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pfeil DER Spitzbergen-Reiseführer pfeil

Kongsfjord-Krossfjord-Ny Ålesund

B = Blom­strand­hal­vøya,
L = Lil­lie­höök­fjord,
M = Møl­lerfjord (Sig­ne­ham­na befin­det sich direkt links vom »L« wie »Lil­lie­höök­fjord).

All­ge­mein: Land­schaft­lich sehr schö­nes und abwechs­lungs­rei­ches Gebiet mit vie­len Fjor­den und Buch­ten. His­to­risch inter­es­sant. Vor allem die Sied­lung Ny Åle­sund zieht jedes Jahr mehr und mehr Tou­ris­ten an, die fast aus­schließ­lich an Bord von klei­ne­ren und in zuneh­men­den Maße auch grö­ße­ren Schif­fen kom­men. Tei­le des Gebie­tes lie­gen inner­halb des Nord­west-Spitz­ber­gen-Natio­nal­park und sind somit geschützt. Die klei­ne­ren Inseln im Kongsfjord sowie das Kap Guis­sez zwi­schen Kongs- und Kross­fjord sind Vogel­schutz­ge­bie­te, somit gilt hier von 15. Mai bis 15. August »betre­ten ver­bo­ten«.

Häu­ser in Ny Åle­sund vor der Berg- und Glet­scher­ku­lis­se des inne­ren Kongsfjord.

Geo­lo­gie: Viel­fäl­tig, vor allem Grund­ge­birgs­ge­stein. Um den Kross­fjord her­um im Wesent­li­chen Phyl­li­te und Glim­mer­schie­fer des Grund­ge­bir­ges, die sowohl wäh­rend der kale­do­ni­schen Gebirgs­bil­dung (Sil­ur) als auch wäh­rend der alpi­di­schen Gebirgs­bil­dung (hier Alt­ter­ti­är) stark defor­miert wur­den bis hin zur Decken­bil­dung. Im Kongsfjord ist das geo­lo­gi­sche Mosa­ik ziem­lich kom­pli­ziert. Auf der Nord­sei­te gibt es schwach meta­mor­phe Grund­ge­birgs-Kar­bo­na­te (»Mar­mor«), z.B. auf der Blom­strand­hal­vøya, wo Opti­mis­ten ein­mal Berg­bau­ver­su­che gestar­ten haben (sie­he »Geschich­te«). Im inners­ten Kongsfjord ste­hen vor allem devo­ni­sche bis per­mo­kar­bo­ni­sche Sedi­men­te an, die im Alt­ter­ti­är eben­falls stark defor­miert wur­den, aber nicht meta­morph sind. Die­ses Mosa­ik aus braun­ro­ten Sand­stei­nen und Kon­glo­me­ra­ten aus dem Devon (»Old Red«) und gelb­brau­nen, jün­ge­ren Kalk- und Sand­stei­nen, die wegen der viel­fäl­ti­gen Defor­ma­tio­nen direkt auf- bzw. neben­ein­an­der lie­gen in enger Nach­bar­schaft zum Grund­ge­bir­ge, ist land­schaft­lich reiz­voll. Wer geo­lo­gisch inter­es­siert ist, kann im inners­ten Kongsfjord Gestei­ne vom Grund­ge­bir­ge bis ins obe­re Paläo­zoi­kum (Old Red und Per­mo­kar­bon) sehen, mit deut­li­chen Fal­ten und Stö­run­gen. Macht rich­tig Spaß!

Geo­lo­gi­sches Mosa­ik öst­lich des Kongsfjord. Auf­fäl­lig ist das röt­li­che Old Red mit einer stei­le­ren Kap­pe aus har­ten per­mo­kar­bo­ni­schen Kar­bo­na­ten.

Die Brøg­ger­hal­vøya besteht aus einem Mosa­ik aus stel­len­wei­se Grund­ge­birgs­ge­stein, Per­mo­kar­bon und alt­ter­tiä­ren Sand­stei­nen, Kon­glo­me­ra­ten. Letz­te­re sind flöz­füh­rend und waren die Grund­la­ge für den Stein­koh­le­berg­bau in Ny Åle­sund, der aller­dings 1962 ein­ge­stellt wur­de. Sowohl die star­ke Defor­ma­ti­on der hier unter dem Mee­res­spie­gel lie­gen­den Flö­ze als auch der hohe Methan­ge­halt, der mehr­fach zu Gru­ben­ex­plo­sio­nen und somit zu schwe­ren Unglü­cken führ­ten, tru­gen schließ­lich zur Auf­ga­be der Gru­be bei, der kon­kre­te Anlass war eine Explo­si­on mit meh­re­ren Todes­op­fern.

Buch­emp­feh­lung für wei­te­re, aus­führ­li­che und all­ge­mein­ver­ständ­li­che (ja, wirk­lich) Infor­ma­ti­on zu den The­men Geologie/Landschaft.

Land­schaft: Abwechs­lungs­reich, schon auf­grund des geo­lo­gi­schen Mosa­iks (s.o.). Gebir­gig mit rela­tiv wenig eis­frei­em Flach­land, das Lan­des­in­ne­re ist stark ver­glet­schert, und eini­ge gro­ße Glet­scher kal­ben in den Lil­lie­höök­fjord und den Kongsfjord. Bekannt sind die Tre Kro­ner (»Drei Kro­nen«), drei mar­kan­te Berg­gip­fel öst­lich des Kongsfjord: Svea, Dana, Nora (Schwe­den, Däne­mark, Nor­we­gen).

Kal­ben­de Glet­scher­front im Kross­fjord.

Flo­ra und Fau­na: Stel­len­wei­se rei­che Tun­dra­ve­ge­ta­ti­on, soweit die Topo­gra­phie dies erlaubt. An man­chen Steil­hän­gen unter­halb von Vogel­fel­sen präch­ti­ge Vege­ta­ti­on mit stel­len­wei­se gro­ßer Arten­viel­falt. Auf­grund des für Spitz­ber­gen-Ver­hält­nis­se güns­ti­gen Kli­mas wer­den Blu­men vor allem in geschütz­ter Lage recht groß. Die Tier­welt besteht vor allem aus einer rei­chen Vogel­fau­ne mit ver­schie­de­nen See­vo­gel­ko­lo­nien an stei­len Klip­pen mit Dick­schna­bell­um­men und Möwen, sehr sel­ten ist auch der Tord­al­ke ver­tre­ten, der auf Spitz­ber­gen sonst nicht vor­kommt. Eine wei­te­re orni­tho­lo­gi­sche Beson­der­heit im Kongsfjord ist die sonst auf Spitz­ber­gen nicht vor­kom­men­de Fal­ken­raub­mö­we. Die Tun­d­ra­ge­bie­te sind wich­ti­ge Sam­mel­plät­ze für Gän­se, vor allem Weiß­wan­gen­gän­se. Auf den Inseln brü­ten Eide­r­en­ten in gro­ßen Zah­len. Auf der Tun­dra gibt es Füch­se und Ren­tie­re. Schon Ny Åle­sund hat fau­nis­tisch eine Men­ge zu bie­ten: Weiß­wan­gen­gän­se, Füch­se, Küs­ten­see­schwal­ben, die Sie atta­ckie­ren (ein­fach weg­ge­hen und kei­nes­falls nach den Vögeln schla­gen!), Eis­ente und viel­leicht sogar die Elfen­bein­mö­we beim Hun­de­hof.

Herr Amund­sen in Ny Åle­sund mit einer Küs­ten­see­schwal­be als Kopf­be­de­ckung.

Geschich­te: Der Kongsfjord war schon den Wal­fän­gern bekannt, und Grä­ber bzw. Speck­öfen­res­te gibt es auch zumin­dest in der Engels­buk­ta süd­lich des Kongsfjord. Die Nut­zung der schon im 17. Jahr­hun­dert zumin­dest in Form von Geröll am Strand ent­deck­ten Koh­le­vor­kom­men auf der Süd­sei­te des Kongsfjord – damals Kings Bay – begann aller­dings erst im frü­hen 20. Jahr­hun­dert dort, wo heu­te Ny Åle­sund ist (sie­he auch Berg­bau bei der his­to­ri­schen Über­sicht). Der Abbau ver­lief aber sto­ckend und wur­de immer wie­der unter­bro­chen, von wirt­schaft­li­chen und tech­ni­schen Schwie­rig­kei­ten wie auch vom Krieg. 1962 schließ­lich wur­de der Berg­bau nach meh­re­ren Gru­ben­un­glü­cken mit Todes­op­fern end­gül­tig ein­ge­stellt. Mitt­ler­wei­le hat sich in Ny Åle­sund unter nor­we­gi­scher Koor­di­na­ti­on eine inter­na­tio­na­le For­schungs­sied­lung eta­bliert, in der ver­schie­de­ne Natio­nen jeweils Sta­tio­nen betrei­ben. Auch das deut­sche Alfred-Wege­ner-Insti­tut betreibt hier ganz­jäh­rig eine For­schungs­ein­rich­tung, die Kol­dew­ey-Sta­ti­on.

Die Kol­dew­ey-Sta­ti­on (»Das blaue Haus«) des Alfred-Wege­ner-Insti­tu­tes. In die­sem Gebäu­de befin­den sich heu­te nur noch Unter­künf­te und Büros.

Polar-his­to­risch bedeu­ten­der sind die Ver­su­che der Flug­pio­nie­re Roald Amund­sen (& Co), Richard Byrd und Umber­to Nobi­le in den 20er Jah­ren des 20. Jahr­hun­derts.

Der Mast, an dem Amund­sen und Nobi­le ihre Luft­schiff­ex­pe­di­tio­nen star­te­ten.

Inter­es­sant und typisch für die­se Zeit Spitz­ber­gens ist der Berg­bau auf der Blom­strand­hal­vøya. Die eng­li­sche Nor­t­hern Explo­ra­ti­on Com­pa­ny eta­blier­te hier früh im 20. Jahr­hun­dert Ein­rich­tun­gen zum Abbau der Mar­mor­vor­kom­men, deren Qua­li­tät aller­dings dras­tisch über­schätzt wur­de. Nach weni­gen Som­mern Pro­be­be­trieb wur­den die Akti­vi­tä­ten wie­der ein­ge­stellt, Res­te sind heu­te noch vor Ort sicht­bar.

Häu­ser aus der Zeit des Mar­mor­berg­baus auf der Blom­strand­hal­vøya (im Vor­der­grund das Sten­gel­lo­se Leim­kraut).

In der Bucht Sig­ne­ham­na im Kross­fjord unter­hielt die deut­sche Kriegs­ma­ri­ne wäh­rend des zwei­ten Welt­krie­ges bemann­te Wet­ter­sta­tio­nen (1941/42 Sta­ti­on »Knos­pe« und 1942/43 »Nuss­baum«).

Res­te der deut­schen Kriegs­wet­ter­sta­ti­on in Sig­ne­ham­na (im Vor­der­grund alte Bat­te­rien).

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Letzte Änderung: 30. September 2010 · Copyright: Rolf Stange
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