So
2. Aug
2015
Über den gestrigen Tag breiten wir lieber den Mantel des Schweigens. Viele saure Stunden waren es, die wir damit verbrachten, bei Wind und kräftigem Seegang über den Storfjord zu kreuzen, hin und her, immer die Eiskante in Sicht, in der Hoffnung, eine Durchfahrt zu finden. Was sich zunächst als Öffnung im Eis präsentierte, war dann doch nur eine Bucht, wo der kräftige Wind den Eisgürtel nach Süden getrieben hatte. Die Ostküste von Spitzbergen schien so nahe, der Hornsundtind bereits gut sichtbar, aber doch genauso unerreichbar wie der Mond.
Habenichtbukta – 01. + 02. August 2015
Schließlich stempelten wir den Fall als vorerst hoffnungslos ab und stampften einige Stunden nordostwärts zur Edgeøya, wo wir in der Habenichtbukta einen schönen, kleinen Naturhafen fanden, in dem es sich gut und vor Seegang geschützt ankern ließ. Bald kehrte das Leben wieder zurück auf die kleine Arctica II, verschollen geglaubte Gesichter tauchten wieder auf und das Chaos wurde wieder in einen Zustand versetzt, der Gemütlichkeit und Gebrauch zuließ.
Der Plan, hier abzuwarten, bis der Wind sich deutlich gelegt hatte, stieß auf allgemeine Zustimmung. Es stand auch zu erwarten, dass der kräftige Nordwind den Eisriegel, der nach aller zur Verfügung stehender Information nur ein recht schmaler Streifen war, so zerstreuen würde, dass der Passage zum Südkap beim nächsten Versuch eigentlich nicht zuviel im Weg stehen sollte. Also gab es ein gutes Abendessen und einen gemütlich-geselligen Abend auf dem Schiff, und dann erstmal eine ruhige, lange Nacht mit erholsamem Schlaf J
Foto Hassensteinbukta – 02. August 2015
Das weite Land im Südwesten der Edgeøya ist ein arktischer Traum, und natürlich haben wir einen ausgiebigen Sonntagvormittagsspaziergang gemacht, aus dem doch ein ordentlicher Streifzug geworden ist. Die schöne, farbenfrohe Tundra auf dem flachen Hügelland aus Basaltgestein bietet im Kleinen wie im Großen unendlich viel für Auge und Gemüt; die weiten Tafelberge im Inland geben dem Land den Charakter, der für den Südosten Spitzbergens so typisch ist. Wildes, schönes Land. Farbenfrohe Blümchen, erste Herbstfärbung der Polarweide. Ein verzweigter Fluss, ein Rentier, alte Fuchsfallen aus längst vergangenen Trapperzeiten. Eine lange, stille Pause, um den Blick schweifen zu lassen.
Foto Habenichtbukta – 02. August 2015
Eine zweite Landung am späteren Nachmittag wurde ein ziemlich kurzer Ausflug. Kaum unterwegs, sahen wir etwas weiter südlich einen Eisbären am Ufer entlang wandern. Wir zogen uns zum Schiff zurück und überließen ihm sein Revier.