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Spitzbergen-Rentier (Rangifer tarandus platyrhynchus)

Svalbard reindeer (E) - Svalbardrein (N) - Rendier (NL) - Renne du Spitzberg

Spitzbergen-Rentier, Blomstrandhalvøya

Spitz­ber­gen-Ren­tier (Bul­le). Blom­strand­hal­vøya, Mit­te Sep­tem­ber.

Beschrei­bung: Das Spitz­ber­gen-Ren­tier (oder Sval­bard-Ren­tier) ist die ein­zi­ge Ren­tier­art, die in Sval­bard vor­kommt. Es han­delt sich um eine etwas klei­ne­re Unter­art der Art »Ren­tier«. Wer die Ren­tie­re des skan­di­na­vi­schen Fest­lan­des kennt, wird über­rascht sein, wie groß der Unter­schied ist: Das Spitz­ber­gen-Ren­tier ist merk­bar klei­ner und gedrun­ge­ner, mit kür­ze­ren Bei­nen. Die Männ­chen sind deut­lich grö­ßer als die Weib­chen und haben kräf­ti­ge­re Gewei­he als die­se – was impli­ziert, dass bei­de Geschlech­ter Gewei­he tra­gen.

Gewicht (Männ­chen): 65 kg im Früh­jahr, 90 kg im Herbst. Län­ge 160 cm

Gewicht (Weib­chen): 53 kg im Früh­jahr, 70 kg im Herbst. Län­ge 150 cm.

Spitzbergen-Rentier, Alkhornet

Spitz­ber­gen-Ren­tie­re: Kuh und Kalb. Alk­hor­net, Anfang August.

Das Geweih des Männ­chens wächst von April bis Juli. Der Bast, wel­cher der Ver­sor­gung des wach­sen­den Gewei­hes dient, fällt im August bis Sep­tem­ber ab. Das Geweih wird nach der Brunft­zeit im Spät­herbst abge­wor­fen.

Spitzbergen-Rentier: Bulle mit Bast. Hornsund

Spitz­ber­gen-Ren­tier: Bul­le mit Bast. Horn­sund, Ende August.

Das Weib­chen bekommt sein Geweih im Juni und trägt die­ses für das gesam­te Jahr.

Im Gegen­satz zum Fest­land von Skan­di­na­vi­en sieht man in Sval­bard meist ein­zel­ne Ren­tie­re oder klei­ne Grup­pen. Her­den von mehr als zwan­zig Ren­tie­ren sind die Aus­nah­me.

Verbreitung/Zugverhalten: Ren­tie­re sind zir­kum­po­lar in der Ark­tis ver­brei­tet, die Unter­art »Spitz­ber­gen-Ren­tier« gibt es nur in Sval­bard. Nach­dem Ren­tie­re im frü­hen zwan­zigs­ten Jahr­hun­dert durch Jagd der Aus­rot­tung nahe waren, sind sie mitt­ler­wei­le wie­der über wei­te Tei­le der Insel­grup­pe ver­brei­tet, wobei stel­len­wei­se künst­lich nach­ge­hol­fen wur­de, indem Ren­tie­re inner­halb von Spitz­ber­gen in geeig­ne­te Gegen­den umge­sie­delt wur­den.

Die größ­ten Bestän­de gibt es in Gegen­den mit gro­ßen, frucht­ba­ren Tun­dra­flä­chen, also im Nor­dens­ki­öld-Land (die wei­te­re Umge­bung von Lon­gye­ar­by­en) sowie auf den gro­ßen Inseln im Süd­os­ten, Barent­søya und Edgeøya.

Im Gegen­satz zu den Ren­tie­ren in Skan­di­na­vi­en haben die Spitz­ber­gen-Ren­tie­re kein aus­ge­präg­tes, jah­res­zeit­li­ches Wan­de­rungs­ver­hal­ten, da es kei­ne sepa­ra­ten Som­mer- und Win­ter­wei­den gibt. Sie zie­hen nur klein­räu­mig an Stel­len, an denen die Vege­ta­ti­on bes­ser zugäng­lich ist, wo etwa der Wind den Schnee weg­ge­bla­sen hat. Ansons­ten ver­mei­den sie unnö­ti­ge Wan­de­run­gen, um Ener­gie zu spa­ren.

Spitzbergen-Rentier, Winter, Sassendalen

Spitz­ber­gen-Ren­tie­re auf kar­ger Win­tertun­dra. Sas­send­a­len, Mit­te April.

Bio­lo­gi­sches: Das Spitz­ber­gen-Ren­tier frisst bei­na­he alles, was unten Wur­zeln und oben Blät­ter hat, mit weni­gen Aus­nah­men wie bei­spiels­wei­se dem Vier­kan­ti­gen Hei­de­kraut. Im Som­mer fres­sen sie sich eine dicke Speck­schicht an, von der sie im Win­ter weit­ge­hend leben. Zu die­ser Zeit ist der Zugang zu Nah­rung sehr schlecht. Ren­tie­re ver­brin­gen den Win­ter an Stel­len, an denen der Schnee vom Wind weg­ge­weht ist, mit­un­ter in etwas grö­ße­ren Höhen auf Ber­gen, um an Vege­ta­ti­on zu gelan­gen.

Eine schwie­ri­ge Jah­res­zeit ist der spä­te Win­ter bzw. das Früh­jahr, solan­ge noch Schnee liegt und die Fett­re­ser­ven auf­ge­braucht sind. Vor allem, wenn Tau­wet­ter und anschlie­ßen­der Frost die Tun­dra mit einer undurch­dring­li­chen Eis­schicht über­zie­hen, steht Ren­tie­ren eine Hun­gers­not bevor, und vie­le wer­den sol­che Zei­ten nicht über­le­ben. Ver­hun­gern zu sol­chen Zei­ten sowie dann, wenn die Zäh­ne mit dem Alter abge­nutzt sind, ist die häu­figs­te Todes­ur­sa­che. Alte Tie­re mit abge­nutz­ten Zäh­nen ver­hun­gern mit gefüll­tem Magen, da sie die har­te Vege­ta­ti­on nicht mehr aus­rei­chend kau­en kön­nen. Daher wer­den Ren­tie­re kaum älter als etwa zehn Jah­re.

Im Som­mer hin­ge­gen ver­en­det kaum ein Ren­tier.

Brunft­zeit ist im Okto­ber. Zu die­ser Zeit wer­den star­ke Bul­len einen Harem von bis zu zehn Kühen ver­tei­di­gen. Im fol­gen­den Früh­som­mer, meist Juni, kommt das ein­zel­ne Kalb zur Welt, so dass es sei­ne ers­ten Lebens­mo­na­te in der güns­tigs­ten Jah­res­zeit ver­brin­gen kann. Der Anteil der Weib­chen, die ein Kalb zur Welt brin­gen, schwankt stark von 10 % in schwie­ri­gen Jah­ren bis hoch zu 90 %, wenn die Bedin­gun­gen gut sind. Ent­spre­chend ist die Popu­la­ti­on ins­ge­samt star­ken Schwan­kun­gen unter­wor­fen.

Sons­ti­ges: Die Grö­ße der Gesamt­po­pu­la­ti­on ist unbe­kannt und schwankt auch stark in ein­zel­nen Jah­ren. 1925 wur­den Ren­tie­re in Sval­bard unter Schutz gestellt, seit 1983 ist eine begrenz­te Jagd in der mitt­le­ren Umge­bung von Lon­gye­ar­by­en für Ein­woh­ner gestat­tet. Jagd­sai­son ist im Sep­tem­ber, die Gesamt­quo­te liegt bei weni­gen hun­dert Tie­ren und es wird ange­nom­men, dass die­se Jagd kei­nen Ein­fluss auf den Bestand hat.

Spitzbergen-Rentier und Touristen

Tou­ris­ten und Ren­tier, Blom­strand­hal­vøya.

Trotz der Jagd kön­nen Ren­tie­re erstaun­lich neu­gie­rig sein und sich sogar an Grup­pen bis auf weni­ge Meter annä­hern, wenn man Glück hat. Meist zie­hen sie, bestän­dig wei­dend (»Tun­dra-Staub­sauger«), lang­sam über die Tun­dra und küm­mern sich zunächst nicht um Men­schen. Wenn sie die Anwe­sen­heit der Besu­cher wahr­ge­nom­men haben, schwan­ken sie oft mehr­fach zwi­schen Flucht und neu­gie­ri­ger Annä­he­rung.

Spitzbergen-Rentier, Longyearbyen

Spitz­ber­gen-Ren­tie­re in Lon­gye­ar­by­en, Mit­te April.

Motor­schlit­ten kön­nen eine erheb­li­che Belas­tung dar­stel­len, zumal in der für Ren­tie­re schwie­rigs­ten Jah­res­zeit. Ent­spre­chen­de Rück­sicht ist daher äußerst wich­tig – Ren­tie­re haben Vor­fahrt.

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Letzte Änderung: 14. März 2019 · Copyright: Rolf Stange
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