Die Pomoren waren ein Volk, das im Norden Russlands lebte, an der Küste des Weißen Meeres. Sie waren Jäger und Fischer und hatten eine lange Tradition, Jagdfahrten in der Arktis zu machen. Unzweifelhaft waren sie über Jahrhunderte in weiten Teilen Svalbards aktiv. Neben der Suche nach guten Jagdgebieten können dabei möglicherweise auch religiöse Gründe eine Rolle gespielt haben: so wird berichtet, dass die Pomoren »Raskolniki« gewesen seien, Altgläubige, die sich von der russisch-orthodoxen Staatskirche abgespalten hatten und daher verfolgt wurden.
Orthodoxes Kreuz (Nachbau). Die “Hütte” im Hintergrund wurde 1978 von polnischen Wissenschaftlern als eine Art Küche gebaut. Russekeila im Isfjord
Eines der wenigen, noch stehenden Originalkreuze aus der Pomorenzeit beim Nordaustland
Die Anfänge der Pomorenzeit liegen allerdings im Dunkeln. Eine vieldiskutierte Frage war und ist, ob sie schon vor der »offiziellen Entdeckung« durch Willem Barentsz auf »Grumant« waren, wie sie Svalbard nannten. Vor allem zu Zeiten der Konkurrenz zwischen West und Ost war das eine Frage, die sowjetische Archäologen gerne für sich entscheiden wollten, um somit eine russische Entdeckung Svalbard vor der holländischen zu proklamieren.
Reste einer Pomorensiedlung in der Habenichtbukta auf der Edgeøya
Auch wenn sowohl die historischen Belege als auch archäologische Befunde und Datierungen nicht eindeutig und entsprechend umstritten sind, haben die Pomoren vermutlich auch schon zumindest im 16. Jahrhundert Jagdstationen auf Svalbard gehabt. Etwa ein halbes dutzend derartiger Stationen an der Westküste Spitzbergens wurde etwa in die Mitte des 16. Jahrhunderts datiert; das Problem hierbei ist, dass dieses Datum jeweils das Alter des Holzes ist und nicht etwa der Zeitpunkt des Hausbaus in der Arktis. Wie dem auch sei, jedenfalls sind die Pomoren diejenigen, welche die längste Nutzung und Besiedlung Spitzbergens für sich beanspruchen können: Die letzten ihrer kleinen Jagdstationen wurden im 19. Jahrhundert aufgegeben. Die Jagdgründe waren nach wie vor gut, wahrscheinlich haben politische und wirtschaftliche Gründe dazu geführt, dass die Pomoren »Grumant« von nun an fernblieben.
Sie kamen, um arktische Tiere zu jagen, und bauten zu diesem Zweck regelrechte Minisiedlungen, in denen in einigen Fällen durchaus bis zu etwa 20 Personen einige Zeit gelebt haben können, mit Sauna und derartigem. Reste von Schachbrettern und ähnliches wurde vielfach bei Ausgrabungen gefunden. Ihre Familien blieben aber in Russland, Spitzbergen war ihr Jagdgebiet, aber nicht ihre Heimat. Es hat wohl Ausnahmen gegeben, wie den lokal berühmten Patriarchen Ivan Starostin (oder Staratschin, verschiedene Schreibweisen existieren), der 32 Jahre bei Russekeila im Isfjord gelebt haben soll. Die letzten 15 Jahre soll er Spitzbergen gar nicht mehr verlassen haben. Als er 1826 starb, wurde er am Kapp Starostin begraben, nicht weit von Russekeila entfernt.
Reste der Jagdsiedlungen der Pomoren finden sich auch heute noch vielfach an den Küsten in weiten Gebieten der Inselgruppe. Die früher weit verbreiteten orthodoxen Kreuze sind allerdings weitgehend dem Wetter und dem Brennholzbedarf späterer Generationen zum Opfer gefallen. Gelegentlich sieht man noch liegende Reste von Kreuzen. Stehende Originalkreuze sind sehr selten, davon gibt es nur noch zwei Stück auf kleinen Inseln im Murchisonfjord auf dem Nordaustland. Charakteristisch für die Pomorensiedlungen im Gegensatz etwa zu Hütten norwegischer Trapper sind Ziegelreste von den Kaminen (die Norweger brachten Metallöfen mit).
Resten einer Pomorensiedlung mit Ziegelsteinen im Isfjord
Orthodoxes Kreuz (Nachbau) bei Russekeila im Isfjord
Hütten gehören zu den Sehnsuchtsorten in Spitzbergens schöner Landschaft. Auch wenn Auge und Aufmerksamkeit vor allem auf die Natur gerichtet sind, lassen die meisten sich von den spannenden Geschichten von Entdeckern und Expeditionen, Abenteurern und Trappern faszinieren. Jede dieser Hütten erzählt stumm ein kleines Kapitel der ganzen Geschichte. Das Buch und das Poster “Svalbardhytter”, entstanden auf der Basis von Material, das über viele Jahre in Dutzenden von Spitzbergen-Reisen gesammelt wurde, machen diese spannenden Orte für alle einfach zugänglich.
Mit dabei sind Hütten von abgelegenen Ruinen bis zu “berühmten” Trapperhütten wie Fredheim im Tempelfjord und Bjørneborg auf der Halvmåneøya. Die Haudegen-Station ist ebenso dabei die die Würzburger Hütte und das Hammerfesthaus, das älteste Häuschen von ganz Svalbard.