Die Bucht Kvalvågen liegt an der Ostküste Spitzbergens. Im Winter kommt man mit Motorschlitten von Sveagruva aus recht schnell dorthin (dürfen aber nur Einwohner oder Leute mit spezieller Genehmigung), im Sommer ist die Ostküste viel schwieriger zu erreichen und viel abgelegener, obwohl die Distanzen natürlich die gleichen bleiben. Das felsige Ufer bietet nicht gerade viele gute Landestellen und ist kaum geschützt, so dass Landgänge nur bei ruhiger See möglich sind.
Landestelle am Boltodden an einer nicht gerade gut zugänglichen Felsküste.
Die Uferfelsen sind auch geologisch interessant, es handelt sich um Deltaschüttungen von Flüssen, die vor rund 130 Millionen Jahren (Unterkreide) ihren weiten Mündungsbereich über große Teile Spitzbergens hinweg aufgebaut haben, so wie heute das Mississippidelta. Dieser Sandstein ist auch aus dem Isfjord bekannt, vom Bohemanneset (wo man auch sehr schön die zugehörigen Kohleflöze sehen kann) oder von Festningen westlich des Grønfjord, woher dieser „Festningen-Sandstein“ auch seinen Namen hat.
Steilküste am Berg Kvalhovden (Blick von Osten) mit Schichten aus der Unterkreide: Helvitiafjellet-Formation mit Festningen-Sandstein unten, darüber die Carolinefjellet-Formation mit feinkörnigeren, dunkleren Anlagerungen. Interessant sind die „growth faults“ (einen deutschen Begriff kenne ich dafür nicht) im unteren Bereich: Rutschungen der halb verfestigten Sandsteinblöcke innerhalb einer noch wenig verfestigten Umgebung. Hat also mit Schwerkraft zu tun und nicht mit Tektonik.
Wer es genau wissen will: der Festningen-Sandstein gehört zur HelvetiafjelletFormation (nach einem Berg im Adventdalen) und diese wiederum zur übergeordneten Adventdalen Gruppe, das sind alles lokale stratigraphische Bezeichnungen. International wird die Zeit der Ablagerung des Festningen-Sandsteins als Barremium bezeichnet, das war vor 130,7 bis etwa 126,3 Millionen Jahren, was in die untere Kreide gehört. Das sollte man sich für alle Fälle mal merken 😉
Detail vom Festningen-Sandstein mit gut sichtbarer Schrägschichtung. Uferfelsen am Boltodden, Kvalvågen.
Lagune mit moosbewachsenem Ufer im küstennahen Flachland am Boltodden.
Hütte am Boltodden, Kvalvågen, Blick nach Westen.
Und noch mal, weil es so schön ist: Die alte Hütte am Boltodden, Kvalvågen. Blick nach Westen mit der Lagune im Vordergrund und den Gletschern (Strongbreen) im Hintergrund.
Diese ältere Hütte steht als Ruine nah am Ufer. Vermutlich wurde sie 1923 von der britischen Northern Exploration Company (NEC) gebaut, um Anspruch auf das Gebiet erheben zu können, was man später Kohle oder andere Rohstoffe entdecken würde.
Diese neuere Hütte steht etwas weiter entfernt von der Küste. Im Frühjahr 2014 wurde sie beschädigt, vermutlich von einer Schneelawine. Hoffentlich wird sie wieder repariert.
Hütte einer älteren Ruine am Boltodden, Kvalvågen. Wahrscheinlich wurde sie 1909 von den Jägern Einar Johan Pedersen und Arne Jensen Sommerø gebaut. Sommerø erfroren während des folgenden Winters mehrere Zehen, so dass er sie amputieren musste. Später wurden sie in der Hütte im Fenster gefunden. Als im Sommer 1910 kein Schiff zur Abholung kam, legten Sommerø und Pedersen die weite Strecke ums Südkap zum Isfjord und nach Longyearbyen (das damals noch Longyear City hieß) im offenen Ruderboot zurück.
Ein kleiner Gang ins Kvalhovddalen und ein Anstieg von etwa 250 Metern führen auf den Bergrücken Kvalhovden und damit zu einem grandiosen Aussichtspunkt. Im Osten liegt der weite Storfjord mit der Edgeøya am Horizont. Im Süden und Norden erstreckt sich die Ostküste Spitzbergens, im Westen liegt der stark zurückgegangene Strongbreen. Am schönsten ist aber die felsige Küstenlandschaft, die direkt zu den Füßen des Betrachters liegt.
Die beiden letzten Panoramen (oben und unten) stammen vom Sporodden, nur wenige hundert Meter weiter östlich. Der Name „Sporodden“ (Spuren-Landspitze) erinnert an die Dinosaurierspuren, die Geologen gefunden haben; allerdings am Boltodden. Als die Dinosaurier hier auf dem Festningen-Sandstein herumspazierten, war dieser noch weicher Sand, über den träge Flüsse zwischen sumpfigen, waldbestandenen Ufern flossen (Unterkreide, s.o.). Auch wenn die Dino-Spuren sich nicht am Sporodden befinden, findet man dort eine erstaunliche, schöne Landschaft mit beeindruckenden Uferfelsen und pilzförmigen, verwitterten Sandsteintürmen, die den Besucher gedanklich in den amerikanischen Westen versetzen könnten, wenn es nur ein paar Grad wärmer wäre.
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