Die meisten Siedlungen Spitzbergens liegen im Isfjord. Im Bild: Longyearbyen.
Allgemeines
Der Isfjord ist mit einer Länge von über 100 km und vielen Verzweigungen der größte Fjord Spitzbergens. Landschaftlich ist er sehr abwechslungsreich, und er hat eine lange und vielfältige Geschichte. Im Isfjord liegen die meisten Siedlungen Spitzbergens.
Das Klima ist für Svalbard-Verhältnisse sehr günstig, da der Golfstrom den Fjord lange eisfrei und die Temperaturen recht hoch hält. Der Effekt zunehmender Kontinentalität mit wärmeren Sommern und kälteren Wintern von der Westküste bis hin in die innersten Verzweigungen ist mess- und sichtbar.
Während der Isfjord im frühen 20. Jahrhundert regelmäßig im Winter komplett zufror, geschieht dies heute nur noch selten in besonders kalten Jahren. Im Isfjord konzentrieren sich heute die meisten menschlichen Aktivitäten mit entsprechendem Druck auf die Umwelt. Dazu gehören Bergbau, ein mittlerweile recht vielfältiger Tourismus inklusive starken Motorschlittenverkehrs im späten Winter (Ende Februar-Anfang Mai) und expandierende Siedlungen.
Im Isfjord gibt es eine Reihe von Naturschutzgebieten, inklusive mehrerer Vogelschutzgebiete, in denen der Zutritt saisonal (15. Mai bis 15. August) untersagt ist. Besorgen Sie sich die aktuellen Informationen im Reiseführer (oben) oder bei der norwegischen Verwaltung (Sysselmannen) – es gibt im Gelände keine Hinweisschilder, sichtbare Grenzen etc., aber Verstöße gegen die Vorschriften ziehen entsprechende Umweltschäden und empfindliche Strafen (Geldbuße, im Extremfall Freiheitsstrafe) nach sich. Dieser Hinweis gilt für ganz Svalbard.
Geologie
Vielfältig: Die gesamte Geologie Spitzbergens vom alten Grundgebirge über die devonischen Old-Red-Sandsteine und Konglomerate sowie die permokarbonen Karbonate und mitunter Sulfate (Anhydrit und Gips) bis zum mesozoisch-alttertiären, sedimentären Deckgebirge ist vertreten. Aufgrund der Verstellung der Schichten stehen im Eingangsbereich des Isfjord recht vollständige Schichtfolgen vom prädevonischen Grundgebirge bis ins Alttertär auf Strecken von nur wenigen Kilometern an, was die Erdgeschichte hier gut erwanderbar macht (Festningen-Profil). Im Westen sind die Gesteine im Alttertiär (Alpidische Phase) stark verstellt und deformiert worden, während die Schichtung im Osten weitgehend unverstellt und horizontal ist. Es gibt jedoch versteckte Verkürzungen vorkommen, die manchmal schichtparallel in homogenen Tonsteinpaketen verlaufen und somit kaum sichtbar sind, aber teilweise mit bedeutender horizontaler Krusteneinengung einhergehen. Siehe jeweils in den Seiten zu den einzelnen Fjorden und Regionen (klicken Sie hierzu auf die Karte).
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Landschaft
Sehr abwechslungsreich aufgrund der geologischen und klimatischen Vielfalt. Weite Küstenebenen im Westen, hinter denen sich eine vergletscherte, alpine Bergwelt mit spitzen Gipfeln und Graten erhebt. Weiter im Osten wandelt sich das Bild hin zu Plateaubergen mit weitläufigen Hochebenen in 400-700 Metern Höhe, aus denen einzelne Zeugenberge bis über 1000 müNN aufragen. Zentrale Teile Spitzbergens, vor allem das Nordenskiöld-Land (Westküste zwischen Isfjord und Bellsund bis zur Ostküste) von Barentsburg über Longyearbyen bis zur Ostküste weisen große, eisfreie Täler mit weiten Tundraflächen auf, ähnlich auch das Dickson-Land zwischen Dicksonfjord und Billefjord sowie untergeordnet auch das Bünsow-Land zwischen Billefjord und Tempelfjord. Nirgendwo sonst in Spitzbergen gibt es so viele, große, nicht-vergletscherte Täler wie hier, die sich gut für längere Wandertouren eignen – als Schwierigkeit stellen sich allerdings dabei die Flüsse in den Weg, deren Querung schwierig und gefährlich bis unmöglich sein kann.
Typische Landschaftselemente auf der Nordseite des Isfjord, hier in der Ymerbukta:
flache Tundra (vorn), Moräne (Mitte), Gletscher und schroffe Berge.
Das Nordenskiöld-Land zwischen Isfjord und Bellsund zählt zu den am schwächsten vergletscherten Regionen Spitzbergens, während die Isfjord Nordseite deutlich stärker vergletschert ist und eine Reihe von Kalbungsfronten hat.
Gletscher im Isfjord (Sveabreen).
Flora und Fauna
Die Flora ist für Spitzbergen-Verhältnisse sehr reich, es gibt große Tundrengebiete vor allem in den Küstenebenen sowie in den großen, eisfreien Tälern. Z.B. gehören das Colesdalen und das Reindalen zu den biologisch produktivsten und wertvollsten Tundrengebieten Spitzbergens, mit großer Artenvielfalt und flächendeckender, teilweise fast kniehoher Vegetation und großen Rentier- und Fuchsbeständen. Im Isfjord gibt es eine Reihe kleinerer und größerer Seevogelkolonien an steilen Berghängen mit Dickschnabellummen, Dreizehenmöwen und stellenweise auch einigen der in Svalbard seltenen Papageitauchern. Eisbären sind in jüngeren Jahren häufiger geworden und werden mittlerweile auch mehr oder weniger regelmäßig in der Nähe der Siedlungen gesehen, so dass die auch sonst geltenden Sicherheitsroutinen (v.a. ausreichende Bewaffnung und entsprechende Erfahrung) hier ebenfalls strikt zu beachten sind.
Geschichte
Lang und vielfältig. Es gibt in Isfjordnähe einige Überreste von Jagdsiedlungen der Pomoren, die möglicherweise schon in Benutzung waren, bevor der Holländer Willem Barentsz Spitzbergen 1596 offiziell entdeckte. Der Name ‘Ice Sound’, norwegisch Isfjord, wurde 1610 von dem englischen Walfänger Jonas Poole gegeben, »because it was covered with Ice«. Diverse wissenschaftliche Expeditionen haben den Isfjord im späten 19. und 20. Jahrhundert immer wieder aufgesucht; zu viele, als dass ihre Nennung hier im Einzelnen möglich wäre. Norwegische Trapper haben seit dem späten 19. Jahrhundert hier ihre Reviere gehabt; eine Tradition, die bis heute fortgeführt wird. Legendäre Persönlichkeiten wie Hilmar Nøis und Arthur Oxaas haben in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts für viele Jahre ihre Stationen im Isfjord gehabt. Die Trapperhütte Fredheim ist ein bekanntes Beispiel. Im späten 19. Jahrhundert begann der Bergbau mit einer Reihe von Bergwerken im Isfjord, wobei viele über die Exploration bzw. einen kleinen Probebetrieb nicht hinauskamen. Die heutigen Siedlungen im Isfjord (noch in Benutzung: Barentsburg, Longyearbyen) gehen auf Bergbau zurück.
Weitere Details zu den einzelnen Fjorden, Siedlungen etc. finden Sie auf den einzelnen Seiten – klicken Sie hierzu oben auf die Karte oder auf die Links.
Galerie Isfjord
Hier gibt es noch ein paar kleine Eindrücke aus dem Isfjord. Wie oben erwähnt – mehr Stoff gibt es auf den Seiten zu den einzelnen Buchten, Orten etc.
Hütten gehören zu den Sehnsuchtsorten in Spitzbergens schöner Landschaft. Auch wenn Auge und Aufmerksamkeit vor allem auf die Natur gerichtet sind, lassen die meisten sich von den spannenden Geschichten von Entdeckern und Expeditionen, Abenteurern und Trappern faszinieren. Jede dieser Hütten erzählt stumm ein kleines Kapitel der ganzen Geschichte. Das Buch und das Poster “Svalbardhytter”, entstanden auf der Basis von Material, das über viele Jahre auf Dutzenden von Spitzbergen-Reisen gesammelt wurde, machen diese spannenden Orte für alle einfach zugänglich.
Mit dabei sind Hütten von abgelegenen Ruinen bis zu “berühmten” Trapperhütten wie Fredheim im Tempelfjord und Bjørneborg auf der Halvmåneøya. Die Haudegen-Station ist ebenso dabei die die Würzburger Hütte und das Hammerfesthaus, das älteste Häuschen von ganz Svalbard.