Sassenfjord und Tempelfjord liegen im innersten Isfjord, nordöstlich von Longyearbyen.
Allgemein
Der Sassenfjord wird oft zusammen mit dem Tempelfjord als ein durchgehender Fjordarm wahrgenommen. Da ist natürlich auch etwas dran, wie ein Blick auf die Karte verdeutlicht, aber man kann den Sassenfjord geomorphologisch auch als Verlängerung des Sassendalen deuten. Daher ist er vom anschließenden Tempelfjord namentlich abgegrenzt und weil beide so groß und vielseitig sind, haben beide auch jeweils eine eigene Seite, damit es trotz der vielen Bilder halbwegs übersichtlich bleibt.
Blick vom Deltaneset auf den Sassenfjord.
Geologie
Auf der Nordseite, um das Gipsdalen herum, dominieren Ablagerungen aus den ausgehenden Paläozoikum (Karbon und Perm, jüngstes Erdaltertum). Hierzu mehr z.B. auf der Seite zum benachbarten Tempelfjord, die sich hier die Geologie teilen.
Auf der Südseite findet man vor allem die Trias mit ihren dunklen Ton- und Siltsteinen: gut 200 Millionen Jahre alte Ablagerungen aus Schelfmeeren, die man wohl mit der heutigen Nordsee vergleichen könnte. In diesen Gesteinen findet man Fossilien wie Ammoniten und Muscheln. Man hat im Sassenfjord in Sedimenten aus der Trias auch Knochen von marinen Sauriern (Plesiosaurier, Pliosaurier) gefunden, die man heute sehr schön im naturkundlichen Museum in Oslo sehen kann.
Auf der Linie Gipshuken-Vindodden im inneren Sassenfjord verläuft die Billefjorden-Störungszone, eine große geologische Bruchzone, die vor langer Zeit aktiv war, vor Ablagerung der Trias. Letzte Bewegungenaber fanden auch im Mesozoikum (Trias, Jura, Kreide) noch statt, so dass auch noch Sedimente aus Karbon bis teilweise in die Unterkreide hinein verstellt sind. Auf der Ostseite des Billefjord im Eingang sowie östlich des De Geerdalen sind die Verstellungen schön sichtbar in Form von Falten und Störungen, wie auch im Inneren des Nordenskiöld Landes.
Die Sache ist einfacher, als es vielleicht zunächst wirkt: Gesteine müssen erst mal existieren, bevor man sie verbiegen kann. Sieht man eine Falte oder einen Bruch in den Schichten, dann hat die Bewegung, die zu dieser Deformation führte, nach der Ablagerung der Schichten stattgefunden. Anders herum geht es nicht.
Abdrücke von Muscheln aus der Trias am Deltaneset im äußeren Sassenfjord.
Auf der Südseite des Sassenfjords gibt es stellenweise auch basaltische Intrusionen aus Diabas (auch Hyperit oder Dolerit genannt), ein dem Basalt ähnliches Gestein. Allerdings ist die Säulenbildung beim Diabas deutlich gröber als beim Basalt; so schöne Basaltsäulen wie auf Island (oder in der Eifel oder …) gibt es im Diabas Spitzbergens nicht. Das Gestein, das dem Diabasodden und dem Wasserfall Hyperittfossen im Sassenfjord seine Namen gegeben hat, ist das gleiche wie am Alkefjellet in der Hinlopenstraße, um nur ein bekanntes Beispiel zu nennen.
Ein paar Eindrücke vom Deltaneset im äußeren Sassenfjord, wo man (nicht nur) mit geologischem Interesse gut aufgehoben ist:
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Der Diabas bildet aufgrund seiner relativen Härte of Vorsprünge und Steilstufen im Gelände. Am Diabasodden (‚Diabas-Landspitze‘) profitiert eine Kolonie von Seevögeln, vor allem Lummen, Gryllteisten sowie ein paar Papageitaucher, von den steilen Basaltklippen, und im De Geerdalen fällt mit dem Hyperitfossen ein schöner, kleiner Wasserfall über eine Steilstufe, für die eine basaltische Intrusion verantwortlich ist (oben auf den Felsen brüten Gänse, dort bitte während der Brutsaison nicht hingehen).
Diabas am Hyperittfossen am Elveneset (Weitwinkelaufnahme).
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Landschaft
Auf der Nordseite wird der Blick vom schönen Berg Templet und direkt benachbart dem großen Gipsdalen beherrscht.
Auf der Südseite sind die Hänge weniger steil, am Diabasodden und im De Geerdalen gibt es auch flache Gebiete mit grüner Tundra.
Blick über das Elveneset und den zugefrorenen Sassenfjord zum Templet.
Heute friert der Sassenfjord nur noch selten zu.
Flora und Fauna
Es gibt mehrere Vogelfelsen an steilen Klippen, wobei der Diabasodden auf der Südseite des Sassenfjords besonders schön ist, auch weil er recht gut zugänglch ist. Dort brüten neben Dickschnabellummen auch ein paar Papageitaucher und Gryllteisten und oben auf den Klippen Gänse. Entsprechende Vorsicht ist in der Brutsaison erforderlich.
In der Gegend gibt es viele Füchse und in den Tundrabereichen sind Rentiere zahlreich. Und wer meint, so nahe bei Longyearbyen gäbe es keine Eisbären, kann sein cremigweißes Wunder erleben.
Ein paar Bilder von der Tier- und Pflanzenwelt im Sassenfjord:
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Geschichte
Die Pomoren kannten den Sassenfjord, aber geschichtlich ist es der Trapper Hilmar Nøis, der auch heute noch prominent mit dieser Gegend verbunden wird. Er hatte mehrere Hütten am Sassenfjord, so auf der Gipshuksletta und am Elveneset (existiert nicht mehr). Seine Haupthütte ist Fredheim im Tempelfjord, wozu es eine eigene Seite gibt. Dort sind auch mehr Informationen zu Hilmar Nøis zu finden.
Diese Orte liegen zwar nicht direkt nebeneinander, aber doch nah genug, damit man sich zu Fuß zwischen ihnen bewegen kann. Schöne Wanderungen!
Vom Diabasodden habe ich ganz weit zurückreichende Erinnerungen, die zu meinen allerersten Spitzbergen-Erlebnissen gehören. Dort habe ich Freunde und eine Landschaft fürs Leben gewonnen, zum ersten Mal gehört, dass eine Dickschnabellumme etwas anderes ist als eine Gryllteiste und eine Silberwurz etwas anderes als ein Svalbardmohn und so weiter. Ach ja, der erste Eisbär, den man in freier Wildbahn sieht, den vergisst man wohl auch nie … zumal wenn er „nachts“ (dunkel war es nicht) direkt vor dem Zelt steht! Oder was meinst du, Claus? Das werden wir sicher nicht vergessen, solange der Kopf noch funktioniert 🙂
Diabasodden, mit Ursel und Claus (1997).
Es gibt in diesem Dreieck zwischen dem Diabasodden und dem unteren De Geerdalen (Hyperittfossen, Elveneset) so viel von dem, was Spitzbergen schön und interessant macht. Die Seevogelkolonie im Diabasodden. Die Tundra im De Geerdalen, der Wasserfall Hyperittfossen am Elveneset (unteres De Geerdalen). Die Berge mit ihren Wanderungen, Ausblicken, Fossilien …
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