Zwei junge Norweger waren unterwegs, um im Paddelboot Spitzbergen zu umrunden. Ihre Pläne erfuhren eine abrupte Änderung, als sie im Norden von Nordaustland im Zelt von einem Bären überrascht wurden. Die Warnschüsse des Stolperdrahtes, der das Lager umgab wurden nicht ausgelöst, als der Bär zum Zelt marschierte und einen der beiden Kameraden aus dem Schlafsack holte und mit ihm davon zog. Der zweite Paddler besaß die Geistesgegenwart gleich nach dem unsanften Erwachen mit seinem Gewehr dem Bär hinterherzulaufen und im richtigen Moment zur Strecke zu bringen. Beide jungen Männer wurden vom Rettungshubschrauber des Sysselmanns abgeholt. Die Verletzungen des Bärenopfers waren zum Glück nicht lebensbedrohend und der Paddler wurde sogleich im Krankenhaus von Longyearbyen chirurgisch behandelt.
Warum der Sicherheitszaum um das Lager nicht funktionierte wie er sollte, als der Bär durch den Stolperdraht lief, konnte die Polizei bisher nicht herausfinden. Fest steht, daß trotz gezogener Sicherheitssplinte zwei der Signalschüsse nicht losgingen. Noch wenige Tage zuvor hatte der bloße Wind die Anlage ausgelöst.
Im Sommer, wenn sich das Meereis gen Norden zurückzieht, wandert die Hauptnahrung der Bären, die Ringelrobbe, mit. An Land gebliebene Bären ernähren sich von Kadavern (links), Vogeleiern und anderen freßbaren Dingen. Auch Menschen stehen potentiell auf dem Speiseplan, wenn nichts besseres zu finden und der Hunger groß ist. Wanderer auf Spitzbergen, die im Zelt übernachten schützen daher ihr Lager mit einem Stolperdraht (rechts), sofern sie keine Hundemeute dabei haben.
Das staatliche, norwegische Landesvermessungsamt möchte gern eine neue Geodäsiestation auf Brandalspynten bei Ny-Ålesund errichten. Sowohl das Norwegische Polarinstitut als auch NERC (Natural Environment Research Council, Großbritannien) sind gegen das Vorhaben. Alle Gegner sind sich einig, daß die vorhandene Infrastruktur für den Neubau genutzt werden sollte und nicht neue Brücken und Straßenabschnitte für Neubauprojekte angelegt werden sollten. NERC befürchtet bei Bewilligung der derzeitigen einen Präzedenzfall für zukünftige Bauprojekte. Bisher ist die Gegend um Brandalspynten unberührte Wildnis.
In Ny-Ålesund arbeiten und leben vorrangig Forscher. Etwa 20 verschiedene Nationen arbeiten in und um den Ort an verschiedenen Projekten: angefangen von der Raumfahrt über die Klimaforschung bis hin zur Meeresforschung.10 Länder, darunter Norwegen und Deutschland betreiben feste Forschungsstationen im Ort.
Die deutsche Koldewey-Station (links, blaues Haus) in Ny-Ålesund.
Unis versucht derzeit mit schwerer Ausrüstung die Grenzen des vorgesehenen Kohlendioxid-Lagers im Adventdalen zu erforschen. Die bisherige Ausrüstung war zu schwach, um die maximalen Kapazitäten zu testen.
Der 970 m tiefe Brunnen an der Nordlichtstation im Adventdalen soll mit Wasser befüllt werden. Zuerst ist geplant mit einem Druck von 10 l in der Minute zu beginnen und die Prozedur nach und nach auf 500 l pro Minute zu steigern. Noch ist nicht hundertprozentig klar, ob die Sandsteinschicht in der Tiefe für eine Lagerung des Treibhausgases geeignet ist. Wenn, dann soll das Kohlendioxid in flüssigem Zustand in die Gesteinsschichten hineingepreßt werden; daher wird derzeit Wasser als Testsubstanz verwendet.
Eine 400 m mächtige Schieferschicht soll das Gas vor dem neuerlichen Austreten hindern. Es ist denkbar, daß durch den überdeckenden Permafrost, auch die obere Schicht des Gases gefriert und so als Verschluß dienen kann. Glücken die Tests, dann planen die Forscher von Unis im kommenden Jahr ein oder zwei neue Brunnenbohrungen.
Adventdalen Sommer 2008: Die Straße von Longyerbyen zur Grube 7 führt auch an der Nordlysstation mit dem blauen, backofenähnlichen Brunnengebäude vorbei.
Das Frachtschiff »Petrozavodsk«, das letztes Jahr im Mai an der Bäreninsel havariert ist, bleibt vorerst liegen. Bisher konnte sich noch niemand für ein weiteres Vorgehen entscheiden. Verschiedene Alternativen mit dem Wrack umzugehen sind im Gespräch: liegen lassen, versenken oder in Stücke geschnitten abtransportieren. Alles ist teuer und beeinträchtigt die Umwelt. Das vom Meer gebeutelte Wrack sitzt derzeit achtern hoch auf der felsigen Küste auf. Der Bug ist mittlerweile losgelöst. Bevor mit den Aufräumarbeiten begonnen werden kann, muß das Wrack und die Arbeitsstelle gesichert werden und herausgefunden werden, welche weiteren Schadstoffe sich noch an Bord befinden. Loses Gut, Öl und verschiedene Chemikalien wurden schon im vergangenen Jahr von Bord entfernt.
Die EISCAT-Anlange (European Incoherent Scatter) auf dem Grube-7-Berg wird ausgebaut. Eine dritte Antenne soll dazu kommen. Sie wird den größten Spiegel bekommen. Der Hauptfinanzier wird China sein, da das Land im Rahmen seines Mondlandungsprojektes auch gern Nutzen aus den Daten und der Technik der Anlage ziehen möchte. Mit ihrem finanziellen Beitrag erkaufen sie sich die Mitgliedschaft am Eiscat-Projekt. Auch wenn das Bauprojekt noch in den Babyschuhen steckt, so gehen Schätzungen davon aus, daß bei einer Bewilligung des Bauplanes die Antenne frühestens 2013 fertig gestellt werden kann. Im Gegensatz zu den beiden anderen Antennen, soll die neue durch eine Kuppel geschützt werden, was die Bedienung und die Wartung erleichtern soll.
Eiscat-Antenne 2008: An vier Orten Fennoskandinaviens wurden solche Parabolantennen zu Zwecken der Ionosfärenforschung errichtet. Bisher werden sie von 7 Mitgliedsstaaten, darunter auch Deutschland, betrieben.
Am 30. Juni hat es die M/S Polar Star geschafft, auf eine Untiefe bei den Dunøyane, an der Westküste Spitzbergens nördlich des Hornsund aufzufahren, die sogar in den aktuellen Seekarten verzeichnet ist. Wie sich herausstellte, waren nur ältere Seekarten an Bord, auf denen die Untiefe nicht eingezeichnet ist; dies führte zu einem Bußgeld für den Kapitän.
Das Expeditionsschiff fährt schon seit einigen Jahren in den Gewässern um Spitzbergen und ist von einem lokalen Tourismusunternehmen gechartert. Personen kamen nicht zu Schaden und auch das Schiff wurde nur leicht beschädigt. Die Mannschaft bekam es durch eigene Anstrengungen wieder frei. Der Gouverneur von Spitzbergen und die Küstenwache waren bald zur Stelle, um den Schaden zu evaluieren. Die 67 Passagiere wurden auf die M/S Fram, die für das gleiche Unternehmen fährt, umgesiedelt. Bereits am 03.07.2010. konnte das Schiff mit neuen Touristen aus Longyearbyen auslaufen.
Die kleinen Inseln Dunøyane nördlich des Hornsund, wo die Polar Star am 30. Juni auf Grund lief. Im Hintergrund die Küste der Hauptinsel Spitzbergen.
Quellen: Sysselmannen, Svalbardposten und Miljøstatus på Svalbard