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Monats-Archiv: Mai 2015 − News & Stories


Eis

Es ist spät am Abend, die Son­ne scheint auf Küs­te und Ber­ge süd­lich vom Bell­sund – also alles ande­re als eine gute Zeit, vorm Bild­schirm zu sit­zen und lan­ge Tex­te zu schrei­ben. Raus­gu­cken ist bes­ser.

Jede Men­ge Eis vorm Horn­sund, uner­war­te­ter­wei­se, aber trotz­dem (oder gera­de des­we­gen) äußerst schön. Und hun­der­te – ach, was sage ich: tau­sen­de! – von Sat­tel­rob­ben ☺ auch so eine Spe­zia­li­tät der frü­hen Sai­son.

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Wal­fang

Je wei­ter wir nach Nor­den kamen, des­to schö­ner wur­de das Wet­ter, der schar­fe Nord­ost­wind wur­de zur Bri­se und flau­te ganz ab, bis die Ober­flä­che des Was­sers rich­tig ölig wur­de, nur noch von der sanf­ten Dünung bewegt, in der Abend­son­ne glän­zend. Bes­te Bedin­gun­gen, um nun mal ein paar Wale zu sich­ten!

Aller­dings waren wir nicht die ein­zi­gen, die hier unter­wegs waren in der Hoff­nung, Wale zu sehen, nur waren die Absich­ten des Schif­fes, das bald in Sicht kam, deut­lich weni­ger fried­lich. Ein zunächst schein­bar unschul­dig am Hori­zont fah­ren­des Schiff zeig­te bald einen Aus­guck am Mast und eine Har­pu­ne auf dem Bug und erwies sich somit als Wal­fän­ger, wäh­rend wir einen jun­gen Buckel­wal beob­ach­te­ten. Bald dar­auf war der ers­te Knall übers Was­ser hin­weg zu hören, was sich inner­halb der fol­gen­den Minu­ten mehr­fach wie­der­hol­te. Vor dem Bug des Wal­fän­gers – wie bald am Heck zu lesen war, heißt das Schiff Rei­ne­buen und kommt aus Svol­vær – spritz­te es im Was­ser, dort war nun ein Zwerg­wal dabei, einen qual­vol­len Todes­kampf zu kämp­fen, der 5-6 Minu­ten dau­ern soll­te.

Es ist ja kein Geheim­nis, dass Nor­we­gen sei­ner Wal­fang­flot­te jedes Jahr weit über 1000 Abschuss­li­zen­zen erteilt, und man sieht gele­gent­lich Wal­fangschif­fe in nor­we­gi­schen Häfen ein­schließ­lich Lon­gye­ar­by­en. Aber ein Wal­fangschiff in töd­li­cher Akti­on, das hat­te ich noch nie gese­hen, und ich hat­te nicht damit gerech­net, was für einen Ein­druck es machen wür­de, zuzu­se­hen, wie ein Wal har­pu­niert, stirbt und an Deck gezo­gen wird. Wobei die Mann­schaft der Rei­ne­buen das Schiff mehr­fach schnell dreh­te, um zu ver­hin­dern, dass wir all­zu viel sehen konn­ten. Die wis­sen schon, was die Welt davon hält.

Schließ­lich zogen sie ihrer Wege und wir unse­rer. Flau im Magen war mir, als wäre ich Zeu­ge eines Gewalt­ver­bre­chens gewor­den. War ich ja auch, im wei­te­ren Sin­ne.

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Bald tauch­ten im Mit­ter­nachts­son­nen­licht zwei wei­te­re Buckel­wa­le auf, quick­le­ben­dig und ihres Lebens froh, nicht ahnend, dass ein etwas ent­fern­ter Ver­wand­ter kurz zuvor sein Leben blu­tig und schmerz­haft hat­te las­sen müs­sen. Auch hier an Bord stieg Lau­ne merk­lich. Zuge­ge­ben, ich war inner­lich nicht ganz so schnell. Das emo­tio­na­le Umschal­ten von Schlacht­fest auf Natur­ge­nuss anhand des glei­chen wun­der­ba­ren Tie­res woll­te nicht so schlag­ar­tig gelin­gen, und so habe ich etwas mecha­nisch hin­ge­schaut und Fotos gemacht und war letzt­lich froh, als der Tag vor­bei war.

Bären­in­sel

29./30. Mai 2015 – Von der Über­fahrt gibt es nun nicht all­zu viel zu berich­ten. Der See­gang mach­te sie eher mit­tel­mä­ßig ange­nehm, mit deut­lich ver­rin­ger­ter all­ge­mei­ner Prä­senz beim Essen. Mit Walen und Del­fi­nen war auch nicht so viel los – hier und da klei­ne­re Grup­pen von Del­fi­nen. Umso bes­ser, dass wir trotz­dem recht schnell vor­wärts kamen und schon am 29. mit­tags die Bären­in­sel erreich­ten. Bei Wind und Wel­len aus Nord­os­ten hiel­ten wir uns auf der West­sei­te, und bald war in einer klei­nen Bucht auch eine pas­sen­de Lan­de­stel­le gefun­den.

Aus der Ent­fer­nung mag die Bären­in­sel ja leer und öde erschei­nen, aber bei nähe­rem Blick ent­deckt man so vie­les. Die beein­dru­ckend schrof­fe Küs­ten­land­schaft und Vogel­ko­lo­nien, die­se und jene land­schaft­li­chen Phä­no­me­ne wie Frost­mus­ter­bö­den und Karst­quel­len und dies und das. Am schöns­ten ist das Gefühl der Abge­le­gen­heit auf die­ser aus­ge­setz­ten Insel in ruhi­gen Momen­ten, in denen man nur den Wind hört. Einen schö­nen lan­gen Nach­mit­tag sind wir umher­ge­streift, von der Fluss­mün­dung in Ærfu­gl­vi­ka zu den Lum­men­ko­lo­nien am Kapp Ruth, an ein paar klei­nen, noch über­wie­gend gefro­re­nen Seen in der fla­chen, kar­gen Tun­dra zum Fluss Jor­d­bruel­va, in des­sen von Schnee­wän­den ein­ge­fass­tem Lauf wir ein wenig Can­yo­ning light betrie­ben haben, bis zum Kapp Maria mit dem Fel­sen­tor Kvalk­jef­ten (Wal­kie­fer) und einem gewal­ti­gen Loch im Boden, durch das die Bran­dung 15 m tie­fer sicht­bar ist.

Eine ruhi­ge Nacht vor Anker im Wel­len­schat­ten der Bären­in­sel war für vie­le sicher­lich ein wei­te­rer Höhe­punkt.

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Am nächs­ten Vor­mit­tag haben wir eine klei­ne Kreuz­fahrt um das Süd­ende der Bären­in­sel gemacht, wo die Natur einen der beein­dru­ckends­ten Küs­ten­strei­fen im Nord­at­lan­tik geschaf­fen hat. Für Zodiac-Aktio­nen war es defi­ni­tiv zu win­dig und wel­lig, aber der Anblick ist auch vom Schiff aus noch mehr als gran­di­os. Zudem hat­ten wir Besuch von einer Viel­zahl von Eis­sturm­vö­geln.

17. Mai: Nor­we­ger fei­ern ihren Natio­nal­fei­er­tag auch in der Ark­tis

Der 17. Mai ist Natio­nal­fei­er­tag in Nor­we­gen. Gefei­ert wird das nor­we­gi­sche Grund­ge­setz, das am 17. Mai 1814 im süd­nor­we­gi­schen Ört­chen Eids­voll von der gera­de frisch zusam­men­ge­kom­me­nen Natio­nal­ver­samm­lung ver­ab­schie­det wur­de. Ein bedeu­ten­der Akt für das Land und mutig noch dazu, denn zuvor wur­de Nor­we­gen fast 300 Jah­re lang von Däne­mark aus regiert. Offi­zi­ell war Nor­we­gen Teil des däni­schen König­reichs, die wich­ti­gen Posi­tio­nen waren von Dänen besetzt und über Kul­tur- und Schul­po­li­tik ver­such­te man die Nor­we­ger zu Dänen zu machen.

Als 1814, zum Ende der Napo­leo­ni­schen Krie­ge, im Kie­ler Frie­den über eine ter­ri­to­ria­le Neu­ord­nung Skan­di­na­vi­ens ver­han­delt wur­de, nutz­ten die Nor­we­ger die Gele­gen­heit: Sie lie­ßen eine Natio­nal­ver­samm­lung zusam­men­kom­men, gaben sich ein Grund­ge­setz und wähl­ten einen eige­nen König. Doch ganz so ein­fach ging es dann doch nicht. Nor­we­gen wur­de zunächst in eine Uni­on mit Schwe­den über­führt und der schwe­di­sche König wur­de in Per­so­nal­uni­on auch König von Nor­we­gen. Immer­hin war Nor­we­gen nun wie­der ein eige­nes König­reich, aus der Natio­nal­ver­samm­lung ging ein Par­la­ment (Stort­ing) her­vor und das Grund­ge­setz, das am 17. Mai gefei­ert wird, blieb in Kraft. Voll­stän­dig unab­hän­gig ist Nor­we­gen erst seit 1905, als die Uni­on mit Schwe­den auf­ge­löst wur­de.

Tra­di­tio­nell wird der Natio­nal­fei­er­tag mit der 17. Mai-Para­de gefei­ert, einem Umzug mit Musik, einem Meer von nor­we­gi­schen Fähn­chen und einer Viel­zahl von Trach­ten aus den unter­schied­li­chen Lan­des­tei­len. In der Haupt­stadt Oslo zieht die Para­de am Schloss vor­bei über die Fla­nier­mei­le der Karl Johans Gate. Im gan­zen Land wer­den zur Fei­er des Tages die Flag­gen gehisst.

Auch in der nor­we­gi­schen Ark­tis wur­de am 17. Mai kräf­tig gefei­ert. Nicht nur auf Spitz­ber­gen, im Haupt­ort Lon­gye­ar­by­en, in der For­scher­sied­lung Ny Åle­sund und in der Berg­bau­sied­lung Sveagru­va, son­dern auch an den meteo­ro­lo­gi­schen Sta­tio­nen auf den abge­le­ge­nen Inseln Bjørnøya, Jan May­en und Hopen. Sogar die Besat­zung des nörd­lich von Spitz­ber­gen im Eis ein­ge­fro­re­nen For­schungs­schiffs RV „Lan­ce“ hat­te eine 17. Mai-Para­de orga­ni­siert: über das Eis, ein­mal um das Schiff her­um. Danach wur­de an Bord gefei­ert. Die Sta­ti­on auf Bjørnøya bekam Besuch von der Besat­zung des nor­we­gi­schen Küs­ten­wa­che­schiffs KV „Har­stad“, was die Teil­neh­mer­zahl bei der Para­de merk­lich in die Höhe stei­gen ließ. Angeb­lich konn­ten auch neue Mit­glie­der für den Bjørnøya-Nackt­ba­de­ver­ein gewon­nen wer­den. Die kleins­te 17. Mai-Fei­er fand auf Hopen statt. Immer­hin waren mit 4 Per­so­nen (und den 4 Sta­ti­ons­hun­den) sämt­li­che Ein­woh­ner anwe­send.

17. Mai-Para­de in Lon­gye­ar­by­en: Zwi­schen­stop am Kriegs­denk­mal.
Foto: © RS

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In Lon­gye­ar­by­en zog die Para­de von der Kir­che aus durchs Stadt­zen­trum und wei­ter zum Kriegs­denk­mal, wo Blu­men nie­der­ge­legt und Anspra­chen gehal­ten wur­den. Es spra­chen Robert Her­man­sen, der ehe­ma­li­ge Chef des Berg­bau­un­ter­neh­mens Store Nor­ske Spits­ber­gen Kul­kom­pa­ni und der rus­si­sche Gene­ral­kon­sul in Barents­burg, Jurij Grib­kov, der den Nor­we­gern zur Fei­er ihres Grund­ge­set­zes gra­tu­lier­te. Danach ging es wei­ter zur Sval­bard­hal­le. Dort wur­de gemein­sam geges­sen und mit ver­schie­de­nen Pro­gramm­punk­ten, beson­ders auch für die Kin­der, aus­gie­big gefei­ert. Der Sys­sel­mann Odd Olsen Ingerø beton­te in sei­ner Fest­re­de die Sou­ve­rä­ni­tät Nor­we­gens über Sval­bard und bekräf­tig­te die Gül­tig­keit des Spitz­ber­gen­ver­trags.

Quel­le: Sval­bard­pos­ten

Trom­sø

Trom­sø, das Paris, des Nor­dens, tra­di­ti­ons­rei­ches Ein­falls­tor zur Ark­tis, unser Sprung­brett Rich­tung Bären­in­sel und Spitz­ber­gen, prä­sen­tiert sich bei schöns­tem Son­nen­schein. Besu­che in den Ark­tis-Muse­en, ein Aus­flug auf den Haus­berg Fløya und etwas Zeit zur Ent­span­nung in der Zivi­li­sa­ti­on, bevor es wei­ter­geht Rich­tung Barents­see.

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Tin­den

Vor 2 Jah­ren hat­ten wir Tin­den „ent­deckt“, einen alten Han­dels­pos­ten auf der Außen­sei­te der Ves­terå­len, male­risch in einer Bucht unter einem schrof­fen Berg gele­gen, ver­steckt hin­ter klei­nen Inseln. Wir wuss­ten damals nur, dass es dort schön sein soll­te, ohne wirk­lich zu wis­sen, was uns dort erwar­ten wür­de. Und was uns alles erwar­tet hat! Ein alter Han­dels­pos­ten aus dem frü­hen 20. Jahr­hun­dert, seit Jah­ren still­ge­legt, aber lie­be­voll als Muse­um erhal­ten. Ein schö­nes Ensem­ble von wei­ßen Gebäu­den aus einer ver­gan­ge­nen Zeit, sogar mit Blu­men­beet und Rega­le voll­ge­stopft mit einem Sor­ti­ment aus Groß­vä­ter­chens Zei­ten. Der tem­pe­ra­ment­vol­le Besty­rer (man wür­de das wohl mit Mana­ger über­set­zen, was es aber nicht so schön trifft) Kjell ist ein unver­zicht­ba­rer Teil des Erleb­nis­ses.

Und genau die­se wun­der­ba­re Kom­bi­na­ti­on durf­ten wir heu­te dort auch wie­der erle­ben, die­ses Mal sogar im Son­nen­schein, so dass ein klei­ner Gang auf den stei­len Hang hin­ter den Gebäu­den zu einer sehr loh­nen­den Tour wird.

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Vor ein paar Mona­ten hat hier ein Sturm getobt, der meh­re­re Gebäu­de völ­lig zer­stört hat, die schon seit Jahr­zehn­ten dort gestan­den hat­ten. Ein uner­setz­li­cher Ver­lust der his­to­ri­schen Sub­stanz, denn nie­mand kann den Wert der alten Gegen­stän­de abschät­zen oder die­se gar erset­zen. Und man möch­te auch nicht wirk­lich wis­sen, was für Wind­stär­ken da getobt haben mögen. Umso ange­neh­mer ist die leich­te Bri­se von heu­te.

Übri­gens kann man sich Tin­den ja schon in Rund­um­sicht anschau­en – müss­te ich viel­leicht jetzt noch mal über­ar­bei­ten, immer­hin habe ich heu­te eine son­ni­ge Ergän­zung bekom­men.

Raft­sund & Ves­terå­len

Wäh­rend wir Mei­len Rich­tung Nor­den machen, zie­hen die süd­li­chen Ves­terå­len an uns vor­bei. Schö­ne Land­schaf­ten, See­ad­ler, und sogar Schwert­wa­le las­sen den sehr ange­nehm und abwechs­lungs­reich ver­ge­hen.

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Diger­mu­len

Schon klar, wir sind nicht die ers­ten Tou­ris­ten hier in der Gegend. Kai­ser Wil­helm II. war schon 1889 in der Gegend. Hät­te er mal mehr Zeit mit sei­nen Nor­we­gen-Urlau­ben ver­bracht und weni­ger mit Poli­tik, wer weiß, was der Welt alles erspart geblie­ben wäre.

Bei allem beruf­li­chen Stress, den KW II. schlech­ter­dings und selbst­ver­schul­de­ter­wei­se so hat­te, hat er es den­noch erstaun­lich oft nach Nor­we­gen geschafft. Und zwei­mal war er in Diger­mu­len, einem klei­nen Nest – etwa 300 Ein­woh­ner – am süd­li­chen Ein­gang des Raft­sund. Das ist die Was­ser­stra­ße, die Aus­t­vå­gøya (Lofo­ten) und Hin­nøya (Ves­terå­len) von­ein­an­der trennt.

Hin­ter Diger­mu­len steht ein Berg, der Diger­kol­len. Der ist gar nicht so diger, also groß, son­dern mit 384 m Höhe sogar recht über­schau­bar. Das hat schon Wil­li mit sei­ner kai­ser­li­chen Entou­ra­ge geschafft, das schaf­fen wir auch. Immer­hin muss nach uns kei­ner Gra­nit­plat­ten dort hoch­schlep­pen, die spä­ter noch von unse­rem Besuch zeu­gen, ein Ein­trag ins Gip­fel­buch reicht uns völ­lig aus.

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Der Weg nach oben, ober Stock, Stein und schließ­lich ein paar Flä­chen aus nass­schwe­rem Schnee, dau­ert gut 1 ½ Stun­den, wobei wir gefühlt alle Jah­res­zei­ten erle­ben, von einem früh­lings­haf­ten Regen­schau­er über som­mer­li­che Son­ne zu einem win­ter­li­chem Schnee­schau­er bis hin zu herbst­li­chem Wech­sel zwi­schen Wol­ken und Son­ne. Freund­li­cher­wei­se schlägt das Pen­del zur rich­ti­gen Zeit auf die Son­nen­sei­te aus, so dass der Blick über Raft­sund, Hin­nøya, Aus­t­vå­gøya und eine gan­ze Rei­he klei­ne­rer Insel in vol­ler Pracht vor uns liegt. Ein wahr­haft kai­ser­li­ches Pan­ora­ma!

Win­ter­sai­son zu Ende, Eis­bä­ren­fa­mi­li­en im Bil­lefjord

Trotz Tau­wet­ter­pha­sen im April hat die nun zu Ende gehen­de Win­ter­sai­son in Spitz­ber­gen noch lan­ge durch­ge­hal­ten. Ab Ende April hat sich das Wet­ter mit Minus­gra­den und wenig Wind weit­ge­hend sta­bi­li­siert und somit noch vie­le schö­ne Tou­ren­ta­ge gebracht, bis über den 17. Mai (nor­we­gi­scher Natio­nal­fei­er­tag) hin­weg.

Das Früh­jahr hat dem inne­ren Isfjord eini­ge Bewoh­ner gebracht: Im Bil­lefjord und Tem­pel­fjord hal­ten sich zwei Eis­bä­ren­fa­mi­li­en mit dies­jäh­ri­gen Jun­gen auf, eine der bei­den Müt­ter hat sogar Dril­lin­ge, eine gro­ße Sel­ten­heit. Die­ser sehr erfreu­li­che Umstand führ­te zu Kon­tro­ver­sen bezüg­lich des Motor­schlit­ten­ver­kehrs in die­sen häu­fig befah­re­nen Fjor­den. Mehr­fach rief der Sys­sel­man­nen dazu auf, Ver­kehr dort auf ein Mini­mum zu beschrän­ken. Den­noch wur­den mehr­fach klei­ne Grup­pen beob­ach­tet, die sich zu lan­ge und / oder zu nahe bei den Eis­bä­ren auf­hiel­ten.

Erfah­run­gen bei­spiels­wei­se von 2013 zei­gen, dass Motor­schlit­ten­ver­kehr auch für Eis­bä­ren­fa­mi­li­en mit jun­gem Nach­wuchs nicht unbe­dingt nach­tei­lig sein muss. In die­sem Früh­jahr hielt sich eine Eis­bä­ren­fa­mi­lie im Tem­pel­fjord auf, wo es gleich­zei­tig viel und häu­fig Motor­schlit­ten­ver­kehr gab. Respekt­vol­les Ver­hal­ten der Besu­cher­grup­pen trug dazu bei, dass die Eis­bä­ren sich augen­schein­lich nicht durch den Ver­kehr gestört fühl­ten. Im Gegen­teil war ihnen regel­mä­ßig Jagd­er­folg beschie­den und die Fami­lie konn­te trotz hoher Besu­cher­fre­quenz zunächst unter guten Bedin­gun­gen leben und auf­wach­sen.

Aller­dings sind mitt­ler­wei­le mit gro­ßer Wahr­schein­lich­keit bei­de Jung­bä­ren von 2013 tot. Einer starb im Bil­lefjord, kurz nach­dem er von Wis­sen­schaft­lern betäubt wor­den war. Ein unmit­tel­ba­rer Zusam­men­hang zwi­schen dem Tod des Bären und der Betäu­bung wur­de nicht nach­ge­wie­sen, liegt aber nahe.

Der wahr­schein­lich zwei­te Jung­bär aus die­ser Fami­lie wur­de Ende März 2015 bei Fred­heim von Ski­tou­ris­ten ange­schos­sen und spä­ter von der Poli­zei erschos­sen, nach­dem er im Zelt­la­ger einen Teil­neh­mer ver­letzt hat­te.

Die­se Beob­ach­tun­gen legen nahe, dass eine grö­ße­re Anzahl sich respekt­voll ver­hal­ten­der Tou­ris­ten auch für Eis­bä­ren­fa­mil­li­en mit Jung­tie­ren nicht unbe­dingt pro­ble­ma­tisch ist, aber Besu­cher­grup­pen (ein­schließ­lich Wis­sen­schaft­ler) mit spe­zi­el­lem Ver­hal­ten ein erhöh­tes Risi­ko brin­gen. Ein inter­es­san­tes Bild, da Tou­ris­ten im All­ge­mei­nen einen deut­lich schlech­te­ren öffent­li­chen Ruf haben als Wis­sen­schaft­ler.

Aktu­ell gilt die all­ge­mei­ne Sor­ge ins­be­son­de­re die Fami­lie mit 3 Jung­tie­ren. Mehr­fach zeig­ten inten­si­ve Dis­kus­sio­nen in sozia­len Netz­wer­ken, dass die Öffent­lich­keit, zumin­dest lokal, Anteil nimmt am Schick­sal der Bären und nicht bereit ist, grenz­über­schrei­ten­des Ver­hal­ten Ein­zel­ner zu tole­rie­ren. Die Fami­lie ist aber schon von Wis­sen­schaft­lern mar­kiert wor­den, wobei die Mut­ter betäubt wor­den sein muss. Ob die For­scher sich dabei mit Motor­schlit­ten oder mit Hub­schrau­ber in Schuss­wei­te gebracht haben, ist nicht öffent­lich bekannt. In jedem Fall liegt es nahe, dass ein sol­cher Ein­griff für die Eis­bä­ren ein ein­schnei­den­des Erleb­nis ist, und das in einer Pha­se, die als so sen­si­bel betrach­tet wird, dass der sons­ti­ge Ver­kehr von offi­zi­el­ler Sei­te zur Zurück­hal­tung auf­ge­for­dert wird.

Nun ist die Motor­schlit­ten­sai­son vor­bei und damit auch die Mög­lich­keit für Ein­zel­per­so­nen, sich den Tie­ren indi­vi­du­ell unge­bühr­lich zu nähern.

Eis­bä­ren­fa­mi­lie im Bil­lefjord, April 2015

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Heimøya

Ein Teil des Spa­ßes besteht ja dar­in, neue Orte zu ent­de­cken. Wenn man irgend­wo noch nicht war, ist das ja oft ein guter Grund, um da mal hin­zu­fah­ren. Nach einem inter­es­san­ten Nach­mit­tag – mit­un­ter braucht der Wind nur Minu­ten, um sei­ne Rich­tung 180° zu ändern, was schon inter­es­sant ist, wenn man gera­de unter Segeln unter­wegs ist – kamen wir abends nach Heimøya. Ein win­zi­ges Insel­chen, von sei­nem win­zi­gen Nachar­bin­sel­chen von einem win­zi­gen Kanäl­chen getrennt. Die Nor­we­ger haben die Heimøya als net­tes, ruhi­ges Plätz­chen für Feri­en­hei­me ent­deckt und eini­ge davon dort auf­ge­stellt. Man fragt sich, ob der Name Pro­gramm war oder umge­kehrt.

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Tat­säch­lich geht die Son­ne noch unter, ver­mut­lich zum letz­ten Mal für eine Wei­le. Also ein ech­ter Abend. Mit ech­ter Abend­stim­mung.

Nusfjord

Nusfjord ist der ers­te Hafen, in dem wir anle­gen, und für den Rest der Nacht ist es schön ruhig, abge­se­hen von der Hin­ter­grund­mu­sik quiet­schen­der Fen­der. Umso grö­ßer die Freu­de, am nächs­ten Mor­gen inmit­ten die­ses idyl­li­schen Fleck­chens auf­zu­wa­chen. Nusfjord ist eine Art Muse­ums­dorf, die Zeit scheint hier ste­hen­ge­blie­ben zu sein, und wäh­rend man hier her­um­spa­ziert, fühlt man sich ins frü­he 20. Jahr­hun­dert zurück­ver­setzt: im alten Land­han­del genau­so wie beim Gang um das klei­ne Hafen­be­cken mit sei­nen typi­schen Ror­buer (schlich­te Holz­häu­ser, wo frü­her Gast­fi­scher unter­ge­bracht waren). An den Fel­sen kräch­zen die Drei­ze­hen­mö­wen genau­so wie vor 100 Jah­ren. Auch die Regen­schau­er machen einen noch genau­so nass wie vor 100 Jah­ren, Gore Text hin oder her.

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Abschlie­ßend fährt Kapi­tän Joa­chim die Anti­gua noch um die klei­ne Insel Bratt­hol­men her­um, ein kur­zer Natur­ka­nal mit stei­len Fel­sen zu bei­den Sei­ten. Eine Art Mini-Troll­fjord, sozu­sa­gen zum Auf­wär­men. Beson­ders schön vom Logenpatz, oben auf dem Mast ☺

Bodø

Jaha – heu­te geht es los! Die Anti­gua liegt in Bodø im Hafen, 2 Wochen hat sie gebraucht, um von Ham­burg hier­her zu fah­ren. Ich mache das schnel­ler und mit weni­ger Boden­haf­tung.

Einen Tag spä­ter kommt die Grup­pe an Bord. Wir sind inter­na­tio­nal unter­wegs. Klei­ne Spra­charith­me­tik: deutsch + nie­der­län­disch = eng­lisch.

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Bei mäßi­ger süd­li­cher Bri­se fah­ren wir aus dem Hafen her­aus und in den Ves­t­fjord ein. 50 See­mei­len offe­nes Was­ser zwi­schen Bodø und Rei­ne auf Mos­ken­esøya, im Süden der Lofo­ten. Bald sind die Segel oben. Der See­gang ist mode­rat, reicht für eini­ge am ers­ten Abend aber aus. Ande­re genie­ßen es, unter Segeln unter­wegs zu sein und zu beob­ach­ten, wie die berühm­te Lofo­ten­wand („Lofot­veg­gen“) vor­aus lang­sam unter der tief­stehen­den Son­ne in einer Wol­ken­bank sicht­bar wird.

Russ­land: Ölför­de­rung in der Barents­see Ver­stoß gegen Spitz­ber­gen­ver­trag

Russ­land lässt kei­ne Gele­gen­heit aus, um die nor­we­gi­sche Regie­rung in der Ark­tis her­aus­zu­for­dern. Bereits Anfang März hat die rus­si­sche Bot­schaft in Nor­we­gen dem nor­we­gi­schen Außen­mi­nis­te­ri­um eine schar­fe diplo­ma­ti­sche Note zuge­stellt, um gegen die Öff­nung von Fel­dern zur Suche nach Öl und Gas in der Barents­see zu pro­tes­tie­ren.

Nach rus­si­scher Ansicht fällt das betref­fen­de Schelf­meer­ge­biet unter die Rege­lun­gen des Spitz­ber­gen­ver­tra­ges, was den Unter­zeich­ner­staa­ten mög­li­cher­wei­se Mit­spra­che- und Nut­zungs­rech­te ein­räu­men wür­de. Jeden­falls wäre das wei­te­re Vor­ge­hen nicht allei­ne Sache der nor­we­gi­schen Regie­rung.

Die rus­si­sche Begrün­dung wirkt aller­dings recht vor­ge­scho­ben: Es wird ange­führt, dass Spitz­ber­gen einen eige­nen Kon­ti­nen­tal­schelf habe, auf dem das betref­fen­de Gebiet lie­ge. Daher müs­se die­ses Gebiet see­recht­lich wie ein Teil Spitz­ber­gens behan­delt wer­den und nicht wie nor­we­gi­sches Hoheits­ge­biet.

Die gän­gi­ge Annah­me ist, wie auch das unten­ste­hen­de Bild illus­triert, dass das Schelf­ge­biet von der nor­we­gi­schen Küs­te bis Spitz­ber­gen ein durch­ge­hen­der Schelf ist, der zu Nor­we­gen gehört. Die­se Ansicht ver­tritt die nor­we­gi­sche Regie­rung, und nach der­sel­ben Rechts­lo­gik erhebt Russ­land auch Anspruch auf die Schelf­ge­bie­te vor der rus­si­schen Eis­meer­küs­te. Für eine sepa­ra­te Betrach­tung des nörd­li­chen Teils als „Spitz­ber­gen-Schelf“ feh­len geo­lo­gi­sche und recht­li­che Argu­men­te.

Der Kon­ti­nen­tal­schelf in der Barents­see (hell­blau) wird als ein durch­ge­hen­der Schelf betrach­tet. Der Pfeil kenn­zeich­net die Lage der Bären­in­sel (Bjørnøya).

Kontinentalschelf Barentssee

Quel­le: Alas­ka Dis­patch News: Rus­sia pro­tests oil deve­lo­p­ment in Sval­bard zone

Store Nor­ske: Koh­le für die Koh­le

Die nor­we­gi­sche Berg­baus­ge­sell­schaft auf Spitz­ber­gen, Store Nor­ske Spits­ber­gen Kul­kom­pa­ni (SNSK), steckt schon seit län­ge­rer Zeit tief in den roten Zah­len (sie­he auch Dezem­ber-Nach­rich­ten: Koh­le­berg­bau unren­ta­bel: Store Nor­ske plant Ent­las­sun­gen). Grund sind die nied­ri­gen Koh­le­prei­se auf dem Welt­markt. Die SNSK hat bereits eine grö­ße­re Anzahl Ange­stell­ter ent­las­sen und in einem klei­nen Ort wie Lon­gye­ar­by­en macht sich schnell eine gewis­se Ner­vo­si­tät breit, da sich hun­dert weg­fal­len­de Arbeits­plät­ze und meh­re­re Dut­zend weg­zie­hen­de Fami­li­en im wirt­schaft­li­chen und sozia­len Gefü­ge des Ortes deut­lich bemerk­bar machen kön­nen.

Nun sorgt eine Ent­schei­dung der nor­we­gi­schen Regie­rung für Erleich­te­rung: wie die nor­we­gi­sche Wirt­schafts­mi­nis­te­rin Moni­ca Mæland am Don­ners­tag in einer Pres­se­kon­fe­renz mit­teil­te, erhält die SNSK einen Kre­dit von 500 Mil­lio­nen Kro­nen (ca. 60 Mil­lio­nen Euro). Die Fir­ma hat­te um 450 Mil­lio­nen gebe­ten, die­se Sum­me wur­de sei­tens der Regie­rung sogar noch erhöht.

Den­noch leg­te die Minis­te­rin Wert auf ein paar Bedin­gun­gen: Dies sei kei­ne Garan­tie für den lang­fris­ti­gen Berg­bau­be­trieb auf Spitz­ber­gen. Die künf­ti­ge Regie­rungs­po­li­tik für Sval­bard, die den Rah­men für die gesamt­wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung set­zen wird, wird wie auch frü­her in einer Regie­rungs­er­klä­rung („Sval­bard-mel­ding“) fest­ge­legt. Die­se kommt alle 5-10 Jah­re, die nächs­te wird der­zeit im Jus­tiz­mi­nis­te­ri­um vor­be­rei­tet. Der zuge­sag­te Kre­dit muss noch vom Stort­ing (Par­la­ment in Oslo) ver­ab­schie­det wer­den. Und das Grund­ei­gen­tum der SNSK, die der größ­te Grund­eig­ner in Lon­gye­ar­by­en ist, soll in den direk­ten Staats­be­sitz über­ge­hen. Dies soll die nor­we­gi­sche Sou­ve­rä­ni­tät stär­ken und hat eher sym­bo­li­schen Wert, aber wohl kei­ne prak­ti­schen Aus­wir­kun­gen.

In Lon­gye­ar­by­en hat die Mit­tei­lung vie­ler­seits zu Erleich­te­rung geführt.

Koh­le­berg­bau in Spitz­ber­gen: Zukunfts­mo­dell? Aus­lauf­mo­dell?

Kohlebergbau Spitzbergen

Quel­le: NRK

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News-Auflistung generiert am 19. März 2024 um 09:07:26 Uhr (GMT+1)
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