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HomeSpitz­ber­gen Lan­des­kun­de und Rei­se­tippsPrak­ti­sche Tipps für die Rei­se → Sval­bard: Schutz­ge­bie­te, Sicher­heit, Waf­fe …

Umwelt- und Denkmalschutz, Naturschutzgebiete, Sicherheit

Was man für Touren in Spitzbergen wirklich wissen sollte

Aus­führ­li­che Hin­wei­se hier­zu in mei­nem Buch »Spitz­ber­gen – Sval­bard«

Die unten­ste­hen­de Lis­te soll auf eini­ge wich­ti­ge Punk­te hin­wei­sen, erhebt jedoch aus­drück­lich kei­nen Anspruch auf Voll­stän­dig­keit. Wer auf Spitzbergen/Svalbard unter­wegs ist, muss sich recht­zei­tig und umfas­send infor­mie­ren bezüg­lich der recht­li­chen und prak­ti­schen Bedin­gun­gen vor Ort – dies gilt vor allem für Indi­vi­du­al­rei­sen­de; bei orga­ni­sier­ten Rei­sen über­nimmt dies übli­cher­wei­se der Ver­an­stal­ter. Wer dies igno­riert, ris­kiert unan­ge­neh­me recht­li­che Kon­se­quen­zen (z.B. Buß­geld) bzw. Sicher­heits­lü­cken im Gelän­de, Schei­tern der Tour usw.

Hin­sicht­lich der tou­ris­tisch rele­van­ten Gesetz­ge­bung ist der­zeit eini­ges in Bewe­gung: 2010 wur­den etli­che his­to­ri­sche Orte gesperrt, 2014 wur­den Zugangs­be­schrän­kun­gen im Osten von Sval­bard ein­ge­führt, die mode­rat, aber nicht irrele­vant sind. 2024 hat die nor­we­gi­sche Regie­rung in Oslo deut­lich wei­ter­rei­chen­de Zugangs­be­schrän­kun­gen beschlos­sen, die vor allem (aber nicht nur) den schiff­ba­sier­ten orga­ni­sier­ten Tou­ris­mus ein­schrän­ken; mehr dazu im Nach­rich­ten­teil die­ser Sei­te, ins­be­son­de­re der Bei­trag „Neue Regeln: Details“ und „Spitz­ber­gen unter Segeln 2025“, der die Rei­se­mög­lich­kei­ten mit klei­ne­ren Schif­fen ab 2025 skiz­ziert.

Neben dem Buch »Spitz­ber­gen – Sval­bard« wird auf mei­ner Nach­rich­ten-Sei­te regel­mä­ßig über rele­van­te Neue­run­gen berich­tet. Aktu­el­le Infor­ma­tio­nen erhal­ten Sie auch bei der nor­we­gi­schen Ver­wal­tung (Sys­sel­mes­ter) und bei der Tou­ris­ten­in­for­ma­ti­on in Lon­gye­ar­by­en.

Regeln bezüg­lich Natur­schutz

  • Tou­ren in den meis­ten Tei­len Sval­bards müs­sen bei der nor­we­gi­schen Ver­wal­tung in Lon­gye­ar­by­en (Sys­sel­mes­ter) vor­her ange­mel­det und von die­ser geneh­migt wer­den. Vor­aus­set­zung ist u.a. eine Ver­si­che­rung, die im Fal­le einer Such- und Ber­gungs­ak­ti­on ent­ste­hen­de Kos­ten deckt.
  • Verwaltungsgebiet 10

    Im „Ver­wal­tungs­ge­biet 10“ (gelb) dür­fen auch Zurei­sen­de ohne Anmel­dung bei der Ver­wal­tung rei­sen. Außer­halb davon gilt vor­he­ri­ge Anmel­de­pflicht. Hier kli­cken für eine grö­ße­re Ver­si­on die­ser Kar­te. © Sys­sel­mes­te­ren på Sval­bard.

  • Es gibt eine Rei­he ver­schie­de­ner Schutz­ge­bie­te, für die jeweils unter­schied­li­che Vor­schrif­ten gel­ten. Dies geht bis hin zum Betre­tungs­ver­bot für die Vogel­schutz­ge­bie­te sowie Mof­fen und Kong Karls Land.
  • Svalbard Schutzgebiete

    Natur­schutz­ge­bie­te auf Sval­bard. Für Natio­nal­parks (grün) und Natur­re­ser­va­te (rot) gel­ten jeweils ver­schie­de­ne Regeln. Dazu gehört, dass nichts ver­än­dert, Tie­re und Pflan­zen nicht gestört, kei­ner­lei natür­li­che Mate­ria­li­en (Stei­ne, Fos­si­li­en etc.) mit­ge­nom­men, kein Müll hin­ter­las­sen wer­den darf.
    © Sys­sel­mes­ter på Sval­bard.

  • Es gibt Gebie­te, die nur zu bestimm­ten Zei­ten oder grund­sätz­lich gar nicht betre­ten oder befah­ren wer­den dür­fen. Dazu zäh­len die klei­nen Vogel­schutz­ge­bie­te, bestimm­te Kul­tur­denk­mä­ler und Kong Karls Land. In den Natio­nal­parks und Natur­re­ser­va­ten dür­fen Tou­ris­ten, die auf orga­ni­sier­ten Schiffs­rei­sen unter­wegs sind, ab 2025 nur noch an bestimm­ten Stel­len an Land gehen.
  • Svalbard: verbotene Zonen (Karte)

    Für die­se Orte gilt „Betre­ten ver­bo­ten“: 15 Vogel­schutz­ge­bie­te (ein­schließ­lich 300 Meter Schutz­zo­ne auf See. Ver­bot gilt 15. Mai-15. August). 9 Kul­tur­denk­mä­ler (Betre­ten grund­sätz­lich ver­bo­ten). In Vir­go­ham­na gilt grund­sätz­lich auch „Betre­ten ver­bo­ten“, aber der Sys­sel­man­nen erteilt Aus­nah­me­ge­neh­mi­gun­gen regel­mä­ßig auch für Tou­ris­ten. Kong Karls Land (ganz­jäh­rig ein­schließ­lich 500 Meter umlie­gen­de See), Tei­le der Bären­in­sel, der Lågøya und die Tusenøya­ne (jeweils sai­so­nal). Hier kli­cken für eine grö­ße­re Ver­si­on der Kar­te.
    © Sys­sel­mes­te­ren på Sval­bard.

  • Hal­ten Sie Abstand von brü­ten­den Vögeln, vor allem von sämt­li­chen Boden­brü­tern wie Gän­sen, Enten, Küs­ten­see­schwal­ben. Wenn Alt­vö­gel das Nest ver­las­sen, wird das Ei oder Küken schnell erfrie­ren oder Opfer von Raub­tie­ren wer­den (Raub­mö­wen, Füch­se). Ver­zich­ten Sie auf Fotos von Nes­tern.
  • Wenn Sie von aggres­si­ven Küs­ten­see­schwal­ben ange­grif­fen wer­den, sind Sie wahr­schein­lich zu nahe am Brut­be­reich. Zie­hen Sie sich zurück, ver­zich­ten Sie auf Fotos vom Nest. Die Vögel grei­fen den höchs­ten Punkt an, hal­ten Sie ein­fach Ihre Hand hoch. Schla­gen Sie kei­nes­falls nach den Vögeln.

Luft­ab­wehr

  • Es gibt außer­halb der Ort­schaf­ten kei­ner­lei Infra­struk­tur (Wege etc.).
  • Hüt­ten ste­hen Tou­ris­ten grund­sätz­lich nicht zur Ver­fü­gung. Mie­ten ist nicht mög­lich. Die meis­ten Hüt­ten in Sval­bard haben einen Besit­zer, ohne des­sen aus­drück­li­che Erlaub­nis die Benut­zung nicht mög­lich ist. Schlech­tes Wet­ter recht­fer­tigt kei­nen Ein­bruch. Drei Ver­an­stal­ter in Lon­gye­ar­by­en ver­fü­gen über Hüt­ten, die im Rah­men orga­ni­sier­ter Grup­pen­rei­sen genutzt wer­den kön­nen.

Kul­tur­denk­mä­ler

  • Für Kul­tur­denk­mä­ler gel­ten eige­ne Regeln. Grund­sätz­lich ist alles geschützt, was älter ist als 1946, selbst eine Glas­scher­be oder ein ros­ti­ger Nagel. Jün­ge­re Arte­fak­te kön­nen eben­falls geschützt sein. Viel ist bereits zer­tre­ten oder gestoh­len wor­den; tra­gen Sie dazu bei, das zu erhal­ten, was noch da ist! Grund­sätz­lich gilt, dass in der Umge­bung der Kul­tur­denk­mä­ler nicht gelagert/gezeltet wer­den darf. Das gilt auch, wenn die­se von Schnee bedeckt und somit nicht sicht­bar sind. Seit 2010 gilt für eine Rei­he von Kul­tur­denk­mä­lern klein­räu­mig „betre­ten ver­bo­ten“ (sie­he Kar­te oben).

Eis­bä­ren & Waf­fen, Sicher­heit unter­wegs

  • Außer­halb des Sied­lungs­be­rei­ches ist das Mit­füh­ren aus­rei­chen­der Bewaff­nung für den Fall von Eis­bä­renkon­takt hoch­gra­dig emp­feh­lens­wert, ent­spre­chen­de Erfah­rung ist wich­tig. (Anm.: genau genom­men ist das Mit­füh­ren einer ent­spre­chen­den Waf­fe bis­lang (2023) nicht gesetz­lich vor­ge­schrie­ben, son­dern nur ein Abschreck­mit­tel wie eine Signal­pis­to­le. Das wird sich aber wahr­schein­lich abseh­bar ändern). Dies gilt bereits für Tou­ren in der nahen Umge­bung von Lon­gye­ar­by­en (z.B. Advent­da­len, Pla­tåf­jel­let, Bjørn­da­len). Zum Ver­ja­gen neu­gie­ri­ger Eis­bä­ren ist eine Signal­pis­to­le mit Spe­zi­al­mu­ni­ti­on sehr nütz­lich. Natür­lich geht es vor allem dar­um, gefähr­li­che Kon­fron­ta­tio­nen zu ver­mei­den: Die Sicher­heit von Mensch und Tier steht an ers­ter Stel­le. Eis­bä­ren sind gesetz­lich geschützt, der Abschuss ist nur in Not­wehr erlaubt. Jeder Abschuss stellt die Ver­ant­wort­li­chen unter Straf­tat­ver­dacht und zieht eine Unter­su­chung nach sich. „Ver­ant­wort­lich“ ist zunächst natür­lich der Schüt­ze, aber dar­über hin­aus mög­li­cher­wei­se auch ande­re in der Grup­pe, die den Abschuss durch ver­ant­wor­tungs­lo­ses Ver­hal­ten wie z.B. Ent­fer­nen von der Grup­pe pro­vo­ziert haben.

Da läuft jeder ver­nünf­ti­ge Eis­bär schnell weg.

  • Waf­fen kön­nen in Lon­gye­ar­by­en gemie­tet wer­den. Vor­aus­set­zung ist ent­we­der ein Doku­ment, wel­ches das Recht zum Waf­fen­be­sitz einer ent­spre­chen­den Waf­fe im Hei­mat­land doku­men­tiert (Waf­fen­be­sitz­kar­te, Euro­pean Fire­arm Pass, jeweils mit ein­ge­tra­ge­ner Waf­fe, die ver­gleich­bar ist mit der Waf­fe, die gemie­tet wer­den soll) oder eine ent­spre­chen­de Geneh­mi­gung vom Sys­sel­mes­ter. Für die Aus­stel­lung einer sol­chen Geneh­mi­gung soll­te man von etwa 2 Mona­ten Bear­bei­tungs­zeit aus­ge­hen, wenn alle Unter­la­gen (z.B. Sach­kun­de­nach­weis, Füh­rungs­zeug­nis, übli­cher­wei­se wer­den beglau­big­te Über­set­zun­gen gefor­dert) vor­lie­gen.
  • Das Mit­füh­ren von Waf­fen ist in öffent­li­chen Gebäu­den unter­sagt (teil­wei­se besteht die Mög­lich­keit zur kurz­fris­ti­gen Auf­be­wah­rung von Waf­fen in Waf­fen­schrän­ken, z.B. im Super­markt). Waf­fen müs­sen im Orts­be­reich, sofern sie offen getra­gen wer­den (was, wenn über­haupt, dann nur auf kür­zes­ter Stre­cke getan wer­den soll­te, am bes­ten aber gar nicht) sicht­bar ent­la­den sein, bei Repe­tier­büch­sen muss im Ort der Bol­zen ent­fernt wer­den.
  • Zel­ten ist im Orts­be­reich nur auf dem Cam­ping­platz erlaubt.
  • Zelt­la­ger müs­sen gegen Eis­bä­ren gesi­chert wer­den. Mög­lich ist dies durch Eis­bä­ren­wa­che, erfah­re­ne Polar­hun­de oder einen Bären­alarm­zaun. Zum The­ma Bären­alarm­zaun sie­he Spitz­ber­gen-Nach­rich­ten vom Okto­ber 2011 und Sep­tem­ber 2012 Der­zeit (2024) sind ver­schärf­te Regeln für das Zel­ten im Gelän­de in der poli­ti­schen Dis­kus­si­on.
  • Soweit mög­lich, müs­sen Zel­te auf vege­ta­ti­ons­frei­em Unter­grund auf­ge­stellt wer­den.
  • Für Glet­scher­tou­ren, Fluss­que­run­gen u.ä. sind ent­spre­chen­de Aus­rüs­tung und Erfah­rung not­wen­dig.
  • Füch­se kön­nen Toll­wut und Fuchs­band­wurm haben. Nie­mals Füch­se berüh­ren, auch kei­ne toten Füch­se! Trink­was­ser aus der Natur soll­te man sicher­heits­hal­ber abko­chen, vor allem, wenn die­ses schon ein Stück durch Tun­d­ra­ge­biet geflos­sen ist. Dies gilt vor allem im Bereich von Gru­mant­by­en und Coles­buk­ta.

Sämt­li­che Hin­wei­se die­ser Sei­te habe ich auf­grund mei­ner mitt­ler­wei­le über 25-jäh­ri­gen Ark­tis-Erfah­run­gen nach bes­tem Wis­sen und Gewis­sen zusam­men­ge­stellt. Die­se Zusam­men­stel­lung erhebt aber kei­nen Anspruch auf Voll­stän­dig­keit, Aktua­li­tät oder Rich­tig­keit. Ich leh­ne jeg­li­che Haf­tung ab für Schä­den, die durch (unsach­ge­mä­ßen) Gebrauch der auf mei­nen Inter­net­sei­ten zu fin­den­den Hin­wei­se ent­ste­hen und wei­se dar­auf hin, dass Sie sich vor jeder Rei­se umfas­send bei Ihrem Veranstalter/Reisebüro bzw. bei Indi­vi­du­al­tou­ren bei zustän­di­gen Stel­len (Sys­sel­mes­ter) über Anfor­de­run­gen, vor­ge­schrie­be­ne Sicher­heits­aus­rüs­tung, Risi­ken etc. infor­mie­ren müs­sen.

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Letzte Änderung: 13. April 2024 · Copyright: Rolf Stange
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