Naturperle an der Nordspitze des Prins Karls Forland
Fuglehuken ist die Nordspitze der langen Insel Prins Karls Forland vor der Westküste Spitzbergen. Und diese bekommt man hier beinahe in einer Nussschale präsentiert! Die ganze Ökologie der Arktis auf ein paar Kilometern.
Gletscher und Permafrost
Das fängt damit an, dass dieser Teil der Wesküste der Teil der gesamten Inselgruppe Svalbard ist, der am stärksten vom milden Westspitzbergenstrom („Golfstrom“) profitiert. Die oft kräftigen Winde bringen Niederschläge, die etwas weiter südlich auf Prins Karls Forland für die sehr starke Vergletscherung der Ostseite der Insel verantwortlich sind. Die Nordspitze Fuglehuken ist hingegen unvergletschert, aber von den steilen Berghängen kriechen wohlgeformte Blockgletscher ins flache Tundravorlang („kriechender Permafrost“).
Blockgletscher (die Schuttzunge hinten, die ins Flachland fließt)
bei Fuglehuken auf Prins Karls Forland.
Vogelkolonien, Tundra und Rentiere
Weiter oben sind große Seevogelkolonien mit tausenden von Dickschnabellummen und Dreizehenmöwen während der sommerlichen Brutsaison an den Hängen zu Hause. Dazu kommen in weit geringen Zahlen Papageitaucher, und sogar einzelne Brutpaare der eigentlich subarktisch-kühlgemäßigten Tordalken sollen hier brüten.
Die Seevogelkolonien sorgen Jahr für Jahr für kräftige Düngung des flachen Vorlandes, wo die Tundra entsprechend grün und saftig ist. Stellenweise hat sich über Jahrtausende eine dicke Schicht organischen Materials angesammelt, beinahe schon hochmoorartig!
Es wundert nicht, dass in einem so produktiven Gebiet Rentiere zahlreich vorkommen, und natürlich haben auch Eisfüchse ihre Bauten in der Nähe der Vogelkolonien.
Rentier auf der Tundra am Fuglehuken.
An der Küste wechseln sich kleine Buchten mit Strandwällen und Lagunen mit felsigen Abschnitten ab. Insgesamt ist die Uferlinie sehr exponiert, und wegen der flachen Gewässern müssen Schiffe auf Abstand bleiben. Besuche sind also nur bei sehr ruhiger See und gutem Wetter möglich.
Küstenlinie bei Fuglehuken: kleine, feine Buchten, aber nicht wirklich geschützt.
Damit haben die Seehunde kein Problem, die vor allem bei Niedrigwasser gerne auf vorgelagerten Felsen liegen.
Willem Barentsz, Walfänger und Trapper
Als Willem Barentsz Spitzbergen im Juni 1596 entdeckte, passierte das nicht weit von hier. Die Nordspitze des Prins Karls Forlandes zeichnete er als „Vogelhoek“ in seine Karte ein. Daraus wurde später in direkter Übersetzung Fuglehuken. Der Name ist eine der ältesten Ortsbezeichnungen Spitzbergens und eine der ganz wenigen, die direkt auf Barentsz zurückgehen.
Die Walfänger waren im 17. Jahrhundert in der Gegend und hatten in der nicht weit entfernten Engelskbukta eine kleine Station. Bei Fuglehuken gibt es aus dieser Zeit ein kleines Gräberfeld in der Tundra, von einer Station mit Trankocherei ist in diesem Gebiet nichts bekannt.
Später versuchten Trapper, von den tierischen Reichtümern der Natur auf dem Prins Karls Forland zu leben und bauten 1929 eine Hütte, von der aber nur noch ein paar verstreute Reste übrig sind. 2009 stand sie noch, wenn auch bereits in ruinösem Zustand (siehe Bild in der letzten Reihe der Galerie. Die Reihenfolge der Bilder ist alphabetisch, aber nicht chronologisch). Es gab einige Überwinterungen, aber die Insel entwickelte sich nicht zu einem der traditionellen, viel verwendeten Jagdreviere.
An der Nordspitze steht heute ein kleines Leuchtfeuer als Navigationshilfe.
Fuglehuken ist eine Naturperle, die nicht oft zugänglich ist. Wenn man das Glück hat, diesen Ort besuchen zu können, sollte man das wirklich als Privileg betrachten, das die Natur nicht vielen schenkt.
Fuglehuken Fotogalerie
Abschließend eine Bildersammlung von Fuglehuken.
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Spitzbergen – Svalbard. Arktische Naturkunde und Geschichte in Wort und Bild. Hintergründe, Routen & Regionen, Praktisches. Umfassender Reiseführer zur arktischen Inselgruppe Spitzbergen mit 592 Seiten.
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