Treibeis, Packeis und Fjordeis in Spitzbergen
Zunächst eine kleine Begriffsklärung: Alles Eis, das im Wasser schwimmt, fällt unter Treibeis, im weiteren Sinne also auch Eisberge. Im engeren Sinne versteht man darunter aber Eis, das aus gefrorenem Meerwasser entsteht, also flache Eisschollen. Sind die Eisschollen von Wind und Strömung so stark zusammengeschoben, dass sie sich überall berühren und nicht einzeln frei treiben, spricht man von Packeis.
Die Verteilung des Treibeises in Spitzbergen ist von zwei Meeresströmungen beeinflusst: Der West-Spitzbergen-Strom („Golfstrom“) hält die Westküste Spitzbergens bis zur Nordküste weitgehend eisfrei, wobei es von Jahr zu Jahr stark variiert, bis wohin der Einfluss reicht. Manchmal ist im Frühjahr die gesamte Nordküste blockiert, in anderen Jahren bleibt sie bis zu den Sjuøyane eisfrei. Die zentrale Westküste mit Isfjord und Kongsfjord ist fast das ganze Jahr über schiffbar.
Der Osten Svalbards hingegen wird von kalten Meeresströmungen aus dem Nordosten beeinflusst und hat bis in den Sommer viel Treibeis. Diese Treibeismassen driften im Süden um das Südkap der Hauptinsel Spitzbergen (Sørkapp) herum und an der Westküste nach Norden. Daher haben die südlichen Fjorde Spitzbergens, insbesondere der Hornsund, selbst im Frühsommer oft noch Treibeis, während der Nordwesten schon längst eisfrei ist. Einzelne Treibeisfelder können auch im Sommer bis in den Isfjord driften, was allerdings nicht häufig vorkommt. Die Fjorde frieren im späteren Winter (Februar/März) weitgehend zu, der große Isfjord bleibt aber in den meisten Jahren mittlerweile weitgehend offen.
Treibeis im Südosten von Svalbard, bei der Edgeøya.
Die tatsächliche Entwicklung ist von Jahr zu Jahr stark unterschiedlich. Es kann vorkommen, dass sogar die Kvitøya im fernen Nordosten schon Ende Juni zugänglich ist (z.B. 2006). Aber 2014 wurde der Osten des Nordaustland überhaupt nicht eisfrei. Vergleicht man aber die Entwicklung über 20-30 Jahre, bleibt kein Zweifel, dass abgelegene Inseln im Nordosten nun viel häufiger zu erreichen sind als um 1990. Noch im Jahr 2000 hat man Umrundungen Spitzbergens erst ab Mitte Juli geplant, während man mittlerweile schon Anfang Juli oder sogar Ende Juni schon Chancen hat, die Hinlopenstraße zu passieren und Spitzbergen so zu umrunden. Diesen Trend belegen auch die Daten von Wissenschaftlern: das Treibeis ist kräftig geschrumpft, sowohl in der Fläche als auch in der Dicke. Früher waren Eisschollen bei Spitzbergen im Durchschnitt 1,20 m dick, heute sind es eher 80 cm.
Viel dicker ist das Eis allerdings dort, wo Eisschollen gegeneinander gepresst wurden. Dann werden die Ränder zu Presseisrücken aufgeworfen. Das sind lange, schmale „Gebirgsrücken“ aus Eistrümmern. Presseisrücken können mehrere Meter hoch sein, im Nordpolarmeer kommen 12-15 m Höhe vor. Solche mächtigen Presseisrücken haben isostatische Wurzeln, sie ragen mit anderen Worten nicht nur nach oben in die Luft, sondern auch etliche Meter nach unten ins Wasser.
Winterlicher Presseisrücken im Storfjord, vor der Ostküste von Spitzbergen.
Das Fjordeis zählt nicht zum Treibeis. Es wird auch Festeis genannt, da es fest mit dem Ufer verbunden in den Buchten und Fjorden liegt und nicht mit Wind und Strömung treibt. Es wird nur leicht von den Gezeiten gehoben und gesenkt, so dass es am Ufer immer Randspalten gibt, wo man das Eis an stillen Tagen manchmal arbeiten hören kann. Das Fjordeis ist relativ eben. Traditionell frieren die kleineren Fjorde auch an der Westküste Spitzbergens zu, darunter der Adventfjord bei Longyearbyen und der Tempelfjord in der Nähe davon. Allerdings ist der Adventfjord nun schon seit Jahren nicht mehr zugefroren, und im Tempelfjord wollte sich das Eis 2014 auch nicht so recht legen. Der Verlust an Fjordeis ist sehr schlecht für viele Tiere, etwa Ringelrobben, die auf dieses Eis angewiesen sind, um ihren Nachwuchs zur Welt zu bringen.
Solides Fjordeis im Tempelfjord, Anfang Mai 2013.
Der große Isfjord ist auch im frühen 20. Jahrhundert nur unregelmäßig komplett zugefroren. Das ist auch nach 2000 noch passiert, nun aber seit einigen Jahren nicht mehr.
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