Hintergrundwissen zum Sorgfjord im Nordosten Spitzbergens
Der Sorgfjord liegt im Nordosten Spitzbergens.
Allgemeines
Direkt unterhalb von 80°N an der Nordostecke Spitzbergens im Eingangsbereich der Hinlopenstraße gelegen, ist der Sorgfjord ein landschaftlich schöner Fjord mit einer vielfältigen Geschichte. Der Sorgfjord wurde früher auch »Treurenburg Bai« o.ä. genannt. Er ist gut vermessen und daher für Schiffe zugänglich, interessante Landemöglichkeiten bestehen auf beiden Fjordseiten, auf der Westseite beim Eolusneset (auch Æolusneset oder Aeolusneset) und auf der Ostseite beim Crozierpynten. Es gibt verschiedene Möglichkeiten für kürzere Wanderungen über die flache Tundra und für ausgedehntere, auch anspruchsvollere Bergtouren; nicht unbedingt technisch-alpinistisch, aber das Gelände ist im Inland vielerorts sehr steinig und unwegsam.
Sorgfjord-Panoramen
Über mehrere Stellen im Sorgfjord gibt es spezielle Seiten mit 360-Grad-Panoramen, Fotogalerien und Hintergrundinformationen:
Jungpräkambrische, nicht-metamorphe Sedimente (Quarzite etc.) und Dolomite, verstellt. Stellenweise Dolerit-Intrusionen aus Oberjura/Kreide. Der Heclahuken östlich des Sorgfjord diente als Typuslokalität und somit als Namensgeber für das mehr oder weniger stark metamorphe Grundgebirge von Svalbard, das sogenannte Hecla Hoek (der Name ist mittlerweile etwas aus der Mode gekommen).
Der Berg Heclahuken auf der Ostseite des Sorgfjord.
Vielerorts im Sorgfjord finden sich geologisch spannende Details für die speziell Interessierten. Wer sich etwa für Feinheiten interessiert wie für den Unterschied zwischen Schieferung und Schichtung, kann am Crozierpynten gut eine Weile verbringen. Man muss aber wirklich die richtige Stelle finden 🙂
Steilstehende jungpräkambrische Sedimente (helle, quarzitische Sandsteine und dunkle Silt- und Tonsteine) auf der Ostseite des Sorgfjord (Crozierpynten): hier überlagern sich Schichtung (im Bild horizontal, bei der Ablagerung entstanden und damit immer älter als die Schieferung) und die Schieferung (von links unten nach rechts oben, ein Merkmal von späterer Metamorphäse, lange nach der Ablagerung durch tektonisch erzeugten Druck entstanden).
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Landschaft
Niedrige, weitläufige Plateauberge und weite Küstenebenen, auf denen gut ausgeprägte Strandwallserien sichtbar sind. Das südlich des Sorgfjord gelegene Inland ist stark vergletschert.
Blick vom Magdalenafjellet über das strukturreiche Flachland im inneren Sorgfjord.
Flora und Fauna
Das küstennahe Flachland ist polarwüstenhaft karg und das gebirgige Hinterland sowieso. Es gibt keine besonderen, regelmäßigen Vorkommen wie etwa Vogelkolonien. Wandernde Tierarten können sich natürlich immer und überall blicken lassen, darunter Eisbären, Eisfüchse, Rentiere und Wale. In jüngeren Jahren häufen sich Sichtungen von Walrossen im Sorgfjord, was sicherlich dem Zunehmen der Art nach der beinahe-Ausrottung bis in die 1950er Jahre zu verdanken ist.
Geschichte
Der Sorgfjord hat eine vielfältige, weit zurückreichende Geschichte. Der Name »Sorgfjord« geht auf die Walfänger zurück und bezieht sich möglicherweise auf Schwierigkeiten mit dem Eis in dieser abgelegenen Ecke Spitzbergens, in welcher der Golfstromeinfluss kaum noch spürbar ist. Vielleicht nimmt er aber auch Bezug auf kriegerische Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen, konkurrierenden Walfangnationen des 17. Jahrhunderts. 1693 fand im Sorgfjord die nördlichste Seeschlacht aller Zeiten statt, als 40 holländische Walfängschiffe von drei französischen Kriegsschiffen aufgebracht wurden. Dabei erbeuteten die Franzosen 13 holländische Schiffe, die übrigen entkamen. Ein kleines Gräberfeld beim Eolusneset auf der Westseite des Sorgfjord erinnert noch an die alten Walfängerzeiten. Dort finden sich Gräber aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Auf jeden Fall sind dort holländische Walfänger begraben; ob auch die Walfänger anderer Nationen diesen Friedhof aufsuchten und dort ihre Toten bestatteten, ist unbekannt.
Walfängerfriedhof am Eolusneset.
1827 ankerte der Engländer William Edward Parry mit seinem Schiff Hecla auf der Ostseite des Sorgfjord. Seine Ankerbucht heißt nun Heclahamna (Hecla Hafen) und liegt direkt südlich der kleinen Halbinsel Crozierpynten.
Die Halbinsel Crozierpynten mit Heclahamna auf der Südseite (im Bild hinter der Halbinsel).
Mit Booten, die teilweise übers Eis gezogen wurde, unternahm Parry einen Versuch, zum Nordpol vorzustoßen. Er musste aber auf 82°40’N umkehren, da das Eis sehr unwegsam war und zudem, wie er entdeckte, von den Strömungen in die falsche Richtungen getrieben wurde. Immerhin war diese Erkenntnis über die Strömungsverhältnisse eine bedeutsame Entdeckung, die dazu führte, dass Nordpol-Expeditionen sich in den Folgejahren zunächst eher auf Grönland und die kanadische Arktis konzentrierten und Spitzbergen überwiegend ignorierten.
Ein sichtbares Symbol für die früher oft schwierigen Eisverhältnisse im Sorgfjord ist das Eoluskreuz.
Das Eoluskreuz am Eolusneset.
Gebaut wurde es am 06. Juni 1855 von Skipper J. Holmgren, Kapitän auf dem Schoner Æolus aus Bergen. Das Schiff war an dieser Stelle für eine Weile vom Eis eingeschlossen. Da hilft es natürlich immer, sicherheitshalber ein Kreuz zu bauen. 1861 war die gleiche Æolus mit dem berühmten schwedischen Forscher Otto Torell noch einmal dort.
Trapper haben nicht oft im Sorgfjord überwintert. Der westlich benachbarte Wijdefjord war sowohl als Jagdrevier ertragreicher als auch leichter zu erreichen, da auf dem Weg in den Sorgfjord das Eis am Verlegenhuken oft Schwierigkeiten machte, vor allem, wenn es darum ging, die Jäger nach erfolgter Überwinterung einigermaßen früh im Sommer wieder abzuholen. Auf der Nordseite des Eolusneset steht noch eine ziemlich ruinöse Trapperhütte, die aber nie mehr war als eine Nebenhütte für den gelegentlichen Gebrauch während jagdlicher Streifzüge ausgehend vom Hauptrevier im nördlichen Wijdefjord.
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