Sassenfjord und Tempelfjord liegen im innersten Isfjord, nordöstlich von Longyearbyen.
Allgemein: Landschaftlich schöne Verzweigung im innersten Isfjord. Da der Tempelfjord nahe bei Longyearbyen liegt, ist er sowohl im Sommer per Boot als auch im späteren Winter (März/April) mit Motorschlitten ein beliebtes und sehr lohnenswertes Ziel für Tagestouren, die in Longyearbyen von verschiedenen Veranstaltern als geführte Tour angeboten werden. Das Fjordeis darf im Winter mit motorisierten Transportmitteln allerdings nur eingeschränkt befahren werden, ab dem 1. März darf man es mit Motorschlitten nur noch auf kürzester sicherer Strecke zwischen Fredheim und Kapp Murdoch (Route nach Pyramiden) bzw. Kapp Schoultz (Hütten, für Touristen eher kein Ziel) queren, Anhalten ist nur erlaubt, wenn es aus technischen Gründen erforderlich ist. Bis Ende Februar darf man das Fjordeis befahren, aber mittlerweile ist der Fjord dann nur noch selten ausreichend solide gefroren (wenn überhaupt noch). Nicht-motorisierter Verkehr ist von den Einschränkungen nicht betroffen.
Der Tempelfjord grenzt an die Gletschergebiete von Ostspitzbergen an. Der äußere Teil dieses Fjordarms heißt Sassenfjord. Diese namentliche Unterteilung eines Fjords ist etwas verwirrend. Geographisch ist sie sogar einigermaßen sinnvoll, da der Sassenfjord die Verlängerung des Sassendalen (-tal) ist. Von diesem teilweise ertrunkenen Talzug Sassendalen-Sassenfjord ist der Tempelfjord also genau genommen ein ebenfalls ertrunkenes Nebental.
Gletscherfront des Tunabreen im inneren Tempelfjord, Blick vom Kapp Schoultz.
Geologie: Im Wesentlichen permokarbonische Sedimente. Das Karbon besteht aus gipsführenden Karbonaten, Evaporiten und klastischen Sedimenten, während das auflagernde Perm vor allem aus den in Svalbard vielerorts auffälligen, fossilführenden Kalksteinen besteht (‚Kapp Starostin Formation‚). Auf der Südseite steht in höheren Hangbereichen die Trias mit ihren dunklen Ton- und Siltsteinen an; die Perm-Trias-Grenze selbst ist allerdings nicht repräsentiert, da das obere Perm wie die unterste Trias in Svalbard fehlen (Schichtlücke). Die Schichten fallen insgesamt nach Südwesten ein. Durch den Eingang des Tempelfjords verläuft die Billefjorden-Störungszone, die vor allem vor der Ablagerung des Deckgebirges (prä-karbonisch) aktiv war, aber letzte Bewegungen fanden auch im Mesozoikum noch statt, so dass auch noch Sedimente aus Karbon bis teilweise in die Unterkreide hinein verstellt sind. Auf der Ostseite des Billefjord im Eingang sowie östlich des De Geerdalen sind die Verstellungen schön sichtbar in Form von Falten und Störungen, wie auch im Inneren des Nordenskiöld Landes.
Gipsbrocken bei Kapp Schoultz. Im Hintergrund Tempelfjellet.
Auf der Südseite des Tempelfjord stehen stellenweise oberjurassisch-kretazische, basaltische Intrusionen an (Diabas, Dolerit), die zur gleichen intrusiven Suite gehören wie die ähnlichen Gesteine in der Hinlopenstraße, der Barents– und Edgeøya, Tusenøyane etc. Diese bilden aufgrund ihrer relativen Härte Kaps und Steilstufen im Gelände. Am Diabasodden (‚Diabas-Landspitze‘) profitiert eine Kolonie von Seevögeln, vor allem Lummen, Gryllteisten sowie ein paar Papageitaucher, von den steilen Basaltklippen, und im De Geerdalen fällt mit dem Hyperitfossen ein schöner, kleiner Wasserfall über eine Steilstufe, für die eine basaltische Intrusion verantwortlich ist (oben auf den Felsen brüten Gänse, dort bitte während der Brutsaison nicht hingehen).
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Landschaft: Der landschaftliche Höhepunkt im Tempelfjord ist neben dem namensgebenden Berg die Abbruchkante des Tunabreen. Früher hatte dieser eine gemeinsame Abbruchkante mit dem Von Postbreen, aber dieser hat sich so weit zurückgezogen, dass er nun keine Abbruchkante mehr hat, sondern in einer Moränenlandschaft endet. Einheimische nutzen den Von Postbreen als Motorschlittenroute Richtung Ostküste.
Wie auch andernorts, so bilden auch hier die harten permischen Karbonate auffällige Steilstufen in den Berghängen, die von der Erosion in turmartige Vorsprünge zerteilt werden. Einer der bekanntesten Berge Spitzbergens ist der Berg Templet, der „Tempelberg“, auf der Nordseite des Tempelfjords, wo diese Klippen besonders schön ausgebildet sind (wie auch in der Skansbukta auf der Westseite des Billefjord). Im Inneren des Fjords kalbt die gemeinsame Front von Tuna- und Von Postbreen. Die Küste ist auf der Nordseite des Tempelfjords meist steil, mit nur schmalen Stränden; besonders schön ausgeprägte Strandwallserien gibt es im Gipsdalen sowie östlich des Tempelfjellets in Bjonahamna.
Auf der Südseite des Tempelfjord, wo aufgrund der Neigung der Schichten in den oberen Hangbereichen die weicheren Trias-Sedimente anstehen, sind die Hänge weniger spektakulär steil und weniger gleichmäßig von der Erosion zerschnitten, zumindest im Vergleich zum Tempelfjellet. Was nicht heißen soll, dass die Landschaft da nicht auch klasse ist und viele Möglichkeiten für schöne Wandertouren bietet. Reizvoll ist auf der Südseite des Tempelfjord der kleine Vogelfelsen Diabasodden mit diversen Möglichkeiten für Tagestouren in der Umgebung.
Flora und Fauna: Es gibt eine Reihe von Vogelfelsen an steilen Klippen, wobei Diabasodden auf der Südseite des Tempelfjords dadurch besticht, dass er gut zugänglich ist und einen schönen Querschnitt durch die Vogelwelt Spitzbergens bietet (bitte mit der gebührenden Rücksicht während der Brutsaison – in der Gegend brüten u.a. auch Gänse, oft auf der Oberkante von Klippen, die leicht zu stören sind!). In der Gegend gibt es viele Füchse und Rentiere, und wer meint, so nahe bei Longyearbyen gäbe es keine Eisbären, kann sein cremigweißes Wunder erleben.
Geschichte: Ob Walfänger oder Pomoren in der Gegend waren, weiß ich nicht, aber vermutlich schon. Im späten 19. Jahrhundert begann die intensive Nutzung durch norwegische Trapper. Hilmar Nøis, schon zu Lebzeiten Legende und Inventar auf Spitzbergen, hat sich hier mit Fredheim ein schickes Häuschen gebaut – eine der wenigen zweigeschossigen Trapperhütten in Spitzbergen, die sich nach Einzug von Nøis‘ Frau in ein gemütliches Heim verwandelte (die erste ist bald durchgedreht, aber Nøis zweite Frau, Helfried Nøis, fand es dort ziemlich gemütlich und hat eine Reihe von Jahren zusammen dort mit Hilmar verbracht, bis es altersbedingt schließlich Zeit für den Ruhestand wurde). Panorama-Tour Fredheim.
Ein Versuch, Gips abzubauen, fand früh im 20. Jahrhundert beim Kapp Schoultz auf der Südseite des Sassenfjord statt, einige Reste der Bergwerkanlagen sind noch sichtbar. Das Vorkommen stellte sich bald als ökonomisch wertlos heraus.
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