Die Okkupation Norwegens durch Nazi-Deutschland 1940 hatte für Svalbard und seine Minensiedlungen zunächst keine Auswirkungen. Die Situation änderte sich durch Hitlers Angriff im Juni 1941 auf die Sowjetunion, da die Barentssee als Transportweg nach Murmansk nun eine neue strategische Bedeutung erhielt. Im August wurden 1955 Russen nach Arkhangelsk und 765 Norweger nach Großbritannien evakuiert, wobei die Siedlungen auf Spitzbergen weitgehend zerstört wurden, damit die Gegenseite sie nicht nutzen konnte.. Schnell wurde dies in Deutschland bemerkt und die Gelegenheit zur Einrichtung von Kriegswetterstationen genutzt. Wetterdaten aus der Arktis waren nicht nur für den Raum Mitteleuropa kriegswichtig, sondern auch für die Barentssee und somit für die Murmansk-Konvois. Durch ihre Bedeutung für die Geschehnisse an der Ostfront hatte die sicheren Durchführung bzw. der Angriff auf diese Konvois bei beiden Seiten hohe Priorität, und entsprechend wurde großer Aufwand für die Errichtung eigener und Zerstörung gegnerischer Kriegswetterstationen aufgebracht. Aufgrund der Konkurrenz zwischen Luftwaffe und Marine der Wehrmacht kam es auch dazu, dass mitunter mehrere bemannte Stationen gleichzeitig in Svalbard überwinterten, so 1941/42 die Stationen »Bansö« (Adventdalen) und »Knospe« (Signehamna im Krossfjord).
Reste der Kriegswetterstationen »Knospe« und »Nussbaum« in Signehamna (Krossfjord).
Im Frühjahr 1942 versuchte eine norwegische Militäroperation unter britischer Beteiligung, in der Operation Fritham mit den beiden kleinen Schiffen Isbjørn und Selis Svalbard wieder unter Kontrolle zu bringen. Bei einem Angriff von vier deutschen Flugzeugen im Grønfjord in der Nacht zum 14. Mai wurde allerdings die Isbjørn versenkt und Selis in Brand geschossen. Vierzehn Personen starben dabei, weitere wurden verletzt. Die Überlebenden etablierten eine Garnison mit etwa 80 Soldaten im weitgehend zerstörten Barentsburg. Die Wetterstation Knospe im Krossfjord wurde entdeckt, und bei einem Schusswechsel starb ein deutscher Soldat. Das deutsche U-Boot, das zur Abholung kam, griff das norwegische Lager im Kongsfjord an, wobei ebenfalls ein Soldat ums Leben kam. Später wurde an gleicher Stelle im Krossfjord die bemannte Station »Nussbaum« (1942/43) etabliert.
Kriegswetterstationen: Kreuzritter im Liefdefjord 1943/44
Landvik in der Stormbukta 1944/45 (Aufnahme: 2001)
Überraschend kam es im September 1943 zu einem großangelegten Angriff durch die weitgehend untätig in Nordnorwegen in Fjorden wartende deutsche Nordmeerflotte auf Svalbard. Zusammen mit 9 Zerstörern bombardierten die großen Schlachtschiffe Scharnhorst und Tirpitz Barentsburg und Longyearbyen, wobei neun norwegische Soldaten getötet und 41 gefangengenommen wurden. Die norwegische Garnison wurde bald wieder in den Resten von Longyearbyen etabliert.
Barentsburg bei der Evakuierung durch britische Truppen im Spätsommer 1941
Inzwischen ging der »Krieg um das Wetter« weiter. Im Liefdefjord wurde von der Kriegsmarine mit »Kreuzritter« 1943 eine weitere, bemannte Wetterstation eingerichtet, die bis 1944 überwinterte. Der Leiter der Station, Hans-Robert Knoespel, sprengte sich kurz vor Abholung bei einem Unfall selbst in die Luft. Ebenfalls 1943/44 war die Station »Svartisen« für die Luftwaffe auf Hopen tätig, am gleichen Standort 1944/45 gefolgt von »Helhus«. Zusätzlich wurde mit »Landvik« eine mit zwei Männern besetzte Station in der Stormbukta in Südspitzbergen eingerichtet und mit »Taaget« eine weitere auf der Bjørnøya, wo eine Person bei einem Unfall mit dem Boot starb. Die letzte überhaupt operierende und innerhalb Svalbards abgelegenste deutsche Kriegswetterstation war die Marinestation »Haudegen«. 1944 tief im Rijpfjord an der Nordküste des Nordaustlands etabliert, überwinterten insgesamt 13 Männer unter der Leitung von Dr. Wilhelm Dege. Aufgrund der abgelegenen Position wurde diese Station erst im September 1945 geräumt und war somit die letzte Stellung der Wehrmacht überhaupt nach Kriegsende. Die Einrichtung von insgesamt vier bemannten Wetterstationen allein in Svalbard 1944/45, wozu noch weitere Unternehmungen in Nordostgrönland kamen, belegt die Bedeutung, die dem »Krieg ums Wetter« beigemessen wurde. Sämtliche Stationen waren immer sowohl mit Wissenschaftlern als auch mit Soldaten besetzt und wurden gegen Angriffe gesichert. Kampfhandlungen in Zusammenhang mit den Wetterstationen waren selten, kamen aber vor und kosteten Menschenleben auf beiden Seiten.
Reste der Kriegswetterstation Haudegen auf dem Nordaustland (Aufnahme: 2001)
Von den Stationen ist heute meist nur noch wenig zu sehen. Die Zeit und die harten Wetterbedingungen wie auch Souvenirjäger und teilweise nahegelegene Siedlungen und Stationen haben die Spuren oft verwischt. Auf Spitzbergen ist die »Haudegen«-Station auf dem Nordaustland die einzige, die noch gut erhalten ist. Auch die Siedlungen erhielten ein neues Gesicht, da sie nach und nach teilweise mehrfach zerstört worden waren (Ausnahme: Pyramiden). Sowohl Norweger als auch Sowjetrussen erneuerten aber bald ihre jeweiligen Minenanlagen und nahmen den Betrieb schnell wieder auf.
Wrack eines deutschen Wetterflugzeugs aus dem Zweiten Weltkrieg im Adventdalen (Aufnahme: 1997)
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