Wie gesagt, der November ist nicht gerade die Zeit für lange Touren. Aber das heißt nicht, dass man gar keine Touren machen kann. Auch ein paar Kilometer sind bei Dunkelheit, Wind und Schneetreiben schon eine spannende Sache. Bei Bewölkung und Schneefall ist Dunkelheit wirklich einfach nur Dunkelheit. Solange man den Wind von vorn auf der linken Backe spürt, stimmt die Richtung halbwegs, die Feinabstimmung erfolgt dann mit dem GPS. Wie das Nøis, Ritscher und Konsorten seinerzeit hinbekommen haben? Keine Ahnung. Das waren halt nicht so Weicheier. Die sind eben ein paar Stunden lang Kreise gelaufen, bis sie die Hütte auch so gefunden hatten. Und wenn nicht, dann waren sie bald Futter für die Füchse. Gut, dass die Zeiten vorbei sind! Es ist immer noch spannend genug. Hinten zieht die schwere Pulka, vorne ein kräftiger Schlittenhund, unten gleiten die Ski über den jungen Schnee.
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Schließlich ist die Hütte im Foxdalen erreicht. Pünktlich reißt der Himmel auf, und prompt zeigt sich ein richtig schönes Nordlicht. Den schönsten Moment habe ich fototechnisch verpasst, man hat nicht immer direkt die Kamera zur Hand, manchmal gibt es zunächst wichtigere Dinge. Aber genossen haben wir es! Und bald prasselte das Feuer im Ofen …
Wer seit Ende 2013 nach Longyearbyen gekommen ist, ist kurz nach dem Ortseingang an einem riesigen, roten Briefkasten vorbeigekommen. Hier, am Weihnachtsmannbriefkasten, konnte man Post für den Weihnachtsmann einwerfen.
Der Briefkasten war eine Idee von Po Lin Lee aus Honkong, die sich in der Tat nicht nur aus der Ferne mit Geld, sondern auch vor Ort mit viel persönlichem Einsatz für ihr postalisches Projekt eingebracht hat. Allerdings war die Baugenehmigung auf 2 Jahre beschränkt. Im Dezember 2015 sollte der Briefkasten wieder abgebaut werden. Abriss oder eine neue Genehmigung waren die Optionen.
Was kam, war ein jahrelanger Streit, der nun ein vorläufiges Ende gefunden hat. Der Briefkasten stand weiterhin fast 2 Jahre lang am gleichen Ort. Auf der einen Seite wurden Mahnungen geschrieben, auf der anderen Seite der bürokratische Prozess einer Beantragung einer neuen Genehmigung angeworfen, anscheinend jedoch nicht konsequent. Zu einer Befragung der Nachbarn, notwendig für die Vergabe einer dauerhaften Genehmigung, soll es jedenfalls nicht gekommen sein. Bürokraten und Anwälte taten, was sie eben tun. Sprachbarrieren scheinen eine Rolle gespielt zu haben.
Dann setzte die Gemeindeverwaltung (Longyearbyen Lokalstyre) eine Frist: Am Montag, 20. November 2017, sollte der Briefkasten endgültig verschwinden. Der Auftrag an eine lokale Baufirma zum Abriss war bereits vergeben, die Rechnung über 129000 Kronen (umgerechnet satte 13300 Euro) sollte an die Eignerin gehen.
Die beauftragte ihrerseits eine Firma vom Festland damit, den Briefkasten rechtzeitig vorher möglichst schonend abzubauen, so dass der erneute Aufbau andernorts weiterhin möglich bleiben sollte. Zuvor gab Po Lin Lee Besuchern ein letztes Mal die Gelegenheit, den Briefkasten zu besuchen, wobei sich zeigte, dass die Tür bereits fest zugeschraubt worden war – ohne Wissen der Eignerin. Zudem fanden sich Einbruchspuren an der Tür, möglicherweise von der Baufirma, die im Auftrag der Gemeinde bereits die Stromzufuhr entfernt hatte.
Galerie – Der Briefkasten des Weihnachtsmanns – 20. November 2017
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Unterdessen ging in lokalen Gruppen in sozialen Medien die Diskussion vor sich. Manche äußerten sich zufrieden, dass die Demokratie gesiegt habe und dass der Kasten endlich entfernt werde, andere drückten ihr Bedauern aus. Es gibt verschiedene Auffassungen dazu, ob Longyearbyen sich Touristen gegenüber als Weihnachtsmannstadt (Santa Claus Town) präsentieren sollte oder nicht. Tatsächlich besagt die lokale Legende, dass der Weihnachtsmann in der ehemaligen Grube 2b, genannt Julenissegruve (Weihnachtsmanngrube) oberhalb von Nybyen wohnt. Dort brennt in der Weihnachtszeit Licht, und unterhalb der Grube steht ein (normal dimensionierter) Briefkasten für Post an den Weihnachtsmann an der Straße. Der Einwurf von Briefen durch die Kinder ist Teil des jährlichen Weihnachtsrituals in Longyearbyen.
Nun ist der große Weihnachtsmann-Briefkasten von Po Lin Lee abgebaut. Die Eignerin sagt, dass mehrere auswärtige Interessenten zur Übernahme bereitstünden, um ihn andernorts wieder aufzubauen. Aber den Plan, ihn woanders in Longyearbyen wieder aufzustellen, hat Po Lin Lee auch nicht aufgegeben.
Frohe Adventszeit!
P.S. weitere Weihnachtsgeschichten aus der Arktis? Gibt es hier – Arktische Weihnachten. Das Fest des Lichts im Dunkel der Polarnacht.
Bei jedem kleinen Spaziergang an Spitzbergens schönen Küsten springen dem Besucher die riesigen Mengen Treibholz ins Auge. Es ist nicht nur ästhetisch, sondern es hat auch eine spannende Geschichte: genauso wie Fridtjof Nansen es von 1893 bis 1896 mit der Fram tat, trieb dieses Holz mit dem Packeis von der Küste Sibiriens über den Arktischen Ozean bis in den Nordatlantik, wo Wind, Wellen und Strömung es in Spitzbergen und anderen arktischen Inseln an die Ufer werfen.
Treibholz am Wigdehlpynten – Woodfjord, Spitzbergen
Da liegt es dann. Wenn man Trapper ist, kann man daraus eine Hütte bauen (wurde selten gemacht, zuviel Arbeit) oder heizen (wurde viel gemacht). Ich bin kein Trapper, aber ich fotografiere, und so kam mir schon vor Jahren der eigentlich naheliegende Gedanke, aus diesem Treibholz Bilderrahmen zu machen. Kann man sich für Arktis-Fotos einen passenderen Bilderrahmen vorstellen als Treibholz aus Spitzbergen?
Die Umsetzung war aufwändiger als zunächst gedacht. Erste ernsthafte Versuche konnten 2015 gemacht werden, als Schreinermeister Wolfgang Zach seine Werkstatt in Longyearbyen eröffnete. Wolfgangs kleine Firma heißt „Alt i 3“, ein Wortspiel: „3“ auf norwegisch ist „tre“, und das bedeutet gleichzeitig auch „Baum“ oder „Holz“. „Alles aus Holz“ also. Früh fanden wir heraus, dass der Export von Treibholz aus Spitzbergen nur mit Genehmigung erlaubt ist, so dass wir uns auch darum kümmern mussten.
Rolf Stange beim Transport von Treibholz nach Longyearbyen.
So entstand aus der ersten Ladung Treibhölzer zunächst ein Bücherregal für unsere Wohnung in Longyearbyen, und wir begannen, erste Bilderrahmen-Protoypen herzustellen. Zunächst mussten wir herausfinden, was funktioniert. Eine der Entdeckungen, die wir dabei machten: Wenn man das Treibholz aufsägt und schleift, erscheint das Holz so frisch wie ein Brett aus dem Baumarkt. Was natürlich nicht Sinn der Sache ist für einen Treibholz-Bilderrahmen! Und so hielt ich verstärkt Ausschau nach Hölzern, deren Form schon mal geeignet war. Die meisten Treibhölzer sind ja bereits vom Menschen bearbeitet: gefällte Bäume oder gar gesägte Bretter. Natürlich gefallene Bäume mit Wurzelstumpf sind eher selten.
Diese Treibhölzer habe ich nach Longyearbyen gebracht, wo sie zunächst über längere Zeit abgelagert und langsam getrocknet werden mussten. In Wolfgangs Werkstatt entstanden dann die Bilderrahmen aus Meisterhand und schließlich hatten wir einen Prototypen, der uns beiden gefiel. Es folgte die Herstellung der ersten 16 Bilderrahmen aus Spitzbergen-Treibholz, natürlich durch Wolfgang in seiner Werkstatt in Longyearbyen.
Diese mussten dann nach Deutschland gelangen. Wer mich kennt, wird sich nicht wundern, dass die Rahmen die Reise nach Süden auf dem Segelschiff Antigua zurücklegten. Vom Hafen in Franeker ging es dann über Münster (dabei kam die Geographische Reisegesellschaft ins Logistik-Spiel) und Dresden bis in die Versandabteilung von Spitzbergen.de in der Nähe von Rostock.
Nach dieser viele Jahre langen Reise des Treibholzes, irgendwo aus Sibirien über einen sibirischen Fluss und dann mit dem Treibeis über den Arktischen Ozean nach Spitzbergen, wo ich es fand und sammelte, der Metamorphose zu Bilderrahmen in Wolfgangs Werkstatt „Alt i 3 “ in Longyearbyen, der Weiterreise auf der Antigua … sind nun, im November 2017, erstmalig Bilderrahmen aus echtem Spitzbergen-Treibholz im Angebot!
* Aktualisierung 26.11.17: Derzeit alle verkauft!
Jeder dieser Rahmen ist durch diese Geschichte, das variierende natürliche Material und die handwerkliche Anfertigung ein mit viel Aufwand hergestelltes Einzel- und somit ein Sammlerstück. Jeder Rahmen wurde einzeln fotografiert und man kann sich jeden Rahmen individuell auf dieser Seite (hier klicken) anschauen und ggf. bestellen. Auf dieser Seite gibt es auch weitere Information zu den Maßen, Preis etc.
* Derzeit alle verkauft!
Die kleine Anzahl verfügbarer Treibholz-Bilderrahmen war im November 2017 schnell vergriffen. Wir werden künftig sicher weitere Rahmen herstellen und verfügbar machen, aber aufgrund der aufwändigen Logistik wird das natürlich etwas dauern.
Auch in diesem Winter gibt es wieder eine kleine Vortragsreihe mit Rolf Stange und dem Vortrag „Norwegens Arktischer Norden“, wobei es natürlich hauptsächlich um Spitzbergen geht. Mit umfangreichem Bildmaterial geht es visuell und erzählerisch abwechslungsreich in den hohen Norden. Live-Erzählung, Video- und Panoramasequenzen und Musikpassagen lassen den Abend unterhaltsam und schnell vergehen.
Rolf Stange verbringt seit 1997 jedes Jahr einige Monate in Polargebieten, um diese intensiv zu erleben und zu fotografieren. Eine Auswahl der schönsten Eindrücke können Sie an einem dieser Abende miterleben. Man wird dabei weder kalt noch seekrank!
Natürlich wird es auch die Gelegenheit geben, ins Gespräch zu kommen oder Bücher zu signieren. Neben Rolf Stange wird auch Uwe Maaß (Geographische Reisegesellschaft) vor Ort sein.
Arktis hautnah gibt es bei den Vorträgen Anfang Dezember in Erfurt, Fürth und Kassel.
Die Termine:
Freitag 08.12. Erfurt, Haus Dacheröden. Vortragsbeginn: 19.30 Uhr.
Einlass ist jeweils 30 Minuten vor Vortragsbeginn. Karten 8 € /ermäßigt 4 €. Für Karten beziehungsweise Reservierung kontaktieren Sie gerne die Geographische Reisegesellschaft.
Veranstaltungsplakat der GeoRG. Hier als PDF download.
Eine kleine Tour in in ein kleines Tal, nicht zu weit von Longyearbyen entfernt. Auch nicht zu nah. Im Vergleich zur Polarnacht fernab jeglichen künstlichen Lichtes ist Longyearbyen immer noch strahlend hell erleuchtet!
Mit diesen 3 Bildern will ich mal wenigstens näherungsweise einen realistischen Eindruck davon geben, wie die Polarnacht aussieht. Das ist über einen Bildschirm tatsächlich wohl kaum möglich. Eigentlich sind die Bilder so wohl immer noch zu hell. Aber wenn ich sie noch dunkler mache, denken sicher alle, ich hätte schwarze Vierecke fotografiert … und wenn man in dieser dunklen Landschaft unterwegs ist, gewöhnen sich die Augen nach einer Weile eben doch an das Licht beziehungsweise an den Mangel desselben, so dass man immer noch viel wahrnimmt und sich orientieren kann!
Zurück in Longyearbyen. Spitzbergen ist Mitte November ja nicht mehr unbedingt ein Mekka für Sonnenanbeter. Im Gegenteil, man sollte den Eindrücken der Polarnacht etwas abgewinnen können, ansonsten ist man hier einfach zur falschen Zeit am richtigen Ort. Die Sonne geht bereits seit Ende Oktober gar nicht mehr auf, aber genau heute, am 14.11., fängt hier die »fünfte Jahreszeit« an: Selbst zur höchsten Mittagsstunde steht die Sonne 4 Grad unterhalb des Horizonts. Das reicht gerade noch für einige Stunden »nautische Dämmerung«. Es wird also mittags dämmrig, aber nicht mehr. Selbst das hellere Stadium der »bürgerlichen Dämmerung« wird seit ein paar Tagen gar nicht mehr erreicht. Vom Mond bekommt man derzeit auch nicht viel mit. Er geht zwar nachts auf und nachmittags wieder unter, bleibt aber so dicht über dem Horizont, dass er kaum Wirkung hat.
Dennoch kann man sich um die Mittagszeit ganz gut im Gelände orientieren, jedenfalls wenn es nicht gerade bewölkt ist. Das Licht der Sterne bringt erstaunlich viel, jedenfalls wenn Schnee liegt. Davon gibt es derzeit noch nicht viel, aber immerhin.
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Die Bilder sind von einer kleinen Tour während der »hellsten« Mittagsstunden. Die Bilder erscheinen heller als die Realität. Ohne Stativ läuft fototechnisch jetzt nichts mehr! Es ist nach wie vor schön, draußen unterwegs zu sein, aber natürlich macht man jetzt keine langen Touren mehr, sondern kürzere Ausflüge. Und man macht in Ruhe seine Arbeit zuhause, trifft sich mit Freunden, …
Ein neues Panorama auf dieser Seite gibt einen herbstlichen 360 Grad Rundumblick auf Ballstad auf Vestvågøy, Lofoten. Es enstand freihand bei etwas novemberlichem Wetter.
Im Februar führt der Spitzbergen-Kalender 2018 uns an die Ostküste. Das ist im Winter eine beliebte Tagestour per Motorschlitten, so dass viele die Möglichkeit haben, diese grandiose Winterlandschaft zu erleben. Hier liegt der Storfjord fest in der Mohnbukta eingefroren, und im Eis stecken ein paar kleine Eisberge, die vom der kombinierten Gletscherfront von Königsbergbreen/Hayesbreen/Heuglinbreen abgebrochen sind. Einen kleinen Teil dieser Abbruchkante sehen wir im Hintergrund.
Manchmal streifen Eisbären durch diese eisige Landschaft. Mal schauen, vielleicht haben wir demnächst Glück und bekommen Eisbären zu sehen …
Mitte Februar kommt in Spitzbergen die Sonne gerade einmal mittags wieder über den Horizont, und die Tage sind noch sehr kurz. Die längeren Touren beginnen erst demnächst. Aber das Licht ist oft zum Niederknien schön!
Heute geht es über die große Lofoteninsel Vestvågøy. Die Sonne steht noch zwischen 8 und 15 Uhr über dem Horizont, versteckt sich aber weiterhin konsequent hinter etwas inkontinenten Wolken. Was die Schönheit der Landschaft nicht beeinträchtigt, aber es lädt nicht unbedingt zu längeren Touren zu Fuß ein. So machen wir nur einen kleinen Anstieg auf einen Berg bei Ballstad für einen schönen Blick auf den Ort (den es hier als 360 Grad Panorama gibt) und schauen uns dann auf einer touristisch eher wenig genutzten Nebenstrecke die schönen Küstenlandschaften der Insel Vestvågøy an. Auch für einen zu kurzen Besuch im Wikingermuseum Borg reicht die Zeit noch. Das Museum ist beeindruckend, mit seiner Rekonstruktion eines riesigen Langhauses, der Behausung eines mächtigen Wikingers. 1995 wurde das Museum eingeweiht. Zufällig war ich am Tag der Eröffnung da. Ich fand es damals schon beeindruckend. Das moderne Ausstellungsgebäude nebenan, mit Filmvorführung, Souvenirshop und allem, was zu einem Museum heutzutage wohl dazugehört, gab es damals noch nicht. Aber das rekonstruierte Langhaus, das gab es, und das macht Spaß. Man kann sich mal kurz wie ein Wikinger fühlen. Aber die hier immerhin mehrere Wochen lange Polarnacht in einem solchen Haus, ohne elektrisches Licht? Fenster gab es keine, es war zur fraglichen Zeit ohnehin draußen dunkel, und Glas soll so teuer gewesen sein wie sein Gewicht in Gold. Das war wohl sogar dem mächtigen Oberwikinger von Borg zu teuer. Also haben sie im Dunkeln gesessen.
Noch einmal geht es nach Flakstadøy und Moskenesøy. Die Landschaft auf diesen südlichen Lofoteninseln ist einfach zu schön! Auch an so einem eher grauen und nicht ganz trockenem Novembertag.
Die Außenseite der Lofoten, wo Wind, Wetter und Wellen des Nordatlantik ständig die ungeschützte Küste prügeln, hat einige schöne Sandstrände. Sowohl in Ramberg (dort gibt es übrigens ein sehr empfehlenswertes Café, wie wir auf demRückweg feststellen durften), wo man direkt von der Straße auf den weißen Sand fällt. Als auch etwas weiter südlich, in Kvalvika auf Moskenesøy.
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Dort muss man sich den Strand erwandern. Nicht ganz barrierefrei, der Anmarsch, vorsichtig gesagt. Schön ist das! Und im November kann man an diesem schönen Strand auch auf diesen durchaus zivilisierten Lofoten mal kurz das Gefühl haben, der einzige Mensch auf der Welt zu sein, und den Wellen zuschauen, wie sie weit auf den flachen Sand laufen.
Nach allgemeinem Abschied von Mannschaft und Passagieren der Antigua in Bodø mit vielem Händeschütteln und guten Wünschen zog jeder seiner Wege. Für fast alle führte der nach Süden. Für uns geht es nach Norden. Zunächst zurück auf die Lofoten. Es ist ja nicht so, dass man da nicht auch ohne Schiff reisen könnte 🙂
Ballstad auf Vestvågøy soll für ein paar Tage unser »Basecamp« sein, von wo aus wir die Lofoten zu Lande entdecken. Eindrücke von vielen Orten, die über Straßen und Wege gut zu erreichen sind. Wir lassen das subarktische Wetter (es bleibt weiterhin ziemlich subarktisch-novemberlich) und das nordische Licht in Ruhe auf Auge, Geist und Speicherkarte wirken und wir lassen uns mit Zeit von der schroffen Landschaft der Lofoten begeistern. Ein alpines Bergland, das direkt aus dem Meer aufsteigt. Immer wieder versuche ich mir vorzustellen, wie es hier vor vielleicht 12000 Jahren ausgesehen haben mag, während der letzten Eiszeit. Die Täler und Fjorde von Gletschern erfüllt. Ständig fühle ich mich dabei gedanklich in den schroff-alpinen Nordwesten von Spitzbergen versetzt.
Galerie – Von Ballstad nach Å – 06. November 2017
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So ungefähr muss es damals hier gewesen sein! Heute zeigen die Lofoten lehrbuchhafte Bilderbuchleindrücke von ehemals vergletscherten Landschaften. Wir verschaffen uns einen Überblick auf der Strecke bis nach Å, ganz im Süden auf Moskenesøy. Was mich gedanklich nicht nur 12000 Jahre in die Eiszeit zurücksetzt, sondern auch 22 Jahre, als meine innere Verbindung zu den hohen Breiten bei einem mehrmonatigen Aufenthalt auf genau diesen Inseln ganz entscheidenden Auftrieb erhielt. Was ich im Rückblick gut verstehe, wenn ich jetzt diese Inseln wieder vor Augen habe.
Der Wind hatte nachgelassen, wehte aber immer noch kräftig genug aus südlicher Richtung, dass wir lieber unter Segeln Kurs nach Westen nahmen, als unter Motor nach Süden gegen die Wellen anzustampfen. So haben wir mit dem Ablegen nach dem Frühstück (sicher ist sicher!) Abschied von den Lofoten genommen. Ein schöner Abschied war es, unter Segeln und teilweise sogar der Sonne entgegen (lange nicht gesehen), zeitweise mit einem Regenbogen über der berühmten Lofotenwand.
So wurde ein paar Stunden lang knackig gesegelt, bevor wir die Schären vor der Festlandsküste relativ weit nördlich erreichten, noch einen Nachmittag weit von Bodø entfernt. Eine schöne Küste! Und wie immer ist es schön, ein neues Ufer zu sehen.
Der letzte Nachmittag einer solchen Fahrt geht immer schnell vorbei. Solange es Licht gibt, gibt es draußen auch etwas zu sehen. Etwa um 15 Uhr ging die Sonne unter. Dann die letzten Vorträge, das Reisetagebuch will zu Ende geschrieben werden, ein paar Vorbereitungen für die Organisation des Abreisetages, so das Übliche. Trotzdem dieses Mal etwas anderes. Es ist das letzte Mal diese Saison.
Mit dem abendlichen Anlegen in Bodø schloss sich ein Kreis. Am 19. Mai haben wir hier abgelegt, um über die Lofoten zur Bäreninsel und nach Spitzbergen zu fahren. Am gleichen Ort. Trotzdem gefühlt eine Galaxie weit entfernt. »Damals« war es rund um die Uhr hell. Ein langer Arktis-Sommer lag vor uns. Jetzt schafft die Sonne es kaum noch über den Horizont. Ein langer Arktis-Sommer liegt hinter uns. So viele Erlebnisse zusammen mit der Mannschaft der Antigua und den Arktisfahrern, die uns während der verschiedenen Fahrten begleitet haben.
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Ich sage allen »Danke« für eine tolle und sehr erlebnisreiche Zeit! In der Arktis lernt man nie aus, man hat nie alles gesehen, alles erlebt. Auf dem unendlich langen Weg dahin, alles gesehen zu haben, sind wir wieder ein gutes Stück weiter gekommen. Es ist ja der Sinn der Sache, niemals wirklich anzukommen auf diesem Weg. Es wäre ja schade drum. Gut, dass das gar nicht geht. Der Weg geht weiter.
Abseits dieser Gedanken war die Stimmung an diesem letzten Abend gut. Die vergangene Woche hatte uns keine Wale und keine allzu spektakulären Nordlichter gegönnt, aber sonst sehr viel. Eine Menge Eindrücke, wie sie für die Küsten- und Insellandschaft in Nordnorwegen zu dieser Jahreszeit typisch sind. Gute Stimmung unterwegs. Schön, dabei gewesen zu sein!
Das Wrack des am Donnerstag vor einer Woche abgestürzten russischen Hubschraubers wurde in der Nacht zum Samstag gehoben. Das Spezialschiff Maersk Forza war zu diesem Zweck nach Spitzbergen gebracht worden und hat die Arbeiten im Isfjord erfolgreich ausgeführt. Der MI-8-Hubschrauber hatte 8 Personen an Bord gehabt, darunter 5 Besatzungsmitglieder und 3 Wissenschaftler. Ein Toter, der in 130 Metern Entfernung vom Hubschrauberwrack gefunden worden war, wurde bereits geborgen. Von den weiteren Vermissten fehlt weiterhin jede Spur, die Suche nach ihnen geht weiter.
Der Stimmrekorder aus dem Cockpit sowie GPS-Geräte mit gespeicherten Flugrouten wurden gesichert. Sie werden zur Auswertung nach Moskau gebracht.
Unterdessen stellen sich Fragen nach den Absturzursachen und den sonstigen Umständen des Fluges. Die Untersuchung des Wracks und der Flugdaten wird wahrscheinlich Hintergründe zu den Absturzursachen ergeben. Wahrscheinlich flog der Hubschrauber allerdings ohne Genehmigung: die norwegische Fluggenehmigung deckt nur Flüge im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Grubenbetrieb der Bergbaugesellschaft, darunter Transport von Angestellten von Longyearbyen nach Barentsburg. Kommerzieller Flugbetrieb sowie Transport von Touristen und Wissenschaftlern ist ausdrücklich nicht zugelassen. Beim Absturz befanden sich 3 Wissenschaftler des Instituts für Arktis- und Antarktisforschung in St. Petersburg an Bord.
So wie der Wind aufgefrischt hatte, war es schon gut, dass wir erst mal nicht aus dem Hafen raus mussten. Lieber ein kleiner Spaziergang in Kabelvåg und ein Besuch im Lofotmuseum oder im Lofotaquarium. Respekt vor der tapferen Fraktion, die den Weg nach Svolvær zu Fuß zurückgelegt hat! Bei Wind und Wetter und sehr viel Nässe im Gelände.
Leider hatte der Hafenmeister uns in Svolvær in den Industriehafen verbannt. Der Weg ins Zentrum von Svolvær entlang der E10, über eine Brücke und durch einen Tunnel, war nicht gerade das, was man sich so unter Nordlandromantik vorstellt. Bei dem Wetter zogen ohnehin einige von vornherein die Gemütlichkeit des Schiffes vor.
Dafür ging es abends zum Nordlichtzentrum in Laukvik. Nach dem Vortrag von Rob und Threes in gemütlicher Atmosphäre (drinnen; die Atmosphäre draußen war denkbar ungemütlich) wusste wirklich jeder Bescheid. Koronalöcher, Sonnenwind, Magnetosphäre, KLP-Index … ein Stück Kuchen, die der Engländer so sagt!
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Tatsächlich klarte es später noch etwas auf. Die Busfahrt zurück nach Svolvær, mit dem Blick auf vom Vollmond beleuchtete Berge, Fjorde und Seen, war ein kleiner, aber feiner landschaftlicher Höhepunkt, fand ich jedenfalls. Gerne hätte ich angehalten und das Stativ mal aufgestellt … aber einfach nur Schauen ist auch schön. Nordlicht hat es trotzdem leider keines mehr geben. Dieses Glück sollten wir anscheinend einfach nicht haben.
Der nächtliche Wind im Raftsund, wo wir zu später Stunde geankert hatten, war schon derbe, aber zum Tag hin wurde es doch etwas besser. Der landschaftliche Eindruck dieser schroffen Natur im Schneetreiben, Felsen und Berge grauweiß gepudert: wild und rau. So wie die Natur im hohen Norden oft eben ist. Blauer Himmel und Postkartenwetter gibt es ja auch ab und an. Aber das hier ist die Normalität. Herb und schön.
»Herb« und »schön« wechselten sich im Trollfjord dann im Minutentakt ab, so wie die Schneeschauer kamen und gingen. Von Nullsicht bis zum freien Blick auf die Gipfel, von spiegelglattem Wasser bis zu sehr heftigen Böen in Augenblicken. Wir waren schon kurz vorm Abdrehen, als drei Seeadler uns die Ehre gaben. Wahrscheinlich eine Familie mit Nachwuchs. Ein paar Mal kamen sie ganz in die Nähe des Schiffes. Ja, und da macht eine schnelle Kamera dann schon Freude 🙂
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Die Attribute »herb« und »schön« trafen auch auf den Besuch auf Skrova am Nachmittag zu. Die Einfahrt in den kleinen Hafen war schon wild, zwischen den ganzen Felsen hindurch und an dem alten Leuchtturm vorbei, und dann hatten wir bald in dem kleinen, alten Fischerei- und Walfängerhafen angelegt. Und waren bald unterwegs, die Insel zu erkunden, durch den Ort um den Hafen herum, über die Insel zu den weißen Sandstränden, die selbst bei dem wilden Wetter noch einen Hauch von Karibik vermitteln. Einige ließen sich von Wind, Kälte und Dämmerung nicht davon abhalten, das Skrovafjellet zu ersteigen, und wurden von beeindruckenden Blicken über die raue Inselwelt belohnt.
Gegen Abend haben wir mit der Antigua noch die kurze Strecke nach Kabelvåg zurückgelegt, denn morgen wir das Wetter für die Passage wohl deutlich schlechter werden.