P = Polnische Station (Isbjørnhamna), Ha = Hansbreen, Bu = Burgerbukta, Tr = Treskelen, Br = Brepollen, B = Bautaen, S = Samarinvågen, H = Hornsundtind, H = Gåshamna
Allgemein: Der schönste Fjord Spitzbergens (wie auch der Bellsund, Isfjord, St. Jonsfjord, Kongsfjord, Smeerenburgfjord, Liefdefjord etc.) und der südlichste. Tolle Berg- und Gletscherwelt! Der Hornsund schneidet etwa 25 km tief ins Land hinein.
Eine von vielen Gletscherfronten im Hornsund.
Aufgrund der Topographie gibt es relativ wenig Landeplätze, aber auch eine Schiffsfahrt durch den Hornsund ist eine schöne Sache (wenn das Wetter mitspielt…). Im Eingangsbereich liegt eine polnische Forschungsstation.
Tundra gibt es nicht viel, aber stellenweise ist die Vegetation doch sehr reich. Der Hornsund hat, wie auch der Nordwesten Spitzbergens, riesige Krabbentaucherkolonien. Der gesamte Hornsund liegt im Bereich des Süd-Spitzbergen-Nationalparks und ist entsprechend geschützt. Es gibt eine Reihe interessanter (und geschützter) Kulturdenkmäler.
Paradoxerweise gibt es im Hornsund mehr und länger Treibeis als weiter nördlich an der Westküste. Das liegt an kalten, polaren Wassermassen, die von Nordosten kommen und ums Südkap Spitzbergens herum die Westküste entlangstreichen. Entsprechend hat der Hornsund einen hohen Anteil an kalten, polaren Wassermassen vor allem im Fjordinneren in tieferen Wasserschichten, die von Schwellen am Austausch mit dem offenen Meer gehindert werden. Daher gibt es hier auf kleinem Raum einen zoologisch interessanten Querschnitt von subarktischer bis zu hocharktischer mariner Fauna (kleine, kalte, schleimige Viehcher, die man als normaler Mensch nicht zu sehen bekommt. Aber Leute wie Rupert legen sich so etwas unters Mikroskop und können eine Menge spannender Dinge dazu erzählen).
Geologie: Vielfältig. Der Hornsund bietet einen weitgehend repräsentativen Schnitt durch die Geologie Svalbards, wie auch der Bellsund. Die Schichtenfolge ist im Hornsund jedoch vollständiger, da es hier wieder das devonische Old Red gibt, und das Grundgebirge nimmt einen weiteren Raum ein und steht bis in die Mitte des Fjordes an. So besteht der Hornsundtind etwa aus einem komplexen Bau von jungproterozoischen Karbonaten (Kalksteine, Marmore etc. aus der Zeit vor der kaledonischen Gebirgsbildung). Ansonsten hat das Grundgebirge nördlich und südlich des Hornsund eine weite Palette diverser Metasedimente zu bieten (neben verschiedenen Karbonaten Phyllite, Schiefer, Quarzite etc.); magmatische Gesteine spielen, wenn überhaupt, eine untergeordnete Rolle (anders als im Norden Svalbards).
Das Deckgebirge beginnt auf der Ostseite der Burgerbukta bzw. des Samarinvågen. Im Norden stehen devonische Konglomerate und Sandsteine an (»Old Red«), weiter östlich die markante Kapp Starostin Formation mit harten, fossilreichen permischen Karbonaten. Diese fallen wie auch im Bellsund steil ein, die senkrecht stehenden Schichten bilden Halbinseln (Treskelen) sowie Berge. Markant ist Bautaen: von der Gletschererosion zu einem schmalen Grat geschliffen, sieht dieser Berg auf der Südseite des Hornsund nadelspitz aus, wenn man ihn aus der richtigen Perspektive betrachtet, und ist somit trotz seiner deutlich geringeren Höhe mindestens so markant wie der unweit gelegene Hornsundtind mit seinen 1431 m.
Bautaen.
Schön ist die Ostseite der Burgerbukta, wo in den Berghängen unten braunrotes, devonisches Old Red, in der Mitte gelbbraunes oberes Paläozoikum (permische Karbonate) und oben dunkle mesozoische Schichten (Trias) sichtbar sind – und das alles noch schön gefaltet (Bild).
Hyrnefjellet östlich der Burgerbukta mit schöner Antiklinale (das heißt, die Schichten sind nach oben hin verbogen). Unten, im Kern der Falte (gerade unterhalb der Bildmitte) devonisches Old Red, darüber hellbraunes Permokarbon, nach oben abschließend dunkle mesozoische Sedimente.
Beachtenswert ist vor allem auch die Deformation der Gesteine von der Fjordmündung bis ins Innere. Die tektonische Aktivität während der Atlantik-Öffnung (»Alpidische Gebirgsbildung«) ging westlich der Westküste vonstatten (klar, da ist der Atlantik heute auch). Je näher an der Westküste gelegen, desto stärker sind Hebung und Deformation der Gesteine. Im Westen war die Hebung stark genug, um das Grundgebirge an die Oberfläche zu bringen. Weiter östlich steht das Deckgebirge an (Karbon-Tertiär), wobei dieses zunächst stark deformiert ist, so dass die Schichten steil einfallen und teilweise sehr schön gefaltet sind. Das steile Einfallen der Schichten fällt vor allem dort ins Auge, wo harte Gesteine anstehen. Weiter östlich, im Bereich der schmalen Landbrücke zwischen Brepollen im innersten Hornsund und der Ostküste, liegen die jungmesozoisch-alttertiären Schichten horizontal und weitgehend ungestört, so dass sich hier die typische Plateauberglandschaft Zentralspitzbergens herausbilden konnte.
Plateauberge aus flachlagernden Sedimentschichten östlich des Hornsund.
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Landschaft: Spektakulär. Die Außenküste Spitzbergens bildet auch nördlich und südlich des Hornsund weite Küstenebenen, die den Gebirgszügen vorgelagert sind. Die äußeren Gebirgsketten sind relativ schwach vergletschert, hier gibt es größere eisfreie Täler wie z.B. Gåshamna. Stellenweise gibt es hier sehr schöne Frostmusterböden sowie – an den Hängen – Blockgletscher.
Der mittlere und der innere Bereich des Hornsund sind stärker vergletschert, so dass es hier kaum noch Tundraflächen gibt. Sowohl im Bereich der Burgerbukta als auch beim Samarinvågen gibt es steile, hohe Felswände und wild-alpine, schroffe Gipfel. Westlich des Samarinvågen erhebt sich der Hornsundtind, der dritthöchste Berg Spitzbergens und der höchste südlich des Isfjord, majestätisch mit seinen 1431 Metern direkt über dem Fjord (allerdings braucht man einiges Glück mit dem Wetter, um ihn auch vollständig zu sehen); in sämtlichen Buchten kalben aktive Gletscher, so dass das Wasser oft mit kleineren Eisbergen bedeckt ist.
Der Hornsundtind.
Der Brepollen, der innerste Teil des Hornsund, ist fast vollständig mit weiten Gletscherfronten umgeben. Aufgrund des allgemeinen, hier sehr markanten Rückzuges der Gletscher ist der Brepollen mittlerweile allerdings größer als die obenstehende Kartenskizze dies andeutet, und es tauchen mehr und mehr Moränengebiete am Ufer auf.
Gletscherfront im Brepollen (innerster Hornsund).
Flora und Fauna: Aufgrund der Topographie gibt es wenig Tundra, die in der Nähe von Vogelkolonien jedoch sehr farbenfroh sein kann, mit besonders schönen Flechten und Moosen. Hier gibt es auch Rentiere, Füchse, Gänse etc. Bekannt ist der Hornsund vor allem für seine großen Krabbentaucherkolonien. Krabbentaucher brüten hier zu Hunderttausenden im Schutt (geschätzte Population im Hornsund: 400 000 Brutpaare). Aufgrund der Brutplätze unter grobem Gesteinsschutt an sehr steilen Hängen sind diese Kolonien allerdings weitgehend unzugänglich, teilweise auch aufgrund von laufenden Forschungsarbeiten im Bereich der polnischen Station.
Rentier auf reicher Vegetation unter einer Krabbentaucherkolonie im Hornsund.
Aufgrund der Meeresströmungen, die Eis aus dem Osten Svalbards ums Südkap herum in den Hornsund bringen, ist der Hornsund ein wichtiges Wandergebiet für Eisbären. Wenn dies auch hauptsächlich für den Winter gilt, ist auch im Sommer große Vorsicht angebracht – irgendwo ist immer mindestens ein Eisbär im Hornsund, wahrscheinlich gerade hinter dem großen Stein da, direkt hinter Ihnen …
Geschichte: Lang und interessant. Wie auch der Bellsund, war Hornsund einer der ersten Fjorde, die von den Walfängern entdeckt und angelaufen wurden. Jonas Poole gab dem Hornsund im frühen 17. Jahrhundert seinen Namen, nachdem seine Leute dort ein Stück Rentierhorn fanden. Möglicherweise glaubte Poole, dass der Hornsund eine Wasserstraße ist, die vollständig Spitzbergen durchschneidet, und nannte ihn »Horne Sound« und nicht Fjord, Bucht o.ä. Reste von Tranöfen und Gräbern aus der Walfängerzeit wie auch Walknochen sind stellenweise noch sichtbar. Auch die Pomoren waren in der Gegend, möglicherweise schon vor den Walfängern.
Walfängergrab im Hornsund.
Unter den zahlreichen Expeditionen, die den Hornsund untersucht haben, ist z.B. die des österreichisch-ungarischen Grafen Hans Wilczek 1872 zu nennen. Dieser finanzierte zu seiner Zeit eine Reihe von Polarexpeditionen, unter anderem die »Tegethoff«-Expedition von Karl Weyprecht und Julius Payer, während der Franz Josef Land entdeckt wurde. Die Bucht Isbjørnhamna auf der Nordseite des Hornsund, wo sich auch die polnische Station befindet, wurde nach Wilczeks Schiff, der ‚Isbjørn‘, benannt. An Bord der ‚Isbjørn‘ begleitete Wilczek die ‚Tegethoff‘ in die Barentssee. Nach dem Abschied der beiden Schiffe bei Novaya Zemlya fuhr Wilczek weiter nach Spitzbergen und besuchte den Hornsund. Der Wilczekodden auf der Westseite von Isbjørnhamna ist nach ihm benannt, wie auch der Hansbreen etwas weiter östlich.
Reste der Station der Gradmessungsexpedition in der Gåshamna.
Während des Internationalen Polarjahres 1957/58 etablierte Polen die Station in Isbjørnhamna auf der Nordseite des Hornsund. Die Station wurde über das Polarjahr hinaus beibehalten und nach einer Weile als Überwinterungsstation betrieben, so dass sich nun seit den frühen 1970ern ständig Personal und Wissenschaftler dort aufhalten. Die polnische Station ist heute die einzige Forschungsstation in Svalbard außerhalb der etablierten Siedlungen; es ist ein bemerkenswerter Umstand, dass Polen seine Station seit den 50er Jahren in Betrieb hält, während andere Länder (Schweden mit Kinnvika auf Nordaustland, Niederlande mit Kapp Lee auf der Edgeøya) ihre Einrichtungen aufgegeben haben. Vor allem im Sommer sind dort auch Wissenschaftler aus einer Reihe von Nationen mit diversen Projekten beschäftigt. Zu Zeiten des Eisernen Vorhangs war die wissenschaftliche Zusammenarbeit im Hornsund eine der wenigen Austauschmöglichkeiten polnischer Forscher mit westlichen Kollegen. Die üblichen Langzeit-Messungen (Meteorologie, Magnetismus, Erdbeben, Nordlichter etc.), die zu den wichtigsten Arbeiten einer polaren Forschungsstation zählen, werden fortgeführt, darüber hinaus gibt es verschiedene Projekte. Während früher Geologie und Geomorphologie im Vordergrund standen, liegt heute ein deutlicher Schwerpunkt auf den Bereichen Glaziologie (Gletscherkunde, vor allem längerfristige Beobachtung des Massenhaushalts des Hansbreen im Zusammenhang mit Klimaänderung) und Biologie/Ökologie. Die nahegelegene Krabbentaucherkolonie sowie die marine Biologie mit ihrem Querschnitt von subarktischer bis hocharktischer Fauna (s.o.) sind wichtige Forschungsobjekte.
Polnische Forschungsstation im Hornsund.
Der deutschen Bergsteiger-Expedition von Dr. Rieche gelang 1938 die Erstbesteigung des Hornsundtinds, der alpinistisch deutlich anspruchsvoller ist als die beiden noch höheren Berge Spitzbergens, Newtontoppen und Perriertoppen im Nordosten.
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