Svea Nord ist ein Kohlebergwerk, das zur Siedlung Sveagruva gehört. Svea Nord wurde 2001 eröffnet und war für einige Jahre die Hauptgrube der Store Norske Spitsbergen Kulkompani (SNSK), die auch in der Grube 7 bei Longyearbyen Bergbau betreibt. Die Jahresproduktion in Svea Nord erreichte 3 Millionen Tonnen – unbedeutend auf dem Weltmarkt, aber die größte Produktivität, die jemals im Kohlebergbau auf Spitzbergen erreicht wurde. Dazu trug die beeindruckende Flözmächtigkeit von bis zu 6 Metern bei. So konnte die SNSK in ihren besten Jahren in Svea Nord nicht nur aufgrund des Drecks durch den Kohlestaub schwarze Zahlen schreiben.
2015 endete der Abbau in Svea Nord. Bereits 2013 hatte die SNSK am Lunckefjellet weiter nördlich eine neue Grube eröffnet, die aus wirtschaftlichen und politischen Gründen aber nie in den produktiven Betrieb kam. 2017 beschloss die norwegische Regierung, Eigner der SNSK, das Ende des Bergbaus in Sveagruva einschließlich Svea Nord und Lunckefjellet.
Bis Anfang 2020 läuft aktuell der Rückbau von Svea Nord. Dabei wird so viel Material wie möglich aus dem Berg gebracht, vor allem umweltrelevante Geräte und Materialien, die also Plastik, elektrische Bestandtteile etc. enthalten. Im März 2020 soll Svea Nord dann endgültig geschlossen werden. Dann wird dieses Bergwerk für alle Zeiten vollständig unzugänglich sein.
Die Panoramen in der Übersicht
Karte Svea Nord (eigene, vereinfachte Darstellung)
Die Dimensionen der Anlagen unter Tage sind gewaltig: Der große Hauptstollen, am linken Rand der Kartenskizze, ist über 10 Kilometer lang! Er beginnt am Ort Sveagruva und hat seinen nördlichen Ausgang am Marthabreen, wo früher eine Straße über den Gletscher bis zur Grube am Lunckefjellet führte. Einen weiteren Ausgang gab es – gibt es aktuell (Februar 2020) noch – am Höganesbreen.
Die schneekristallähnliche Form ist ein Bereich, in dem man in einem frühen Stadium nach der Erschließung schnell und unkompliziert im sogenannten „room and pillar“ Verfahren abgebaut hat. Dieses Verfahren kann schneller und mit weniger Aufwand in der Vorbereitung in Betrieb genommen werden, was den Vorteil hatte, dass man damit bei einer Flözmächtigkeit von bis zu sechs Metern schnell dringend benötigtes Geld verdienen konnte. Da dabei allerdings überall Säulen aus Kohle zurückbleiben, um das Hangende (die Decke) zumindest für eine Weile zu stabilisieren, verbleibt dabei viel Kohle im Berg, so dass das Verfahren letztlich weniger wirtschaftlich ist. Sobald die wirtschaftlichen und technischen Voraussetzungen gegeben waren, wurde im „Longwall“-Verfahren abgebaut, wo mit schwerem Gerät an einer langen Wand („Strosse“, so heißt der Ort, wo jeweils abgebaut wird) Kohle gebrochen wird, ohne dass Restmengen verbleiben.
In jedem Fall wird der abgebaute Bereich nur solange stabil gehalten, wie es für den Betrieb benötigt wird. Sowohl das „Schneekristall“ (room and pillar, frühes Betriebsstadium) als auch die umfangreichen, späteren abgebauten Bereiche (schraffiert dargestellt, longwall-Verfahren) sind längst eingestürzt. Es haben also nie alle als „abgebaut“ dargestellen Bereiche gleichzeitig als begehbare Tunnel existiert, tatsächlich waren immer nur Teile begehbar, während die früher abgebauten Bereiche bereits instabil oder schon eingestürzt waren.
Einfahrt zur Probennahme und zum Fotografieren (Dezember 2019)
Eingang zum Haupttunnel zum Bergwerk Svea Nord in Sveagruva.
Entsprechend konnten wir nur in einem eingangsnahen Bereich überhaupt arbeiten, als wir im Dezember 2019 eingefahren sind. „Wir“, das waren der Geologe Malte Jochmann, Bergingenieurin Kristin Løvø (wer sich mit der Lokalgeschichte von Longyearbyen auskennt, hat den Familiennamen schon gehört), Helfer Matthias und ich (Rolf Stange) als Fotograf.
Probennehmen in Svea Nord.
Von links: Rolf Stange, Kristin Løvø, Malte Jochmann, Matthias.
An dieser Stelle möchte ich der Store Norske Spitsbergen Kulkompani und ganz besonders Malte Jochmal ganz herzlich dafür danken, dass ich die seltene Möglichkeit hatte, dieses Unternehmen als Fotograf zu begleiten. Kohlegruben sind keine öffentlichen Orte, und wenn man doch mal hineinkommt, dann normalerweise nicht mit der eigenen Kamera: Aus Sicherheitsgründen müssen sämtliche elektrischen/elektronischen Geräte einzeln genehmigt werden. Das wurde in diesem Fall ausnahmsweise ermöglicht, damit Fotos einschließlich der hier gezeigten Bilder und Panoramen entstehen konnten, die nie wieder möglich sein werden. Hauptziel der Aktion war natürlich die Probennahme für geologische Zwecke. Ich danke auch Kristin Løvø, die mir weitere Aufnahmen abseits der Probennahmestelle ermöglichte.
Svea Nord liegt weitgehend unter vergletscherten Gebieten, so dass im Sommer immer große Mengen Schmelzwasser aus der Grube gepumpt werden mussten. Da konnte es auch nicht schaden, mal ein Boot zur Verfügung zu haben. Vielleicht war in der Pause ja mal Zeit für einen kleinen Angelausflug 🙂
Ein Eindruck aus dem großen, über zehn Kilometer langen Haupttunnel, der vom Eingang bei Sveagruva entlang der ganzen Grube Svea Nord bis zum Marthabreen (Richtung Lunckefjellet) führt(e).
Hier werden die Bezeichnungen technisch: SN H8 Tv1 steht für Svea Nord Hauptstollen 8 Querschlag 1. Ein Querschlag (norwegisch Tverrslag, kurz Tv) ist ein kurzer Verbindungsstollen zwischen zwei Hauptstollen. Was normalen Menschen kryptisch erscheint, sagt dem Fachmenschen sofort, wo man sich befindet.
Ein weiterer Einblick in den Hauptstollen 8. In diesem Bereich fand die Probennahme statt. Die Flözmächtigkeit/Stollenhöhe beträgt hier über vier Meter.
Weitere Teile von Svea Nord waren nicht mehr zugänglich, mehr war auch aus zeitlichen Gründen nicht möglich. Aber letztlich sind diese Eindrücke durchaus repräsentativ für die größte Kohlegrube, die es jemals auf Spitzbergen gab – in allen anderen Bereichen sah es ähnlich aus, ausgenommen wohl das alte „Schneekristall“ (der room-and-pillar Bereich aus dem frühen Betriebsstadium), aber das war schon lange nicht mehr zugänglich.
Svea Nord machte auf den Besucher einen ganz anderen Eindruck als die Lunckefjellet-Grube, einfach weil die Flözmächtigkeit und damit die Höhe der Stollen in Svea Nord deutlich größer war. Dadurch wirkt die Grube räumlicher und weniger beengend.
Galerie Svea Nord (2)
Abschließend noch eine Galerie eines Besuchs in Svea Nord im April 2017. Für eine Weile hatte die Store Norske die Grube für touristische Besucher im Rahmen von Führungen zugänglich gemacht. Die Chance hatten wir uns damals natürlich nicht entgehen lassen und so schon einige interessante Einblicke bekommen. Damals durften wir aber nur eine kleine Kamera verwenden, die die Grubengesellschaft hierfür zur Verfügung gestellt hatte. Auch damit gelangen einige interessante Bilder.
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