Fr.
26. Mai
2017
Nach einem weiteren, spätnächtlichen, ausgedehntem Zodiacausflug in das gleiche Troll-Landschaft-Revier im Süden der Bäreninsel tut eine ruhige Nacht vor Anker gut. Es ist schön, im Anblick der Klippen und mit dem Geschrei der Seevögel im Ohr einzuschlafen und damit auch wieder aufzuwachen. Zumal, wenn das Wetter sich gehalten hat. Eine weitere Landung, dieses Mal in der Kvalrossbukta, erweist sich trotz etwas Brandung als unproblematisch. Dort hat vor gut 100 Jahren eine von zwei Walfangstationen aus der Zeit des industriellen Walfangs gestanden, und dort hatte 1899 Theodor Lerner Teile der Bäreninsel in Besitz genommen. Weitere Besitzergreifungen und bizarre Begegnungen mit deutschen Konkurrenten im Auftrag des Kaisers sowie einem russischen Kriegsschiff in dieser schönen Landschaft sollten folgen (die Geschichten sind im Buch »Die Bäreninsel« nachlesbar 😉 )
Auch eine deutsche Kriegswetterstation sowie der Versuch, Bleiglanz abzubauen, haben in der Nähe ihre kaum noch sichtbaren Spuren hinterlassen. Dennoch macht die Landschaft einen natürlichen, weitgehend unberührten Eindruck, und das täuscht auch nicht. Die menschlichen Einflüsse sind überregional, Umweltgifte, Fischerei und Klimawandel dringen anscheinend unaufhaltsam (aber eigentlich doch aufhaltsam, wenn wir wirklich wollen, oder?) zur Bäreninsel und noch weiter nach Norden vor, aber die Spuren menschlichen Wirkens vor Ort sind minimal und sie schwinden langsam, aber sicher vor sich hin.
Galerie – Die Bäreninsel (II) – 26. Mai 2017
Klicken Sie auf die Bilder, um eine vergrößerte Darstellung des Bildes zu erhalten.
Schließlich verabschieden wir uns von der Bäreninsel, wir erwarten für den Nachmittag nördlichen Wind und somit keine weiteren Landungen mehr. Ein Luxus, an Deck zu sitzen und Klippen und Felssäulen an sich vorbeiziehen zu sehen. Schließlich liegen wir vor der Wetterstation Bjørnøya Meteo an der Nordküste und höflichkeitshalber melde ich mich übers Radio, kurz Hallo sagen. Und renne offene Türen ein. Sie warten sozusagen auf unseren Besuch. Ich hatte uns vor einer Weile schon mal angekündigt, nur so der Information halber, und tatsächlich kennt man mich hier, dank Bäreninsel-Buch und meiner Wanderung um die Insel, die man hier immer noch nicht vergessen hat, obwohl sie ja mittlerweile einige Jahre zurückliegt. Erstaunlich! Und sehr nett. Ja, wir sind willkommen, und natürlich lassen wir uns die Gelegenheit nicht entgehen, spontan die Norweger auf ihrer Station zu besuchen. Ein sehr schöner Abschluss eines sehr schönen Besuches auf die Bäreninsel. Da freue ich mich jetzt schon wieder aufs nächste Mal.