dem Weg in den Sorgfjord das Eis am Verlegenhuken oft Schwierigkeiten machte, vor allem, wenn es darum ging, die Jäger nach erfolgter Überwinterung einigermaßen früh im Sommer wieder abzuholen. Auf der Nordseite des Eolusneset steht noch eine ziemlich ruinöse Trapperhütte, die aber nie mehr war als eine Nebenhütte für den gelegentlichen Gebrauch während jagdlicher Streifzüge ausgehend vom Hauptrevier im nördlichen Wijdefjord.
Die alte Trapperhütte auf der Nordseite des Eolusneset. Heute ist sie eine Ruine und auch früher war sie kaum mehr als ein gelegentlich benutzter Unterschlupf. Gebaut wurde sie 1921, 1926 wurde sie vom berühmten Arthur Oxaas repariert und verfällt seitdem.
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