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pfeil DER Spitzbergen-Reiseführer pfeil

Tempelfjord-Sassenfjord

Karte Tempelfjord

GD = Gips­da­len, T = Tunab­reen, VP = Von Post­breen, F = Fred­heim, S = Sas­send­a­len, DG = De Geerd­a­len, D = Dia­ba­sod­den, L = Lon­gye­ar­by­en

All­ge­mein: Land­schaft­lich schö­ne Ver­zwei­gung im inners­ten Isfjord. Da der Tem­pel­fjord nahe bei Lon­gye­ar­by­en liegt, ist er sowohl im Som­mer per Boot als auch im spä­te­ren Win­ter (März/April) mit Motor­schlit­ten ein belieb­tes und sehr loh­nens­wer­tes Ziel für Tages­tou­ren, die in Lon­gye­ar­by­en von ver­schie­de­nen Ver­an­stal­tern als geführ­te Tour ange­bo­ten wer­den.

Mehr Infor­ma­ti­on über Spitz­ber­gen und sei­ne Lan­des­tei­le in unse­rem Rei­se­füh­rer Spitz­ber­gen-Sval­bard

Reiseführer: Spitzbergen-Svalbard

Ein­drü­cke von win­ter­li­chen Tou­ren in den Tem­pel­fjord:
April 2013
Mai 2013

Der Tem­pel­fjord grenzt an die Glet­scher­ge­bie­te von Ost­spitz­ber­gen an. Der äuße­re Teil die­ses Fjor­darms heißt Sas­senfjord. Die­se nament­li­che Unter­tei­lung eines Fjords ist etwas ver­wir­rend. Geo­gra­phisch ist sie sogar eini­ger­ma­ßen sinn­voll, da der Sas­senfjord die Ver­län­ge­rung des Sas­send­a­len (-tal) ist. Von die­sem teil­wei­se ertrun­ke­nen Tal­zug Sas­send­a­len-Sas­senfjord ist der Tem­pel­fjord also genau genom­men ein eben­falls ertrun­ke­nes Neben­tal.

Tundabreen, Tempelfjord

Glet­scher­front des Tunab­reen im inne­ren Tem­pel­fjord, Blick vom Kapp Schoultz.

Geo­lo­gie: Im Wesent­li­chen per­mo­kar­bo­ni­sche Sedi­men­te. Das Kar­bon besteht aus gips­füh­ren­den Kar­bo­na­ten, Eva­po­ri­ten und klas­ti­schen Sedi­men­ten, wäh­rend das auf­la­gern­de Perm vor allem aus den in Sval­bard vie­ler­orts auf­fäl­li­gen, fos­sil­füh­ren­den Kalk­stei­nen besteht (‚Kapp Sta­ros­tin For­ma­ti­on‚). Auf der Süd­sei­te steht in höhe­ren Hang­be­rei­chen die Tri­as mit ihren dunk­len Ton- und Silt­stei­nen an; die Perm-Tri­as-Gren­ze selbst ist aller­dings nicht reprä­sen­tiert, da das obe­re Perm wie die unters­te Tri­as in Sval­bard feh­len (Schicht­lü­cke). Die Schich­ten fal­len ins­ge­samt nach Süd­wes­ten ein. Durch den Ein­gang des Tem­pel­fjords ver­läuft die Bil­lefjor­den-Stö­rungs­zo­ne, die vor allem vor der Abla­ge­rung des Deck­ge­bir­ges (prä-kar­bo­nisch) aktiv war, aber letz­te Bewe­gun­gen fan­den auch im Meso­zoi­kum noch statt, so dass auch noch Sedi­men­te aus Kar­bon bis teil­wei­se in die Unter­krei­de hin­ein ver­stellt sind. Auf der Ost­sei­te des Bil­lefjord im Ein­gang sowie öst­lich des De Geerd­a­len sind die Ver­stel­lun­gen schön sicht­bar in Form von Fal­ten und Stö­run­gen, wie auch im Inne­ren des Nor­dens­ki­öld Lan­des.

Gips. Kapp Schoultz, Tempelfjord

Gips­bro­cken bei Kapp Schoultz. Im Hin­ter­grund Tem­pelf­jel­let.

Auf der Süd­sei­te des Tem­pel­fjord ste­hen stel­len­wei­se ober­ju­ras­sisch-kre­ta­zi­sche, basal­ti­sche Intru­sio­nen an (Dia­bas, Dole­rit), die zur glei­chen intru­si­ven Suite gehö­ren wie die ähn­li­chen Gestei­ne in der Hin­lo­pen­stra­ße, der Barents– und Edgeøya, Tusenøya­ne etc. Die­se bil­den auf­grund ihrer rela­ti­ven Här­te Kaps und Steil­stu­fen im Gelän­de. Am Dia­ba­sod­den (‚Dia­bas-Land­spit­ze‘) pro­fi­tiert eine Kolo­nie von See­vö­geln, vor allem Lum­men, Gryll­teis­ten sowie ein paar Papa­gei­tau­cher, von den stei­len Basalt­klip­pen, und im De Geerd­a­len fällt mit dem Hyperit­fos­sen ein schö­ner, klei­ner Was­ser­fall über eine Steil­stu­fe, für die eine basal­ti­sche Intru­si­on ver­ant­wort­lich ist (oben auf den Fel­sen brü­ten Gän­se, dort bit­te wäh­rend der Brut­sai­son nicht hin­ge­hen).

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Land­schaft: Der land­schaft­li­che Höhe­punkt im Tem­pel­fjord ist neben dem namens­ge­ben­den Berg die Abbruch­kan­te des Tunab­reen. Frü­her hat­te die­ser eine gemein­sa­me Abbruch­kan­te mit dem Von Post­breen, aber die­ser hat sich so weit zurück­ge­zo­gen, dass er nun kei­ne Abbruch­kan­te mehr hat, son­dern in einer Morä­nen­land­schaft endet. Ein­hei­mi­sche nut­zen den Von Post­breen als Motor­schlit­ten­rou­te Rich­tung Ost­küs­te.

Wie auch andern­orts, so bil­den auch hier die har­ten per­mi­schen Kar­bo­na­te auf­fäl­li­ge Steil­stu­fen in den Berg­hän­gen, die von der Ero­si­on in turm­ar­ti­ge Vor­sprün­ge zer­teilt wer­den. Einer der bekann­tes­ten Ber­ge Spitz­ber­gens ist der Berg Temp­let, der „Tem­pel­berg“, auf der Nord­sei­te des Tem­pel­fjords, wo die­se Klip­pen beson­ders schön aus­ge­bil­det sind (wie auch in der Skans­buk­ta auf der West­sei­te des Bil­lefjord). Im Inne­ren des Fjords kalbt die gemein­sa­me Front von Tuna- und Von Post­breen. Die Küs­te ist auf der Nord­sei­te des Tem­pel­fjords meist steil, mit nur schma­len Strän­den; beson­ders schön aus­ge­präg­te Strand­wall­se­ri­en gibt es im Gips­da­len sowie öst­lich des Tem­pelf­jel­lets in Bjo­na­ham­na.

Auf der Süd­sei­te des Tem­pel­fjord, wo auf­grund der Nei­gung der Schich­ten in den obe­ren Hang­be­rei­chen die wei­che­ren Tri­as-Sedi­men­te anste­hen, sind die Hän­ge weni­ger spek­ta­ku­lär steil und weni­ger gleich­mä­ßig von der Ero­si­on zer­schnit­ten, zumin­dest im Ver­gleich zum Tem­pelf­jel­let. Was nicht hei­ßen soll, dass die Land­schaft da nicht auch klas­se ist und vie­le Mög­lich­kei­ten für schö­ne Wan­der­tou­ren bie­tet. Reiz­voll ist auf der Süd­sei­te des Tem­pel­fjord der klei­ne Vogel­fel­sen Dia­ba­sod­den mit diver­sen Mög­lich­kei­ten für Tages­tou­ren in der Umge­bung.

Flo­ra und Fau­na: Es gibt eine Rei­he von Vogel­fel­sen an stei­len Klip­pen, wobei Dia­ba­sod­den auf der Süd­sei­te des Tem­pel­fjords dadurch besticht, dass er gut zugäng­lich ist und einen schö­nen Quer­schnitt durch die Vogel­welt Spitz­ber­gens bie­tet (bit­te mit der gebüh­ren­den Rück­sicht wäh­rend der Brut­sai­son – in der Gegend brü­ten u.a. auch Gän­se, oft auf der Ober­kan­te von Klip­pen, die leicht zu stö­ren sind!). In der Gegend gibt es vie­le Füch­se und Ren­tie­re, und wer meint, so nahe bei Lon­gye­ar­by­en gäbe es kei­ne Eis­bä­ren, kann sein blau­es Wun­der erle­ben.

Geschich­te: Ob Wal­fän­ger oder Pomo­ren in der Gegend waren, weiß ich nicht, aber ver­mut­lich schon. Im spä­ten 19. Jahr­hun­dert begann die inten­si­ve Nut­zung durch nor­we­gi­sche Trap­per. Hil­mar Nøis, schon zu Leb­zei­ten Legen­de und Inven­tar auf Spitz­ber­gen, hat sich hier mit Fred­heim ein schi­ckes Häus­chen gebaut – eine der weni­gen zwei­ge­schos­si­gen Trap­per­hüt­ten in Spitz­ber­gen, die sich nach Ein­zug von Nøis‘ Frau in ein gemüt­li­ches Heim ver­wan­del­te (die ers­te ist bald durch­ge­dreht, aber Nøis zwei­te Frau, Hel­fried Nøis, fand es dort ziem­lich gemüt­lich und hat eine Rei­he von Jah­ren zusam­men dort mit Hil­mar ver­bracht, bis es alters­be­dingt schließ­lich Zeit für den Ruhe­stand wur­de). Pan­ora­ma-Tour Fred­heim.

Ein Ver­such, Gips abzu­bau­en, fand früh im 20. Jahr­hun­dert beim Kapp Schoultz auf der Süd­sei­te des Sas­senfjord statt, eini­ge Res­te der Berg­werk­an­la­gen sind noch sicht­bar. Das Vor­kom­men stell­te sich bald als öko­no­misch wert­los her­aus.

Alte Gipsmine, Kapp Schoultz, Tempelfjord

Res­te des Gips­ab­baus bei Kapp Schoultz.

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Letzte Änderung: 07. Dezember 2023 · Copyright: Rolf Stange
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