Die Kvitøya („Weiße Insel“) ist die abgelegenste Insel des Svalbard-Archipels auf 80°N/32°30’E. Kræmerpynten, die Ostspitze, ist der östlichste Punkt Norwegens, von hier sind es nur etwa 40 Meilen bis zur russischen Victoria-Insel. Die Ost-West-Ausdehnung der Insel beträgt ca. 44 Kilometer, die Fläche gut 700 km2. Das Klima ist hocharktisch, die Insel ist fast das ganze Jahr über von Treibeis umgeben und entsprechend schwer zugänglich – zumindest war dies traditionell so, seit einigen Jahren ist Kvitøya zumindest im Spätsommer ziemlich verlässlich zu erreichen. Landschaftlich und biologisch stellt sie einen Übergang nach Franz Josef Land dar. Sie ist Teil des Nordost Svalbard Naturreservates mit entsprechenden Schutzbestimmungen.
Gneise (Andréeneset) und Dolerite (Kræmerpynten), beides zum Grundgebirge gehörend (ja, auch der Dolerit, der ist also älter als die Dolerite, die man ansonsten vielerorts im Osten Svalbards findet, auch das das Gestein von der Art her das gleiche ist). Der größte Teil der Insel ist von Gletschereis bedeckt.
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Landschaft
Kvitøya ist fast vollständig von einer Eiskappe bedeckt. Eisfreie Gebiete sind jeweils nur wenige km2 groß und sehr karg und felsig.
Eiskappe von Kvitøya.
Flora und Fauna
Die Eiskappe ist lebensfeindlich und vollständig unbelebt, wenn man von Schneealgen und gelegentlich darüber ziehenden Eisbären absieht. Auf den eisfreien Flächen gibt es stellenweise Moose mit schöner Farbenpracht, überwiegend ist dort der Grund jedoch felsig und vegetationsfrei. Wegen des flachen Geländes gibt es keine kliffbrütenden Seevögel, aber bei ein paar kleinen Tümpeln bei Andréeneset brüten Sterntaucher und Küstenseeschwalben. Rentiere gibt es nicht. Eisbären und Walrosse sind häufig, letztere haben Ruheplätze in der Region, in der ein höherer Anteil an Weibchen und Jungtieren zu finden ist als weiter westlich. Damit ähnelt die Walrosspopulation dort mehr derjenigen von Franz Josef Land als von Svalbard. Walrossgruppen mit Weibchen und Kälbern sind gegenüber Booten aggressiver als die Herren der Schöpfung – Abstand halten ist angesagt.
Geschichte
Die Kvitøya wurde vermutlich 1707 von den Holländer Cornelis Giles entdeckt und erschien später als sagenhaftes »Giles Land« (verschiedene Schreibweisen) immer wieder in verschiedener Lage, Größe und Form auf diversen Karten. Bekannt wurde die Insel durch die Landung von Andrée und seiner beiden Begleiter nach ihrer gescheiterten Ballonfahrt 1897 von Virgohamna (Danskøya) aus zum Nordpol. Nach langer Odyssee über das Treibeis erreichten die drei Schweden am 05. Oktober Andréeneset und gingen dort bald darauf zugrunde. Ihr Lager wurde erst 1930 entdeckt, vor Ort befindet sich ein schlichtes Betondenkmal.
Denkmal für die Andrée-Expedition.
Wer die alten Fotos dabei oder im Kopf hat, wird wenige Meter entfernt die von Geröll gefüllte Felsspalte sehen, in der Nils Strindberg begraben wurde, der jüngste der drei, der als erster starb. Die genaue Todesursache wurde bislang nicht geklärt. Zunächst wurden Hunger, Kälte, Erschöpfung, Skorbut oder Trichinose vermutet, wobei auch eine Kombination aus mehreren davon infrage kommt. Weitere Möglichkeiten sind Selbstmord und Kohlenmonoxidvergiftung. Später wurde Botulismus diskutiert, eine durch Bakterien aus verdorbenen Konserven hervorgerufene Vergiftung. Die schwedische Autorin Bea Uusma hat hierzu spannende Bücher veröffentlicht und hat vor, 2024 weiter vor Ort dazu zu forschen.
In der mit Geröll gefüllten Felsspalte wurde Nils Strindberg 1897 begraben.
Galerie – Kvitøya
Es gibt zwei Galerien. Die erste zeigt die Kvitøya allgemein, mit Eindrücken von der Landschaft. Die zweite ist dem letzten Lagerplatz der Andrée-Expedition und dem dort stehenden Denkmal gewidmet.
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