Die Bäreninsel (norwegisch Bjørnøya) ist die südlichste Insel des Svalbard-Archipels, etwa auf halbem Wege zwischen dem Festland und Spitzbergen gelegen. 178 km2 klein, abgelegen und selten besucht. Auf der Nordseite der Insel gibt es eine norwegische Wetterstation, die ganzjährig mit 12 Leuten besetzt ist. Der Mangel geschützter Buchten sowie das meist windig-rauhe und neblige Wetter machen Besuche der »Bäreninsel« zu einem Glücksspiel, ähnlich wie bei Jan Mayen. Die Insel ist seit einigen Jahren Naturreservat, für einige Stellen bestehen besondere Beschränkungen. Diese sind in der Karte oben schraffiert dargestellt: der schraffierte Bereich im Süden darf in der Zeit vom 01.04. bis 31.8. nicht betreten (Land) bzw. befahren (See) werden, ausgenommen sind kleine Boote bis 40 Fuß (12,2 m) Länge. Das Schutzgebiet erstreckt sich bis zu einer Seemeile vor der Küste. Das kleinere Vogelschutzgebiet im Nordosten der Insel darf in der Zeit 15.6. bis 31.8. nicht betreten werden, da an den Seen dort Eistaucher brüten. Stand dieser Information: November 2023. Verbindliche und aktuelle Informationen erteilt bei Bedarf der Sysselmester.
Die Bäreninsel (Bjørnøya). Vogelschutzgebiete sind schraffiert dargestellt (mehr Information im Text über der Karte).
Die Bäreninsel war früher im Winter, v.a. März-Mai, oft von Treibeis umgeben, das heute allerdings nur noch selten so weit nach Süden kommt.
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Ziemlich bunt gemischt. Teilweise tritt Grundgebirge zutage, teilweise sedimentäres Deckgebirge (Devon und jünger). Im Nordosten gibt es devonische Sedimente, in denen Kohleflöze enthalten sind. Diese gehören weltweit zu den ältesten, da Landpflanzen, deren reichliches Vorhandensein die Voraussetzung für Kohlebildung ist, zu dieser Zeit (vor etwa 350 Millionen Jahren) gerade einmal begannen, trockenes Land zu besiedeln. Im Gipfelbereich des Miseryfjellet gibt es Sedimente aus der Trias, diese sind die jüngsten Festgesteine der Bäreninsel.
Konglomerat- und Sandsteinschichten aus dem Karbon am Kapp Harry.
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Landschaft
Landschaftlich ist die Bjørnøya sehr vielfältig und innerhalb von Svalbard einzigartig. Völlig unvergletschert, steigt das Inselinnere von Süd nach Nord langsam an und bildet im Südosten einige Berge (z.B. Miseryfjellet [»Elendsberg«], 536 Meter hoch).
Miseryfjellet, der höchste Berg auf der Bäreninsel, vom Ymerdalen aus gesehen.
Miseryfjellet, der höchste Berg auf der Bäreninsel, vom Meer aus gesehen.
Das Inselinnere ist äußerst karg und weitgehend vegetationsfrei. Dafür gibt es neben vielen Steinen eine große Anzahl von Seen. In einigen von diesen haben sich in der jüngeren Vergangenheit besorgniserregende Konzentrationen von Umweltgiften abgelagert, die mit Wind und Meeresströmungen aus Industrieländern kommen.
Blick vom Miseryfjellet über den flachen Nordteil der Bjørnøya.
Spektakulär sind die Küstenlandschaften. Es gibt nur wenige Buchten und Strände, dafür Steilküsten, die am Südende am höchsten sind. Charakteristisch sind verschiedene, vor der Steilküste stehengebliebene Brandungspfeiler (Sylen, Stappen etc.) und Brandungshöhlen.
Die charakteristische Felssäule Stappen (191 m hoch) am Südende der Bjørnøya.
Die charakteristische Felssäule Sylen (80 m hoch) auf der Südwestseite der Bjørnøya.
Diese Steilküsten beherbergen einige der größten Seevogelkolonien des Nordatlantiks. Die Küstenhöhle Perleporten wurde durch Alistair MacLeans Roman Bear Island von 1971 bekannt. Der Roman hat nicht sehr viel mit der Realität der Landschaft auf der Bäreninsel zu tun, aber unabhängig davon ist Perleporten ein sehr beeindruckendes Stück Landschaft. Nicht gerade einfach zu erreichen, wie so viele wilde Naturschauspiele: man braucht schon Glück mit dem Wetter und ruhige See für die Passage mit einem kleinen Boot, aber wenn es klappt, dann ist das Erlebnis auf jeden Fall unvergesslich!
Die Küstenhöhle Perleporten schneidet durch das Kapp Kolthoff im Südosten der Bjørnøya.
Flora und Fauna
Das Inselinnere ist weitgehend unbelebt, abgesehen von dem, was in den Seen kreucht und fleucht. Dazu gehören in einigen Seen auch Äschen, die meist klein bleiben. Nur einige kannibalistisch veranlagte Exemplare erreichen eine stattliche Größe. Eine Besonderheit der Fauna des Inlandes ist der Eistaucher. Dieser große Vogel ist auf der europäischen Seite des Atlantiks äußerst selten, er ist eher in Grönland und vor allem im Norden von Nordamerika beheimatet. Seit einigen Jahren hat sich aber ein Brutpaar bei einem See im Nordosten der Insel niedergelassen. Dieser See wurde daraufhin unter Schutz gestellt, so dass »Betreten verboten« gilt – sehr zum Verdruss der Mannschaft der Wetterstation, die damit ihr liebstes Angelrevier verloren hat.
Gewaltig und überregional wichtig sind aber vor allem die Seevogelkolonien an den Steilküsten im Südteil der Insel. Hier brüten Dickschnabel- und Trottellummen zu Hunderttausenden neben Eissturmvögeln und Dreizehenmöwen. Diese Vogelfelsen gehören zu den größten der Nordhalbkugel. Fischerei und künftig gegebenenfalls Erdölförderung können diese Kolonien zukünftig möglicherweise gefährden. Während die Insel selbst heute geschützt ist, ist mit einer ökonomischen Ausbeutung der umgebenden Barentssee, verbunden mit entsprechenden Folgen für die arktische Natur, künftig leider zu rechnen.
1986 sind die Bestände der Trottellumme wegen Überfischung wichtiger Fischarten bereits einmal weitgehend zusammengebrochen, während die Dickschnabellumme mit ihrem breiter gefächerten Speiseplan davon weitgehend unberührt blieb. Von diesem Einbruch hat sich die Population immer noch nicht wieder vollständig erholt.
Die Säugetierfauna ist dürftig. Der Namenspatron der Bäreninsel schaut nur im Winter, wenn die Insel vom Treibeis umgeben ist, gelegentlich vorbei. Vor wenigen Jahrhunderten muss es gewaltige Walrossbestände gegeben haben, die jedoch im Laufe der Zeit vollständig ausgerottet wurden.
Geschichte
Die Bjørnøya wurde während der Expedition von Willem Barentsz am 10. Juni 1596 als erste Insel der Inselgruppe Spitzbergen entdeckt und nach einem Kampf mit einem Eisbären »Beeren Eylandt« (Bäreninsel, norwegisch Bjørnøya) genannt. Diese Insel hat eine recht bewegte Geschichte. Russische wie auch norwegische Jäger haben hier überwintert, und im späten 19. Jahrhundert wurde die Insel teilweise von Theodor Lerner in Besitz genommen, ohne dass sich aus dieser unterhaltsamen Okkupation jedoch etwas Weiteres ergeben hätte. Norwegische Firmen haben bei Tunheim im Nordosten Kohle abgebaut, der Bergbau war jedoch weitgehend unrentabel, so dass der Staat den Betrieb in den 1920er Jahren übernahm.
Das »Hammerfesthuset« (rechts) in direkter Nachbarschaft zur Wetterstation: Ältestes, noch stehendes Gebäude in ganz Svalbard, heute Partykeller der Station.
Im zweiten Weltkrieg unterhielt die Wehrmacht auf Bjørnøya eine wenig erfolgreiche Wetterstation. Später führte Norwegen den Betrieb einer Wetterstation weiter, die bis heute in Betrieb ist.
Im Frühjahr 2009 strandete im Süden der Insel das russische Fischerei-Versorgungsschiff Petrozavodsk (siehe Spitzbergen-Nachrichten, z.B. Januar 2011)
Fotogalerien Bäreninsel
Einige Eindrücke von den vielen Gesichtern der Bäreninsel, der Übersicht halber auf mehrere Galerien verteilt.
Lofoten, Jan Mayen und Spitzbergen aus der Luft – Dieses Buch ist eine Luftbildreise durch die Landschaften des arktischen Norwegens: die Lofoten, Jan Mayen und Spitzbergen.
Das Buch zum Poster Svalbardhytter. Das Poster visualisiert die Vielfalt der Hütten Spitzbergens in einer Vielfalt arktischer Landschaften. Dieses Buch erzählt die Geschichten der Hütten auf drei Sprachen.
Spitzbergen – Svalbard. Arktische Naturkunde und Geschichte in Wort und Bild. Hintergründe, Routen & Regionen, Praktisches. Umfassender Reiseführer zur arktischen Inselgruppe Spitzbergen mit 592 Seiten.
Scoresbysund Hot Dogs – Mit Hundeschlitten in Grönland
Hundeschlittenfahrten auf der Rückseite von Grönland - Grönland ist nicht gerade der Nabel der Welt. Die meisten Grönländer leben an der Westküste ihrer Insel, so dass die fast unbewohnte Ostküste selbst in Grönland einen Ruf von Abgelegenheit genießt – es ist die »Rückseite« von Grönland.
Nach einer Reihe von Besuchen auf der wilden, faszinierenden Insel Jan Mayen musste ich einfach aufschreiben, was es dazu zu wissen gibt, da gute Literatur, soweit überhaupt vorhanden, bislang nur auf englisch und norwegisch vorhanden ist.
Eine Skiwanderung im Liverpool Land – Im Lichtwinter haben wir – fünf Menschen und ein Hund – eine vierwöchige Skiwanderung im Osten von Grönland gemacht und dabei eine Menge erlebt. Mein ausführliches Tagebuch von dieser Tour habe ich in überarbeiteter Form als Buch herausgebracht.
Die Lebensgeschichte von Cymba, dem Albatros aus Südgeorgien - Die Nebel der Zeit von James McQuilken, übersetzt und herausgegeben von Rolf Stange, Deutsche Erstausgabe im November 2012.