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Raudfjord-Liefdefjord-Woodfjord

Karte Nordwest-Spitzbergen: Raudfjord, Liefdefjord, Woodfjord

Es gibt mitt­ler­wei­le über die­ses Gebiet meh­re­re Sei­ten zu den ein­zel­nen gro­ßen Fjor­den, die die­se Sei­te erset­zen. Die neu­en Sei­ten bie­ten neben der höhe­ren geo­gra­phi­schen Auf­lö­sung (ein Fjord pro Sei­te) mehr Infor­ma­ti­on und mehr und bes­se­re Bil­der.

Zum Raud­fjord und zum Lief­defjord gibt es auch jeweils eine eige­ne schö­ne Sei­te, aber zum Wood­fjord noch nicht (kommt auch noch).

All­ge­mein: Land­schaft­lich sehr reiz­vol­le und abwechs­lungs­rei­che Fjord­re­gi­on an der Nord­küs­te Spitz­ber­gens. Die Gegend ist meist schon recht früh im Som­mer zugäng­lich, da der Golf­strom hier noch spür­ba­ren Ein­fluss hat, aller­dings kann Fjord­eis noch die Buch­ten und Küs­ten blo­ckie­ren. Der grö­ße­re Teil der Regi­on (Raud­fjord, Lief­defjord) liegt im Nord­west-Spitz­ber­gen-Natio­nal­park und ist ent­spre­chend geschützt.

Geo­lo­gie: Viel­fäl­tig. In wei­ten Tei­len vor allem um den Raud- und Lief­defjord her­um ste­hen Gnei­se, Mar­mo­re etc. des Grund­ge­bir­ges an. Teil­wei­se gibt es auch hier noch Res­te der Becken­fül­lung des Andrée-Land-Gra­bens, in dem devo­ni­sche Sand­stei­ne und Kon­glo­me­ra­te erhal­ten sind. Die­se Sedi­men­te sind stark durch kom­pres­si­ve Tek­to­nik defor­miert, aber nicht meta­morph, die Gesamt­mäch­tig­keit beträgt min­des­tens 7-8 km. Eini­ge Tei­le die­ses Sedi­ment­sta­pels sind durch Eisen­oxid schön röt­lich-braun gefärbt, daher die Bezeich­nung »Old Red«. Die rote Fär­bung geht auf Eisen­oxi­de zurück (Häma­tit), die unter wech­sel­feuch­ten Bedin­gun­gen in tro­pisch-sub­tro­pi­schem Kli­ma ent­ste­hen. Als die Sedi­men­te vor über 350 Mil­lio­nen Jah­ren abge­la­gert wur­den, befand sich Spitz­ber­gen (als Teil einer grö­ße­ren Plat­te) noch kurz süd­lich des Äqua­tors! Im Bereich Raudfjord/Liefdefjord beschrän­ken sich die­se Old-Red-Sedi­men­te auf eini­ge Teil­be­rei­che, vor allem jeweils auf der Ost­sei­te, wäh­rend die fla­che Reins­dyr­flya sowie die Umge­bung des Wood­fjords aus­schließ­lich aus Old Red bestehen (das aller­dings nicht immer rot ist). Die Umge­bung des Bock­fjord wie­der­um weist über­wie­gend Grund­ge­birgs­ge­stein auf, teil­wei­se auch Old Red.

Devo­ni­sches Old Red im inne­ren Wood­fjord.

Als geo­lo­gi­sche Beson­der­heit gibt es hier die Rui­ne des jung­quar­tä­renVul­kans Sver­ref­jel­let, wo es auch noch ein paar lau­war­me Quel­len gibt.

Die Vulkanruine Sverrefjellet, Bockfjord, Woodfjord

Die Vul­kan­rui­ne Sver­ref­jel­let (Bild­mit­te) im Bock­fjord, einem Neben­arm des Wood­fjord.

Buch­emp­feh­lung für wei­te­re, aus­führ­li­che und all­ge­mein­ver­ständ­li­che (ja, wirk­lich) Infor­ma­ti­on zu den The­men Geologie/Landschaft.

Land­schaft: Das Land­schafts­bild ist dank der viel­fäl­ti­gen Geo­lo­gie sehr abwechs­lungs­reich. Im Bereich der Old Red Sedi­men­te, vor allem auf der Ost­sei­te des Lief­defjords bzw. v.a. des Wood­fjords, geben die wei­chen, schön gefärb­ten Sand­stei­ne und Kon­glo­me­ra­te der Land­schaft run­de For­men und war­me Far­ben. In die­sen Berei­chen ist die Ver­glet­scherung wegen der gerin­ge­ren Durch­schnitts­hö­he sowie wegen der Lage im Nie­der­schlags­schat­ten der Gebir­ge im Wes­ten gering und auf ein­zel­ne Tal­glet­scher beschränkt.

Devonisches Old Red, Bockfjord, Woodfjord

Das aus dem Devon stam­men­de Old Red im Bock­fjord mit sei­nen schö­nen, war­men Far­ben.

Die Grund­ge­birgs­ge­stei­ne, v.a. auf der West­sei­te des Lief­defjords, sor­gen für ein wild-alpi­nes Geprä­ge mit spit­zen Gip­feln; hier ist die Ver­glet­scherung deut­lich stär­ker, mit einem weit­ver­zweig­ten Netz von mit­ein­an­der ver­bun­de­nen Tal­glet­schern. Aus dem hoch­ge­le­ge­nen Inne­ren Nord­west­spitz­ber­gens fließt der gro­ße Mona­co­b­reen (-glet­scher) in den Lief­defjord, des­sen kilo­me­ter­lan­ge, von schrof­fen Ber­gen ein­ge­rahm­te Abbruch­kan­te ein Höhe­punkt der Regi­on ist. Die Zeit, wo der Mona­co­b­reen zusam­men mit dem nicht ganz so brei­ten, aber min­des­tens eben­so spek­ta­ku­lä­ren Seli­ger­breen eine gemein­sa­me Abbruch­kan­te bil­de­te, ist nun (2013) aber lang­sam vor­bei: Bei­de sind mitt­ler­wei­le so weit zurück­ge­wi­chen, dass der die­se Glet­scher tren­nen­de Berg Stortingspre­si­den­ten zwi­schen ihnen nun das Ufer bil­det.

Schroffe Landschaft, Liefdefjord

Der Mona­co­b­reen und alpi­ne Berg­land­schaft im inne­ren Lief­defjord.

Flo­ra und Fau­na: Reich­hal­tig. Auf­grund der Lage an der vom Golf­strom beein­fluss­ten west­li­chen Nord­küs­te gibt es schö­ne, far­ben­fro­he Tun­dra. Die­se wird im Bereich der Old Red Sedi­men­te noch durch die fein­kör­ni­gen Ver­wit­te­rungs­pro­duk­te der alten Sand­stei­ne und Kon­glo­me­ra­te unter­stützt, da es hier so etwas wie einen »Boden« gibt oder immer­hin ein fein­kör­ni­ges Sub­strat. Hier gibt es gro­ße Men­gen an Sil­ber­wurz, Rotem Stein­brech und ande­ren Stein­brech­ar­ten wie auch den sel­te­nen Faden­stein­brech, was die Tun­dra ins­ge­samt abwechs­lungs­reich und far­ben­froh erschei­nen lässt, vor allem in Ver­bin­dung mit den braun­ro­ten Old Red Gestei­nen.

Fau­nis­tisch hat die Gegend eben­falls eini­ges zu bie­ten wie gro­ße Men­gen an brü­ten­den Küs­ten­see­schwal­ben und Eide­r­en­ten, wes­halb man sich zur Brut­sai­son, vor allem im Juni und Anfang Juli, sehr vor­sich­tig ver­hal­ten muss und eini­ge der Inseln (Andøya­ne, Stas­jonsøya­ne, Måkeøyane)nur zurück­hal­tend oder mit­un­ter bes­ser gar nicht betre­ten soll­te. Auch Eis­bä­ren zie­hen ger­ne durch die Gegend, um Vogel­nes­ter zu plün­dern, und ein paar Eis­bä­ren schei­nen sich in die­sem Fjord­sys­tem mehr oder weni­ger häus­lich nie­der­ge­las­sen zu haben.

Küstenseeschwalbe, Liefdefjord

Küs­ten­see­schwal­be, Lief­defjord.

Geschich­te: Die Regi­on wur­de von Wal­fän­gern im 17. Jahr­hun­dert regel­mä­ßig besucht, wenn Über­res­te von Land­sta­tio­nen hier auch nicht bekannt sind. Spä­ter, im aus­ge­hen­den 19. sowie 20. Jahr­hun­dert, haben hier viel­fach Trap­per über­win­tert. Die­se Tra­di­ti­on wur­de in Mus­ham­na bis in die jün­ge­re Ver­gan­gen­heit fort­ge­führt, dort hat­te der Nor­we­ger Kjell Reidar Hovels­rud in den spä­ten 1980er Jah­ren eine sehr schö­ne, soli­de Hüt­te gebaut. Die­se ging spä­ter in den Besitz des Sys­sel­man­nen über, der sie noch eini­ge Jah­re lang ver­ge­ben hat an Leu­te, die ein Jahr als Trap­per in der Ark­tis leben woll­ten. Mitt­ler­wei­le ist die­se Trap­per­sta­ti­on aller­dings für die Öffent­lich­keit geschlos­sen. Der west­li­che Teil des Gebie­tes, inklu­si­ve Lief­defjord, ist ohne­hin als Natio­nal­park geschützt. In Mus­ham­na über­win­ter­te Hau­ke Trinks, Phy­si­ker aus Ham­burg, zwei­mal auf sei­nem in der Lagu­ne ein­ge­fro­re­nen Segel­boot Mesuf: 1999-2000 allein und 2010-11 zusam­men mit der Eng­län­de­rin Marie Tiè­che.

Grab, Raudfjord

Grab am Bruce­n­eset im Raud­fjord.

1934-35 über­win­ter­ten im nörd­li­chen Teil des Wood­fjord bei Gråhu­ken auch Chris­tia­ne Rit­ter und ihr Mann Her­mann sowie Karl Niko­lai­sen, ein nor­we­gi­scher Jäger. Wäh­rend die­ser Über­win­te­rung ent­stand der sehr lesens­wer­te Spitz­ber­gen-Klas­si­ker »Eine Frau erlebt die Polar­nacht«.

Hütte von Christiane Ritter bei Gråhuken

Die „Rit­ter­hüt­te“ bei Gråhu­ken.

Die „Rit­ter­hüt­te“ bei Gråhu­ken wur­de bereits in den spä­ten 1920er Jah­ren von Hil­mar Nøis gebaut, einem der bekann­tes­ten Spitz­ber­gen-Vete­ra­nen jener Zeit.

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Letzte Änderung: 07. Dezember 2023 · Copyright: Rolf Stange
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