2014 will Russland seine militärische Präsenz in der Arktis erweitern und dazu ein neues Kommando einrichten, das die nationalen Interessen in der Arktis verteidigen soll. Dies beinhaltet sowohl den Schutz militärischer Einrichtungen und ziviler Schiffe als auch die Absicherung des Zugangs zu den natürlichen Ressourcen in der Region.
Die neu etablierte Struktur trägt den Namen „Northern Fleet – United Strategic Command“ (SF-OSK), sie soll den Status eines Militärbezirks haben, auch wenn sie offiziell nicht so genannt wird. Bislang ist das russische Militär in vier großen Bezirken organisiert: West, Süd, Zentral und Ost.
Hauptbestandteil des SF-OSK wird die russische Nordflotte sein, die in der Region um Murmansk, nahe der norwegischen Grenze stationiert ist. Sie soll aus dem „Westlichen Militärbezirk“ ausgegliedert und in das neue SF-OSK integriert werden, ebenso wie weitere Einheiten aus dem Norden Russlands. Neue Streitkräfte sollen auf Novaya Semlya, den Neusibirischen Inseln und Franz-Josef Land stationiert werden.
Die strategische Neuausrichtung des russischen Militärs muss auch vor dem Hintergrund der jüngeren Rohstoffexplorationen in der Arktis gesehen werden. Auf dem arktischen Schelf werden 30% der weltweit unentdeckten Gas- und 15% der Ölvorkommen vermutet. Ebenso wie andere Länder in der Region verteidigt Russland hier seine ökonomischen Interessen, die russische Regierung macht daraus kein Geheimnis. Vorschlägen, die Arktis, ähnlich wie die Antarktis, unter internationale Kontrolle zu stellen beziehungsweise dort überregionale Schutzgebiete einzurichten, erteilte der russische Präsident Vladimir Putin noch im Oktober letzten Jahres eine klare Absage.
Bukhta Tikhaya, eine bereits 1959 aufgegebene Station auf Hooker Island (Ostrov Gukera), Franz Josef Land. 2014 wird Russland in der Arktis wieder stärker präsent sein.
Der Rückgang des arktischen Meereises gilt als ein Beschleuniger des Klimawandels, denn die hellen Eisflächen reflektieren das Sonnenlicht stärker als die vergleichsweise dunklen Wasserflächen. Das Eis kann bis zu 90% der Sonnenenergie ins All zurückstrahlen, während Wasser einen großen Teil der Energie aufnimmt und sich und die darüber liegende Luft erwärmt.
Führt nun eine durch andere Effekte hervorgerufene Erwärmung zum Abschmelzen des Eises, so bewirkt dies wiederum eine weitere Erwärmung und das Eis schmilzt noch schneller. Die Effekte verstärken sich gegenseitig, man spricht von positiver Rückkopplung. Umgekehrt funktioniert dies natürlich genauso: Würde sich durch niedrigere Temperaturen die mit Schnee und Eis bedeckte Fläche ausdehnen, würde dies eine weitere Abkühlung bewirken.
Die Fähigkeit von Oberflächen, Strahlung zu reflektieren, wird durch die Albedo ausgedrückt, eine Zahl, die den Anteil der reflektierten Strahlung in Prozent angibt.
Forscher der University of California in San Diego konnten nun mithilfe von Satellitenmessungen bestätigen, dass die Albedo nördlich des 60. Breitengrades sinkt und dass dies mit dem Rückgang des Meereises in Zusammenhang steht. Die Messungen ergaben ein Absinken der Albedo von 0,52 auf 0,48 in den Jahren zwischen 1979 und 2011. Statt 52% werden also mittlerweile nur noch 48% der Sonnenstrahlung in der Arktis reflektiert. Dies entspricht einer zusätzlich absorbierten Sonnenenergie von durchschnittlich ca. 6,4 Watt pro Quadratmeter (W/m²) seit 1979. Hochgerechnet auf die gesamte Erdoberfläche ergibt dies eine zusätzliche Energieaufnahme von 0,21 W/m², ein Viertel des Wertes, der dem CO2 Anstieg im selben Zeitraum (0,8 W/m²) zugerechnet wird.
Die gemessenen Werte liegen damit deutlich über denen, die bisher durch Schätzungen und Modellrechnungen angenommen wurden.
Ein weiteres Ergebnis der Messungen ist, dass die Albedo auch auf solchen Flächen gesunken ist, die ganzjährig von Meereis bedeckt sind. Eine Erklärung hierfür ist die zunehmende Bildung von Schmelzwasserflächen auf dem Eis, die ihrerseits mehr Sonnenenergie aufnehmen und eine entsprechende Erwärmung bewirken.
Schmelzendes Fjordeis im Liefdefjord.
Quellen: Spiegel Online Wissenschaft, Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America (PNAS)
Am Donnerstag (20. Februar) wird in Barentsburg die Rückkehr der Sonne gefeiert, die sich zum ersten Mal seit Ende Oktober wieder über den Bergen zeigt. In Longyearbyen muss noch bis zum 08. März gewartet werden, da der Blick nach Süden deutlich stärker von Bergen verstellt ist.
Eine passende Gelegenheit für ein paar Informationen zu Polarnacht und Polartag. Die grundlegende Himmelsmechanik mit der Neigung der Erdachse, die zur Entstehung von Polartag und Polarnacht führt, ist sicher allgemein bekannt. Wahrscheinlich auch, dass durch Brechung des Lichts in der Atmosphäre der Polartag immer etwas länger ist als die Polarnacht: Die Sonne ist oft über dem Horizont sichtbar, wenn sie tatsächlich direkt unter dem Horizont steht. Die Stärke dieses Effekts variiert je nach Wetterlage. Nach einer frühen Beschreibung des Effekts bei der Überwinterung von Barents auf Novaya Zemlya (1596-76, die Reise, auf der auch Spitzbergen entdeckt wurde) wird dieses Phänomen auch als Novaya-Zemlya-Effekt bezeichnet.
Soweit so gut. Dennoch sollte die Polarnacht in Arktis und Antarktis zwar um ein halbes Jahr versetzt im Winter der jeweiligen Halbkugel, aber dennoch auf gleicher Breitenlage gleich lang sein. Denkt man. Ist aber nicht so. In der South Polar Times, Ausgabe 1 vom April 1902 (Expeditionszeitung von Scotts erster Antarktis-Reise mit der Discovery, Herausgeber: Ernest Shackleton, erschienen auf der Discovery im McMurdo Sound) steht das so (übersetzt): Der Südpolarwinter ist fast acht Tage länger als der Nordpolarwinter. Dies ist so, da sich die Erde im ersten Fall weiter weg von der Sonne befindet (Aphelion), und sich daher langsamer auf ihrer Umlaufbahn bewegt. Im Nordwinter ist die Erde näher an der Sonne (Perihelion), und bewegt sich daher schneller.“
Der Grund ist das 2. Keplersche Gesetzt, das besagt: Ein von der Sonne zum Planeten gezogener „Fahrstrahl“ überstreicht in gleichen Zeiten gleich große Flächen. (Zitat aus Wikipedia). Somit bewegt sich die Erde schneller auf ihrer Umlaufbahn, wenn sie näher an der Sonne ist. Das ist im Winter der Nordhalbkugel der Fall. Logo, oder?
Somit verbringt die Erde weniger Zeit in dem Teil der Umlaufbahn, der der Arktis die Polarnacht beschert. Im Südwinter hingegen ist sie langsamer und verbringt daher mehr Zeit in der Position, welche der Antarktis die Polarnacht bringt.
Wie groß ist der Effekt? Die Länge der Polarnacht beträgt
auf 80°Nord: 122 Tage (21 Oktober – 20. Februar)
auf 80°Süd: 128 Tage (18. April – 24. August)
Der Unterschied beträgt also immerhin sechs Tage! Die Werte lassen sich auf der Seite des US Naval Observatory berechnen.
Hut Point, wo die South Polar Times 1902 erstmalig erschien, liegt auf 77°47’S, also 133 Meilen nördlich des 80. Breitengrades. Somit sind die dort angegebenen acht Tage Unterschied etwas übertrieben, aber auf den Pol selbst trifft das beinahe zu.
Polarnacht in Nord und Süd auf gleicher Breite sind somit nicht gleich lang.
Für fachliche Information und den Hinweis auf das US Naval Observatory danke ich Andreas Kaufer.
Das letzte Sonnenlicht direkt vor Beginn der Polarnacht in Barentsburg, 22. Oktober.
Wie in den vergangenen Jahren, soll sich auch in diesem Jahr der Zweimaster Noorderlicht im Eis des Tempelfjord einfrieren lassen und dort während der Wintersaison als Ausflugsziel für Hunde- und Motorschlittentouren dienen. Leider fehlt bislang das Eis und so wartet das Schiff noch auf seinen Einsatz. Ähnlich wie im letzten Jahr drücken südliche Winde viel warmes Wasser in den Isfjord, an dessen östlichem Ende der Tempelfjord liegt. Dazu kommen ungewöhnlich hohe Temperaturen, die seit Wochen um den Gefrierpunkt liegen und Spitzbergen einen der wärmsten Winter seit Beginn der Aufzeichnungen bescheren. Die Reiseveranstalter hoffen nun auf niedrigere Temperaturen, sodass die Saison Ende Februar, wenn die ersten Touristen kommen, wie geplant starten kann. Im letzten Jahr war es ab März kälter und das „Boot im Eis“ konnte seinen Dienst rechtzeitig aufnehmen.
Gegen einen jahrelangen Trend ist die Einwohnerzahl in Longyearbyen im letzten Jahr um 47 auf 2043 zurück gegangen. Dies geht aus dem Jahresbericht des Sysselmannen für das Jahr 2013 hervor. Wie die Svalbardposten berichtet, sind unter den 47 allein 17 Kinder im Vorschulalter, immerhin 36%.
Im Vergleich zu ähnlich großen Orten auf dem norwegischen Festland kann die Einwohnerzahl in Longyearbyen relativ stark variieren, denn wer in Longyearbyen als Einwohner registriert ist, lebt dort üblicher Weise für eine begrenzte Zeit, meistens im Rahmen einer beruflichen Tätigkeit. Die Arbeitsverträge sind befristet, Wechsel unter den Mitarbeitern sind häufig erwünscht und viele zieht es nach einer Saison wieder zurück aufs Festland. Mit einer hohen Fluktuation muss also gerechnet werden.
In den letzten Jahren war die Einwohnerzahl jedoch stetig gestiegen, im Jahr 2010 lag sie bei 1966, in 2011 bei 2063 und in 2012 bei 2090. So wird die Nachricht über den Bevölkerungsrückgang von Seiten der Lokalverwaltung auch mit Gelassenheit aufgenommen, von einem negativen Langzeittrend wird nicht ausgegangen.
In Svalbardposten wird über mögliche Gründe für die aktuell niedrigere Einwohnerzahl spekuliert: Es werden Umstrukturierungen bei der Bergbaugesellschaft Store Norske genannt, die zu Personalabbau geführt hatten. Außerdem lässt der relativ hohe Rückgang bei Kindern im Vorschulalter darauf schließen, dass überdurchschnittlich viele Personen ohne Familie zugezogen sind. Da der Stichtag für die Bestimmung der Einwohnerzahl jeweils der 31.12. jeden Jahres ist, kann zudem damit gerechnet werden, dass sich die Abweichung im Laufe des Jahres wieder relativiert.
Der Sysselmannen veröffentlicht in seinem Jahresbericht die Einwohnerzahlen für ganz Spitzbergen, also nicht nur für Longyearbyen, sondern auch für die Siedlungen Ny Ålesund (34) und Barentsburg (419), den Hotelbetrieb auf Kapp Linné (Isfjord Radio) (1), die vier Trapperstationen Kapp Wijk (1), Akseløya (1), Kapp Schollin (1) und Farmhamna (1) und für die polnische Polarstation am Hornsund (10). Die Beschäftigten im Kohlebergbau in Sveagruva, Svea Nord und Lunckefjell gelten als Pendler und haben ihren Wohnsitz in Longyearbyen oder auf dem Festland. Durchschnittlich waren dort im letzten Jahr 208 Personen beschäftigt.
Hat derzeit ein paar Schüler weniger als sonst: Die Schule in Longyearbyen.
In Spitzbergen kommt nach der Polarnacht langsam das Licht zurück, aber es dauert noch etwa 2 Wochen, bis die Sonne es tatsächlich wieder über den Horizont schafft. Während es der Jahreszeit entsprechend im hohen Norden eher ruhig ist, ist die Zeit passend, um bislang Liegengebliebenes in die Tat umzusetzen: Die zahlreichen Panoramabilder, die 2014 in Spitzbergen entstanden sind, wollen umgesetzt und an passender Stelle auf Spitzbergen.de gezeigt werden. Die landeskundlichen Seiten sollen durch Fotogalerien aufgewertet werden.
Beides dauert seine Zeit, aber es gibt eine Reihe von Fortschritten. Abgeschlossen (soweit man bei einer solchen Webseite überhaupt von von „fertig“ reden kann) ist die Spitzbergen.de-Landeskundeseite vom Lomfjord. Diese hat nun sowohl eine Fotogalerie als auch mehrere 360-Grad-Panoramen bekommen.
Wer sich Panoramen und Fotogalerie ohne viel Text drumherum anschauen will, findet die gleichen Bilder auch ohne Rolfs Geologie- und sonstiges Geschwafel an diesen Stellen: Fotogalerie und Panoramen.
Dies sind nur Beispiele für eine Entwicklung, die letztlich zur Darstellung aller Landesteile der ganzen Inselgruppe Spitzbergen (sowie Jan Mayen, Grönland, Antarktis) mit regional sortierten Panoramen und Fotogalerien führen wird. Es wird sich also immer wieder lohnen, vorbeizuschauen. Insbesondere die Panoramen sind mit sehr viel Aufwand verbunden und das Ergebnis ist frei und ohne jegliche Anmeldung etc. auf Spitzbergen.de zu sehen, die Seiten und der Inhaber freuen sich aber über Verlinkung bzw. Weitergabe der Links an Interessierte und „Gefällt mir“ Klicks sowie Feedback. Wer die Webseite darüber hinaus unterstützen will, findet rechts sicher ein passendes Buch oder den Kalender, über den sich bestimmt jemand freut … 🙂
Blick auf den Lomfjord, der nun auf Spitzbergen.de umfangreich mit Fotogalerie und 360-Grad-Panoramen vorgestellt wird.