Geschichte(n) von Spitzbergen: Amundsen und Nobile
Roald Amundsen 1904
Die Zeppelin-Expedition (1910)
Nach Wellman war zunächst einmal einige Jahre lang Ruhe, was Versuche betraf, von Spitzbergen aus den Nordpol zu erreichen.
In der Zwischenzeit zeigte die Expedition des Graf Zeppelin 1910, dass sich mit verbesserten Luftschiffen durchaus in der Arktis etwas anfangen ließ, auch wenn sie selbst keinen Zeppelin dabei hatte, sondern »nur« den gleichnamigen Grafen. Die Zeppelin-Expedition war vor allem im Kongsfjord und Krossfjord unterwegs und an der nördlichen Westküste. Neben der großen Mainz verfügte diese Expedition über ein weiteres, kleines Schiff, das besser in Küstenfahrwasser navigieren konnte. Unter den Teilnehmern befand sich Prinz Heinrich von Preußen, Bruder von Kaiser Wilhelm II.
Roald Amundsen
Roald Amundsen war zunächst noch mit seiner Maud-Expedition in der Nordostpassage beschäftigt, verließ diese aber dann vorzeitig, da er dabei keine Möglichkeit für rekordverdächtige Taten sah und das Interesse an der Expedition verlor. Vielmehr eröffnete sich ihm nun der Luftweg, um seinen Lebenstraum zu verwirklichen: Einen Vorstoß zum Nordpol.
Roald Amundsen, Ny-Ålesund 1925: die Flugboote N-24 und N-25
Amundsen wählte Ny-Ålesund als Ausgangsbasis für diese Unternehmungen, da er hier weit im Norden starten konnte, gute Zugänglichkeit mit dem Schiff gewährleistet war und die Infrastruktur des Ortes nutzen konnte. Für den ersten Versuch wählte Amundsen 1925 zwei Dornier-Wal-Flugboote, N-24 und N-25. Nach dem Start am 21. Mai vom Eis des Kongsfjords kehrte Amundsen vorerst nicht zurück und wurde schon verloren geglaubt. Nach einer Notlandung bei etwa 88°N musste zunächst eine Landebahn im unebenen Packeis geschaffen werden, damit eines der beiden Flugzeuge wieder starten und die Männer zurück nach Spitzbergen bringen konnte. Dem norwegischen Kapitän Riiser-Larsen gelang das Kunststück, ein Flugzeug mit zwei Mannschaften (6 Männer) auf der kurzen Landebahn wieder zu starten – kein Fehlversuch erlaubt! Treibstoffmangel erzwang eine weitere Notlandung im Brennevinsfjord an der Nordküste des Nordaustland, wo ein zufällig anwesendes Fangschiff die Expedition aufnahm und nach Ny Ålesund zurückbrachte.
Die Amundsen – Ellsworth – Nobile Expedition 1926: das Luftschiff Norge
Gleich 1926 machte Amundsen den nächsten Versuch, wobei er nicht mehr auf Flugzeuge setzte, sondern sich von dem Italiener Umberto Nobile das Luftschiff Norge konstruieren ließ. Während die Vorbereitungen in Ny-Ålesund noch vor sich gingen, traf der Amerikaner Richard Byrd ein, der am 9. Mai mit seinem Fokker-Flugzeug Josephine Ford startete und gute 15 Stunden später wieder zurückkam und behauptete, den Pol erreicht zu haben. Dass das tatsächlich der Fall gewesen war, wird heute allerdings bezweifelt. Amundsen startete kurz darauf zusammen mit seinem amerikanischen Sponsor Lincoln Ellsworth und Umberto Nobile an Bord der Norge. Der Pol wurde überflogen und Alaska ohne weitere Zwischenfälle erreicht.
Das dramatischste bei dieser Expedition war der sich anschließend entfachende Streit zwischen Amundsen und Nobile, zwischen der jungen Nation Norwegen und dem faschistischen Italien um die Ehre, die mit dem erfolgreichen Flug verknüpft war.
Nobile 1928: die Italia-Katastrophe
Das Resultat war, dass Nobile 1928 mit einem weiteren Luftschiff, der Italia, nach Ny-Ålesund zurückkehrte, um der Welt zu zeigen, dass Italien keinerlei Unterstützung für derartige Unternehmungen benötigte. Das Ergebnis ist eines der bekanntesten Dramen der Polargeschichte. Der Pol wurde zunächst ohne Schwierigkeiten erreicht, auf dem Rückweg havarierte die Italia jedoch auf dem Treibeis nördlich des Nordaustland, in der Nähe der kleinen Insel Foynøya. Ein Teil des Luftschiffes mit etlichen Mannschaftsmitgliedern verschwand dabei auf Nimmerwiedersehen, die übrigen neun Männer landeten auf dem Eis, wobei Nobile schwer verletzt wurde.
In den folgenden Wochen versuchten über 20 Flugzeuge und 14 Schiffe aus 6 Nationen, Nobile zu finden. Auch Amundsen beteiligte sich dabei, startete am 18. Juni mit dem französischen Wasserflugzeug Latham von Tromsø und wurde nie mehr gesehen. Vermutlich stürzte Latham irgendwo im Bereich der Bjørnøya ab. Schließlich gelang es Nobiles Funker, ein SOS mit Position abzusenden. Dem schwedischen Piloten Ejnar Lundborg gelang eine Landung auf dem Eis und die Evakuierung des verletzten Nobile sowie dessen Hündchens (was in der Öffentlichkeit gar nicht gut ankam). Weitere Luftevakuierungen scheiterten allerdings unvorhergesehenermaßen. Die auf dem Eis verbliebenen Männer wurden schließlich vom sowjetischen Eisbrecher Krassin aufgenommen. Nobile sah sich anschließend schweren Vorwürfen ausgesetzt, da er trotz seiner Position als Leiter als erster evakuiert worden war, und verlor seinen militärischen Rang. Auch das Verschwinden des Schweden Malmgren, der sich zusammen mit zwei Italienern vom Lager im Eis aus zu Fuß auf den Weg nach Svalbard gemacht hatte, sowie natürlich die Havarie seines Konkurrenten Amundsen warfen ein schlechtes Licht auf Nobile.
Teilnehmer des Polflugs der Norge 1926 in Seattle: Riiser-Larsen, Amundsen, Ellsworth, Nobile (und dessen Hund!)
Nunmehr waren beide Pole definitiv zu Fuß bzw. zumindest auf dem Luftweg erreicht worden, und es war klar, dass keine unbekannten, größeren Landmassen in der Arktis mehr zu erwarten waren. Somit war diese Zeit das Ende des Kapitels derjenigen Arktis-Expeditionen, die eher auf Rekordjagd, Sensation und Entdeckung aus waren: Das »heroische« Zeitalter wich mehr und mehr der systematischen Forschung.
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